Wie von Raketen in den Stiefeln angetrieben, rasten sie durch die Tür des Frachtraums.
»Hilfe!«, rief Krawall. »HILFE! Ich habe eine Made in der Unterhose!«
Überraschenderweise reagierte die Besatzung sofort. Lexie packte das kleine gelbe Ding, das wie ein Feuerlöscher aussah. Yargal suchte mit allen sechs Tentakeln im Erste-Hilfe-Kasten. Und Gizmo half Krawall dabei, den Overall auszuziehen.
»Halt still!«, sagte Lexie und drückte das gelbe Feuerlöscher-Ding in Krawalls Overall.
»Ich kann nicht …« Krawall wand sich hin und her. »Gleich erwischt mich das Biest …«
WUSCH!
Eine Fontäne aus hellgrünem Dampf zischte und fauchte überall. Schnuffi erschrak, jaulte, bellte und zog an seiner Leine.
»Aaaaahh!«, kreischte Krawall.
»WUFF, WUFF, HEEEUUUL!« Krallen kratzten über den Boden.
Max ergriff die Leine. »Platz, Schnuffi, Platz!«, rief er und hatte Mühe, den Hund zu halten.
Es herrschte das totale Chaos in der Großen Dreckschleuder. Aber das war nichts Neues, oder?
Plötzlich blieb Krawall stocksteif stehen.
»Die Made hat mich in den Hintern gebissen!«, rief er.
Max beobachtete verblüfft, wie Yargal dem Ersten Mülloffizier etwas an den Hals hielt, das wie ein Metallstift aussah. Krawall schien mindestens ebenso verblüfft zu sein, denn er riss die Augen auf… und sank bewusstlos zu Boden.
Huch, dachte Max.
»Bringt ihn zur Krankenstation!«, befahl der Medizinische Offizier Yargal.
Die Krankenstation der Großen Dreckschleuder sah ziemlich … krank aus. Besser gesagt: Sie sah aus wie ein Raum, in dem jemand krank gewesen war, so krank, dass er sich mehrmals übergeben hatte, ohne anschließend Gelegenheit zu finden, alles wieder sauber zu machen.
Lexie und Gizmo waren zur Kommandobrücke geeilt, aber Max blieb bei Krawall. Er wusste nicht, ob er Schnuffi in die Krankenstation mitnehmen durfte, doch als er sah, wie schmutzig es dort war, dachte er, dass es eigentlich keine Rolle spielte. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, von was die Flecken an Wänden und Decke stammten, aber sie sahen nach getrocknetem Erbrochenen aus.
Krawall lag auf einem Bett und stöhnte mitleiderregend.
Computerkabel lagen wie Spaghetti auf ihm und führten schließlich zu einem medizinischen Monitor an der Wand. Der Bildschirm zeigte komplizierte Diagramme.
Krawall streckte Max schwach eine Hand entgegen. »Käpt’n«, brachte er mühsam hervor, »ich glaube, ich sterbe!«
Max fehlten die Worte. Er wusste, dass sich Fußballspieler auf dem Spielfeld verletzen konnten, aber das hier sah viel schlimmer aus.
Yargal glitt auf ihre Schneckenart durch die auf dem Boden liegenden Verbandsreste, alten Pflaster und Wattebäusche. Mit einem Tentakel nahm sie etwas, das wie eine Taschenlampe aussah, und leuchtete damit auf Krawall.
Einige Worte erschienen auf dem medizinischen Monitor:
KEINE SORGE, ER WIRD WIEDER!
»Na, da bin ich erleichtert«, sagte Yargal. Sie wandte sich an Max und fügte hinzu: »Solltest du nicht auf der Brücke sein, Käpt’n? Ich bringe Krawall hoch, wenn er sich etwas besser fühlt.«
»In Ordnung«, sagte Max und biss sich auf die Lippe. Als Käpt’n hätte er sofort die Kommandobrücke aufsuchen und es dem Medizinischen Offizier überlassen sollen, sich um Krawall zu kümmern. Lexie hatte bestimmt ordentlich über ihn gelacht.
»Äh … was soll ich mit Schnuffi machen?«
»Du könntest ihn in seinen Korb schicken, aber er ist nicht gern allein«, erwiderte Yargal und löste die Kabel vom medizinischen Monitor. »Warum nimmst du ihn nicht mit? Es liegt bei dir. Du bist der Käpt’n!«
(Um auch den letzten Zweifel zu vertreiben: Max hatte absolut keine Angst vor Schnuffi. Aber er war nicht sicher, ob ihm der Hund gehorchen würde. Einen tollen Käpt’n würde er abgeben, wenn er nicht einmal einem Hund Befehle erteilen konnte. Dann hätte Lexie bestimmt nicht viel von ihm gehalten.)
Deshalb sagte er: »Schnuffi, in den Korb!« Der Gefahrenspürhund stieß mit seiner Frikadellenschnauze Max’ Hand an, jaulte und sah mit traurig blickenden Augen zu ihm hoch.
»IN DEN KORB!«, wiederholte Max streng. Zu seiner Überraschung gehorchte Schnuffi und lief los.
(Habe ich von »Überraschung« gesprochen? Max war regelrecht baff!)
Und dann gab es noch eine Überraschung, denn Schnuffi riss ihn von den Beinen, zog ihn über den Boden der Krankenstation und in den Korridor.
»Vielleicht solltest du ihm zuerst die Leine abnehmen!«, rief ihm Yargal nach.
»HE!«, schrie Max, und dann: »HALT!« Und dann: »HILFE!« Und als auch das nichts nützte: »PLATZ!«
Sofort blieb Schnuffi stehen, setzte sich, sah ihn an und zeigte seine furchterregenden Zähne.
»Braver Hund«, sagte Max und tätschelte ihm den Kopf. Schnuffi stieß ihn erneut mit der Schnauze an, die wie eine rohe Frikadelle aussah, und richtete einen weiteren traurigen Blick auf ihn. Max seufzte und nahm ihn mit zur Brücke.