Prolog
Ende Band 1 Cal
Okay, das hatte ich nicht kommen sehen. Und auch wenn es nicht das erste Mal war, dass eine Frau mir eine scheuerte, war es doch das erste Mal, dass ich es nicht verdient hatte. Ich war schließlich hier, um sie zu beschützen. Mir drängte sich der leise Gedanke auf, und das war sicherlich nur der Fall, weil sie mit ihrer Hand, die auf meine Wange klatschte, meine Gehirnmasse hin und her schleuderte, dass sie die perfekte Underground Princess wäre. Nur würde ich niemals zulassen, dass sie die falsche, die dunkle Richtung einschlug. Es reichte, wenn einer von uns beiden am Abgrund schwebte. Sich selbst verlor. Langsam schüttelte ich den Kopf und öffnete meinen Kiefer, um den Schmerz zu unterdrücken. Ihr leiblicher Vater hatte mich schon einmal verprügelt, beziehungsweise hatte er es versucht, sie war ganz seine Tochter. Das brachte mich zum Schmunzeln. Scarlett wurde dadurch scheinbar nur noch wütender.
»Ich hasse deine Arroganz!« Wütend trommelten ihre Finger auf meiner Brust und ich ließ sie gewähren. »Ich hasse, dass du mir den Abend verdorben und mich um perfekten Sex mit diesem Kerl gebracht hast. Und ich hasse dich, weil du mir meinen Mädelsabend nun auch noch versaut hast. Also du kannst davon ausgehen, dass alles, was ich gerade nicht will, brauche, oder leiden kann, du bist!«
Sie sagte diese Worte voll bitterem Zorn und ich erkannte, dass sie eigentlich nicht mir galten, auch wenn sie an mich gerichtet waren.
Meine Antennen bei dieser Frau waren so fein und perfekt ausgerichtet, dass sich irgendwo in mir das Gefühl breitmachte, das mit ihr könnte mehr sein als nur eine Affäre.
»Du glaubst, nur weil du mich gevögelt hast, dass du über mich bestimmen kannst, dass du alles über mich weißt. Aber ich verrate dir was, einen Scheiß weißt du!«
Ich hielt ihre Handgelenke fest, sprach sie nicht auf die Tränen an, die ihr über die Wangen rollten und die sie nicht einmal zu bemerken schien. Mit einem Ruck zog ich Scarlett eng an meine Brust. Sie wehrte sich ... und gab dann in meinen Armen nach.
Ich hatte nicht ihren Willen gebrochen, nein, ich hatte ihr das gegeben, von dem sie selbst nicht wusste, dass sie es brauchte. Einfach jemanden, der für sie da war. Ohne Fragen zu stellen. Vielleicht konnte ich mit dieser Situation auch nur so locker umgehen, weil ich wusste, dass ein vierköpfiges Team von Security-Spezialisten bereits daran arbeitete, schleunigst herauszufinden, was heute Scarletts Welt so dermaßen zum Einstürzen gebracht hatte. Wüsste sie, in welche gewaltigen Fußstapfen sie treten könnte, hätte sie sich das hier jetzt nicht erlaubt. Diesen ... zarten Moment.
Sie wirkte schwach, zerbrechlich. Immer noch erfolgreich, taff und beeindruckend, aber wie eine Frau, die sich fallen lassen musste.
»Sorry«, murmelte sie, richtete sich wieder auf und wischte sich verstohlen die Tränen von der Wange. »Geht wieder.«
»Mach dir keine Gedanken. Genau deshalb bin ich hergekommen.«
»Du bist hier ungefragt eingestiegen!« Sie griff sich eines der Tücher aus der Taschentuchbox, die auf dem Beistelltisch neben uns stand und putzte sich die Nase. Bei jeder anderen Frau hätte es mich abgeturnt. Gefühle waren eben nicht meine Stärke. »Ich habe Hunger. Isst du mit mir?«
Sie sah mir direkt in die Augen, überlegte. »Ich gehe nur kurz ins Bad.«
Ich nickte, war über mich selbst erstaunt, dass ich es tatsächlich schaffte, nicht schreiend davonzurennen. Stattdessen zog ich mein Handy aus der Tasche und bestellte die komplette Karte der Hotelküche einmal querbeet.
