IX
Snyper hat mich, ohne nachzufragen, direkt vor Barrys und meinem Apartmentkomplex herausgelassen. Keine Ahnung, woher er weiß, wo ich wohne. Das muss zu den Sachen gehören, die Demon über mich in Erfahrung gebracht hat.
Ich habe mich höflich bedankt und bin eigentlich davon ausgegangen, dass Demon mir höchstens ein bohrendes Augenfunkeln schenkt und dann für die nächsten Wochen oder Monate wieder aus meinem Leben verschwindet – oder für immer.
Doch sie ist ohne zu zögern zusammen mit mir ausgestiegen.
Mir ist der warnende Blick von Snyper nicht entgangen, den er ihr zugeworfen hat, aber er hat nichts gesagt und hat sich sofort aus dem Staub gemacht.
Glücklicherweise gibt es in dem Gebäude, in dem Barry und ich das Penthouse gemietet haben, keinen Portier, denn dieser hätte Demon sicher einer besonders kritischen Beachtung unterzogen: Auch wenn sie ihre Waffen nicht mehr trägt, wirkt sie neben mir dennoch ziemlich ... militant. Vor allem jetzt, wo die Leute in der Umgebung sich bestimmt nach möglichen Terroristen
umsehen.
Na ja. Und ich gebe ebenfalls ein Bild ab, das zu Spekulationen anregt.
Jetzt stehen wir schweigend nebeneinander im Aufzug und beobachten, wie die Digitalanzeige die Stockwerke durchzählt, die wir passieren.
Als die Türen langsam aufgleiten, zögere ich, bevor ich hinaustrete. Ich bleibe in der Lichtschranke stehen und versperre Demon, die mir offensichtlich folgen will, somit den Weg.
»Warum bist du mitgekommen?«, frage ich und wundere mich zeitgleich über meine heisere Stimme.
»Hierher?«, sie runzelt die Stirn und scheint sich unsicher zu sein, ob ich nicht etwas anderes meine.
»Ja. Weshalb bist du nicht mit Snyper mitgefahren?«
»Weil ...« Sie tritt mit zwei Schritten an mich heran und legt mir die Hand an die Kehle, um mich behutsam rückwärts zu schieben. »Weil ich dir ... beim Ausziehen behilflich sein möchte.«
Über Demons unverhoffte Ehrlichkeit kann mir nur der Mund offen stehenbleiben und so spüre ich lediglich am Rand meiner Wahrnehmung, wie ich mit dem Rücken gegen die geweißelte Wand des schmalen Korridors stoße.
Der Fahrstuhl mündet direkt in Barrys und meinem Apartment, was uns eine gewünschte Privatsphäre gegenüber den anderen Mietern in diesem Gebäude gibt; aber ebenfalls eine gewisse Einsamkeit in meinem Fall. Die einzige Möglichkeit, jemanden von ihnen zu treffen, ist im winzigen Foyer oder eben im Fahrstuhl selbst.
Direkte Nachbarn haben wir nicht. Und für diejenigen, die unter uns wohnen, wirken wir wahrscheinlich ziemlich unnahbar.
»Sehr zuvorkommend, aber ... ich kann mich ganz fantastisch ohne fremde Hilfe entkleiden. Danke.« Es fühlt sich an, als würde mir das Herz in die Hose rutschen, doch auch zeitgleich wie ein junges Reh in meinem Brustkorb herumspringen.
»Fremde
Hilfe? Ich hatte den Eindruck, dass wir schon darüber hinweg sind Evie«, hält sie mir vor und schafft dabei den Spagat zwischen einem bedrohlichen, aber auch verführerischen Unterton. Genauso wie ihre Hand an meiner Kehle bedrohlich wirkt und zeitgleich so sanft ist, dass ich das Gefühl vermittelt bekomme, dass Demon mich auf diese Weise unter Kontrolle hält und gleichzeitig meine Nähe sucht.
