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Nachdem sie einen Monat lang zusammen gezecht haben, lässt Edwin Reginald auf seiner neuen Farm allein und fährt weiter nach Westen, um sich mit Thomas zu treffen, einem Schulfreund seines Bruders Niall, der diesen Kontinent in New York betrat und gleich weiter nach Westen zog. Die Zugfahrt durch die Rocky Mountains ist atemberaubend. Wie ein Kind presst Edwin die Stirn ans Fenster und schaut mit offenem Mund. Was er sieht, ist überwältigend. Vielleicht hat er es drüben in Saskatchewan mit dem Trinken ein wenig übertrieben. Er beschließt, in British Columbia ein besserer Mensch zu werden. Das Sonnenlicht schmerzt in den Augen.


Nach all der wilden Pracht ist es ein eigenartiger Schock, die friedlichen, hübschen Straßen von Victoria zu sehen. Überall sind Engländer, als er den Zug verlässt, ihn umgibt der Akzent seiner Heimat. Hier, denkt er, könnte ich es eine Weile aushalten.


Edwin trifft Thomas im Stadtzentrum in einem sauberen kleinen Hotel, in dem er das beste Zimmer belegt hat; unten im Restaurant bestellen sie Tee und Scones. Sie haben sich drei, vier Jahre nicht gesehen, aber Thomas hat sich kaum verändert. Dieselbe rötliche Haut wie schon als Kind, die ihn immerzu aussehen lässt, als käme er gerade vom Rugbyfeld ins Haus. Er versucht, in Victorias Geschäftswelt Fuß zu fassen, bleibt aber unbestimmt, als Edwin ihn fragt, in welcher Sparte er sich versuchen will.

»Und wie geht’s deinem Bruder«, fragt Thomas, womit er das Thema wechselt. Niall ist gemeint.

»Der probiert es in Australien«, sagt Edwin. »Ist offenbar ganz zufrieden, jedenfalls den Briefen nach zu urteilen.«

»Nun, das ist mehr, als die meisten von uns behaupten können«, sagt Thomas. »Zufrieden zu sein ist nicht gerade wenig. Was treibt er denn da unten?«

»Versäuft seine Unterhaltszahlungen, nehme ich an«, sagt Edwin, was nicht gerade gentlemanlike, aber vermutlich die Wahrheit ist. Sie sitzen an einem Tisch am Fenster, und sein Blick wandert immer wieder hinaus zu den Geschäften entlang der Straße, zur unergründlichen Wildnis – in der Ferne sichtbar – und zu den am Stadtrand dräuenden, düster aufragenden Bäumen. Dass diese Wildnis zum britischen Königreich gehören soll, ist ein irgendwie lächerlicher Gedanke, den er rasch wieder unterdrückt, da er ihn an seine letzte Dinnerparty in England erinnert.