Irgendwann würde ich sie wieder anständig zum Essen ausführen ... aber heute? Es war beinahe Mitternacht und auch wenn mir durchaus bewusst war, dass ich eigentlich arbeiten sollte, weil der Club und auch das Casino meine Aufmerksamkeit verlangten, würde ich mich jetzt um Scarlett kümmern. Ja, das war ungewöhnlich, denn das hatte ich noch für keine Frau getan. Aber es fühlte sich einfach scheiße richtig an.
Wurde ich jetzt ein Weichei? Nein, ich war nur ehrlich zu mir selbst. Das könnte ich natürlich nicht nach außen hin, denn dann würde mich niemand mehr ernstnehmen. Aber als ich damals das Geschäft von meinem Dad übernahm, hatte ich mir geschworen, zumindest mir gegenüber immer ehrlich zu sein. Und das wollte ich durchhalten. Deshalb war es okay ... und außerdem hatte ich heute knapp vierzig Schuss mit meiner 36er verballert. Gott bewahre, ich würde kein Weichei werden!
Zufrieden schaute ich mich auf der Terrasse um. Es stimmte mich stolz, dass auch hier der Gärtner und das Reinigungsteam hervorragende Arbeit leisteten, wenn Scarlett unterwegs war. Alles wirkte sauber und gemütlich. Ich zog meine Zigaretten aus der Tasche. Dieser Tag war wirklich aufregend gewesen.
»Darf ich auch eine haben?«, überraschte sie mich und betrat mit einem Bademantel bekleidet, die Haare gelöst und zu einem Knoten hoch auf ihrem Kopf geschlungen, die Terrasse. Ihre Füße waren nackt und ich betrachtete sie ohne Scheu von oben bis unten. Sie sah so verfickt sexy, so normal aus, nicht aufgedonnert und übertrieben geschminkt. Sie sah einfach aus wie eine Frau, die einen richtig harten Tag hinter sich hatte.
»Klar«, erwiderte ich, hob ihr eine entgegen und beobachtete, wie sie sich die Zigarette zwischen die Lippen schob und daran zog, als ich ihr Feuer gab.
»Ich wusste nicht, dass du rauchst«, sagte sie und lehnte sich neben mich. Der Bademantel gab den Blick auf ihre Haut frei. Genug, um zu erahnen. Zu wenig, um zu sehen. Es war die reinste Folter.
»So haben wir uns kennengelernt«, erinnerte ich sie.
»Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass wir in dieser Bar waren.«
»Es sind aber nur drei Wochen.«
»Ich weiß.« Nachdenklich legte sie den Kopf schief. »Wieso bist du hier, Cal? Und auch wenn du jetzt bleiben darfst, heißt das nicht, dass es in Ordnung ist, hier ohne meine Erlaubnis einzudringen.«
Ich rauchte und reagierte nicht.
»Ich meine das ernst, Denton«, sagte sie mit etwas mehr Nachdruck. »Ich weiß, dass du normalerweise machen kannst, was du willst, aber wenn du möchtest, dass unsere Affäre funktioniert, dann solltest du meine Privatsphäre respektieren.«
»Aber jetzt ist es doch gut, dass ich hier bin, oder?« Selbst in meinen Ohren klang ich wie ein beleidigter Schuljunge.
»Ja. Trotzdem.«
»Verstanden.« Hatte ich das gerade echt gesagt? Ich sollte dringend meine Eier suchen gehen. Dringend! Vielleicht war ich doch nicht der knallharte Wichser, für den mich jeder – inklusive mir selbst – hielt. Vielleicht schaffte es hier gerade eine Underground Princess mich zur Strecke zu bringen. Ganz ohne Fäuste oder Waffen.
»Danke.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Das weiß ich zu schätzen.«
»Wärst du nicht vor mir davongelaufen, hätte ich nicht ungefragt nach dir sehen müssen.« Ihr Geruch umwehte mich, ich wollte jetzt nicht diskutieren.
»Lass es! Du bist hier der Chef, dir gehört das Hotel, aber trotzdem kannst du nicht machen, was du willst. Verstanden?«
»Wenn du das sagst.« Konnte ich eben doch, aber das würde ich ihr nicht stecken.
