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Jessica und Essi steigen die kurze Treppe im Ester-Park hinunter und setzen sich auf eine Parkbank, beide am Rand, sodass mehr als ein Meter zwischen ihnen liegt. Dichter Baumbestand umgibt sie, die unbelaubten Äste bewegen sich beruhigend und geben ihrem Gespräch Schutz.

Essi trägt eine große weiße Strickmütze, die sie tief in die Stirn gezogen hat, bis an den Rand ihrer großen traurigen Augen. Sie ist stärker geschminkt als gestern und wirkt älter und reifer als die verweinte junge Frau, die auf dem Bett saß und um ihre verschwundene Mitbewohnerin trauerte.

»Ich hätte auch anrufen können«, sagt Essi und blickt sich um. Sie ist unverkennbar verlegen und schreckhaft. Das ist das Schlimmste bei Vermisstenfällen: die Ungewissheit, die der Fantasie zu viel Spielraum lässt. Die Sorge um die vermisste Person ist groß, doch gleichzeitig sieht man auch die eigene Sicherheit in Frage gestellt. Wenn meinem Nächsten etwas Schreckliches zugestoßen ist, kann es dann auch mich treffen?

»Aber mein Zug fährt sowieso über Pasila«, fährt sie fort, zieht den rechten Handschuh aus und steckt die Hand in die Tasche ihres Trenchcoats.

Jessica lehnt sich zurück und wartet geduldig darauf, dass Essi zur Sache kommt.

»So geht es auch, kein Problem«, antwortet sie. Im selben Moment zieht Essi etwas aus der Tasche.

»Das Ganze ist so verdammt seltsam«, murmelt sie, und Jessica sieht, dass sie ein viereckiges schwarzes Ding mit einem langen Kabel in der Hand hält. Bei genauer Betrachtung entpuppt es sich als Ladegerät. Als altes Ladegerät von Nokia, wie es Jessica in den letzten zehn Jahren kaum noch zu Gesicht bekommen hat. Selbst Erne, der vor allen technischen Innovationen zurückscheute, hatte sich schon vor fünf Jahren ein Smartphone zugelegt.

»Ich weiß nicht recht, womit ich anfangen soll«, sagt Essi, legt Jessica das Ladegerät in die Hand und seufzt. »Vielleicht mit dem Ton.«

»Dem Ton?«

»Ich erinnere mich, dass ich manchmal aus Lisas Zimmer so ein Piepen gehört hab. Einen Signalton, der nicht in die heutige Welt passt. Aber ich hab nicht weiter darauf geachtet. Irgendwann hab ich Lisa mal danach gefragt, aber sie hat nur gesagt, es wäre sicher eine Mail oder das Push-Signal von irgendeiner App.«

»Lisa hatte zwei Handys«, sagt Jessica leise, den Blick auf das Ladegerät gerichtet. Sie spricht eher zu sich selbst als zu Essi. Das Gespenst hat in Lisas Zimmer nach dem zweiten Handy gesucht. Deshalb hat es da rumgewühlt.

Sie spürt ein Stechen in den Fingerspitzen. Als sie aufblickt, sieht sie, dass Essi nickt.

»Und als der Typ gestern in Lisas Zimmer war«, fährt Essi schaudernd fort, »hat er garantiert nach dem Handy gesucht.«

»Woraus schließen Sie das?«

»Weil er es gefunden hat.«

Jessica sieht Essi fragend an.

»Ich bin heute früh in Lisas Zimmer gegangen. Es hat mir keine Ruhe gelassen, was zum Teufel der Typ da wollte. Er hatte Lisa schon mitgenommen und ihr was getan … und trotzdem ist er zurückgekommen.«

Jessica betrachtet einen Mann, der in einiger Entfernung seinen Hund ausführt. Irgendwie erinnert er sie an den Angriff gestern Morgen, an den Schnapsatem und an ihre schmerzenden Fingerknöchel. Heiligabend. Jetzt fällt ihr ein, dass ein Hund gebellt hat und von seinem Besitzer gerufen wurde, als sie auf der Erde lag. Der verdammte Wirrkopf ist der Polizei bisher noch nicht in die Fänge gegangen, und die Besucher des Zentralparks sind über verschiedene Medien vor dem Angreifer gewarnt worden.