Und ich möchte
, dass sie mich nicht von sich stößt.
Sie hebt den Blick und lässt ihn durch den schmalen Korridor streifen. In Seelenruhe studiert sie jede einzelne Ecke von oben bis unten; sogar die Zimmerdecke. Dann grinst sie herausfordernd und wendet sich wieder mir zu. Sie löst den Griff von meiner Kehle, nur um seitlich in einen ihrer Kampfstiefel zu greifen und ein Springmesser herauszuholen, dessen glänzende Klinge sie mir postwendend an die Halsschlagader drückt.
Entgeistert zucke ich zusammen und starre sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Was? Habe ich ... etwas falsch gemacht?« Auf einmal bin ich mir gar nicht mehr so sicher, dass ich den heutigen Tag überleben werde.
»Nicht doch«, flüstert sie an meine Schläfe. Ihre Lippen streichen über meine Haut, bis zu meinem Ohr. »Ich will nur auf Nummer sicher gehen, dass du dir darüber im Klaren bist, mit wem du dich hier anlegst, Evie.«
»Wie meinst du das?«
Ein scharfer Schmerz durchsticht die Haut an meinem Hals. »Sofern ich herausfinden sollte, dass du doch nicht diejenige bist, für die ich dich inzwischen halte, werde ich nicht zögern, dich kaltzumachen«, wispert sie in mein Ohr.
Ihr Mund küsst sich meinen Hals hinunter, was ich ungewollt mit einem leisen Seufzen quittiere. Genauso, wie ich meinen Kopf zur Seite neige und ihr die Stelle, an der eben noch das Messer gelegen hat und wo sich nun ihre Lippen befinden, freiwillig entblöße.
»So ist es gut, Engelchen«, haucht sie und leckt über die Stelle, wo der scharfe Schmerz war. Bei dem Kontakt mit ihrem Speichel lodert das Brennen auf meiner Haut auf und ich gebe ein gedämpftes Zischen von mir. Nicht, weil ich das Gefühl nicht mag, sondern, weil ich vermute, dass sie mich an dieser Stelle geschnitten hat und nun mein Blut kostet: Es gefällt mir. Ein niederer Trieb in mir reagiert darauf und ... will, dass Demon genau das mit mir tut.
»Macht es dich an, wenn ich dich ritze, Evie?«, fragt sie so leise in mein Ohr, als wollte sie vermeiden, dass uns irgendwer hört. Mein Verstand vielleicht.
Ich drehe mein Gesicht zu ihr und sie empfängt mich mit einem behutsamen Kuss. Ihre Lippen schmecken so metallisch wie mein Blut.
»Darauf werde ich dir nicht antworten«, gebe ich mindestens genauso leise auf ihre Frage zurück.
»Warum nicht?« Ihre Lippen streicheln die meinen und dann lächelt sie.
»Weil mein moralischer Kompass mich dazu zwingen würde, diese Frage zu verneinen.«
»Ah, okay.« Sie küsst mich erneut und diesmal schon um einiges herrischer. Die Hand mit dem Messer legt sich kühl an meine Wange und für einen Moment gleitet ihre Zunge zwischen meine Zähne und plündert auf so reizvolle Weise meinen Mund, dass mein Herz ins Stolpern gerät und ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als mich Demon vollkommen hinzugeben.
Ich glaube, so besitzergreifend hat sie mich bisher noch nie geküsst.
Und jetzt begreife ich es: Sie wird sich diesmal nicht abwimmeln lassen. Sie will mir wirklich beim Ausziehen helfen
. Sie will mich nackt sehen. Und sie will Sex.
Mein Gott. Ich werde gleich mit einer Frau schlafen und ich habe keine Ahnung, wie das geht.
Sofort breche ich den Kuss ab und schaue mit kochend heißen Wangen zu Boden, während ich noch immer Demons Atem auf meinem Gesicht spüre und auch ihre Nasenspitze an meiner Wange, die mich zu animieren versucht, den Kuss fortzusetzen.