Es klingelte an der Tür genau in dem Moment, als wir unsere Zigaretten ausmachten.
»Das ist bestimmt das Essen«, sagte sie und wollte gerade zur Tür gehen, um dem Zimmerservice zu öffnen. Das war allerdings nicht nötig, denn der Page stand bereits im Wohnzimmer und fragte, ob er uns den Hummer tranchieren sollte. Ich schüttelte den Kopf und der junge Mann verschwand. Ich kannte meine Angestellten und auch wenn er jetzt kein Trinkgeld persönlich bekommen hatte, würde ich ihm etwas auf den Lohnzettel draufschlagen.
»Noch ein Mann in meinem Zimmer. Was ist das hier in Vegas, dass jeder meint, einfach so in mein Leben ... Zimmer platzen zu können?« Scarlett schüttelte den Kopf. »Versteh ich nicht.«
»Entspann dich! Dir tut doch niemand was.« Sie setzte sich und ich stellte die einzelnen Gerichte vor ihr ab. »Worauf hast du Lust ... nach diesem Tag?«
Endlich lächelte sie. »Auf alles. Und viel davon. Ich will Kohlenhydrate. Deinen Hummer und dekadenten Mist kannst du selbst essen.« Beherzt griff sie nach einem Stück Weißbrot, das sie munter in die Knoblauchweißweinbutter der Gambas tunkte. »Oh Gott, ja!«, stöhnte sie mit geschlossenen Augen. »Das ist der Himmel.«
»Das denkst du nur«, murmelte ich und sie öffnete das linke Auge einen winzigen Spalt.
»Lass mich genießen, ich höre dich!«
»Was denn?«, fragte ich und hob abwehrend die Hände. Ich hatte keinen Hunger, aber das sagte ich ihr nicht. Ich wollte ihr einfach etwas Gutes tun, sie genießen sehen und ... kennenlernen.
Aber auch das würde ich nicht erwähnen.
Herrgott, was war das hier nur? Ich wurde nicht zu einem Weichei, ich war längst ein Weichei!
Noch nie hatte ich es sinnlich gefunden, einer Frau beim Essen zuzusehen. Doch bei Scarlett war es das. Definitiv! Beherzt griff sie nach dem Brot, nach der Pizza mit dem eingebackenen Käse im Rand, sie aß von den Chili-Cheese-Fries und stopfte sich Nachos in den Mund. Das Steak probierte sie lediglich und den Lachs, die russischen Eier und die Kaviarcreme ignorierte sie völlig. Auch der Hummer und die Gambas blieben unberührt. Die kleinen Tierchen lagen lediglich irgendwann auf dem Trockenen, weil sie nach einer halben Ewigkeit beinahe das komplette Brot mit der Soße aufgetunkt hatte. Immer wieder forderte sie mich auf, dass ich auch etwas essen sollte, aber obwohl mein Magen knurrte, konnte ich nicht. Es war wesentlich befriedigender, sie zu beobachten. Obwohl sie die wirklich kulinarischen Gerichte außer acht ließ, wirkte sie kultiviert und ... Liebe ging durch den Magen. Scheiße, ja!
»Was?«, fragte sie lächelnd, als sie scheinbar satt war und sich seufzend zurücklehnte.
»Nichts.«
»Sag schon«, stichelte sie weiter und trank einen großen Schluck Wasser. »Ich sehe es dir an, also sag es!«
»Das war ziemlich heiß.« Ungeniert drückte ich auf meinen Harten in der Hose.
»Ich habe mich gerade verhalten wie ein Neandertaler und du findest das heiß?« Sie strich sich über den gefüllten Bauch. »Ich sollte ›Men’s Heath‹ informieren, die würden sicher ausflippen, dass du gar nicht so übertrieben fein bist, wie du tust.« Sie hatte sich in konspirativer Geste zu mir gebeugt, was mir einen winzigen Einblick in ihren Bademantel gewährte. Es fiel mir schwer, mich auf unser Gespräch zu konzentrieren. Was hatte sie gesagt? Ach ja. »Du bist diejenige, die denkt, ich sei nobel ... oder arrogant.« Ich lächelte sie an und entdeckte eine Spur Käsecreme an ihrem Mundwinkel. »Du hast da was«, sprach ich weiter und Scarlett lachte breit, wobei sich die Käsecreme weiter verteilte.
