Zoë

Kollwitzplatz, Berlin, Deutschland

W o ist denn der Fisch, Maman?«, schrie die Kleine, sprang auf und rannte sofort auf sie zu. Zoë kniete sich hin, öffnete die Arme, und das Mädchen flog regelrecht in sie hinein, dann hob sie sie in die Luft und drehte sich, und die Kleine jauchzte vor Freude. Zoë warf sie hoch in die Luft und rief: »Und, was machen wir jetzt? Wollen wir ein Eis essen?«

»Ja, ein Eis!«, rief das Mädchen, das Amélie hieß, so hatte ihre Zwillingsschwester es ihr erzählt.

»Sie waren aber schnell«, sagte die junge Frau neben ihnen im Sand lachend.

»Na, diesen Schatz kann man doch nicht so lange allein lassen«, entgegnete ihr Zoë grinsend. »Also, ein Eis, ja?«

Sie drehte sich noch einmal, so schnell, dass sich ihr weißes Sommerkleid zu drehen begann und im Wind bauschte. Sie sah, wie die wenigen Väter auf dem Spielplatz die Hälse reckten. Für Zara würde es beim nächsten Mal ein Spießrutenlauf werden.

»Los, Maman, ein Eis!«

Sie ließ das Mädchen herunter, und sofort griff Amélie nach ihrer Hand. »Ich will zu Annamaria «, sagte sie. Die Eisdiele, eine Straße weiter. Zoë hatte sie vorhin bei ihrem Beobachtungsrundgang im Viertel gesehen. Sie wollten eben losgehen, da sagte die Stimme hinter ihr: »Lass sie los.«

Zoë drehte sich um, genau wie Amélie. »Das ist ja …«, rief die andere Mutter im Sand und konnte ihren Blick nicht lösen von den beiden Frauen, die sich glichen wie das sprichwörtliche Ei dem anderen. Doch die Kleine an ihrer Hand stand nur da, blickte zu ihr, deren Hand sie hielt, und zu der anderen Frau in demselben Kleid: Weiß und mit Blumenmuster, sie schrie nicht, sie erschrak nicht, sie sagte nur leise: »Zweimal Maman, wie cool ist das denn?«