»Was ist?« Mit zwei Fingern umfasst Demon mein Kinn.
»Ich ... du wirst mich doch sicher für vollkommen ungeschickt halten. Ich habe keine Ahnung, wie ...«
»Evie.« Sie spricht in normaler Tonlage und es wirkt so ungewohnt laut, dass ich merklich zusammenzucke. »Für wie ignorant hältst du mich?«
»Hä?« Verständnislos schaue ich zu Demon auf.
»Wenn mir durchaus klar ist, dass du vor mir noch nie mit einer Frau zusammen warst, sollte dir klar sein, dass ich Rücksicht auf deine Unerfahrenheit, und vor allem auch auf deine Hemmungen nehme.«
»Wirst du das?«, frage ich erstaunt.
»Ja?! Wieso denn nicht?«
»Na, beispielsweise, weil du mich eben einfach geritzt hast, ohne mich vorher zu fragen, ob ich das überhaupt möchte.«
»Das ist etwas anderes.« Verärgert spitzt Demon die Lippen, während sie das Messer geschickt zwischen ihren Fingern rotieren lässt.
»Wieso ist das
etwas anderes?«
»Weil«, sie kommt mir wieder näher, »das zum Vorspiel gehört. Zum Grenzen austesten. Wenn ich allerdings das erste Mal mit meinen Fingern in dich eindringe, will ich, dass du mir vertraust und dass du dich fallen lässt. Das könntest du nicht, wenn du jeden Moment damit rechnen musst, dass ich unangekündigt den Messergriff in dich ramme oder so etwas in der Art.«
Mein Magen schnürt sich auf eine positive, erregende Weise zusammen und ich beiße mir auf die Unterlippe. »Tust du so etwas? Ich meine, es anderen Frauen mit dem Griff deines Messers zu besorgen?«
»Warum nicht? Wenn ich glaube, dass es ihr gefallen könnte?« Ihre geschwungenen Lippen verziehen sich zu einem Lächeln und ich bin mir ziemlich sicher, sie ahnt, was die Vorstellung von ihrem Messer in mir gerade mit mir anstellt.
Ich zeige auf das Messer, das sie noch immer spielerisch zwischen ihren Fingern dreht. »Hast du das schon einmal in eine Frau geschoben, Demon?«
»Vielleicht.« Sie presst die Lippen zusammen, offenbar muss sie sich nun wirklich ein Lachen verkneifen. Möglicherweise auch schon allein aus dem Grund, weil ich spüre, wie meine Wangen mit jedem Wimpernschlag an Röte zunehmen.
Ich verziehe den Mund zu einer angewiderten Grimasse. »Dann wirst du diesen Messergriff gefälligst von mir fernhalten.«
»Mal sehen«, raunt sie und küsst meine Schläfe. »Ich bin gespannt, ob du diese Einstellung noch immer hast, wenn wir richtig scharf aufeinander sind und du dir einfach nur wünschst, dass ich dich mit irgendetwas ficke, das einem Schwanz ansatzweise gleichkommt, Evie.«
»Dann holst du dir besser eine Karotte aus dem Kühlschrank.«
»Du willst lieber mit einer Karotte gevögelt werden als mit einem Messergriff, der eventuell schon einmal in einer anderen Frau war?«
»Japp. Vorausgesetzt, du wäschst sie vorher gründlich ab und ziehst ein Kondom drüber.«
»Na, bis dahin ist die Stimmung doch längst verflogen und dann willst du sicher nicht mit einer Karotte gefickt werden.«
»Dann nehmen wir eben meinen Dildo«, erkläre ich ungerührt.