»Das ist der älteste Trick der Welt, darauf falle ich nicht rein.«
»Nein, ernsthaft«, erwiderte ich, den Blick auf ihren Mund geheftet. »Da ist Käse.«
»Sicher nicht«, erklärte sie forsch. Man sah ihr an, dass sie gern prüfend über ihren Mund streichen würde, aber sie zügelte diesen Drang. Sie war ein Kontrollfreak wie ich, aber ihr Stolz war noch größer.
Ich beugte mich in ihre Richtung, war ihr ganz nah und stellte zufrieden fest, wie Scarletts Atem schneller ging. »Wirklich«, raunte ich und fuhr mit meinem Daumen über ihre Unterlippe. Zischend zog Scarlett die Luft ein und die Atmosphäre veränderte sich. Die Spannung, der Sex ... die Pheromone flirrten um uns wie eine wilde Wolke Hornissen, hüllte uns ein und ließ Scarlett endlich diesen Tag vergessen.
»Da ist etwas.« Ich war ihr nun so nah, dass mein Mund ihre Lippen beim Sprechen berührte und ich beinahe ihren Herzschlag hören konnte.
»Klar«, flüsterte sie immer noch spöttisch, aber ihre Augen sagten etwas anderes.
Genau in dem Moment, als sie die Augen schloss und erwartete, dass ich sie küsste, rutschte mein Daumen in ihren Mundwinkel und wischte den Käse ab.
Scarlett wich erschrocken zurück. »Du bist ein Arsch!«, zischte sie und schlug mir gegen die Brust.
Ich lachte auf und zuckte die Schultern. »Kein Trick, Babe. Da war wirklich Käse. Ich würde dich doch niemals anlügen.« Na gut, das war jetzt tatsächlich übertrieben, außerdem wollte ich ihr nahe sein. Die Käsecreme war keine Lüge, wohl aber doch ein guter Vorwand, das Eis zwischen uns, woher es auch immer kam, endlich zum Schmelzen zu bringen.
Sie wirkte perplex, hatte offenbar keine Kraft mehr, mir zu widersprechen. Ich zog ihren Stuhl zu mir, wobei sie automatisch die Schenkel spreizte. Der Bademantel entblößte ihre nackte Scham. Jetzt war keine Zeit, zu diskutieren. Mit einem Ruck schob ich sie auf meinen Schoß.
Hatte ich nicht gesagt, dass Scarlett mich heute noch reiten würde?
Seufzend stemmte sie ihre Hände gegen meine Brust und sah mit glühenden Augen auf mich herunter. »Ich bin nicht sicher, ob du Sex heute Abend verdient hast.«
»Du siehst das falsch«, erklärte ich, während ich den schmalen Gürtel des Bademantels öffnete und ihn ihr langsam von den Schultern schob. »Ich tue dir damit einen Gefallen.«
»Aha! Mir?« Entgegen ihrer Worte schlüpfte sie aus den Ärmeln und ich sah, dass sie darunter ein dunkelblaues Seidenhemdchen trug. Ich zog zischend die Luft in meine Lungen und streifte ihr den zarten Stoff vom Körper, auf dem sich Gänsehaut bildete. »So schön es an dir aussieht, nackt mag ich dich am liebsten«, erklärte ich und sprach sofort weiter: »Und ja, ich tue dir einen Gefallen. Dein Tag war offensichtlich nicht der beste, und da dachte ich mir, ich kann dir helfen, dich ein bisschen zu entspannen.«
»Wie gütig!«
»Nicht gut?« Eine rhetorische Frage, ich warte nicht auf eine Antwort, sondern schnappte mit den Lippen eine ihrer entzückenden Brustwarzen.
»Na ja ... ich würde sagen, du musst mich überzeugen!« Sie legte den Kopf zurück und wölbte den Rücken. Ihre Atmung ging schneller und ihre Hände drückten jetzt nicht mehr gegen meine Brust, sondern verfingen sich in meinen Haaren, um mich noch näher an sie zu bringen. Ich grinste und saugte fest an ihrem Nippel.
