13

Beate Vogt lief am Torgauer Marktplatz vorbei und warf einen kurzen, sehnsüchtigen Blick Richtung Café. Sie hatte nach einer weiteren unruhigen Nacht wieder einmal verschlafen und das Frühstück ausgelassen. Ihr Magen knurrte leise vor sich hin wie ein kleiner hungriger Wolf, aber sie ignorierte ihn. Sie war auf dem Weg zum Volkspolizeikreisamt in Torgau. Vielleicht hatten die Kollegen von der Transportpolizei, die dort ein Büro hatten, ja etwas von den Geflüchteten gehört?

Wenn sie von hier verschwinden müsste, würde sie jedenfalls den Zug nehmen. Egal wohin, Hauptsache möglichst schnell möglichst weit weg. Wenn sie Glück hatte, waren die drei schon an einem Bahnhof von der Trapo erwischt worden und saßen bei der Polizei fest. Die Kollegen konnten das sicher mit ein paar Anrufen in Erfahrung bringen. Die meisten Zöglinge, die aus den Kinderheimen und Jugendwerkhöfen entwichen, kamen nicht weit. Sie besaßen kein Geld, keine Ausweise und trugen oft auffällige Heimkleidung. Die drei Abgängigen aus dem Werkhof Torgau hatten zudem noch den gleichen militärisch kurzen Haarschnitt. Es konnte doch nicht so schwer sein, sie zu finden.

Beate konnte gut verstehen, dass sie abgehauen waren. Sie bildete sich sogar ein, sich ihre verzweifelte Lage vorstellen zu können. Wer wollte schon hinter Gittern leben? Noch dazu, wenn – was sie selbst noch kaum glauben konnte – gerade der eiserne Vorhang fiel und sich die Welt zu öffnen schien? Doch als Ermittlerin musste sie unbedingt herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Direktors und der Flucht der Jugendlichen gab. Das war nun mal ihr Job.

Sie war sich jetzt ziemlich sicher, dass Tanja, Maik und sogar Andreas ihr Dinge verschwiegen hatten, die zur Aufklärung des Falls beitragen könnten. Bloß warum? Um sich selbst nicht zu belasten? Oder einen der ihren? Wie tickten diese Kids, die als so schwierig und rebellisch galten, dass man sie wegsperrte? Was bedeutete schwer erziehbar ? Was steckte dahinter an Lebenserfahrung, an Schicksal, an Unglück? Und wie war das Verhältnis zu dem Direktor dieser Einrichtung tatsächlich gewesen?

Sie rief sich die Gesichter der drei in Erinnerung, wie sie bei den Vernehmungen ihre Blicke gesenkt, sie weggesehen oder auch eine undurchdringliche Mimik zur Schau gestellt hatten. Sogar Andreas hatte so gewirkt, als wäre er vollkommen abwesend und in Gedanken woanders. Niemand von ihnen ließ sich in die Karten schauen. Sie besaßen kein Vertrauen zur Polizei. »Die haben mich hierhergebracht «, hörte sie Andreas wieder sagen. Die Worte hatten ihr einen Stich versetzt. Der Satz verfolgte sie. Aus Sicht dieser Teenager war sie auch nur ein Bulle . Warum sollten sie ihr vertrauen?


Als Beate von der Leipziger Straße in die Breite Straße einbog, blieb sie vor Überraschung einen Moment stehen. Eine lange, nicht enden wollende Schlange von Menschen wartete vor dem Volkspolizeikreisamt in Torgau. Junge und Alte, Männer und Frauen, Mütter mit Baby auf dem Arm oder mit Kinderwagen, Leute, die sich in einem nervös aufgeregten Tonfall unterhielten, andere, die mit verbissenen Mienen schwiegen, und einige, die ihr misstrauische Blicke zuwarfen, als sie sich schließlich an ihnen vorbeidrängelte. Sie alle standen geduldig an, als würde die Polizei plötzlich Bananen und Apfelsinen verteilen. Und ein paar Minuten später erfuhr Beate auch weshalb.