Demons Miene erhellt sich vor Neugierde. »Das erlaubt dein Verlobter dir? Sexspielzeug für Frauen ist doch mindestens genauso verpönt wie der Sex an sich unter Frauen.«
»Tja. Barry denkt, dass ich ausschließlich an seinen Schwanz denke, wenn ich mich damit befriedige.«
Sie lässt ihre Nasenspitze über meine Wange streichen. »Dann nehmen wir deinen Dildo.«
Forsch küsst sie meinen Mund, sodass ich mich ihr wie automatisiert entgegenstrecke. Erneut spüre ich die Klinge an meiner Wange, aber auch Demons freie Hand an der anderen.
Wieder schiebt sie ihre Zunge in meinen Mund und setzt den besitzergreifenden Kuss fort. So lange, bis die glatte Seite der Klinge sanft meinen Hals hinuntergleitet, bis zu meinem Ausschnitt.
Demon entzieht sich mir, senkt den Blick und beobachtet sich dabei, wie die Klinge mit einem leichten Ruck den ersten Knopf meiner Bluse löst. Mit einem kaum vernehmbaren Klicken landet er auf dem teuren Parkett.
»Hast du gar kein schlechtes Gewissen?«, fragt sie leise und löst den nächsten Knopf. Auch der landet auf dem Boden.
Eine Sekunde muss ich tatsächlich überlegen, was sie meint, doch dann stößt mich diese Frage hart vor den Kopf. »Seit wann machst du dir Gedanken um Barry?«, erkundige ich mich eingeschnappt und packe die Hand mit dem Messer.
Sofort kommt Bewegung in Demon. Sie reißt sich los, packt mich ihrerseits an meinen Unterarmen, drängt mich gegen die Wand und stemmt meine Hände rechts und links neben meinen Kopf. Die Messerklinge drückt sich kalt in meinen Handballen und ich fürchte, dass unser Intermezzo gleich schon allein aus dem Grund vorbei sein wird, weil ich erst einmal meine Schnittwunde versorgen muss.
»Ich mache mir keine Gedanken um Barry!
« Ihr Gesicht ist direkt vor meinem. Ihre dunklen Augen blitzen erbost und ich glaube auf einmal, dass sie mir wehtun will. »Doch wenn du ihm so gedankenlos fremdgehst, frage ich mich, ob du es bei mir genauso machen würdest.«
»Spinnst du?«, sind leider die einzigen beiden Worte, die ich über die Lippen bekomme.
»Ja, Evie. Ich spinne.
Wenn du mich kennen würdest, wüsstest du, wen du vor dir hast. Du würdest ganz anders mit mir umgehen, wenn du wüsstest, wer ich bin
und was mich antreibt.«
Ihre Worte sind so unheilschwanger, dass mir der Atem stockt. »Warum erzählst du mir dann nicht von dir?«, flüstere ich heiser. »Du verrätst mir nicht einmal deinen richtigen Vornamen.«
»Den verrate ich niemandem«, gibt sie mit einem Schmollen in ihrer Stimme zurück. »Ich dachte, du hättest dich über mich informiert?«
Langsam lösen sich Demons Hände von meinen und ich atme erleichtert durch. Ich lehne nach wie vor an der Wand, während sie nun wachsam zurückweicht.
»Dein Lebenslauf, Demon. Mehr nicht. Wenn man das überhaupt als einen solchen bezeichnen kann, was man online über dich findet. Spekulationen von heimlichen Bewunderern der Adlers. Mythen. Legenden. Fanfiction bezüglich deines Cousins. Es steht nirgendwo geschrieben, wie es in dir drin aussieht.« Skeptisch untersuche ich meine Hand und muss glücklicherweise feststellen, dass die Klinge sich zwar in meine Haut gefressen hat, aber nur ein schmaler Streifen Blut hervortritt.
Sofort umklammern ihre Finger wieder mein Handgelenk und im nächsten Moment küsst Demon die blutige Stelle. »Entschuldige.«
Ich weiß nicht so genau, was ich darauf antworten soll. Macht nichts
oder kein Ding
würde es für meinen Geschmack zu sehr herunterspielen. Andererseits habe ich Demon sozusagen erlaubt, mich zu ritzen.
