9

Unruhig wälzte sich Beate auf dem zerknautschten Laken hin und her. Seit Stunden versuchte sie nun schon einzuschlafen. Ein paarmal hob sie ungläubig den Kopf und starrte auf die Stelle, an der gestern noch das zweite Bett gestanden hatte. Neben ihr, direkt neben ihr. Und heute war da nichts, nur diese Leere. Als wäre Toni jetzt endgültig weg.

Das Gefühl von Verlassenheit, gegen das sie die letzten Tage gekämpft hatte, war wieder da. Wie ein Raubtier, das sich unbemerkt angeschlichen hatte, hielt es sie gepackt. Beate schluchzte. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. Wo kam die denn plötzlich her?

Beinahe war sie froh, als mitten in ihre Unruhe hinein das Telefon klingelte. Sofort sprang sie auf. Und anders als sonst, wenn sie nachts der Klingelton hochscheuchte, wurde ihr nicht mal kurz schwindlig. Fast rannte sie zum Telefon und riss den Hörer hoch. »Ja?«

»Lehmann«, sagte der Anrufer knapp. »Es tut mir leid, Ihren Schönheitsschlaf zu stören. Aber Sie müssen nach Torgau kommen.« Seine Stimme klang leicht arrogant, so wie immer, wenn er sich dazu herabließ, mit seiner jungen Kollegin zu sprechen, aber sie hörte sich irgendwie auch heiser und gepresst an. Er räusperte sich.

»Was ist passiert?«

»Die drei Jugendlichen sind weg. Einfach abgehauen. Aus ihren Zellen getürmt.«

»Aus ihren Zellen? Wie ist das …?«

»Keine Ahnung, wie das möglich ist!«, unterbrach er sie ungeduldig. »Genaueres weiß ich noch nicht. Eine Erzieherin wird vermisst.«

»Oh«, sagte Beate und schwieg einen Moment verblüfft. Sie hörte eine Art Schnaufen auf der anderen Seite der Leitung. Es klang verärgert, als hätte sie mit diesem Laut des Erstaunens etwas Falsches gesagt. »Geht es um Frau Hellermann?«, fragte sie. Kurz zuckte in ihr das Bild dieser Frau auf: groß, stämmig, griesgrämig.

»Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen. Ich muss Sie bitten, auf das Zähneputzen, Haarekämmen und Schminken zu verzichten und umgehend an den Tatort zu kommen«, sagte Lehmann rau.

Beate verdrehte die Augen. Was sollte denn diese Bemerkung? Was bildete sich der Kerl ein? »Aber anziehen darf ich mich noch?«, murmelte sie und legte auf.


Wenigstens musste sie kein schlechtes Gewissen mehr haben, dass sie mitten in der Nacht losmusste. Es war niemand da, den das noch interessierte. Abgesehen von ihren Meerschweinchen, aber die schliefen tief und fest und würden sie erst am Morgen vermissen, wenn das Tageslicht oder der Hunger sie weckten. Und sie würden auch nicht sie, sondern die Futterquelle vermissen.

Sie fuhr schnell, jagte durch die Dunkelheit, raste mit ihrem Motorrad vor ihrem Schmerz davon. Der kommende Winter lag schon in der Luft, und ein Hauch von Frost legte sich auf ihr Gesicht. Ein schneidender Luftzug nahm ihr fast den Atem. Der Gegenwind schien sie aufhalten zu wollen. Sollte das eine Warnung sein? Unsinn. Seit wann glaubte sie an solch mysteriöse Zeichen? Seit sie die finsteren Gänge und Zellen in diesem Kinderknast gesehen hatte? Und die Leiche des einstigen Herrschers dort? Ein Toter konnte keine Macht mehr ausüben. Oder? Was hatte er in den Seelen dieser jungen Menschen angerichtet? Warum fragte sie sich das? War das ihre Aufgabe? Wohl kaum.

Wie Blätter im Herbststurm wirbelten ihre Gedanken umher.

