KAPITEL 15
Sechs Wochen später
Das Cliff House war ein Restaurant, in dem sich im Hochsommer hauptsächlich Touristen von einer Radtour erholten oder Abwechslung vom Strandleben suchten, ohne dabei auf einen Blick bis zum Horizont verzichten zu müssen. Das reetgedeckte Haus stand am Rande eines Dorfes dicht an der Steilküste. Vor den zuweilen kühlen Winden schützte eine Glasfront die seeseitig gelegene Terrasse. An diesem Samstagabend drängte bereits der feuchte Geschmack des Herbstes in das Aroma des Sommers, Mitte September neigte sich die Saison dem Ende zu.
Auf der Terrasse loderten Flammen in einer Schale und warfen ihren rotgoldenen Schein in die Dämmerung. Noch hielten sich alle Gäste im Inneren auf, da gerade der Hauptgang serviert wurde. Der Tisch des Brautpaares stand in einer Fensternische, von hier konnte man entweder über die Ostsee schauen oder das Treiben im Saal beobachten. Knapp siebzig Angehörige und Freunde hatten sich eingefunden. Hannes hatte Anna einen Kompromiss zwischen einer großen Feier und einem Fest im engsten Kreis abringen können. Dass man dann doch noch einen weiteren Tisch hatte aufstellen und dadurch die Tanzfläche verkleinern müssen, lag allerdings an ihm und nicht an Anna.
Nachdem ihn seine Kollegen in Kopenhagen bei seinem letzten Wettkampf angefeuert hatten, hätte es sich unpassend angefühlt, sie nicht zu seiner Hochzeit einzuladen. Auch auf die Anwesenheit von Nils und dessen Familie hatte er nicht verzichten wollen, immerhin hatten die Schweden ihn und Anna vor Wochen zum Mittsommerfest – dem wichtigsten Ereignis in ihrem Land – eingeladen.
Die Ruhe der letzten sechs Wochen war eine Wohltat gewesen – auch wenn er aufgrund seines Olympiasieges und der eher unfreiwilligen Ermittlertätigkeit immer wieder Interviews hatte geben müssen. Dennoch waren Anna und er häufig am Strand gewesen, hatten sich im Kitesurfen versucht und Ausfahrten mit Hannes’ Kutter sowie eine einwöchige Radtour bis nach Usedom unternommen. Die gemeinsame Zeit hatte gutgetan. So verbunden wie in den zurückliegenden Wochen hatten sie sich noch nie gefühlt, bessere Voraussetzungen für den Beginn einer Ehe konnte man sich kaum wünschen.
Bei der Zeremonie im Standesamt waren am Vormittag nur die Trauzeugen und ihre Familien anwesend gewesen. In Annas Fall waren es bloß Vater und Bruder gewesen, da ihre Mutter nicht mehr am Leben war. Die Standesbeamtin hatte zwar nur ein viertelstündiges Programm vorbereitet, ihr war es aber gelungen, einen feierlichen und gefühlvollen Rahmen zu schaffen. Die fünfzehn Minuten waren an Hannes vorbeigerauscht, schon jetzt erinnerte er sich kaum noch an ihre Worte. Nur der Moment, in dem er Anna den Ring auf den Finger gesteckt hatte, war noch präsent. Da Ben aber eine Videokamera hatte mitlaufen lassen, würden sie sich den Start ins Eheleben immer wieder anschauen können.
Hannes drehte den Ring an seinem Finger, in dem Annas Name und das heutige Datum eingraviert waren. Er beobachtete, wie sie die Gabel zum Mund führte und dabei auch ihr Ring im Licht glänzte. Sie hatte ein schlichtes weißes Kleid gewählt, das knapp unter den Knien endete und damit eigentlich zu kurz für den anbrechenden Herbst war. Die braunen Haare trug sie an diesem Abend offen. Die Friseurin hatte sie stufig geschnitten, was Hannes gut gefiel. Sie war tief gebräunt, der lange Sommer hatte seine Spuren in Form zahlreicher Sommersprossen in ihrem Gesicht hinterlassen.
