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Kapitel 5

Die absolute Großartigkeit des Weltraums

»Käpt’n der Großen… was?«, fragte Max.

Es folgte ein kurzes, schmerzliches Schweigen, und die Besatzungsmitglieder vermieden es, sich anzusehen.

»Der … äh … Großen Dreckschleuder«, sagte Krawall kleinlaut. Er schämte sich für den Ruf des Schiffes und auch für den schrecklichen Geruch an Bord. »Ich weiß, dass es hier ein bisschen schmutzig ist«, fügte er hinzu und strich hastig einige Schachteln und Bonbonpapiere von den Kontrollpulten. »Aber von einem intergalaktischen Müllschiff kann man nicht erwarten, dass es sauber und gepflegt ist, oder? Ha, ha!« Sein Lachen klang nervös.

»Ein intergalaktisches Müllschiff?«, stammelte Max. »Das hier ist ein Raumschiff?« Seine Augen wurden groß vor Staunen, als er sich auf der Kommandobrücke umsah.

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Ihr wärt sicher sehr überrascht – wenn ihr die Kommandobrücke der Großen Dreckschleuder sehen könntet.

 

(Mir ist gerade eingefallen: Wahrscheinlich kennt ihr Raumschiffe nur aus Filmen, nicht wahr? Ich wette, ihr stellt euch ein supermodernes, blitzsauberes Schiff mit lauter Hightech vor, an Bord Besatzungsmitglieder, die hübsche Uniformen tragen und alle sehr klug sind. Oh, wie sehr kann man sich irren …)

 

Die Besatzung schaute sich kummervoll auf der Brücke um.

Sie sah:

  • leere Becher und Schachteln auf den Pulten
  • übrig gebliebene Pizzakrusten sowie Peperoni- und Ananasstücke, alles auf dem Boden verstreut
  • rissige Armaturentafeln
  • schmutzige Instrumentenanzeigen
  • das schäbige Erscheinungsbild von allem
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Wisst ihr, es ist komisch, aber man kann dieselbe Sache ganz unterschiedlich sehen.

Max sah:

  • beeindruckende Ansammlungen von Knöpfen, Schaltern und Steuerknüppeln
  • seltsame Darstellungen auf den Monitoren
  • große Sichtfenster, die die Brücke auf drei Seiten umgaben

Und dann, das Großartigste von allem, etwas, das weit über seine wildesten Träume und Fantasien hinausging …

 

DEN WELTRAUM!

 

Eine Million Sterne leuchteten in tintenschwarzer Dunkelheit. Geheimnisvolle Planeten hingen am fernen Horizont. Ein großer, gelb und mit drei goldenen Ringen, glühte matt in der Nähe, und ein dunkelroter schwebte mitten in einem violetten Nebel. Der hellste Planet war klein und rosarot. Er strahlte so hell, als sei er wütend darüber, so klein zu sein.

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Überall erstreckte sich der Weltraum, gewaltig, endlos und…

 

FANTASTISCH.

 

Max wurde unsanft aus seinem Staunen gerissen, denn Lexie stieß ihn mit dem Tablet an.

»Unterschreib hier einfach, Käpt’n. Es ist nur für die Datenaufzeichnung.«

»Ich?«, fragte Max. »Äh … ich glaube, ihr habt euch in der Person geirrt.«

Aber die Besatzung glaubte, dass sie den talentiertesten jungen Raumschiffkommandanten im bekannten Universum gefunden hatte, und sie wollte ihn unbedingt anheuern.

Vor allem Lexie.

»Was?«, schnauzte sie, und in ihren türkisfarbenen Augen blitzte es gefährlich. »Warum hast du dich um die Stelle beworben, wenn du sie nicht willst?«

»Ich hab mich gar nicht beworben!«

»Doch, hast du.« Lexie deutete zu den Weltraum-Mails auf dem Schiffsmonitor. »Siehst du?«

Max blickte auf die Nachricht, die er geschickt hatte:

An: Raumschiff Große Dreckschleuder

Betreff: Käpt’n gesucht

Nachricht:

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Mehr Verwirrung auf der Kommandobrücke

»Das habe ich nicht geschickt.«

»Hast du doch.«

»Nein, unmöglich. Ich verstehe die Nachricht nicht einmal. Wie lautet sie?«

»Woher soll ich das wissen!«, erwiderte Lexie scharf. »Das ist deine Sprache, nicht meine.«

»Nein, ist es nicht. Ich dachte, es wäre deine!«

»Wessen Sprache ist es dann?«, fragte Krawall, der völlig verwirrt war.

»Computer!«, rief Gizmo argwöhnisch. »Hast du die Nachricht durcheinandergebracht?«

»Äh … ich muss gestehen … vielleicht ein bisschen. Aber es ist nicht meine Schuld!«, sagte der Computer schnippisch. »Wenn ihr dauernd Weltraum-Mails an ›Irgendjemand im ganzen bekannten Universum und jenseits davon‹ schickt, kann man wohl kaum von mir erwarten, dass ich alle richtig hinkriege.« Mit einem beleidigten Piepen schaltete sich der Computer ab.

»Es ist also alles ein Irrtum«, sagte Max munter. »Deshalb dürfte es das Beste sein, ihr … äh … schickt mich zurück.«

Lexie dachte eine Nanosekunde darüber nach.

»Nein«, sagte sie unverblümt.

»Ihr könnt mich doch nicht hierbehalten!«, rief Max.

»Doch, können wir.« Lexie lehnte sich ans Flugpult und verschränkte die Arme. Sie erinnerte Max an die Mädchen in seiner Klasse, wenn sie schlechte Laune hatten.

»Aber das ist… das ist Freiheitsberaubung!«

»Na und?«

»Pilotenoffizier Lexie.« Gizmo richtete einen strengen Blick auf sie. »Darf ich dich an die Vorschriften des Intergalaktischen Reise- und Transportabkommens erinnern, sofern sie den Austausch eines Käpt’ns betreffen?«

Lexie sah ihn verdutzt an.

»Man darf grundsätzlich niemanden zwingen, Käpt’n zu werden, wenn es der Betreffende nicht will. Wir müssen ihn also gehen lassen … und ich übernehme das Kommando.« Gizmo ging zum Sessel des Käpt’ns.

»NEIN!«, rief Krawall und versuchte, ihm zuvorzukommen. »Ich übernehme das Kommando.«

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»Nur über meine Leiche«, sagte Gizmo.

»Wie du willst«, knurrte Krawall. Er stürzte sich auf Gizmo und beide gingen zu Boden.

 

Gizmo und Krawall fechten es aus (schon wieder)

»Sieh nur, was du angerichtet hast!«, wandte sich Lexie verärgert an Max.

 

KNALL, KLOPP, HAU, KNALL.

 

Krawall und Gizmo wälzten sich für die zweite Runde des hemmungslosen, beinharten und vollkommen rücksichtslosen Ringkampfs um Leben und Tod auf dem Deck der Kommandobrücke.

Max war entsetzt. »Sie bringen sich noch gegenseitig um!«

»Ja.«

»Kannst du sie nicht zur Vernunft bringen?«

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»Nein.« Lexie drückte den Knopf für das schiffs-interne Kommunikationssystem. »Medizinischer Offizier Yargal bitte auf die Brücke«, sagte sie. »Bring Verbandszeug mit … und ein oder zwei Betäubungsspritzen.« Sie sah Max traurig an und seufzte.

»Das ist deine Schuld.«

Plötzlich öffnete sich die Tür der Brücke und der Medizinische Offizier Yargal erschien.

Max drehte sich zu ihm um, schnappte nach Luft und fiel in Ohnmacht.