»Lass uns duschen gehen!« Ich ignorierte den stummen Protest meines Schwanzes, der sich sofort in sie rammen wollte. Aber irgendwie ging es heute nicht um mich, es ging um uns und darum, dass sie sich besser fühlte.
Scarlett nickte nach einer gefühlten Ewigkeit, stand auf und der Bademantel bauschte sich am Boden um ihre Füße. Nachdem ich damit fertig war, sie anzustarren, denn scheiße noch eins, sie sah verboten heiß aus, griff ich nach ihrer Hand und führte sie ins Badezimmer. Ich kannte mich hier aus, immerhin war es mein Hotel.
Friedlich tapste sie hinter mir her und ich stellte erstaunt fest, wie gut sich ihre Finger zwischen meinen anfühlten, wie gut ich mich in ihrer Gegenwart fühlte. Ich schüttelte den Kopf, um das warme Gefühl aus meinem Herz zu vertreiben.
Im Badezimmer blieb Scarlett einfach nur stehen und ich griff in ihr Haar, zog das Haarband heraus und löste zwei Klammern, die versteckt dazwischengeschoben waren. Ihr lockiges Haar floss dunkel über ihre Schultern und hüllte sie ein. Sie sah aus wie Schneewittchen, auch wenn ihre Haut gebräunt war. In ihren Augen, und das würde ich ihr nicht sagen, denn dann wäre diese ehrliche Emotion sofort verschwunden, lag immer noch Schmerz. Tiefer, trauriger Schmerz. Wer auch immer ihr das heute angetan hatte, sollte dafür büßen. Ich würde diesen Menschen büßen lassen.
»Warte hier!«, flüsterte ich in den Raum, der, umso weiter man in ihn vordrang, immer mehr Deckenspots in sanftem Licht aufstrahlen ließ. Die eingebauten Bewegungsmelder erhellten die ebenerdige Außendusche, die ich gerade anstellte. Purer Luxus? Ja, natürlich! Aber auch sinnvoll, denn nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte waren heiß in Vegas. Ich prüfte die Temperatur des Wassers und ging dann zurück zu Scarlett, die sich keinen Millimeter bewegt hatte. Sie war eine taffe, erfolgreiche und selbstbewusste Frau, aber sie – und auch ich, denn das lag in meiner Natur – genoss es auch, in dieser Sekunde einfach nur ein Mädchen zu sein. Ohne Verantwortung, ohne Regeln, ohne Konventionen ... einfach frei.
Ich zog mein Shirt über den Kopf. Scarletts Blick heftete sich auf meine trainierten und definierten Bauchmuskeln.
»Findest du es nicht selbst ein bisschen übertrieben, wie du aussiehst?«, fragte sie mich mit einem zarten Lächeln.
»Wieso? Gefällt es dir nicht? Das ist kein Photoshop, Babe«, scherzte ich.
»Das ist es, was mir Angst macht.« Ihre Stimme klang dünn, nicht so selbstbewusst, wie es normalerweise der Fall war.
