KAPITEL 56

1989

Lass all die toten Holländer auferstehen und zusammenkommen. Lass sie klagen, weinen und nach ihm rufen. Sich mit ihren großen holländischen Hüten und breiten Hauben, ihren weißen Spitzenkragen und Geistergesichtern um sein Bett versammeln.

Gil hat keine Angst.

Lass selbst Bunyip kommen, aus welchem fauligen Loch er auch kriechen und das Ende seines Betts mit stinkendem Wasser überschwemmen mag. Blasen atmend. Soll er sich ruhig die Lippen lecken und die Klauen spreizen. Mit dem Schwanz schlagen und tun, was er will.

Gil hat keine Angst.

Seine Alpträume sind wahr. Kein altmodischer Geisterscheiß. Kein erfundener, Kindern Angst machender Monsterscheiß.

Roper mit knirschenden Zähnen, Fleisch-Schweiß-Gestank, scheißkranke Augen.

Gil weiß es: Roper Zanetti wird ihn holen.

Gil schreit, das Licht im Flur ist an und Joss an seinem Bett. Die Wölbung seines nackten Bauchs ruht auf dem Gummi seiner Unterhose. Er sieht verschlafen aus, und seine letzten Haarbüschel stehen in die Luft.

Gil schluchzt an der Brust des alten Mannes. Er riecht Motoröl, Tabak und Seeluft.

»Es ist alles gut, Junge«, sagt Joss. »Alles gut.«

Bill Nord kommt, um bei Gil zu bleiben, während sich die anderen auf die Suche machen. Gil sieht durch seinen Stein, und Bill schläft in seinem Sessel ein. Am Nachmittag machen sie einen Spaziergang.

»Was ist in der Sporttasche, Gil?«

»Die Schildkröte.«

»Ah.«

Ein Sonnenuntergang, der schier unglaublich ist. Magische Cocktailfarben. Tropical Dream. Gil wird überredet, herauszukommen.

»Da ist er«, sagt Dutch.

Joss und Bill Nord sitzen nebeneinander auf der Veranda. Sie drehen sich um und nicken, als hätte die ganze Welt auf Gil gewartet.

Die Sonne ist verschwunden, und Silvia kommt ins Camp. Sie hat Blätter für Enkidu dabei, und ihr laufen Tränen übers Gesicht, als sie Gil sieht, auch wenn sein Auge heute schon weniger schlimm ist.

Sie nennt Roper ein Arschloch.

Gil soll mit Silvia und den Männern in die Küche kommen. Es gibt ein paar Dinge, die er wissen sollte, auch wenn er nichts mehr hören will.

Die Polizei wird nicht tätig werden. Bill Nord verzieht gequält das Gesicht, als er das sagt. Silvia flucht. Dutch knüllt ein Geschirrtuch zusammen und wirft es in die Spüle. Joss starrt aus dem Fenster ins Nichts. Es ist dunkel.

Die Waygood liegt immer noch vor der Insel, wo Gil sie am Tag des Angriffs gesehen hat. Das ist für niemand eine Neuigkeit. Silvia bestätigt, dass Roper Vorräte eingepackt und ein Schlauchboot genommen hat. Er ist auf der Flucht.

Joss sieht Bill an. »Deine Jungs haben die Robbeninsel und West Wallabi abgesucht? Und?«

»Rein gar nichts.«

Joss fragt Silvia: »Was sagt dein Mann?«

»Er weiß nicht, wo er ist.«

Dutch zischt durch die Zähne. »Glaubst du das?«

»Das muss ich.«

Gil legt die Hände auf den Tisch, hebt einen Finger nach dem anderen an und spürt den gewohnten klebrigen Widerstand.