Sie war seine Frau. Seit zwölf Stunden. Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, dann hob er den Kopf. Sein Blick traf den von Ben, der ihn schmunzelnd von der anderen Tischseite beobachtete. Überraschenderweise enthielt er sich aber eines Kommentars und konzentrierte sich wieder auf seinen Teller. Hannes argwöhnte, dass sein Freund und Trauzeuge diese Zurückhaltung im Verlauf des Abends noch ablegen würde. Bislang war das Programm noch den Vorgaben entsprechend abgelaufen. Freundinnen von Anna hatten ein Lied vorgetragen, sein Vater hatte die obligatorischen Fotos aus der Kindheit und Jugend auf einer Leinwand präsentiert, und Annas Vater hatte eine Rede gehalten. Peinlichkeiten waren – bis auf ein paar Fotos aus seiner Pubertät – noch nicht dabei gewesen, aber die Feier würde ja noch eine Weile dauern.
Annas Vater hatte es sich nicht nehmen lassen, die gesamte Veranstaltung zu sponsern, und es vehement abgelehnt, als sich Anna, Hannes oder dessen Eltern an den Kosten beteiligen wollten. Seine Tochter hatte es schließlich mit gemischten Gefühlen akzeptiert. Ihr Verhältnis zu ihm war nicht spannungsfrei, aber wenn die Großzügigkeit einen Versuch der Annäherung darstellen sollte, wollte sie dieses Bemühen nicht torpedieren. Zumindest hatte sie klargestellt, dass sie und Hannes sich in keiner finanziellen Notlage befanden, da ihr Vater die geplante Auszeit mehr als kritisch betrachtete.
Hannes hatte das Erbe seiner Tante bereits ausgezahlt bekommen und auch die erste Rate seines Sponsors erhalten. Die Dreharbeiten für den Werbespot waren abgeschlossen, in wenigen Tagen sollte er zum ersten Mal im Fernsehen laufen. Auch bei Filialeröffnungen war er schon hinzugezogen worden, einmal in Nürnberg und das andere Mal in Düsseldorf. Er hatte Spaß an dieser Beschäftigung gefunden, wusste aber natürlich, dass dieses Engagement nur von überschaubarer Dauer sein würde. Früher oder später brauchte das Unternehmen ein frisches Gesicht – vor allem eines, das die Kunden auch noch bei Wettkämpfen wiedererkennen konnten.
Dafür öffnete sich für Anna vielleicht ein vielversprechendes Türchen. Sie hatte sich auf einer der Veranstaltungen angeregt mit dem Geschäftsführer des Unternehmens unterhalten. Dabei hatte er durchklingen lassen, dass er in absehbarer Zeit eine Personalaufstockung plante. Die Firma wuchs derart schnell, dass die bestehenden Strukturen und Ressourcen angepasst werden mussten. Anna war es immer wichtig gewesen, sich sowohl mit ihrer Tätigkeit als auch mit dem Arbeitgeber identifizieren zu können, nicht ohne Grund war sie über die Insolvenz ihrer alten Firma so bestürzt gewesen. Ihre Erfahrungen und Kompetenzen würden gut zu der Biomarktkette passen, aber noch war nichts spruchreif.
Im Fall von Hannes’ beruflicher Zukunft erst recht nicht, er hatte aber auch noch gar nicht angefangen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Marcels Angebot eines einjährigen Sabbaticals war mittlerweile schriftlich fixiert worden, doch noch immer betrachtete Hannes eine Rückkehr zum Polizeidienst nur als Notlösung. Ganz loslassen konnte er allerdings nicht, drei Mal hatte er in den letzten Wochen mit Max telefoniert und sich über die weiteren Entwicklungen informieren lassen.