Diese halben Kinder … einfach abzuhauen … aus diesem Hochsicherheitstrakt … Wie hatten sie das denn bloß …? Jemand … musste ihnen doch … geholfen haben. Doch … Wer? … Und … Warum? … Wo steckte Frau Hellermann? … Und wenn sie nun …? … Bloß nicht noch eine Leiche!


Beate parkte ihre MZ an dem Werkhofgebäude, das ihr in der Finsternis noch bedrohlicher erschien als am Tage. Der Einsatzwagen der MUK Leipzig stand auf der anderen Straßenseite. Lehmann war also schon da.

Hinter den Torgauer Gefängnisfenstern brannte Licht. Durch das Milchglas wirkte es diffus, verschwommen. Die Jugendlichen hatten nicht hinaussehen können aus ihrem Kerker, aber man konnte auch nicht in die Zellen hineinsehen. Es war, als würde das Haus selbst seine grausigen Geheimnisse verbergen. Das Gerüst, das die eine Wandhälfte bedeckte, klapperte leise im Wind. Das Metall schlug wohl auf ein noch nicht abmontiertes Gitter. Ein beharrlicher Rhythmus, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Womöglich war es aber auch nur der fehlende Schlaf, der ihre Nerven so anspannte. Sie holte noch einmal tief Luft, atmete den dunstigen Geruch der Elbe ein, die nur ein paar Schritte weiter in einem kräftigen breiten Strom unablässig entlangfloss.

Ein Volkspolizist mit unbewegtem, bleichem Gesicht zog die schwere Tür auf und ließ sie ein. Er schien über ihr Kommen Bescheid zu wissen, grüßte sie jedoch nicht und blickte müde vor sich hin. Vielleicht war er ja auch gerade aus dem Bett gejagt worden. Sie schob den Gedanken beiseite. Es war ihr egal. Sie musste ihren Job erledigen. Diese Erzieherin suchen. Herausfinden, was eigentlich passiert war. Wohin die Jugendlichen geflohen waren.

Tanja, Maik und der kindliche Andreas. Sie stellte sich vor, wie die drei durch die Nacht irrten. Auf der Flucht, ohne Essen, ohne Hilfe. Beate schämte sich plötzlich. Wie konnte sie sich bloß so verloren fühlen? Sie hatte doch eine Wohnung, ein Bett, ein Zuhause. Diese Halbwüchsigen besaßen all das nicht. Man hatte sie – aus welchen Gründen auch immer – in diese finstere Burg gesperrt. Und nun waren sie eben abgehauen. Konnte sie ihnen das verübeln?

Lehmann hockte im Erzieherzimmer und sah aus, als wäre ihm nicht nur eine Laus über die Leber gelaufen. Es war offensichtlich, dass er überall lieber gewesen wäre als in dieser finsteren Anstalt. Neben ihm hockte mit ebenso verdrießlicher Miene Reinold Spieß.

Er sah kaum auf, als sie eintrat, sondern rieb an einem Fleck auf seinem rosa Hemd herum. Der Dunst von Alkohol und Zigarettenqualm lag in der Luft. Erst jetzt sah sie zwei leere Schnapsgläser, einen halb gefüllten Aschenbecher und die Schachtel Club auf dem Tisch.

Eine Erziehungsanstalt, in der nun niemand mehr erzogen wurde, ist ziemlich nutzlos, ging ihr durch den Kopf. Es gab keinen mehr zu disziplinieren, wenn nun auch noch die letzten rebellischen Zöglinge ausgeflogen waren. Ein Grinsen wollte sich über ihre Lippen schummeln. Aber Beate presste den Mund zusammen. Die Lage war schließlich ernst und unübersichtlich.

»Gibt es schon eine Nachricht über die geflohenen Jugendlichen?«, fragte sie.

»Bisher noch nicht«, antwortete Lehmann. »Die Fahndungsmeldung ist seit einer Stunde raus.«

»Irgendeine Spur von Frau Hellermann?«, fragte sie.

»Abgesehen von einem Schuh – nichts.«

»Ein Schuh?«

Er deutete auf einen klobigen knöchelhohen schwarzen Stiefel, der in der Ecke stand. »Der lag auf der Treppe. Die Nachtwache hat ihn gefunden und uns alarmiert.«

»Sonst nichts?«

Lehmann schüttelte den Kopf.