»An dem Punkt hab ich gar nicht an ein Handy gedacht. Ich hab eine Weile Lisas Sachen durchsucht, ich war ziemlich aufgeregt und in Panik, ich dachte, wenn ich rausfinde, was da fehlt, würde ich Lisa helfen und vielleicht auch mir selbst …«

»Und Sie haben das hier gefunden.«

»Es war hinter einem Bild. Die meisten sind ja weggebracht worden, es sind nur noch ein paar übrig, die Lisa nicht selbst gemalt hat. Eins davon hing ein ganz kleines bisschen schief. Ein Bild von einer Katze, im Stil von Andy Warhol, gleich rechts neben der Tür in Augenhöhe. Ich hab es abgenommen und dahinter ein Geheimversteck gefunden«, berichtet Essi und holt eine Zigarettenschachtel aus der Tasche.

Jessica bemüht sich, ihre Frustration und ihren Ärger zu verbergen. Wie ist es möglich, dass weder sie noch Jusuf oder die technischen Ermittler das Versteck bemerkt haben?

Schweigend sieht sie zu, während Essi nach dem Feuerzeug greift und die zwischen die Lippen geklemmte Zigarette anzündet. Das Ende leuchtet rot auf, wie die Glut eines Lagerfeuers, bis Essi aufhört zu ziehen und den Atem anhält.

Der beißende Qualm vermengt sich rasch mit der frischen Luft.

»Ein Geheimversteck, in dem dieses Ladegerät lag?«, fragt Jessica, da Essi keine Anstalten macht, ihren Bericht fortzusetzen.

»Da war nichts, nur eine Aushöhlung in der Gipswand. Und dann hab ich hinter dem Bild daneben das Ladegerät gefunden und mir überlegt, dass in die leere Vertiefung ein altes Handy gepasst hätte.«

»Sie meinen also, der Mann, der in Ihre Wohnung eingedrungen ist, hat das Handy gefunden und mitgenommen? Aber nicht das Ladegerät.«

»Vielleicht hatte er Lisa gezwungen, ihm zu sagen, wo sie es versteckt hat. Er hat seine Spuren verwischt, indem er das Bild wieder an seinen Platz gehängt hat, und ist nicht auf die Idee gekommen, hinter dem nächsten Bild nach dem Ladegerät zu suchen. Und dann hat er gehört, dass wir reinkamen und … An den Rest erinnern Sie sich sicher«, sagt Essi eine Spur patzig, obwohl sie wahrscheinlich gar nicht versucht, eine schlagfertige Bemerkung zu machen.

Jessica steckt das Ladegerät in ihre Manteltasche. Eine Weile beobachten sie wortlos den Mann, der mit einem großen schwarzen Schäferhund an ihnen vorbeigeht. Jessica seufzt. Das Wichtigste ist jetzt, nicht mit Lisas Mitbewohnerin über den Fall zu spekulieren. Sie muss nur alle Fakten aus ihr herausholen, dann kann Essi in den nächsten Zug steigen.

»Okay.« Jessica legt den linken Arm auf die Rücklehne der Bank. »Vermutlich hatte Lisa ein Nokia aus den Neunzigern, auf dem sie manchmal Textnachrichten oder Anrufe bekam. Die meinten Sie wohl, als Sie von den seltsamen Signaltönen in ihrem Zimmer gesprochen haben.«

»Ja«, antwortet Essi. Der leichte Frost hat ihre Wangen gerötet. Oder die Aufregung.

»Und das ist alles? Sie haben das Handy nie gesehen?«

Essi wirkt abwesend, ihr Blick folgt einem Ahornblatt, das vom Wind getrieben über den Sandweg kriecht wie eine große gelbe Spinne. Dann rafft sie sich auf, als hätte sie die Frage mit ein paar Sekunden Verzögerung gehört.