»Für diesen Schnitt entschuldigst du dich, aber für den Schnitt an meinem Hals nicht?«
Demons Mundwinkel zuckt. »Die Entschuldigung war nicht für den Schnitt. Der wird auch nicht der Letzte sein. Das war dafür, weil ich dir etwas zum Vorwurf gemacht habe, was du mir längst erklärt hast.« Sie zögert und scheint sich genau überlegen zu müssen, welche Worte sie wählt: »Manchmal ... ist es, als würde ein Blitz in meinem Kopf einschlagen und mich dazu bringen, verletzende Sachen zu sagen oder sogar einen Streit vom Zaun zu brechen. Manchmal sind es nicht nur Worte, sondern auch ...«
»Taten?«, helfe ich nach, als sie es offenbar nicht schafft, den Satz zu beenden.
Sie nickt. »Ja.«
»Ich glaube, das hat jeder mal.«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Nicht so wie ich.«
Ich überlege sie zu fragen, ob sie darüber schon einmal mit einem Psychologen gesprochen hat, wenn ihre mangelnde Impulskontrolle ein paar Probleme verursacht, aber ihr diese Frage zu stellen, fühlt sich nicht richtig an. Sie muss mir mehr von sich preisgeben, freiwillig, bevor ich von selbst in ihre Privatsphäre eindringe.
Sie seufzt. »Ich weiß, dass deine Beziehung mit Barry arrangiert ist und auch, dass er dir selbst untreu ist. Da geschieht es ihm ganz recht, wenn ich dir einen Besuch abstatte, während er sich tausende von Kilometern entfernt einredet, was für ein toller Kerl er ist und dich ungefragt wie ein Bauernopfer über das Schachbrett schieben darf.«
Ich blinzle verblüfft bei diesem Vergleich, aber ebenfalls wegen der plötzlichen Umkehr zum alten Thema. »Du wirst doch bestimmt einen Grund haben, warum du mich gefragt hast, ob ich kein schlechtes Gewissen habe.«
»Es könnte ja sein, dass du ... mich nur interessant
findest, weil du ... deinem Verlobten oder deinen Eltern in einem Anflug von Rebellion eins auswischen willst.« Sie fixiert meinen Blick mit ihren dunklen Augen. »Bestimmt ist es genauso die Gefahr
, die dich anzieht.«
Möglicherweise hat sie recht. Es ist nicht so, dass mir dieser Gedanke nie gekommen ist. Doch da ist etwas anderes: »Ich fürchte, ich kann es nicht in Worte fassen, Demon. Ich werde es für dich versuchen, aber ich kann es wohl nicht einmal ansatzweise so wiedergeben, wie ich es gerne hätte. Und ich hoffe, das nimmst du mir nicht übel.« Ich nehme ihre freie Hand und verschränke meine Finger mit ihren. »Da ist etwas, wenn ich dich ansehe. Mein Herz beginnt zu klopfen und mein Magen schnürt sich zusammen. Wenn du mich küsst, ist es, als würde sich mein innigster Wunsch erfüllen. Wenn du mich anlächelst, kribbelt es in meinem Bauch und wenn ich deine Stimme höre, läuft mir ein angenehmer Schauer über den Nacken. Du redest ständig davon, dass ich nicht weiß wer du bist und vorhin wolltest du irgendetwas mit einer Maske sagen, das habe ich nicht vergessen. Doch das nehme ich dir nicht ab. Vielleicht hast du ein paar eigenartige Vorlieben, aber das schreckt mich nicht ab, Demon. Ich bin mir sicher, dass du mir nichts antun wirst.«
»Da täuschst du dich«, wispert Demon so leise, dass ich sie kaum verstehe. Zeitgleich berühren ihre Lippen wieder meinen Mund und als sie merkt, dass ich ihren Kuss erwidere, lösen sich ihre Finger von meinen, greifen grob in mein Haar und ziehen meinen Kopf mit einem Ruck in den Nacken. Ihre Zunge gleitet über meine Kehle, bis in meinen Ausschnitt, der sich durch ihre Klinge inzwischen bis zu dem mittigen Steg meines BHs erweitert hat.