»Sie muss zuletzt in der Mädchenetage gewesen sein«, antwortete Spieß nachdenklich. »Und dann wollte sie wohl ins Büro und von dort aus nach Hause. Ihren Bericht hatte sie noch nicht geschrieben.«

»Welchen Bericht?«, fragte Beate.

»Über das Verhalten der Jugendlichen werden täglich Berichte angefertigt«, gab der Mann sachlich Auskunft. »Eine Anweisung vom Direktor. Und die ist meines Wissens noch nicht außer Kraft gesetzt.«

»Täglich«, murmelte Beate. Sie nahm sich vor, mal einen Blick in diese Aufzeichnungen zu werfen. Aber zunächst mussten sie wohl oder übel die Erzieherin ausfindig machen.

»Wir haben gerade jede einzelne Zelle im Mädchentrakt abgesucht«, erklärte Lehmann. »Die Gruppenräume und die Einzelzellen. Auch den Waschraum. Da ist sie nicht.«

»Und bei den Jungs?«

»Dort sucht der Hausmeister mit zwei Kollegen der MUK. Die Nachtwache ist auch noch unterwegs, schaut in die Werkstätten und so weiter.« Lehmann sah sie mit trägem Blick an. »Bleibt dann nur noch der Keller.«

Beate fragte sich, ob die beiden sich mehr als nur den einen Schnaps auf den Schreck gegönnt hatten. Die Alkoholwolke stand jedenfalls ziemlich deutlich im Raum.

»Die Ausreißer werden sie wohl kaum mitgenommen haben«, sagte ihr Chef und lachte trocken auf.

Beate verstand seine Heiterkeit nicht. Immerhin konnte die Frau auch tot in einer Ecke liegen, oder? Traute sie den Jugendlichen eine solche Gewalttat zu? Tanja mit Sicherheit nicht, Andreas ebenso wenig. Bei Maik war sie sich da nicht so sicher. Er hatte irgendwie abgebrüht auf sie gewirkt. Hart, verbittert. Aber war er deshalb zu einem Mord fähig?

»Ich geh schon«, sagte sie gleichmütig. »Geben Sie mir den Schlüssel?«, fragte sie Spieß.

»Ist sicher besser, wenn ich Sie begleite«, murmelte er, ohne sich jedoch vom Fleck zu rühren.

Beate schüttelte den Kopf. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihn nicht dabeihaben. Was sollte ihr ein angetrunkener, schlecht gelaunter Kerl wie er nutzen?

»Sie beide müssen hier die Stellung halten. Falls es Probleme gibt, gebe ich Bescheid«, sagte sie und klopfte auf die Tasche mit dem Funkgerät. So sicher, wie sie tat, war sie nicht, aber sie spürte auch keine Angst.

Sie ging über den Hof, um zum Eingang des Kellers zu gelangen. Ein Scheinwerfer beleuchtete ihren Weg. Es war kein Mensch zu sehen. Nur ihr Schatten lief vor ihr her. Schotter und Kohlendreck knirschten unter ihren Füßen. Der Schlüsselbund wog schwer in ihrer Hand. Er wirkte altertümlich, wie aus einer längst vergangenen Zeit.

Reinold Spieß hatte ihr noch kurz erklärt, welcher Schlüssel in welches Schloss passte. Und ihr dann ein zweites und sogar drittes Mal angeboten mitzukommen, doch sie wehrte ihn ab. »Das ist Polizeiarbeit!«, sagte sie schroff. Er hatte sie mit gerunzelter Stirn angesehen, ein Rülpsen unterdrückt und aufgegeben. Oberleutnant Lehmann hätte sie begleiten können. Doch der machte keine Anstalten. Als hätte er sein Soll für diese Nacht erfüllt. Und sie würde ihn nicht bitten, ihr zur Seite zu stehen.