Europol war es tatsächlich gelungen, den Mann, der auf Laslos Ebene operiert hatte, zu einer umfassenden Aussage zu bewegen. Welche Erleichterungen und Schutzmaßnahmen ihm im Gegenzug zugesagt worden waren, dazu wollte Max nicht ins Detail gehen. Er hatte frustriert geklungen, da die Aussage des Mannes nur geringe Durchschlagskraft gezeigt hatte. Dies lag nicht daran, dass er falsche Informationen preisgab. Im Gegenteil, er hatte endlich die Namen nennen können, die der nächsthöheren Ebene zuzuordnen waren. Doch in jedem einzelnen Fall war die Polizei zu spät gekommen. Entweder traf man auf eine Leiche, oder die Person war wie vom Erdboden verschluckt.
Das Großreinemachen, wie Max das Rückzugsgefecht der Wettmafia nannte, schien effektiv gewesen zu sein. Alle, die man noch während oder nach den Olympischen Spielen hatte verhaften können, waren nur den unteren Ebenen zuzuordnen. Immerhin diesen Sumpf hatte man wohl größtenteils trockengelegt. Ein anderer Morast war ebenfalls beseitigt worden, allerdings ohne das Zutun der Polizei. Auch hierüber war Max alles andere als glücklich. Die italienischen Ermittler gingen davon aus, dass Rivalitäten zwischen verschiedenen Mafiaorganisationen für das Auslöschen des Camorra-Clans verantwortlich waren, da alle Zeichen für eine derartige Abrechnung sprachen.
Max blieb diesbezüglich skeptisch. Verschiedene Spuren führten zu dieser Familie, und der Ermittler war nach wie vor überzeugt, dass sie dort nicht endeten. Vielleicht hatten die asiatischen Drahtzieher lediglich die Pferde gewechselt und arbeiteten nun mit der Cosa Nostra oder der ’Ndrangheta zusammen? Für ihn war es nicht ausgeschlossen, dass diese die früheren Partner der Asiaten beseitigt hatten. Der Anschlag auf die Kirche war auch in anderer Hinsicht ärgerlich: Die geplante Geldübergabe an die Islamisten war dadurch geplatzt. Die Amerikaner hatten in einer Wüstenoase im Nahen Osten lediglich drei Kämpfer festnehmen können, die auf den Boten der Italiener gewartet hatten. Vielleicht hätten sie in jedem Fall vergeblich gewartet, denn dass sie mit ihrer extremen Vorgehensweise nicht nur die Anordnungen der Mafia missachtet, sondern zugleich eigenmächtig einen Abbruch der Spiele riskiert hatten, dürfte auf wenig Begeisterung gestoßen sein.
Hoffnungen hatte man darüber hinaus in die Verhaftung von Laslos Todesschützen gesetzt. Es hatte sich herausgestellt, dass der angebliche Ukrainer mit falscher Identität unterwegs und in Wahrheit ein ehemaliger Agent der Russen gewesen war. Wer ihm den Auftrag zur Ermordung Laslos gegeben hatte, wollte oder konnte er nicht sagen. Er sei über das Darknet schon Wochen vor der Olympiade angeworben worden, und man habe eine Stand-by-Regelung getroffen. Nur für den Fall, dass er die entsprechende Anweisung erhielt, sollte er innerhalb von zwei Stunden Laslo ausschalten. Man durfte vermuten, dass derartige Abmachungen noch mit anderen Auftragskillern getroffen worden waren. Für seinen Bereitschaftsdienst hatte der Russe fünfundsiebzigtausend Euro erhalten, für den Fall einer Aktivierung waren zusätzlich zweihunderttausend Euro vereinbart worden.
Daneben hatte man ein weiteres Rätsel lüften können. Laslos Ebene hatte nie über Mail oder Telefon mit den jeweiligen Chefs kommuniziert, sondern ausschließlich über Chats im Darknet sowie über eine Webseite, auf der verschlüsselt Informationen abgelegt worden waren. Der Server war auf den Philippinen geortet worden, doch noch am selben Tag, als man davon Kenntnis erlangt hatte, war die Seite nicht mehr online gewesen. Man hatte es eben nicht mit Amateuren zu tun, weshalb Max überzeugt war, dass der Wettbetrug den Sport auch künftig begleiten würde.
