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Kapitel 15

Uuuuups!

KRAA-WUMM

 

Die Große Dreckschleuder schleuderte nach links, zertrümmerte die linke hintere Düse des Polizeischiffes … kratzte dann über die ganze linke Seite …

 

KRAA-RAAATZ

 

… und zerbrach vierundzwanzig blaue Warnblinklichter …

 

KNI-IIIRRSCH!

 

Schließlich kam sie zum Stehen.

Erstaunlicherweise war niemand verletzt.

Yargal umarmte Max feucht. »Käpt’n, du hast uns gerettet!«

»Bravo, Sir«, sagte Gizmo.

»Gut gemacht«, ließ sich Krawall vernehmen.

»Dankt nicht mir«, sagte Max. »Dankt Lexie. Sie hat die letzten fünfzehn Minuten damit verbracht, dieses Schiff mit todesverachtendem Geschick zu fliegen. Wenn sie nicht gewesen wäre, gäbe es uns bereits nicht mehr.«

Doch Lexie saß wie ein Häufchen Elend da und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.

Max ging zu ihr. »Alles in Ordnung mit dir?«

Sie sah nicht einmal auf. »Nein. Wir sind in groooßen Schwierigkeiten!«

Die Besatzung dachte kurz darüber nach, nicht länger als eine Nanosekunde, und begann dann mit einem schnellen Du-bist-schuld-Spiel.

 

(Falls ihr dieses Spiel auf der Erde nicht kennt: Es gibt keine Regeln. Man muss nur jemand anderem die Schuld geben, bevor man sie selbst bekommt. Oder man muss jemand anderem mehr Schuld in die Schuhe schieben, als man selbst in die Stiefel bekommt. Oder beides.)

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Krawall legte los. »Ein toller Käpt’n bist du!«

»Was hab ich falsch gemacht?«

»Du hast gesagt, dass wir die HyperSpaceBahn nehmen sollen!«

»Ich hab auch gesagt, dass wir keinen Unsinn anstellen sollten, wie zum Beispiel in die falsche Richtung zu fliegen oder gegen ein Raumschiff der Intergalaktischen Verkehrspolizei zu stoßen.«

»Bestimmt verhaftet man uns alle!«, jammerte Yargal.

»Ich werde nie wieder fliegen können, und es ist alles deine Schuld!«, warf Lexie Max vor.

»Wenn die Polizei den Explo-Schaum findet, sind wir alle erledigt!«, klagte Krawall.

»Nein, dann bist du erledigt«, sagte Gizmo. »Du hast ihn an Bord geholt.«

»Ach ja?«, erwiderte Krawall. »Ich werde der Polizei sagen, dass du ihn an Bord geholt hast!«

Es war nicht unbedingt ein lustiges Spiel, aber wenigstens konnten alle daran teilnehmen. Allerdings wurden sie von der herrischen Stimme unterbrochen, die erneut über die Kommandobrücke hallte:

»WIR KOMMEN JETZT AN BORD IHRES SCHIFFES.«

Lexie ergriff Max’ Arm und flüsterte: »Sag der Polizei nicht, dass du von der Erde stammst.«

Max wollte nach dem Grund dafür fragen, aber die Besatzung war viel zu sehr damit beschäftigt, in Panik zu geraten.

»Meine Karriere ist vorbei!«, rief Gizmo und lief zwischen den Pulten umher. »Jetzt schaffe ich es nie mehr zum Käpt’n!«

»Wir sind fix und fertig.« Krawall beugte sich vor und legte den Kopf aufs Müllpult.

Yargal kaute auf ihren Tentakeln und Schnuffi jaulte.

»Wir können uns ebenso gut der Polizei stellen«, sagte Lexie.

Max übernahm das Kommando. »Nein!«, befahl er. »Man darf nie aufgeben! Es geht weiter bis zum Abpfiff.«

»Äh … Abpfiff?«, fragte die Besatzung verwirrt. »Was meinst du mit Abpfiff?«

Die Intergalaktische Verkehrspolizei

Bevor Max es erklären konnte, erklang ein vertrautes, fast schrilles Surren, und zwei Intergalaktische Verkehrspolizisten beamten sich auf die Kommandobrücke.

Sie trugen schwarze Uniformen und dunkle Brillen und wirkten ziemlich grimmig. Das Haar war bei beiden zu bunten Spitzen gegelt.

Die Intergalaktische Verkehrspolizei hat etwas, das einem einen gehörigen Schrecken einjagen kann. Vermutlich liegt es an den multifunktionalen Strahlenpistolen in ihren Gürtelhalftern. Die Waffen haben drei Einstellungen: »Ein bisschen brennen«, »Stark brennen« und »ALLES VERBRENNEN«.

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Die Polizisten standen auf der Kommandobrücke und sahen sich unheilvoll um. Der eine war ein regelrechter Riese, der sie alle überragte, selbst Gizmo. Doch es war vor allem der kleinere Mann, der Max Sorgen machte. In seinem Gesicht gab es etwas, das »Ich kann sehr scheußlich sein« zu sagen schien.

Max kannte diesen Typ – ein echter Fiesling. Einer von diesen Schulhoftyrannen, die tatsächlich Macht über einen haben und gern Gebrauch davon machen. Während der letzten Spielsaison hatte Max einen Schiedsrichter von der Sorte kennengelernt. Der 1. FC Himmelhoch lag im Halbfinale mit eins zu null im Rückstand, als Max den Ausgleich erzielte. Aber der Schiedsrichter entschied, dass er im Abseits gewesen war, obwohl das überhaupt nicht stimmte. Und als Max gegen die Entscheidung protestierte, bekam er die Rote Karte. Sie verloren das Spiel.

 

»Denkt daran, dass wir alle in einem Boot sitzen«, flüsterte Max den anderen zu. »Wir sind ein Team.«

»Wer von euch Idioten ist dafür verantwortlich, dass ihr auf der HyperSpaceBahn in der falschen Richtung geflogen und an unserem Schiff entlanggeschrammt seid?«, knurrte der kleinere, besonders gemein aussehende Polizist.

Die Besatzungsmitglieder bewegten sich, richteten Arme und Tentakel auf Max. »Er!«

Max rollte mit den Augen. Herzlichen Dank, dachte er.

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