Beate schloss die Kellertür auf und blieb am Treppenabsatz stehen. Die Stufen wirkten, als führten sie in einen Abgrund. Düster, wie das ganze Gebäude. Sie schaltete das Licht ein und bemerkte, dass es flackerte. Eine Motte hatte sich in der Schildkrötenlampe verfangen. Ihr schwarzer Flügelschlag warf unheimliche, riesige Schatten an die schimmligen Wände. Es war eindeutig ein Verlies, in das Beate sich hinabbegab. Kein Wunder, dass ihr Boss nicht mitkommen wollte. Er hatte vielleicht schon einen Blick in diese Gruft geworfen.

Beate umklammerte den Schlüsselbund. Er verlieh ihr eine gewisse Zuversicht, dass sie jederzeit, zu jedem Moment aus diesem Knastgebäude wieder herauskommen konnte. In dem flackernden Licht sah sie drei Medizinbälle in einer Ecke liegen, daneben ein paar Hanteln. Kurz wunderte sie sich darüber: Hier war doch sonst alles penibel aufgeräumt. Doch sie dachte nicht weiter darüber nach. In einem Keller lagen eben Dinge herum, die sonst nirgendwo Platz fanden.

Kaum zu fassen: Auch hier unten gab es Zellen. Schwere Eisentüren, mit jeweils zwei Riegeln und einem Schloss gesichert. Beate schaute durch die Spione. Nichts. Es war stockdunkel hinter den Gucklöchern. Sie blieb vor einer dieser Türen stehen. Zog die Riegel beiseite. Leise, als könnte sie jemanden wecken. Ein scharrendes Geräusch zog durch ihre Nerven. Sie steckte einen der Schlüssel ins Schloss. Er passte nicht. Also der nächste. Und der nächste … Der fünfte Schlüssel griff schließlich, und es kam ihr vor, als öffnete sie das Tor zur Unterwelt. Sie sah wieder nichts. Nur absolute Dunkelheit.

Stocksteif blieb sie vor dieser Finsternis stehen. Ist da jemand? Aber sie sprach die Frage nicht aus. Sie schob sich ein Stück vor, tastete nach einem Lichtschalter, fand ihn nicht. Vielleicht gab es keinen. Von irgendwo vernahm sie ein leises Rascheln. War da etwa wer? Wieso sollte jemand dort hocken? Die Jugendlichen waren alle weg. Die letzten drei geflüchtet. Dann fiel ihr ein, nach wem sie eigentlich suchte.

»Frau Hellermann?«, rief sie.

Aus der Dunkelheit kam keine Antwort. Natürlich nicht. Sie lachte leise über sich selbst. Wieso gruselte sie sich? Glaubte sie etwa an Gespenster? Sie rief noch einmal den Namen der Frau, hielt den Atem an und lauschte.

Nichts.

Beate schaltete ihre Taschenlampe ein und leuchtete in den Raum. Er war klein und eng. Als sie sich ein Stück hineinbegab, musste sie den Kopf einziehen. Obwohl sie nicht besonders groß war, lag die Decke dicht über ihr. Das winzige vergitterte Fenster schien von außen verdunkelt worden zu sein. Beate sah sich kurz um. Es gab nicht viel zu sehen: Außer einer kurzen Holzpritsche und einem Eimer befand sich nichts dort.

Sie zog sich aus der Zelle zurück und beeilte sich nun, die anderen Türen zu öffnen. Überall fand sie das gleiche Inventar. Keine Menschenseele.

Gerade als sie den Keller wieder verlassen wollte, hörte sie ein Geräusch: Schritte. Sie knirschten über den Hof. Deutlich vernehmbar. Zackig. Als würde jemand auf sie zumarschieren. Vielleicht kam ja Lehmann doch noch? Oder Reinold Spieß missachtete ihre Aufforderung, sich aus der Ermittlung herauszuhalten? Erst als sich ein Schatten auf die Kellertreppe schob, fiel ihr ein, dass sie die Tür oben nicht geschlossen hatte. Wozu sollte sie sich auch einschließen? Sie hatte vorgehabt, so schnell wie möglich wieder aus dieser Gruft zu verschwinden.