Bei den aktuellen Olympischen Spielen hatte sich das IOC bemüht, die Auswirkungen zu minimieren. Immer wieder waren Siegerlisten angepasst, Ergebnisse annulliert und Sportler gesperrt worden – stets im Gleichschritt mit den Ermittlungsergebnissen von Europol. Dies schloss auch die Dopingvergehen mit ein, hier war man deutlich weiter vorgedrungen als im Fall der Wettmafia. Das Dopinglabor war von einem spanischen Arzt und einer russischen Chemikerin betrieben worden, noch vor der Abschlussfeier hatte man es ausgehoben und dichtgemacht. Die gefundenen Listen der Kunden waren aufschlussreich gewesen und hatten zu einer weiteren Welle von Disqualifikationen geführt.
Für Hannes hatte sich noch immer kein bitterer Nachgeschmack eingestellt, obwohl er mit ziemlicher Sicherheit nur deshalb Olympiasieger geworden war, weil die favorisierten Athleten nicht hatten antreten können. Zu Ralf hatte er seit dessen Abreise aus Kopenhagen keinen Kontakt mehr gehabt. Ob der frühere Konkurrent auf ein Comeback hoffte und sich darauf vorbereitete, war ihm vollkommen gleichgültig. Auch seine ehemaligen Trainingskameraden hatte er erst ein einziges Mal aufgesucht. Fast alle waren jünger als er, und irgendwie gefiel es ihm nicht, mit welch glänzenden Augen sie zu ihm aufsahen. Er taugte einfach nicht zum Idol. Eine Lebensweise, wie sie beispielsweise Tom Thompson an den Tag gelegt hatte, wäre seinem Naturell völlig entgegengelaufen.
Für den Tennisspieler hatte sich allerdings auch einiges verändert, obwohl er das Krankenhaus ohne bleibende Schäden verlassen konnte. Auf einer denkwürdigen Pressekonferenz hatte er eingestanden, all die Jahre ein Doppelleben geführt zu haben, um seiner Popularität nicht zu schaden. Tatsächlich hatte sein Bekenntnis, homosexuell zu sein, dazu geführt, dass er drei Sponsoren verlor, und seine Beliebtheitswerte sanken. Dies konnte zum einen an der Empörung über seine jahrelangen Lügengeschichten liegen, Hannes sah es aber auch als Beleg dafür, dass die Gesellschaft noch längst nicht so weit war, wie man es glaubte, wenn man sich nur in der eigenen sozialen Blase mit Themen wie Homosexualität auseinandersetzte.
Tom schien es egal zu sein, er hatte seit der Pressekonferenz kein Match mehr bestritten und es sogar geschafft, allen Paparazzi erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Eine Zeit lang hatte noch sein Manager die Schlagzeilen beherrscht, da sich herausgestellt hatte, dass er zahlreiche Nachwuchstalente in Sportbetrügereien hineingezogen hatte. Nicht nur in Europa, sondern weltweit hatten zahlreiche Strafverfolgungsbehörden alle Hände voll zu tun, die Gerechtigkeit wiederherzustellen. In manchen Ländern war dies aufgrund der Gesetzeslage leichter, in anderen gar nicht zu bewerkstelligen. Obgleich Wettbetrug – und damit einhergehend auch Sportbetrug – kein neues Phänomen war, hinkten die gesetzlichen Regelungen der Realität oft noch hinterher. Immerhin waren in den betroffenen Ländern nun Diskussionen zur Nachbesserung angestoßen worden, somit hatte der Skandal auch Gutes bewirkt.