»Sie sehen ja, was hier los ist!«, wurde sie unwirsch noch im Gang des Amtes und inmitten des dichten Gedränges von einem in Schweiß gebadeten Leutnant der Transportpolizei abgefertigt. »Sie suchen nach drei geflüchteten Jugendlichen? Die können längst sonst wo sein. Die Leute, die hier anstehen, wollen alle in den Westen! Und wir erteilen jedem Einzelnen von ihnen ein Visum, damit sie sich drüben ihr Begrüßungsgeld beim Klassenfeind abholen können. Hundert D-Mark pro Nase. Alle Kollegen, die im Amt arbeiten, helfen derzeit mit aus! Ansonsten gibt es noch einen Aufstand wie am 17. Juni 53! Wenn Sie wollen, können Sie sich gern an der Arbeit beteiligen. Wir brauchen derzeit alle verfügbaren Kollegen für die neuen Aufgaben in der Abteilung Pass- und Meldewesen!«

»Aber ich wollte nur ein paar Auskünfte«, wandte Beate beinahe zaghaft ein. Sie räusperte sich und holte tief Luft, um lauter zu sprechen. »Die Minderjährigen sind immerhin seit Tagen verschwunden«, versuchte sie sich in dem Menschenstrom Gehör zu verschaffen. »Vielleicht sind die drei ja an einem Bahnhof oder in einem Zug aufgefallen? Schließlich haben sie ja nicht mal Fahrkarten.«

Der Uniformierte lachte auf. »Wissen Sie, was für ein Gedränge in den Zügen gerade herrscht? Kein Schaffner kommt durch zur Kontrolle. Fahrkarte oder nicht – was spielt das noch für eine Rolle? Die Leute, die es geschafft haben, in die Bahn zu kommen, treten sich gegenseitig auf die Füße. Hier hauen gerade alle ab. Nicht nur Ihre drei Jugendlichen! Schauen Sie sich doch mal um!«

»Es hilft ja nichts. Ich muss sie finden«, sagte Beate trotzig und warf nur einen flüchtigen Blick auf die Umstehenden.

Als DDR-Bürger war man das Anstehen ja gewohnt. Wenn man eine Schlange sah, stellte man sich einfach erst mal an. Auch wenn man nicht wusste, wieso eigentlich, was es denn so Besonderes zu kaufen gab. Es könnte schließlich sein, dass es sich lohnte und man etwas ergatterte, was sonst Mangelware war: Papiertaschentücher, Tomatenketchup, Kirschen im Glas, eine Amiga-Schallplatte mit Westmusik oder andere Bückware. Das erschien ihr hier so ähnlich. Die Leute wollten also nach drüben und warteten geduldig, bis sie die Eintrittskarte dafür bekamen – als wollten sie in den Zoo oder in den Zirkus.

»Sie weigern sich also, mir zu helfen?«, hakte sie nach.

Der Mann zuckte nur ratlos mit den Schultern. »Was heißt weigern ? Ich habe gerade Wichtigeres zu tun. Kommen Sie ein anderes Mal wieder«, antwortete er und wandte sich ab.

Ein anderes Mal? Sie starrte ihm sprachlos nach. Die drei Jugendlichen waren aus dem Geschlossenen Jugendwerkhof getürmt, seit fast einer Woche untergetaucht, und niemanden schien es zu kümmern. Es war nicht mehr zu übersehen, dass sich etwas änderte im Land. Chaos herrschte. Alte Strukturen lösten sich auf. Die DDR schien zu zerbröseln wie alter Streuselkuchen.

Es blieb Beate nichts anderes übrig, als sich durch das Gewühl der Leute, die auf ein Visum zur Ausreise aus der DDR warteten, zurückzukämpfen.