»Gesehen nicht«, sagt sie und zieht ihr eigenes Handy hervor. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Lisa mich vor einigen Monaten damit angerufen hat.«

»Woher wissen Sie, dass der Anruf gerade von dem Anschluss kam?«

»Sie hatte ihr eigenes Handy verlegt, sie war natürlich total fertig und nervös, weil ihr ganzer Job über das Handy und Social Media läuft. Es wurde dann bei einem Bekannten gefunden, wo sie es am Abend davor vergessen hatte. Aber ich erinnere mich, dass sie mich von irgendeinem fremden Anschluss angerufen und gefragt hat, ob ich es nach der Arbeit in Katajanokka abholen könnte, weil sie selbst einen Kater hatte und krank wurde oder irgendwas. Und als ich gefragt hab, von wo sie anruft, hat sie gesagt, vom Handy eines Freundes, dabei war sie doch angeblich allein zu Hause, krank und verkatert. Das ergab keinen Sinn. Ich wusste, dass sie mich verarscht, aber ich dachte, das Handy gehört irgendeinem Typ, über den sie nicht reden wollte.«

»Und Sie haben nicht weiter nachgefragt?«

»Damals nicht. Aber die Sache ging mir nicht aus dem Kopf, schon deshalb nicht, weil ich immer noch ab und zu dieses Piepen in Lisas Zimmer hörte. Also hab ich eines Tages die Nummer angerufen. Ich hab meine eigene unterdrückt, und gleich als es anfing zu tuten, kam wieder dieser Signalton aus Lisas Zimmer. Und da wusste ich, dass sie einen zweiten Anschluss und ein zweites Handy hat, das sie aus irgendeinem Grund verheimlichen will. Dass sie mich die ganze Zeit angelogen hat.« Essi bricht auf einmal in Tränen aus.

»Was ist?«, fragt Jessica, und als Essi nicht gleich aufhört zu weinen, rückt sie näher heran und legt ihr die Hand auf die Schulter. »Sie müssen jetzt stark sein, es ist durchaus möglich, dass …«

»Darum geht es nicht«, sagt Essi und trocknet sich die Augen am Ärmel. Die Zigarette steckt ihr noch zwischen den Fingern, an ihrem Ende hängt ein halber Zentimeter Asche. Sie wirft einen Blick darauf, schnipst mit dem Zeigefinger gegen den Filter, führt die Zigarette zum Mund und saugt sie wieder rot.

»Lisa ist an meine Zimmertür gekommen, sie sah irgendwie ganz düster aus … überhaupt nicht wie sie selbst.«

Hast du mich gerade angerufen?

Was? Nee. Wieso?

Zeig mir deine Anrufliste.

»Ich war total verwirrt. Zuerst hab ich behauptet, mein Akku wäre leer. Ich weiß nicht, warum ich solche Angst hatte … Vor der Situation und vor Lisa, sie benahm sich so komisch. Wahrscheinlich habe ich von Anfang an gedacht, dass das Handy mit irgendwas Schlimmem zu tun hat, dass ich nichts davon wissen durfte. Und dass es dumm war, aus reiner Neugier anzurufen.«

»Was ist dann passiert?«

»Lisa ist nicht dumm. Natürlich hat sie mir mein Handy nicht aus der Hand gerissen und nachgesehen, ob es Saft hat, aber sie wusste, dass ich angerufen hatte. Das hat sie an meiner Reaktion abgelesen, sie kennt mich so gut. Und dann hat sie bloß an der Tür gestanden und mich angestarrt. Zum Schluss hat sie sich auf mein Bett gesetzt und die Hand auf mein Bein gelegt … Und gesagt, dass ich nie irgendwem von dem Anschluss erzählen darf. Dass ich die Nummer sofort löschen muss.«

»Haben Sie gefragt, warum?«

Essi schüttelt den Kopf. »Sie können sich nicht vorstellen, wie seltsam Lisa in dem Moment war. Ich hab bloß genickt und gedacht, dass ich wirklich nicht mehr wissen will. Und dann hat Lisa gelächelt und vorgeschlagen, dass wir uns was zu essen bestellen. Als wäre nichts gewesen. Und es war ja auch nichts, wenn ich länger darüber nachdenke.«

»Haben Sie die Nummer gespeichert?«, fragt Jessica und faltet in Gedanken die Hände. Das kann eine große Sache sein.