»Angst?«, wiederholte ich und legte meinen Zeigefinger unter ihr Kinn, um es anzuheben. »Du brauchst keine Angst haben.«
»Du bist so perfekt, bei dir sieht alles so leicht aus, du hast keinerlei Sorgen. Du bist ...«, sie schien nach Worten zu suchen, »... du hast haufenweise Menschen, die für dich arbeiten, sich um deinen Mist kümmern und du musst lediglich die Dinge am Laufen halten. Deine Laune ist immer hervorragend, du siehst immer perfekt aus, hast niemals Angst ... nichts kann dich aus der Bahn werfen. Du ...« Sie hob die Hand und deutete auf meinen Bauch. »Du siehst aus wie aus einem Hochglanzmagazin, wie Captain Amerika nur ohne das Schild. Du bist kultiviert, intelligent, die Menschen bringen dir Respekt entgegen und du scheinst immer genau zu wissen, was alle um dich herum brauchen.«
»Ich weiß, was du brauchst«, gab ich zu und griff nach ihrer Hand, verschränkte ihre Finger mit meinen. Scarlett sah mir in die Augen und wieder wurde mir bewusst, dass das, was heute geschehen war, sie so aus der Bahn warf, dass sie scheinbar gerade alles infrage stellte. »Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?«
»Nein!«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Ich möchte nicht darüber reden.« Sie atmete tief durch. »Zumindest nicht jetzt.«
»Okay, das ist okay, Scarlett.« Ich strich ihr eine Haarsträhne von der Wange und hielt mit der anderen Hand weiterhin ihre. »Aber du sollst wissen, dass ich sehr wohl Angst habe. Eigentlich jeden Tag. Mindestens einmal ... und dass meine Manieren nur so gut sind, weil das von mir erwartet wird. Ich bin nicht Captain Amerika oder ein anderer Superheld. Du hast doch selbst festgestellt, dass ich ein fieser Bastard und arroganter Wichser bin, der sich nimmt, was er will. Ohne Rücksicht auf Verluste.«
»Zu mir bist du nicht so.«
»Doch«, erklärte ich nachdrücklich, denn ich wollte, dass sie es verstand. »Das bin ich auch bei dir. Du hast mich heute Abend gebeten, dich in Ruhe zu lassen. Aber ich habe deinen Wunsch nicht respektiert. Ganz im Gegenteil, ich bin hierhergekommen, als würde das alles mir gehören.«
»Dir gehört hier alles«, sagte sie schnell. Ich war mir nicht sicher, was genau sie meinte, ging aber davon aus, dass es das Materielle beinhaltete. Nicht ... sie.
»Die Suite, ja. Das Hotel ... wie auch immer«
»Weißt du«, unterbrach sie mich. »Ich bin froh, dass du hier bist, weil auch wenn ich dich angebrüllt und beschimpft habe, dann wollte ich eigentlich nicht wirklich meine Ruhe.«
»Ist das so ein Frauending, oder?«
»Ich schätze schon.« Jetzt lächelte sie und der Schmerz in ihren Augen verblasste.
»Können wir dann jetzt ein Männerding machen?«, flehte ich gespielt.
»Was wäre das?«
»Mein Schwanz und ich können es kaum erwarten, dich zum Schreien zu bringen.«
»Aber wenn wir draußen duschen, wird man uns hören.«
»Ich dachte, das turnt dich vielleicht an?«
Sie entzog mir ihre Finger, um sie an den Bund meiner Jeans zu legen. »Lass mich dir helfen, du hast heute schon genug getan.«
Ich widersprach ihr nicht, als sie in einem Rutsch meine Hosen herunterzog und meinen Schwanz zwischen ihre vollen Lippen nahm. Nein, ich sagte kein Wort, sondern stöhnte ... laut, hemmungslos, grub meine Hand in ihr volles Haar und schob die Hüften vor und zurück. Gott, sie war eine Meisterin, wie sie mit ihrer süßen Zunge um meine Kuppe wirbelte, mich tief in sich saugte und dabei meine Eier knetete. Der perfekte Druck, das perfekte Maß an Stärke, Präzision, Geilheit. Scarlett nahm ihre Zähne hinzu und kratzte vorsichtig über meine Eichel. Das war so geil. Ich zerrte an ihren Haaren und war froh, dass sie nicht aufhörte, obgleich ich so wild und ungezügelt war. Ich drückte mich fest in ihren Rachen und keuchte: »Das ist das Paradies!«
Scarlett sah zu mir hoch, ihre Augen glitzerten.
»So sehr ich das hier liebe, Babe ... wenn du weitermachst, komme ich in deinem Mund. Aber ich will in deiner Pussy kommen.« Ich zog sie auf die Beine und führte sie zur Dusche. Mein Schwanz, ihr Körper, das warme Wasser, die Hitze von Vegas ... ich wusste es nicht, aber der Zwang sie zu küssen wurde übermächtig. Ich verschlang ihren Mund, schmeckte mich an ihrer Zunge und genoss es, mit welchem Feuer Scarlett meinen Kuss erwiderte. Sie presste sich stöhnend an mich, das Wasser prasselte auf uns nieder und wir knutschten wie zwei Teenager. Es fühlte sich gut an.
Verdammt gut!