Ihr fiel Lehmanns Auftrag für den heutigen Tag wieder ein: Sie sollte in das Krankenhaus gehen und nach Frau Hellermann sehen, sie zum Tathergang ihrer »Freiheitsberaubung« noch einmal befragen. »Als ich sie vernommen habe, war sie noch zu verwirrt, um klare Antworten zu geben. Und einer Frau vertraut sie vielleicht eher.«

Beate bezweifelte das. Hildegard Hellermann war ihr suspekt. Und sie vermutete, dass es umgekehrt genauso war. Die Art, wie die Erzieherin Tanja Wolter wie ein dressiertes Tier vorgeführt hatte, jagte ihr jetzt noch Schauer über den Rücken. Aber sie durfte sich ihre Abneigung nicht anmerken lassen, musste professionell bleiben. Immerhin hatte diese Frau als Letzte Kontakt zu Maik Kerner gehabt – wenn auch einen unfreiwilligen. Vielleicht konnte sie Beate irgendeinen Hinweis gegeben, wohin er und die anderen beiden Jugendlichen wollten?


Beate hasste Krankenhäuser. Schon von dem Geruch dort, dieser Mischung aus Medizin, Putzzeug, süßlichem Kräutertee und Wofasept, einem streng riechenden Desinfektionsmittel, wurde ihr schlecht. Als sie das Gebäude betrat, hielt sie die Luft an und marschierte eilig durch den Korridor.

Ein Arzt in weißem Kittel warf ihr einen kurzen irritierten Blick zu und verschwand in einem der Patientenzimmer. Er kam ihr bekannt vor – sie hatte ihn schon einmal gesehen. War das nicht Dr. Rehling? Der am Tatort die Leiche des Direktors untersucht hatte? Wieso grüßte er sie nicht? Ihr war nicht einmal Zeit geblieben, ihm zuzunicken.

Obwohl Beate unangekündigt kam, saß Hildegard Hellermann aufrecht in ihrem Bett und sah ihr erwartungsvoll entgegen. Auf ihrem Nachtschrank stand eine Vase mit Strohblumen, daneben lag die Frauenzeitschrift Für Dich . Beate fiel ein, dass die meisten Patienten erwarteten, von ihrem Besuch eine Kleinigkeit geschenkt zu bekommen. Ein wenig verlegen kramte sie in ihrer Handtasche herum und fand einen Apfel, der schon etwas schrumpelig aussah und den sie als Ersatz für ihr Frühstück mitgenommen hatte. »Ein bisschen Vitamine«, murmelte sie. »Für die Genesung«, fügte sie idiotischerweise hinzu. Was sollte man denn anderes in einem Krankenhaus tun als zu genesen?

Frau Hellermann zog ihren Mund ein wenig in die Länge und nahm den Apfel entgegen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

»Erika!«, rief sie plötzlich in ihrem schrillen Erzieherinnen-Befehlston, und Beate zuckte zusammen. »Erika, wach mal auf! Ich muss mit der Genossin Kriminalpolizistin allein sprechen!«

»Ich bin keine Genossin«, murmelte Beate. Doch Hildegard Hellermann achtete nicht darauf, sondern zog an dem Bettgestell nebenan herum, sodass es wackelte und quietschte. »Erika?« Die Decke auf dem Nachbarbett bewegte sich, und zum Vorschein kam eine dünne Frau mit dunklen strähnigen Haaren. Sie gähnte, streckte sich und blinzelte verwirrt, während sie umherblickte. Offenbar hatte sie tief und fest geschlafen.

»Ich hab dir doch gesagt, dass ich noch mal vernommen werden muss«, sagte Frau Hellermann. Ihre Stimme klang seltsam stolz. Als wäre es ein Verdienst, von der Polizei befragt zu werden.

Erika murmelte etwas vor sich hin, warf sich einen Bademantel über das blassgelbe Blümchennachthemd und schlurfte in Filzpantoffeln aus dem Raum.

»Jetzt sind wir ungestört. Was wollen Sie wissen?«, fragte Frau Hellermann munter.

Beate zögerte kurz, dann setzte sie sich auf den einzigen Stuhl, den es in dem Raum gab.

