Epilog – Ich will nicht kitschig sein, aber ich denke, du bist toll.
(ein Jahr später)
Skylar
„Ich habe heute Tate gesehen“, sage ich abrupt und fahre mit den Fingern über Dexters Brust, während ich mich an ihn schmiege. Er spannt sich an und seine Augen finden meine, als ich mich auf meinen Ellbogen abstütze, um ihn ansehen zu können.
„Oh?“
Der neutrale kleine Laut lässt mich zusammenzucken. Ein Teil von mir fragt sich, ob ich überhaupt etwas hätte sagen sollen, aber die Vorstellung, es ihm zu verschweigen, ist noch schlimmer. Ich nicke.
Einen Moment lang ist er still. „Was ist passiert?“, fragt er schließlich. Es ist lange her, dass Tate zur Sprache gekommen ist, obwohl die Wunde, die er in meinem Leben hinterlassen hat, eine ist, von der ich mich nie ganz erholen werde.
Mein Leben und ich.
Sosehr ich auch versuche, es nicht zu tun, zucke ich immer noch zusammen, wenn Dexter sich zu schnell bewegt. Ich kann den Schmerz in seinen Augen sehen, wenn seine Versuche, etwas so Einfaches, wie mir die Haare aus dem Gesicht zu streichen, mit Zögern beantwortet wird. Es ist besser geworden, aber manchmal frage ich mich, ob es jemals ganz verschwinden wird. Es fühlt sich nicht so an.
Ich atme tief ein. „Ich bin ihm im Laden begegnet“, erzähle ich Dexter langsam. „Er sieht aus, als ginge es ihm besser.“ Aber das ist nicht der Grund, warum ich ihm das erzähle. „Er …“ Ich zögere, dann vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust. Er streichelt mein Haar und ich höre seinen gleichmäßigen Herzschlag.
Als ich den Kopf hebe, fühle ich mich ruhiger, aber es hilft nicht, die Worte leichter herauszubekommen. „Er hat gefragt, ob wir Freunde sein können.“
Dexter blinzelt mich an, und ich kann sehen, dass er von den Worten überrascht ist. Ich kann auch sehen, dass er eine sehr klare Meinung zu dem Thema hat, aber er ringt darum, nichts zu sagen. Manchmal geht er so weit damit, mir meine eigenen Meinungen und Entscheidungen zu lassen, dass es frustrierend ist, denn ich würde gerne wissen, was er denkt und fühlt. Trotzdem kann ich mich nicht allzu sehr beschweren.
Es ist besser als die Alternative, auch wenn ich das anfangs nicht gedacht habe. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr ich mich daran gewöhnt hatte, dass jemand anderes alle Entscheidungen für mich trifft, und der Versuch, zu lernen, die Dinge allein zu bewältigen, war manchmal überwältigend.
„Was hast du geantwortet?“, fragt mich Dexter, als sich das Schweigen zu lange hinzieht.
Ich schüttle den Kopf. „Ich habe Nein gesagt“, sage ich und sehe, wie Erleichterung Dexters Gesichtszüge erfüllt. Er ist immer so ausdrucksstark, was … Nun, es ist nicht immer etwas Gutes, aber in diesem Moment bin ich froh darüber. Es ist, als würde ich die Bestätigung sehen, dass ich das Richtige getan habe, etwas, das ich unbedingt will.
Denn ich fragte mich immer noch, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
„Wie hat er reagiert?“
„Ziemlich gut, eigentlich“, antworte ich nachdenklich. Ich war überrascht. Ich hatte ein Flehen erwartet, oder dass sich eine Gewitterwolke über seine Züge legt, während er mit dem Nein kämpft. Aber irgendetwas hat sich im letzten Jahr geändert, und er hat meine Antwort akzeptiert. Er war enttäuscht, das konnte ich sehen. Aber er hatte nicht argumentiert oder gedrängt, und ich war froh darüber.
Ich bin nicht für ihn verantwortlich. Nicht mehr. Ich bin froh, dass es ihm gut geht, aber ich kann ihn nicht wieder in mein Leben lassen, ohne zu riskieren, wieder einen Schritt zurückzumachen.
Dexter lehnt sich zurück gegen das Bett, legt seinen Arm um mich und zieht mich näher zu sich. „Ich bin stolz auf dich“, murmelt er und küsst meinen Kopf.