Für Hannes war all das gerade ganz weit weg. Nachdem das Dessert verspeist war, griff sich Ben das Mikrofon, und Hannes flüsterte Anna ein warnendes »Mal seh’n, was jetzt kommt« zu. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Weder hatte sich Ben ein albernes Spiel ausgedacht noch eine anzügliche Rede. Für seine Verhältnisse wirkte er sogar regelrecht seriös, obwohl er sich weder die Dreadlocks abgeschnitten noch das Augenbrauenpiercing herausgenommen hatte und immer wieder an dem ungewohnten Hemdkragen herumfummelte. Hannes konnte es ihm nachfühlen, auch er kam sich in dem dunkelblauen Anzug und dem weißen Hemd wie verkleidet vor. Die Krawatte hatte er schon nach der Vorspeise zur Seite gelegt, und als hätten die männlichen Gäste nur darauf gewartet, waren kurz darauf alle seinem Beispiel gefolgt.
Gleich zu Beginn seiner Rede wies Ben vorsichtshalber darauf hin, dass die Rolle als Trauzeuge völlig neu für ihn wäre. Nachdem er die positiven Charaktereigenschaften des Brautpaares gepriesen und ihnen verschiedene gute Wünsche mit auf den Weg gegeben hatte, bekam er gerade noch rechtzeitig vor dem drohenden Abrutschen in die Langatmigkeit die Kurve und wandte sich an Hannes.
»Da ich in erster Linie dein Trauzeuge bin, hab ich mir überlegt, womit ich dir eine besondere Freude machen darf. Erst dachte ich an eine Wasserpfeife mit einer Portion Gras, aber …«, er winkte ab, als Gelächter aufbrandete, »… ganz so weit geht dein Verzicht auf Askese dann wohl doch nicht. Wobei, wenn ich mich an einen besonderen Abend in meinem Garten erinnere …«
»Halt bloß die Schnauze!«, raunte Hannes ihm zu.
»Wie auch immer, der glücklichste Moment – neben dem heutigen Abend – war wohl der, als man dich mit der Goldmedaille geschmückt hat. Die du dir durch deinen heldenhaften Einsatz gleich in mehrfacher Hinsicht verdient hast. Manche von uns …«, er deutete zu dem Tisch, an dem Hannes’ Kollegen saßen, »… werden sich auch noch lange an die Feier nach der Siegerehrung erinnern. Wann sind wir noch mal ins Bett gekommen?«
»Es war schon hell«, antwortete Anna.
»Genau. Umso besser kann man erkennen, in welchem Zustand wir waren.« Er präsentierte ein Foto im DIN-A3-Format, auf dem die abgebildeten Personen aussahen, als hätten sie eine Nacht in einem der berüchtigten Berliner Techno-Tempel hinter sich. »In Christiania erinnert man sich wahrscheinlich noch länger an uns – übrigens nicht nur an das Brautpaar, sondern genauso an den Vater des Bräutigams.« Er zwinkerte Hannes’ Vater zu, erwähnte aber nicht, dass dieser um Viertel nach drei auf der Bühne eines Nachtclubs eine A-cappella-Version von We are the champions zum Besten gegeben hatte. »Egal, what happens in Christiania stays in Christiania. Bis auf eine kleine Gruppe von Iren, die uns an diesem Abend viel Spaß bereitet hat. Unter Einsatz meines gesamten Charmes ist es mir gelungen, dass sie auf ihrer Welttournee heute Abend hier einen Zwischenstopp einlegen und uns musikalisch durch den Abend begleiten. Ladies and Gentlemen, The Marching Five! «
Er deutete zum Eingang des Saales, durch den in diesem Moment die fünf jungen Iren hereinkamen, die in einem Club in Christiania gespielt hatten, als Hannes dort mit seinem Anhang nach dem Restaurantbesuch den Olympiasieg weitergefeiert hatte. An den ausgelassenen Deutschen hatten sie so großen Gefallen gefunden, dass sie sogar eine Stunde länger als geplant auf der Bühne geblieben waren.