»Zunächst einmal: Wie geht es Ihnen? Haben Sie sich von dem Schreck etwas erholt?«

Insgeheim war Beate verwundert, dass die Erzieherin immer noch im Krankenhaus lag. So viele Verletzungen hatte sie gar nicht an ihr festgestellt. Und auch jetzt sah sie nur ein Pflaster, das auf ihrer Stirn klebte, und ein paar fast verheilte Schrammen auf ihren Händen.

»Ich hatte einen Schock«, erklärte Hildegard, als ahnte sie ihre Gedanken. »Damit ist nicht zu spaßen.«

Beate nickte. »Natürlich nicht.«

»Dr. Rehling meinte, ich solle zur Beobachtung ein paar Tage bleiben und mich erholen.«

»Geht es Ihnen besser?«

»Besser? Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie von einem Halbwüchsigen in ein Loch gestopft werden … wie ein … Hähnchen in eine Bratröhre?«

Wie ein Hustenreiz stieg Beate plötzlich ein Lachen in die Kehle. Sie schluckte, räusperte sich, kämpfte dagegen an. Nur nicht grinsen. Hähnchen in einer Bratröhre  – da hatte die Frau nicht ganz unrecht. Unwillkürlich dachte sie an einen saftigen, knusprigen, frisch gegrillten Goldbroiler, und ihr Magen knurrte vernehmlich.

»Haben Sie Anzeige erstattet?«, fragte sie schnell.

»Anzeige erstattet?«, wiederholte Hildegard Hellermann und lachte auf, als wäre der Gedanke völlig abwegig. »Und wenn es zur Gerichtsverhandlung kommt, bin ich dann die Dumme?«

»Ich verstehe nicht«, sagte Beate.

»Den Fuchsbau gibt es offiziell gar nicht. Also … die Kammer da unten im Keller … ist nicht vorgesehen für …« Sie hob schwerfällig die Hand und ließ sie auf die Bettdecke fallen.

»Sie meinen … Maik Kerner ist nicht ohne Grund auf die Idee gekommen, Sie ausgerechnet dort einzusperren?«

Die Erzieherin warf ihr einen eiskalten Blick zu. »Wer weiß, in welche Zeiten wir jetzt hineingeraten. Das ganze Land geht doch kaputt. Auf einmal fällt diese Mauer, unser Antifaschistischer Schutzwall, und alle rennen wie die Schafe rüber! Und dann der Direktor … tot !« Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen, wissen Sie? Aber dass etwas nicht stimmt, hat sich ja schon länger angekündigt.«

Beate wurde hellhörig. »Inwiefern?«

»Neulich hat ein Erzieher Westzeitungen mit in den Werkhof gebracht. Einfach so. Westzeitungen ! Schund- und Schmutzschriften aus der BRD! Normalerweise ist das ein Entlassungsgrund!«

Beate dachte an die endlos lange Schlange vor dem Volkspolizeikreisamt. Westzeitungen würde es bald jede Menge geben, wenn die Leute ihr Begrüßungsgeld ausgaben und mit der Beute aus dem anderen Deutschland zurückkehrten. Falls sie zurückkehrten.

»Wenn ich diesen Bengel anzeige, bin ich am Ende die Dumme, wissen Sie?«

Hildegard Hellermann lauerte offenbar auf eine Bestätigung oder wenigstens ein Nicken. Doch Beate tat ihr den Gefallen nicht. »Erzählen Sie bitte, was passiert ist.« Sie zog einen kleinen Schreibblock und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche.