»Nein«, sagt Essi, »aber ich habe sie aufgeschrieben.«

Sie öffnet ihr Portemonnaie und reicht Jessica einen gelben Post-it-Zettel mit einer Handynummer.

In aller Eile schreibt Jessica eine Nachricht an Rasmus.

Finde alles über diese Nummer heraus. Höchste Priorität!!!

Dann schaltet sie das Display aus.

»Sorry, dass ich das nicht früher erzählt hab, aber ich hatte Lisa versprochen …«, stammelt Essi.

»Gut, dass Sie es jetzt getan haben«, antwortet Jessica. Der heftige Wind veranlasst sie, den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Kinn hochzuziehen. »In so einer Situation kann es schwierig sein, unter den Geheimnissen diejenigen auszuwählen, deren Enthüllung uns bei der Suche helfen kann. Lisa nimmt es Ihnen bestimmt nicht übel, wenn etwas, das Sie uns erzählen, uns hilft, sie zu finden. Vielleicht sogar«, beginnt sie und bereut sofort, dass sie Essi Hoffnung macht, »ihr das Leben zu retten.«

»Genau«, sagt Essi, lässt die Kippe auf die Erde fallen und tritt sie mit der Spitze ihres gelben Springerstiefels aus. Dann legt sie die Hände langsam auf die Knie, steht auf und zieht den Saum ihres Trenchcoats zurecht. Von ihrem Habitus her könnte sie ebenfalls eine Modebloggerin sein, ihre betont trendige Kleidung würde sich auf dem Titelblatt der Vogue-Herbstausgabe gut machen. Das heißt, eigentlich kennt Jessica sich damit gar nicht mehr aus, es ist lange her, dass sie versucht hat, trendig zu sein. Das Rollenspiel ist schwierig genug, auch ohne die angesagtesten Klamotten im überfüllten Kleiderschrank.

»Ich glaub, das war alles«, erklärt Essi.

»Ich hätte noch ein paar Fragen«, sagt Jessica und steht ebenfalls auf. Essi sieht sie ein wenig ängstlich an, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass das Gespräch weitergeht.

»Lisas Vater. Sie haben gesagt, dass Sie gehört haben, wie Lisa mit ihrem Vater Japanisch sprach.«

»Ja.«

»Sind Sie Lisas Vater je begegnet? Kommt er manchmal zu Besuch?«

»Nie. Was vielleicht seltsam ist, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Aber sie haben miteinander telefoniert.«

»Dass Lisa mit ihrem Vater sprach, wissen Sie also nur, weil …«

»… sie es mir gesagt hat.«

»Theoretisch hat sie also auch mit jemand anderem sprechen können.«

Essi wirkt verblüfft. »Kann sein.«

»Und hat Lisa irgendwas darüber gesagt, wie ihr Vater zu ihrem Beruf steht?«

Essi schüttelt den Kopf. »Nein. Wieso? Wie hätte er denn dazu stehen sollen?«

Jessica wirft einen Blick über die Schulter. Essi scheint von den Drohungen des Vaters nichts zu wissen. Ist es wirklich möglich, dass Lisa sich Frank Dominis anvertraut hat, nicht aber ihrer Mitbewohnerin? Wie nah haben Dominis und Lisa sich eigentlich gestanden?

