DER WEG ALS ERFOLG

Dass wir so schnell Erfolg gehabt haben, liegt vor allen Dingen daran, dass ich mit Klaus den richtigen Partner gefunden habe. Er war nicht nur der Strengere mit meinen Mitarbeitern, sondern auch immer mein strengster Gast und Tester von allem, was ich gekocht habe. Nachdem wir die Anmeldung für den ersten Guide Gault Millau weggeschmissen hatten, weil wir sie für ein Anzeigenangebot hielten, haben wir im zweiten Jahr gleich 12 von damals noch 15 Punkten bekommen. Und wie groß war erst die Freude über die 13 Punkte und die erste Haube im darauffolgenden Jahr!

Kaum haben wir Erfolg gehabt, wurde wieder investiert – in Silberbesteck, eine neue Karte, andere Speisen. Und dann haben auch die nächste Auszeichnung und Haube nicht lange auf sich warten lassen. Herr Millau hat bei uns höchstpersönlich über seine Brille geschaut und als ich 1983 „Koch des Jahres“ geworden bin, selbst den Text dazu verfasst. Die Bewertungen der Restaurantführer waren für mich immer ein bisschen wie Zeugnisverteilung. Seit vielen Jahren lese ich die Beschreibung über uns und lege den Gastroführer danach weg – ob jemand anders besser oder schlechter weggekommen ist als wir, hat mich nie beschäftigt. Auszeichnungen und Ehrungen sind Teil der Anerkennung der eigenen Leistung. Man ist stolz darauf und jede einzelne ist wieder schön.

„Jede Auszeichnung ist eine Anerkennung, auf die man stolz ist.“

Als ich 1996 als erste Frau zum Gourmet-Festival in St. Moritz eingeladen worden bin, musste ich freilich nicht lange überlegen – außer, was meinen Beitrag für die 360 anspruchsvollen Gäste anging. Obwohl ich nie eine große Süßspeisenköchin war, hab ich mich für eine Mehlspeise entschieden, weil das in Österreich einfach dazugehört. Auf meine Variante des Milchrahmstrudels, wusste ich, kann ich mich hundertprozentig verlassen. Ganz anders als aufs Wetter, wie sich bei der Besprechung der Menüfolge zwei Tage vor dem großen Dinner herausstellen sollte. Bei minus 20 Grad im unbeheizten Zelt am zugefrorenen See konnten wir den Teller umdrehen, ohne dass unsere Mehlspeise runtergefallen wäre – sie war schockgefrostet. Umso bewegender war es für mich, als wir am finalen Abend für meinen Strudel Standing Ovations bekommen haben. Dass auch die großen Köche aus Frankreich wie Paul Bocuse und Roger Vergé aufgestanden sind und mir gratuliert haben, war sehr ergreifend.