Den Mann, der langsam die Stufen hinunterstieg, kannte sie noch nicht. Er war groß, breitschultrig, unrasiert. Ein schmales Gesicht mit irgendwie verformter Nase. Eine Narbe auf der linken Wange. Seine dunklen Augen unter den üppigen Augenbrauen sahen sie durchdringend an. Er trug eine Uniform – oder etwas in der Art. Sie konnte den militärisch wirkenden Anzug nicht zuordnen. Seine Haltung wirkte zwar nicht bedrohlich auf sie, aber doch wie ein Vorwurf. Sie hatte hier nichts zu suchen, hieß dieser Blick.

»Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«, fragte er schroff.

Beate zückte ihren Ausweis, erklärte kurz, wer sie war und wen sie suchte.

Er sagte nichts dazu, starrte sie nur weiter auf diese direkte Art an.

»Und wer sind Sie ?« Beate zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.

»Bruckner. Georg Bruckner Die Nachtwache. Ich hab die Werkstätten durchsucht, die Sporthalle und den Speiseraum. Kollegin Hellermann ist wie vom Erdboden verschluckt.« Er sprach hölzern. Unwillkürlich musste Beate an eine Figur aus einem Kinderbuch denken, vor der sie sich als kleines Mädchen gefürchtet hatte: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten hieß es.

Dieser Urfin in dem Märchen war ein ungehobelter, grobschlächtiger Kerl, der aber eine unheimliche Macht besaß und mit einem Pulver tote Dinge zum Leben erwecken konnte.

Komisch, dass ihr das jetzt einfiel.

»Ach, Sie waren das … Sie haben ihren Stiefel gefunden, stimmt’s?«, fragte sie.

Er antwortete nicht.

»Hier unten ist sie auch nicht«, sagte sie.

Der Mann beachtete sie nicht weiter, lief den Gang mit großen Schritten ein paarmal auf und ab und betrachtete die geöffneten Zellentüren.

»Haben Sie auch im Fuchsbau nachgesehen?«

»Wo?«

Bruckner deutete mit dem Kinn auf die Ecke, in der die Medizinbälle und die Hanteln lagen. »Normalerweise befinden sich die Sportgeräte im Fuchsbau.«

Beate sah ihn verständnislos an.

»Wenn sie draußen liegen, ist ein Jugendlicher dadrin. Aber es ist ja kein Jugendlicher mehr hier.«

»Was? Dadrin

Er streifte sie mit einem Blick, der ihr beinahe verächtlich vorkam. Als hätte sie keine Ahnung von den Dingen, die sich hier ereignet hatten. Sie sollte ihn vielleicht nach diesen Dingen fragen. Doch im Moment war keine Zeit dafür.

Georg Bruckner räumte jetzt die schweren großen Bälle aus dem Weg, die Hanteln schob er mit dem Fuß beiseite. Eine Tür erschien – klein, wie für Zwerge.

Beate schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie glauben doch nicht ernsthaft …«

»Geben Sie mir Ihre Taschenlampe!«, herrschte er sie an.

»Das ist verrückt. Das kann doch gar nicht …« Sie verstummte, gab ihm, was er verlangte.

Bruckner hockte sich vor den Eingang, richtete den Lichtkegel in den winzigen Raum und kroch schließlich hinein.

Einen Moment nahm sie nur sein leises Schnaufen wahr.

»Scheiße!«, hörte Beate ihn auf einmal fluchen. Dann stieß er ein Ächzen aus.

»Was ist los?«

Wieder gab er diese seltsamen Laute von sich, die in Beates Ohren fast tierisch klangen.

»Nun sagen Sie doch endlich …«

»Sie ist hier!«, unterbrach er sie. »Kommen Sie! Verdammt noch mal! Sie müssen mir helfen!«

Beate Vogt zögerte. Wie konnte sie diesem Urfin-Typen trauen? In ein dunkles Loch zu ihm kriechen? Kam nicht infrage!

»Na los, machen Sie schon!«

Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen. Beate schluckte. Auf was zum Teufel ließ sie sich hier ein? Wer würde ihre Meerschweinchen versorgen, wenn sie …

»Nun kommen Sie endlich!«

Sie ließ sich auf ihre Knie fallen, als wollte sie beten. Dann krabbelte sie auf allen vieren in das Loch.