Ich schlucke schwer, weil ich mir ziemlich gut vorstellen kann, was sie vorhat. Wie erwartet spüre ich die Klinge auf meiner Haut und dann durchtrennt sie den Stoff meines BHs und die restlichen Knöpfe meiner Bluse.
Übergangslos lässt Demon mich los und ich will automatisch ihr Werk betrachten, doch sie küsst mich wieder und drängt mich dabei fest gegen die Wand.
Das Messer fällt klirrend zu unseren Füßen. Ich merke, wie Demons Finger zu meiner Lendenwirbelsäule wandern und den Reißverschluss meines Rocks aufziehen. Im selben Moment zieht ihre andere Hand die restliche Bluse aus dem Bund.
Und dann schieben ihre beiden Hände die Bluse und die BH-Träger von meinen Schultern.
Demons Lippen wandern von meinem Mund meinen Kiefer entlang, bis zu meiner Halsbeuge, während ihre Hände die Kleidung hinunterschieben, bis sie schließlich, zusammen mit einem Seufzer meinerseits bei dem Messer landet.
Demons Lippen wandern über mein Dekolletee und ich kann nur noch stoßweise atmen und mich hilflos an ihr festklammern, weil ich nicht weiß, was ich machen soll.
»Du bist so schön«, murmelt sie auf meine Haut, bevor sie über meinen Nippel leckt und ich ein lautes Keuchen ausstoße.
Unmittelbar richtet sie sich wieder auf, nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst mich so vorsichtig, dass ich das Gefühl bekomme, aus filigranem Glas zu bestehen.
»War das zu früh?«, fragt sie mit einer eigenartigen Besorgnis in ihrer Stimme.
Ich schüttle den Kopf und Demon lacht dunkel.
»Ich will dich nicht überfordern. Du musst mir nur sagen, wenn dir irgendetwas zu schnell geht.«
»Du setzt komische Prioritäten«, gebe ich zurück und sie lacht erneut, wird aber sofort wieder ernst.
Sie schließt die Augen und lehnt ihre Stirn an meine. »Evie, ich will dich so sehr. Ich will dich spüren«, seufzt sie und ich nicke.
»Das will ich auch.«
Ein Finger gleitet über mein Dekolletee, zwischen meine Brüste, wo er ein sanftes Brennen hinterlässt. Ist ja super. Als Demon meinen BH aufgeschnitten hat, hat sie mich geritzt.
Aber mir bleibt nicht länger Zeit, darüber nachzusinnen, ob es mich stört oder ob es mich scharfmacht, wenn Demon mir Schnittwunden verpasst, weil ihre beiden Hände auf Wanderschaft gehen, zärtlich über meine Seiten streichen und meinen Rock hinunterschieben, der, nachdem er erstmal die Rundungen meiner Hüften und meiner Oberschenkel bewältigt hat, raschelnd zu Boden fällt.
»Du ziehst eines deiner durchsichtigen Spitzenhöschen zum Vorstellungsgespräch bei einem von Barrys korrupten Freunden an, ja?« Demons Augen blitzen und sie schenkt mir ein Feixen, doch an ihrem spitzen Unterton höre ich den Argwohn heraus. »Du bist also davon ausgegangen, dass Coleman diesen Slip zu sehen bekommt, stimmt’s?«
Mit einem Mal ist es, als hätte Demon einen Eimer mit eiskaltem Wasser über mir entleert und ich fühle mich einfach nur noch entblößt. Fröstelnd verdecke ich meine nackten Brüste mit den Händen. »Nein. Barry will nicht, dass ein anderer Mann mich vögelt. Sie dürfen mich anfassen, aber ...«
»Sie dürfen dich anfassen?