»Wenn ich das noch so genau wüsste …«

»Sie erinnern sich nicht?«

»Nicht an alles.«

»Versuchen Sie, das zu berichten, woran Sie sich entsinnen können.«

Die Erzieherin drehte ratlos den Apfel in ihren Händen, als wüsste sie nicht, wo der auf einmal herkam. »Ja, also … Mein Dienst war an diesem Tag so gut wie vorbei. Ich wartete noch auf das Erscheinen der Nachtwache. Aber die kam nicht … nicht pünktlich, glaube ich. Da stand er plötzlich vor mir … mit diesem Blick … diesem lauernden Blick. Das weiß ich noch. Und er wollte etwas haben … Er wollte … den Schlüssel ! Jetzt fällt es mir wieder ein! Er hat ihn mir weggenommen, hat mir den Schlüsselbund aus der Hand gerissen!«

»Sie meinen Maik?«

Sie nickte. »Der Jugendliche Kerner.«

»Der eigentlich eingeschlossen sein sollte?«

»Natürlich. Aber … Er war es nicht. Rannte einfach da herum.«

»Wissen Sie, wer die Zellentür aufgeschlossen haben könnte?«

»Nein! Das gab es meines Wissens noch nie! Schon gar nicht nachts! Ich sag ja: Es läuft alles aus dem Ruder!«

»Was passierte danach?«

Frau Hellermann zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Er hat mich geschubst. Und mich gleichzeitig festgehalten – damit ich nicht die Treppe runtersegle. Es gab ein Gerangel, weil ich den Schlüssel zurückholen wollte. Und irgendwie hab ich dabei einen Schuh verloren. Und … Dann … Filmriss  … Er muss mich wohl mit Gewalt … Diese Jugendlichen sind ja gestählt durch den täglichen Sport. Jedenfalls: Wir waren plötzlich im Keller. Und ich dachte, er sperrt mich in eine der Dunkelzellen. Aber … Ich sollte die Medizinbälle und Hanteln aus dem Fuchsbau räumen.«

»Warum?«

»Er wollte sich an mir rächen«, sagte sie.

Beate wartete, dass Hildegard Hellermann von sich aus weitererzählte. Aber sie schwieg eine Weile und drückte ihren Daumen in den weichen verschrumpelten Apfel, bis das Fruchtfleisch herausquoll, und seufzte tief.

»Es war so unglaublich eng dadrin. Er hat mir meinen Strumpf in den Mund gesteckt, sodass ich kaum Luft bekam, mich gefesselt, die Tür zugeschlossen, und ich dachte … Das wär’s. Jetzt ist Schluss. Das ist das Ende. Erst stirbt der Direktor, und dann sterbe ich.«

Einen Moment herrschte Schweigen. Wahrscheinlich sollte Beate ihr jetzt etwas Tröstliches sagen, aber ihr fiel nichts ein.

Maik hatte sich gerächt. Wohl nicht ohne Grund. Die Saat des Hasses war aufgegangen. Sie ging immer auf.

»Und die anderen beiden Jugendlichen?«

Hildegard Hellermann zuckte mit den Achseln. »Die habe ich nicht gesehen.«

»Hat Maik Ihnen irgendetwas erzählt … von seinen Plänen? Seinem Fluchtvorhaben?«

»Natürlich nicht!« Ihre Stimme kippte auf einmal. »Was denken Sie sich eigentlich?«, kreischte sie plötzlich und lief rot an. »Glauben Sie, die erzählen was von ihren Vorhaben ? Das dürfen die auch gar nicht. Das wäre abstandsloses Verhalten und wird bestraft! Diese Jugendlichen, die bei uns landen, sind wilde Tiere! Sie sehen ja, was passiert, wenn man sie aus ihren Käfigen lässt!«

Etwas in Beate begann heftig zu brodeln, und sie erhob sich abrupt. Sie hätte dieser Frau gern eine patzige Antwort gegeben, doch sie musste ruhig bleiben. »Danke für Ihre Aussage«, sagte sie hölzern. Ein Lächeln brachte sie nicht zustande. »Gegebenenfalls melden wir uns noch einmal bei Ihnen.«

Ihr war ein wenig schwindlig, als sie den Raum verließ. Sie musste dringend etwas essen. Oder, wenn sie schon hier war, vielleicht doch erst mal mit diesem Dr. Rehling sprechen.