»Und diese neue Art zu sprechen«, sagte Alec, »dieses Flüstern …«
»Das Säuseln?«
»Das Hauchen.«
»Das liebe Flöten?«
»Das Ätherische …«
»Ja. Das ist ihr Ding jetzt«, sagte Richard. »Das ist so ein amerikanisches Ding«, ergänzte er. »Aber das gibt sich wieder. In einem Jahr krächzt Stefanie wieder wie früher nach drei Tagen Feiern«, erklärte Richard. »Jetzt wird eben mal eine Weile nur heißes Wasser getrunken. Das kann schon ganz schnell wieder ganz anders werden, noch in diesem Urlaub!«
»Die Erfahrung lehrt, dass nach unstetem Leben die Schubumkehr genauso heftig ausfällt«, erwiderte Alec. »Das Muster findest du bei Heiligen, bei Terroristen und, ja, oft tatsächlich auch bei Leuten ab Ende dreißig.« Alec nannte exzessives Yoga als Beispiel für eine Entsprechung jesuitischer Exerzitien in einer säkularisierten Gesellschaft.
Richard winkte ab: alles nur Moden. So wie einst die Inlineskates oder danach dann die Tretroller für Erwachsene. Ob Alec sich noch daran erinnern könne, wie um die Jahrtausendwende erwachsene Menschen auf kleinen Tretrollern durch die Büros fuhren, so damals auch Stefanie. »Und wo ist der Tretroller jetzt? Seit Jahren auf dem Müll.« Dabei könne er ihn jetzt für Scott gebrauchen.
»Mir kommt es vor, als sei sie schon ganz schön … into it«, beharrte Alec. Ihm komme es vor, als sei das nicht mehr die Stefanie, die er in Berlin gekannt hatte.
»Wir sind jetzt ja auch in New York. Du kennst diese fast schon konvexen Gesichter in Uptown, das sind ihre peers jetzt.« Stefanie habe das Gefühl, dass in ihren Weißweinjahren ein klitzekleines bisschen zu viel auf die Hüften gekommen, die Körpermitte zu weich und ihr Dasein ganz allgemein zu irdisch geworden sei. Sie habe nun einen Ernährungsberater.
»Und der rät ihr von Ernährung generell eher ab?«
Sie habe einen Ernährungsberater, der allerdings auch ihr Yogalehrer sei, sagte Richard über Alecs Bemerkung hinweg: »Astrologische Diäten«, glaube ich.
»Awesome«, sagte Alec.
»Aber«, erklärte Richard: »Wenn sie das glücklich macht — bitte schön.« Sie kriege, was auch immer sie brauche, um glücklich zu sein. Außerdem hätten die alle so jemanden, sagte er, »in dem Alter und der Einkommensklasse«, einen Psychoanalytiker, einen Beichtvater oder so einen Meister, wie Stefanie jetzt einen hat. Verglichen mit den Shrinks auf der Park Avenue, bei denen Stefanies New Yorker Freundinnen ihr Geld ließen, sei Stefanies Berater noch preisgünstig. »Happy wife, easy life«, sagte Richard. Immerhin sei sie die Mutter seines Kindes und die Liebe seines Lebens. Daran lasse er nicht rütteln, nicht einmal von ihr selber.