Ich hasse es, wenn er das tut, und er weiß es. Es ist wie eine Erinnerung daran, wie viel jünger ich doch bin. Aber er mag es, also beschwere ich mich nicht.
Allzu sehr.
Trotzdem reichen seine Worte aus, um mich warm zu fühlen, und ich lächle über das Lob. Ich werde das nie satthaben, denke ich.
„Du klingst alt, wenn du so etwas sagst“, bemerke ich trotzdem.
Er wirft einen flüchtigen Blick auf mich. „Ich bin alt. Als Nächstes setzt du mich in einem Pflegeheim ab, damit du dir ein heißes junges Ding angeln kannst.“
Ich schnaube. „Wohl kaum. Du hast mich am Hals.“
Er grinst. „Es gibt Schlimmeres, als dich am Hals zu haben, da bin ich mir sicher.“
„Ich kann ein paar Dinge aufzählen“, sage ich hilfsbereit und streiche mit den Fingern über seine Brust.
„Passe.“
„Spielverderber“, erwidere ich.
Dexter schließt die Augen. „Du kennst mich“, sagt er trocken. „Spielverderber des Jahres.“
„Glaubst du wirklich, ich lasse mir eine Gelegenheit entgehen, einen Witz über verdorbene Dinge, die wir tun, zu machen?“, frage ich ihn. „Das kann ich nicht.“
„Natürlich kannst du das“, sagt er beschwichtigend. „Du sagst so etwas nicht, wenn deine Schwester dabei ist.“
Ich starre ihn an, schaffe es aber nicht, böse auszusehen, und murre. „Sie ist sowieso nie allein“, beschwere ich mich. „Ihr Freund ist in letzter Zeit immer dabei.“
„Sei froh, dass du nicht sehen musst, wie sie auf dem Flur in der Schule rummachen“, meint Dexter. „Ich glaube, ich bin traumatisiert.“
Ich grinse. „Gavin redet ständig davon, den Kerl kennenzulernen.“
„Soll ich ihm sagen, er soll das gruselige Onkelgetue auf ein Minimum beschränken?“, fragt Dexter.
„Oh, zur Hölle, nein“, sage ich und fahre mit den Fingerspitzen über seine Haut. Bevor ich unter seine Taille gelangen kann, packt er sanft, aber bestimmt mein Handgelenk.
„Siehst du? Spielverderber.“
Dexter lacht, aber er öffnet die Augen und setzt sich auf.
„Oh, oh. Ernstes Gesicht“, bemerke ich.
Er verdreht die Augen. „Ich will nur eine Minute reden.“
„Ernstes Gesicht und Worte des Untergangs“, sage ich. „Jetzt weiß ich, dass ich in Schwierigkeiten bin.“
Dexter fährt sich mit der Hand durch die Haare. „Ich wollte fragen … ob du bei mir einziehen willst“, sagt er, und seine Stimme ist so leise, so unsicher, dass ich zunächst nicht sicher bin, ob ich die Worte wirklich gehört habe.
Ich blinzle ihn an.
„Sind ein oder zwei Blinzeln für Ja?“, fragt er mich.
„Ich …“ Ich überlege eine Minute lang. Ich bin sowieso schon die ganze Zeit hier, und mit der Miete würde es auch Sinn machen. Ich könnte ihm mit der Menagerie helfen, und ich hätte mehr Zeit, um auf Evie aufpassen – allerdings nicht, wenn sie mit dem neuen Freund rummacht, vorzugsweise.
Gleichzeitig weiß ein Teil von mir aber auch, wie leicht ich meine Unabhängigkeit aufgab, und ich habe Angst, dass ich es wieder tun könnte. „Noch nicht“, sage ich schließlich.
Dexter nickt. Er sieht nicht verletzt aus, und ich vermute, er hat meine Antwort erwartet. „Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist“, sagt er mir. „Das Angebot wird immer da sein.“
Ich beuge mich vor, um ihn zu küssen, lasse mir Zeit und genieße es. „Danke“, sage ich gegen seine Lippen. Wie immer bedeuten die Worte so viel mehr, als sie ausdrücken können. „Ich liebe dich.“
Er lächelt. „Ich liebe dich auch.“
ENDE
„Mathe mag mich nicht lehren, wie man Liebe addiert oder Hass subtrahiert, aber es gibt mir die Hoffnung, dass jedes Problem eine Lösung hat.“
- Unbekannt -