»Okay, und dann noch eine andere Sache«, sagt Jessica. »Haben Sie jemals von Kambo gehört?«

»Kambo? Diese Froschgeschichte?« Zum ersten Mal verzieht Essi den Mund zu einem dünnen Lächeln.

»Genau die.«

»Lisa hat davon gesprochen. Und es auch ausprobiert.«

»Und Sie?«

»Nein. Das hörte sich total verrückt an.«

»Wie war die Behandlung nach Lisas Meinung?«

»Toll, hat sie gesagt. Reinigend und wohltuend.«

»Haben Sie eine Ahnung, warum Lisa später sowohl in ihrem Blog als auch auf Instagram alle Hinweise auf Kambo gelöscht hat?«, fragt Jessica.

»Vielleicht«, beginnt Essi und zupft eine Fluse von ihrem Handschuh. »Sie hatte wohl Streit mit dem Besitzer von diesem Kambo-Studio. Mit Jose.«

»Rodriguez? Worum ging es bei dem Streit?«

»Jose hat wohl nicht bezahlt.«

»Wofür bezahlt?«

Essi sieht Jessica an, als wäre der Altersunterschied zwischen ihnen viel größer und Jessica wäre eine dumme Erwachsene, die nichts kapiert.

»Für kommerzielle Zusammenarbeit. Immer wenn Lisa über irgendwas geschrieben hat, bekam sie dafür Sachen oder Dienstleistungen und außerdem Geld. Ganz normal bei Influencern«, erklärt sie.

»Also war Jose Rodriguez Lisas Kunde und nicht umgekehrt?«

»Genau, im Prinzip ja. Deshalb hat Lisa die Rechnung eintreiben lassen und alles entfernt, was sie über Joses Firma gepostet hatte.«

»Wissen Sie über Lisas andere Kunden auch so viel?«, fragt Jessica.

Essi lacht freudlos auf. »Nein, wirklich nicht, aber diese Kambo-Sache ist mir in Erinnerung geblieben. Ich fand sie ein bisschen zu verrückt.«

Jessica blickt zum Himmel. »Lisa hat kurz vor ihrem Verschwinden noch viele andere Fotos entfernt. Rund hundert. Haben Sie eine Ahnung, worum es da gehen könnte? Was auf diesen Fotos zu sehen war?«

Verwundert schüttelt Essi den Kopf.

»Würden Sie mir einen Gefallen tun, Essi? Sehen Sie sich heute Lisas Fotos an und überlegen Sie, ob Ihnen etwas einfällt, was fehlt. Ob die gelöschten Bilder vielleicht einen gemeinsamen Faktor haben, einen bestimmten Menschen, einen Gegenstand oder Ort. Irgendetwas, das Lisa selbst oder ein anderer aus der Erinnerung der Menschen tilgen wollte.«

»Ich kann es versuchen. Klingt allerdings ziemlich unmöglich. Irgendwas auf Fotos zu suchen, die es nicht mehr gibt.«

Jessica lacht auf, denn sie begreift, dass Essi recht hat. Die Bitte ist wirklich absurd.

»Machen Sie sich deshalb keinen Stress. Werfen Sie einfach einen Blick auf die Bilder«, sagt sie vor Kälte zitternd. Der Wind weht plötzlich heftiger.

»Und dann die letzte Frage.« Sie hält Essi ihr Handy hin. »Dieses Foto wurde Tim Taussi zufolge bei Ihnen gemacht. In Lisas Zimmer. Aber die Wände in Lisas Zimmer sind weiß.«

»Lisa hat sie kürzlich gestrichen. Letzten Monat oder so«, antwortet Essi rasch und gibt das Handy zurück.

Jessica mustert Essi und beißt sich auf die Innenseite ihrer Wange. Jusuf hatte recht. An dem Foto ist nichts Seltsames.

Sie steckt die Hände in die Tasche, um sie vor der klirrenden Kälte zu schützen. Dabei sieht sie Essi an und überlegt, wie erschüttert sie wäre, wenn sie wüsste, dass Jose Rodriguez gerade obduziert wird.