Du meinst auch, oral befriedigen? Und was ist mit ihren Schwänzen? Darfst
du sie lutschen?«
»Es ist erst einmal vorgekommen, dass mir einer von ihnen zwischen die Beine gefasst hat und dann habe ich ihm gesagt, dass ich das nicht möchte und ...«
»Evie! Beantworte meine Fragen!«
Langsam werde ich selbst sauer, weil es Demon einfach nichts angeht, was vor
ihr war. »Barry ist ziemlich possessiv. Er will wie gesagt nicht, dass ich andere Männer anfasse.«
»Und warum nicht?«
Ich gebe ein leises Seufzen von mir. »Er will, dass die anderen Männer ihn beneiden. Es macht ihn an, zu wissen, dass andere Männer mich begehren, mich aber nicht haben dürfen. Er will der Einzige sein, der mich ficken und seinen Samen in mich spritzen darf.«
Demons Kiefermuskel pulsiert, aber sie scheint ein wenig beruhigt. »Sie dürfen dir nur
den Hintern tätscheln. Und die Unterwäsche? Der Stoff deines Rocks ist so dick, dass man sie nicht gesehen hat.«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe keine andere Unterwäsche. Nur solche.«
Mit einem erschöpften Seufzer lehnt sie sich vor und stützt sich an der Wand über meinem Kopf ab. »Mir ist, als hätte ich es schon einmal gesagt, aber ich wiederhole es gerne für dich: Wenn du meine Freundin wärst, dürfte dich niemand anfassen, klar? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es mögen würde, wenn dich überhaupt irgendwer ansieht
.«
»Dann müsstest du mir wohl eine Burka kaufen.«
»Das würde ich womöglich tun.«
»Aber ich würde sie nicht tragen. Wenn ich bei dir bin, bin ich frei. Ich mag die Vorstellung, dass mich niemand außer dir berühren darf, sogar sehr. Alles andere möchte ich bitte selbst entscheiden.«
»Okay.« Demon nickt. »Und ich mag die Vorstellung, dass die Männer dich begehren, aber genau wissen, dass du mir gehörst und sich niemals trauen, dich mir wegzunehmen.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Obwohl es sich im direkten Vergleich zu Barry wie vom Regen in die Traufe anhört, gefällt mir diese Zukunftsaussicht mit Demon.
Doch dann stocke ich in diesen Gedankengängen. »Wird es denn so kommen?«
»Wie meinst du das?«
»Bin ich deine Freundin? Werde ich es jemals sein?«
»Nein.«
»Oh.« Ich senke die Lider und mir wird klar, dass das hier, was zwischen mir und Demon geschieht, noch weit von einer gemeinsamen Zukunft entfernt ist.
»Soll ich lieber gehen?«
Ich schaue auf in das funkelnde Dunkelbraun ihrer Augen. »Du bist nur hier, um mich zu verführen, oder?«
»Ich bin hier, weil ich dich will, Evie. Alles andere wäre gelogen.«
»Du belügst mich doch ständig.«
»Ja, aber ich denke, es sollte dabei bleiben, dass wir einander begehren. Und nicht mehr.«
»Vorhin warst du eingeschnappt, als ich dich als meine Affäre bezeichnet habe.«
»Das bin ich ja auch nicht. Ich bin dein Monster.«
Sanft schiebe ich sie von mir. Seitdem sie mir gesagt hat, dass wir nicht zusammen sein können, ist mein Verstand scheinbar in vollem Umfang zu mir zurückgekehrt. »Ja. Ich denke, es ist besser, wenn du gehst, Demon.«
»Jetzt doch?« Sie schmunzelt und versucht mich zu küssen.
»Ja. Weil es mir das Risiko nicht wert ist. Dann heirate ich lieber Barry.«
Ich hoffe, dass ihr meine Worte zu denken geben. Wenn sie mich von sich stößt, dann tue ich es auch.