Hannes stand auf und drückte Ben an sich, während die Band ihre Instrumente auspackte. »Das ist echt eine Überraschung, danke dir!«
»Besonders viel Überzeugungskunst war nicht nötig.« Ben freute sich sichtlich. »Das mit der Welttournee war natürlich übertrieben. Und keine Sorge, sie werden Musik machen, die alle kennen. Ich hab sie sorgfältig gebrieft.«
Das wiederum schien nicht übertrieben zu sein, denn den Musikern gelang es schnell, den satten Hochzeitsgästen wieder Schwung zu verleihen. Auf einen klassischen Hochzeitstanz hatten Anna und Hannes verzichtet, besser gesagt hatte er sich geweigert, die eingerosteten Tanzfähigkeiten mit einem Crashkurs noch rechtzeitig aufzufrischen. Eine Tradition hatte Anna sich dagegen nicht ausreden lassen. Hannes musste lachen, als der von ihr geworfene Brautstrauß direkt in den Armen von Elke landete, nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihm auszuweichen. Zwar war sie seit kurzer Zeit wieder liiert, doch es war kaum anzunehmen, dass sie tatsächlich die Nächste vorm Traualtar sein würde – auch wenn die Frau an ihrer Seite nach Hannes’ Meinung die vielversprechendste Kandidatin seit Langem war.
Als er weit nach Mitternacht auf der Terrasse sein Bedürfnis nach frischer Luft stillte, gesellten sich seine Exkollegen zu ihm. Isabell hakte sich bei ihm unter und drückte seinen Arm. In den letzten Wochen hatte sie weiter an Gewicht verloren und lebte auch wieder in einer Beziehung – etwas, wonach sie sich sehr gesehnt hatte. Ihr Partner war an diesem Abend wegen einer Familienfeier nicht hier, Hannes hätte ihn gern kennengelernt.
»Wird komisch sein, dich nicht mehr im Präsidium zu sehen«, meinte sie.
»War doch in den letzten Wochen nicht anders.«
»Da war’s auch schon komisch. Außerdem würde uns der Glanz eines Olympiasiegers echt guttun.«
Marcel hielt sich im Hintergrund und lächelte nur vielsagend.
»Hast du die drei auf mich angesetzt?«, fragte Hannes.
»So viel Einfluss traust du mir zu? Die tanzen mir jetzt schon auf der Nase herum.«
Clarissa bewies, dass dies zumindest in Bezug auf sie durchaus zutraf. Mit einem ihrer langen Fingernägel deutete sie auf Marcel, ihre scharfen Gesichtszüge wirkten jedoch ungewohnt sanft. »Unser neuer Chef weiß genau, dass er uns lieber an der langen Leine laufen lassen sollte, um die besten Ergebnisse zu erzielen.«
»Habt ihr ihm das auch schon bewiesen?«, fragte Hannes.
»Täglich! Stimmt’s, Marcel?«
»Du weißt nicht, dass ich jeden Abend meinen Kummer ertränken muss«, gab der zurück.
Hannes konnte sich bildhaft vorstellen, wie anders die Atmosphäre unter den Kollegen war, seit sein früherer Chef nicht mehr das Sagen hatte. Per, der als Einziger nicht zu Marcels Team gehörte, stand hingegen etwas verloren daneben. Er war einer Ermittlerin zugeteilt worden, die aus Stuttgart an die Küste gewechselt war.
»Wie läuft’s bei dir?«, fragte Hannes.
