3.2 Lüftungsanlage
Je luftdichter Fenster, Türen und Dach sind, desto wichtiger ist es, das Haus richtig zu lüften. Vordergründig lüften Sie, damit die Luft frisch ist und gut riecht. Bauphysikalisch müssen Sie aber auch lüften, damit die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch wird und keine Gefahr besteht, dass sich an weniger warmen Wänden oder Decken Schimmel bildet.
Richtig lüften bedeutet, dass Sie in jedem Raum zwei- bis dreimal am Tag für rund fünf Minuten die Fenster weit öffnen. Im Sommer sollten Sie vorzugsweise abends und nachts lüften, damit nicht zu viel heiße (feuchte) Luft in das Haus kommt.
Richtig lüften klingt einfach, funktioniert in der Praxis aber selten. Ein paar Negativbeispiele:
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Nach dem Duschen wird das Badfenster geöffnet – und dann eine Stunde lang vergessen; wenn Sie das nächste Mal ins Bad gehen, ist dieses komplett ausgekühlt.
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Im Schlafzimmer bleibt das Fenster den ganzen Tag gekippt; die Luft ist zwar angenehm frisch, aber aufgrund eines Luftzugs durch das ganze Haus verliert dieses konstant an Wärme.
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Dafür vergessen die Kinder vollständig das Lüften ihrer Zimmer, und entsprechend riecht es auch.
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Im Sommer wird der Keller gelüftet, um die Feuchtigkeit herauszubringen. Leider hat dies genau den gegenteiligen Effekt: Die warme Sommerluft trägt viel Feuchtigkeit in den Keller, und an kalten Oberflächen kondensiert diese und führt zu mehr Wasser im Keller als vorher. Werden Räume gelüftet, um die Feuchtigkeit zu reduzieren, muss dies bei möglichst kalten Außentemperaturen geschehen!
Kontrollierte Wohnraumlüftung
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung automatisiert das Lüften und verspricht in allen Räumen ständig frisch Luft ohne wahrnehmbare Luftströmungen oder Geräusche. Der Wärmeverlust beim Lüften wird damit deutlich kleiner. Bei Bedarf (Pollenallergie) kann die Lüftungsanlage sogar mit einem Pollenfilter ausgestattet werden.
Der aus Sicht dieses Buchs größte Vorteil ist die Wärmerückgewinnung: Mit der ausströmenden warmen Luft wird die frische Luft vorgewärmt. Andererseits hat die Lüftungsanlage selbst einen nicht ganz unerheblichen Strombedarf, der je nach Hausgröße (Luftvolumen) und Nutzungsstunden ca. 400 bis 600 kWh pro Jahr beträgt.
Bei der Ausführung haben Sie die Wahl zwischen zwei Bauweisen:
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Zentralsystem: Hier wird die Belüftungsanlage samt Wärmetauscher im Technikraum oder Keller aufgestellt. Die Räume werden über Rohre bzw. Luftkanäle mit Frischluft versorgt.
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Dezentrale Geräte: Hierbei handelt es sich um kleine Geräte, die paarweise in einem Wanddurchlass eingebaut werden und normalerweise nur ein Zimmer versorgen. Dabei wird die Luft wechselweise durch einen Wärmetauscher aus Metall oder Keramik nach außen geblasen und dann wieder angesaugt (Pendellüftungsprinzip). Der Wärmetauscher wird beim Ausblasen der Luft erwärmt und kann so die frische Luft beim Ansaugen vorwärmen.
Bei entsprechender Anordnung mehrerer Lüfter kann durch sogenanntes »Überströmen« die frische Luft auch über mehrere Räume hinweg durch das Haus geführt werden.
Der größte Vorteil dezentraler Geräte besteht darin, dass keine Luftkanäle durch das ganze Haus erforderlich sind und somit ein nachträglicher Einbau z. B. im Rahmen einer Sanierung möglich ist.
Wohlfühlfaktor
Aus energetischer Sicht ist der Nutzen automatischer Belüftungssysteme unbestritten: Richtig installiert sparen sie deutlich mehr Wärmeenergie, als sie elektrische Energie kosten. Der Automatismus ist zudem äußerst bequem.
Andererseits sollen Sie sich in Ihrem Haus wohlfühlen. Wenn Sie das leichte Säuseln in der Nacht stört oder wenn Sie kein gutes Gefühl dabei haben, dass Ihre Frischluft zuerst durch 10 oder 20 m lange, uneinsichtige Eisenrohre geleitet wird, sollten Sie zumindest von Zentralanlagen Abstand halten. Dann braucht es allerdings etwas Lüftungsdisziplin.
Idealerweise sprechen Sie vorher mit anderen Hausbesitzern. Sie werden (wie ich) auf ganz unterschiedliche Ansichten stoßen: glückliche Nutzer, die nie mehr etwas anderes wollen, und solche, die ihre Anlage nach ein paar Monaten komplett oder zumindest in den Schlafzimmern deaktiviert haben.