von unserem Korrespondenten Adrien Arnold
Marseille/Nizza.
Es ist eine Geschichte, die an Robin Hood und seine Taten für die Armen im Wald von Nottingham erinnert. Dabei schien der Goldraub vor vier Wochen in Südfrankreich in seiner Brutalität und finsteren Genialität auf eine skrupellose Bande hinzudeuten. Doch nun kommt der Wendepunkt: Beinahe die Hälfte der Beute ist wieder aufgetaucht, nämlich 540 Goldbarren. Entsprechende Informationen wurden unserer Zeitung am gestrigen Tag zugespielt. Frankreichs Finanzministerium bestätigte uns die Echtheit dieser Hinweise.
Demnach wurde dem Ministerium eine Rückgabe der Barren in Aussicht gestellt, allerdings nur, wenn die Regierung zusichert, den Gegenwert des Goldes komplett in die Sanierung der schlimmsten Vorstädte des Südens in Marseille und Nizza zu stecken.
Der Präsident persönlich hat das per Dekret zugesichert, gestern dann wurden die Goldbarren in einem Container im Hafen von Marseille gefunden. Die Herkunft des Containers, der mit einem Schiff aus der Golfregion kam, ist noch unklar.
Der Wert des Goldes beträgt zum aktuellen Tagespreis 237 Millionen Euro. Nun ist das Bauministerium in Paris damit beauftragt, die Arbeiten in den Banlieues schnellstmöglich auszuführen. Die Behörde bestätigte unserer Zeitung, dass mit der bedeutenden Summe eine umfassende Sanierung der Häuser, Kindergärten, Schulen und der Infrastruktur in den Vorstädten möglich ist, mit dem Überschuss wird zudem ein Fonds aufgelegt, der Kinder aus den Cités eine umfassende Ausbildung ermöglichen soll. Baubeginn soll bereits im nächsten Monat sein.
Trotz der großzügigen Aktion sucht die Polizei weiter nach den Urhebern des größten Goldraubes in der französischen Geschichte. Bei dem Verkauf eines Teils der Goldreserve aus der Banque de France an einen nicht genannten Käufer waren 1200 Barren im Wert von einer halben Milliarde Euro geraubt worden. Da die Barren noch nicht den Besitzer gewechselt hatten und das Gold nicht zu versichern gewesen war, trägt den Schaden der französische Steuerzahler.
Im Zuge der Affäre mussten der Chef und der Sicherheitschef der Banque de France zurücktreten, ebenso der Präfekt des Départements Bouches-du-Rhône. Sein Nachfolger wurde der frühere Commissaire Navarro, Leiter der Polizei in Marseille.
Von 55 Prozent der Beute, den anderen 660 Goldbarren, fehlt weiterhin jede Spur.