Per zuckte mit den Schultern. Obwohl ein langer Sommer hinter ihm lag, war er so blass wie eh und je. »Sie ist erst seit einer Woche da und hat mich ziemlich in Ruhe gelassen. Ihr eilt aber kein besonders toller Ruf voraus.«
»Weil sie eine Frau ist«, sagte Clarissa. Die Falte zwischen ihren Augen vertiefte sich. »Sie war in Stuttgart erfolgreich, konnte sich gegen all die Männer durchsetzen – und schon hat sie den Zicken-Stempel.«
»Mach dir erst mal selbst ein Bild!«, empfahl Isabell. »Schlimmer als mit Federsen kann’s eh nicht werden.«
»Ach …«, Per rieb sich die Aknenarben in seinem Gesicht. »Im Gegensatz zu euch bin ich ganz gut mit ihm klargekommen.«
»Stimmt«, kommentierte Clarissa. »Wär er noch am Leben, hättest du ihn sicher nicht auf deine Hochzeit eingeladen, oder Hannes?«
»Wohl eher nicht.« Hannes fühlte sich bei diesem Eingeständnis schlecht, immerhin sprachen sie über einen toten Mann. Und nach dem, was er von Federsen in dessen letzten Lebensminuten erfahren hatte, hätte sein früherer Chef vielleicht doch eine Einladung verdient gehabt. Hinterher war man immer schlauer. Bei Federsens Vorgänger, dem Alten Fritz, hätte sich diese Frage von vornherein nicht gestellt, er hätte einen Ehrenplatz bekommen. Nur war auch er leider nicht mehr am Leben. Wie eine Erinnerung an den Freund und Mentor dümpelte wenigstens sein Kutter vor dem Cliff House im Wasser der Ostsee, allerdings mit einem neuen Namen. Anstatt Lena prangte nun der Schriftzug Alter Fritz auf beiden Seiten des Bugs. Hannes war überzeugt, dass sich Fritz über diese Hommage köstlich amüsiert hätte.
Um drei Uhr konnte Hannes das Boot mit dem neuen Namen dann auch aus der Nähe betrachten. Im Restaurant räumten die Angestellten gerade auf, trotz größter Überredungsversuche hatte man ihnen keine Verlängerung um eine weitere Stunde abschwatzen können. Hannes war es eigentlich nicht unrecht, ein Teil der Gäste war ohnehin schon ins Hotel verschwunden, und er hatte das Bedürfnis, mit Anna allein zu sein.
Vorher mussten sie sich aber noch von allen verabschieden, die sie zum Strand begleitet hatten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich zu Ben ins Ruderboot stiegen, damit er sie zum Alten Fritz bringen konnte. Hannes sah zu dem von Fackeln erleuchteten Strand zurück, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Hinter ihm lag ein unvergesslicher Tag mit zahlreichen Menschen, die ihm etwas bedeuteten. Vor ihm lagen unbekannte Ufer, die er gemeinsam mit Anna erforschen wollte. Noch in derselben Nacht würden sie den Anker lichten und in Richtung Nord-Ostsee-Kanal die ersten Seemeilen zurücklegen.
Die Hochzeitsreise sollte mehrere Wochen oder sogar Monate dauern, je nachdem, wie sich Annas Jobperspektiven entwickelten. Ihre Wohnung hatten sie untervermietet, um sich einen unnötigen Kostenblock vom Hals zu schaffen. Bevor die Herbststürme zu ungemütlich wurden, wollten sie an der europäischen Atlantikküste entlang in Richtung Süden schippern, vielleicht sogar noch viel weiter, bis nach Südafrika. Zumindest hatte sich Hannes alle notwendigen Seekarten besorgt, um die Südhalbkugel gefahrlos erreichen zu können. Welche Häfen sie anlaufen würden, stand noch nicht fest, genauso wenig die Strecke, die sie täglich zurückzulegen gedachten. Vor ihnen lag die Chance, sich einfach nur treiben zu lassen, und genau das war es, was Hannes daran so reizte – obwohl oder vielleicht auch gerade, weil er eher als Kontrollfreak verschrien war.
Als Ben die Ruderblätter zum letzten Mal in das Wasser klatschen ließ und das Ruderboot gegen den Rumpf des Alten Fritz stieß, griff Hannes nach der Strickleiter, die von oben herunterhing. Das Gepäck inklusive der Goldmedaille war bereits verstaut, und er freute sich auf den Moment, in dem er sich aus dem Anzug schälen konnte. Vermutlich würden sie nur noch wenige Seemeilen zurücklegen, denn er war hundemüde.
»Jetzt ist es also so weit.« Bens Stimme klang heiser, vielleicht aus Rührseligkeit – oder auch nur, weil er so lange zur Musik mitgegrölt hatte.