Ich umgriff mit einem Arm ihre schmale Taille, sie verstand sofort und schlang die Beine um meine Hüften. Tausende Tropfen prasselten auf unsere Haut, als ich sie gegen die Glaswand drückte.
»O mein Gott!«, stöhnte sie und senkte ihre Lippen wieder auf meine. Ich massierte ihren Kitzler, seufzte tief und ließ meine Zunge wieder in ihren Mund gleiten.
Das Wasser vermischte sich mit ihrer Feuchtigkeit. Sie war bereit. Bereit für mich. In meinem Kopf herrschte Leere, da war nur dieser Drang, endlich in ihr zu sein. Ich packte ihren Hintern und schob sie auf meinen Schwanz. Wir hatten das Gespräch über Kondome, Krankheiten und die Pille bereits geführt, also ging ich davon aus, dass es okay war.
Hemmungslos presste ich mich in sie und keuchte: »Du bist so eng, so heiß, so ...«
»Tiefer!«, brüllte Scarlett. Scheinbar brauchte sie keine Zeit, um sich an meine Größe zu gewöhnen. Scheinbar war es in Ordnung, dass halb Nevada sie hörte.
Ich trug sie höher und höher, rammte mich in sie und reizte zusätzlich ihre Nippel.
»Weiter!«, stöhnte Scarlett laut.
»Uns hören die anderen Gäste, Babe!«, flüsterte ich schwer atmend in ihr Ohr. Sie stöhnte ungeniert weiter, öffnete sich mir und sich selbst.
»Oh ja ... weiter!«, seufzte ich und spürte glücklich, wie sich ihre Muskeln um mich zogen und sie mir mit jedem Stoß entgegenkam.
»Härter! Fick mich härter!«, brüllte sie und stöhnte weiter. Halleluja! Ich kannte mein Mädchen wirklich gut, sie fand es extrem heiß, dass jetzt ganz Nevada uns hörte.
»Es macht dich geil,« brummte ich, »also lass es raus, Babe!« Ich biss ihr zart in den Hals, während ich in sie stieß. »LASS LOS, Scarlett!«
Und Scarlett ließ los. Sie schrie, stöhnte meinen Namen und würde morgen heiser sein. Aber die Zukunft war jetzt egal.
Sie kam und ich folgte ihr über die Klippe.
Das, was wir gerade teilten, war heftig, wild, hemmungslos und vor allem echt und ehrlich. Es war, wie nach Hause kommen an einem stürmischen Tag. Es war verdammt noch mal so gut und so besonders, dass ...
Fuck! Scarlett Preston war mein Untergang.
Scarlett Preston, die taffe, selbstbewusste und manchmal arrogante Scarlett. Sie war Himmel und Hölle, sie war Licht und Schatten, sie war feurig und leidenschaftlich, atemraubend und ich hielt sie in meinen Armen. Hüllte sie in einen Mantel aus Schmerz und Verderben.
Ich wusste, dass ich sie in meine Welt zog, ich wusste, dass ich provozierte, sie in den Abgrund zu stürzen.
Ich wusste, dass diese dunkle Welt im Untergrund, von der sie nichts wusste, dass sie überhaupt existierte, auf dem Thron sitzen würde, wenn sie es wollte.
Aber Scarlett, war rein und stand auf der richtigen Seite des Gesetzes, ganz gleich was für eine wundervolle, gefürchtete und spezielle Underground Princess sie wäre. Scarlett passte besser zu mir, als sie annahm. Auch wenn meine Seele bereits im Abgrund verloren war. Wenn ich verloren war.
Dann fühlte es sich ein wenig so an, als könnte sie mich retten.
Mich zurückführen, auf die richtige Seite.
Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht.
Was, wenn sie es jemals erfahren würde? Was ,wenn sie erkannte, das Licht und Schatten nicht ohneeinander existieren könnten? Was, wenn sie erkannte, dass die Dunkelheit, der Schatten genau das war, das ihr in die Wiege gelegt worden war?
Was, wenn sie selbst bemerkte, dass sie die einzig wahre und perfekte Underground Princess war?
Was, wenn die Dämonen der Dunkelheit sie mit ihren Klauen zu fassen bekamen und sie verschlangen?
Und was würde passieren, wenn sie die Wahrheit erfuhr?
Ende Band 1