»Du klingst, als würden wir nicht wiederkommen.« Anna umarmte ihn.
»Wer weiß das schon. Vielleicht gefällt es euch so gut, dass ihr euren Kutter überhaupt nicht mehr verlasst. So eine Reise hat schon viele Menschen verändert.«
»Ich bin mir sicher, dass du uns wiedererkennen wirst.« Hannes zog Bens schlaksigen Körper ebenfalls an sich. »Danke für alles, wir melden uns von unterwegs.«
»Eh ich es vergesse.« Ben kramte in seiner Hosentasche. »Hier sind die Speicherkarten mit den Fotos und Videos von heute. Die Bilder von der Hochzeitsnacht müsst ihr allerdings selbst noch machen, es sei denn …« Fragend deutete er zum Deck hinauf.
»Kannst du vergessen.« Anna schmunzelte, während Hannes seinem Freund zum Abschied eine Kopfnuss verpasste.
Als sie an der Reling standen und ihm hinterhersahen, fassten sie sich an den Händen. Die Nacht war kühl, und Anna fröstelte in ihrem kurzen Kleid, sodass Hannes ihr sein Jackett um die Schultern legte. Dankbar schmiegte sie sich in den Stoff.
»Riecht etwas streng. Wir hätten an Land noch duschen sollen.«
»Keine Sorge, ich hab an alles gedacht.« Hannes deutete neben das Steuerhaus. »Da hängt eine Solardusche. Ist eigentlich für Sommertage gedacht, aber wir können Wasser wärmen und reinfüllen.«
Sie zeigte zum Strand. »Damit da drüben die Kameras klicken? Vergiss es!«
»Dann fahren wir erst mal ein Stück raus, bis uns niemand mehr zusehen kann.«
»Welch verwegener Kapitän.« Sie küsste ihn, und an Land brandete Jubel auf. Anna lachte. »Das ist der Beweis. Wir sind alles andere als unbeobachtet.«
»Es wird Zeit, dass wir das ändern, sonst wird es hell, und die Hochzeitsnacht ist vorbei. Lichtest du den Anker?«
»Aye, aye!« Anna stieg über ein zusammengerolltes Tau und lief zur Ankerkette.
Hannes betrat das Steuerhaus, startete den Motor und ließ das Signalhorn drei Mal ertönen. Erneut klangen Rufe vom Ufer herüber, Details konnte er aber nicht verstehen. Behutsam gab er Gas und drehte das Steuerrad nach Backbord. Die Landmasse bewegte sich von ihm weg, bis er einen freien Blick auf das Wasser hatte. Der Mond brachte die kleinen Wellen zum Glitzern, und Hannes öffnete das Fenster, um die salzige Luft einzuatmen. Auf einmal war die Müdigkeit wie weggeweht, am liebsten wäre er noch in dieser Nacht in den Nord-Ostsee-Kanal eingelaufen.
Ein Knall ließ ihn zusammenzucken, dann wurde die Wasseroberfläche von einem rötlichen Glitzern überzogen. Direkt im Anschluss ertönte ein Pfeifen, bevor die nächste Explosion folgte. In immer schnellerer Folge malte das Feuerwerk bunte Formationen in den Nachthimmel. Als Anna das Steuerhaus betrat, verringerte Hannes die Geschwindigkeit, sodass der Alte Fritz kaum noch Fahrt machte.
»Hab ich’s mir doch gedacht!« Sie deutete aus dem Fenster auf einen goldenen Sternenregen. »Mein Bruder hat heute Nachmittag mehrere Kisten ausgeladen, wollte aber nicht verraten, was drin ist.«
»Und ich hatte schon Ben im Verdacht.« Hannes stellte sich hinter Anna und legte seine Arme um sie. »Schöne Überraschung!«
Eine Gänsehaut überzog ihn, und er spürte, dass es ihr genauso erging. In den folgenden Minuten betrachteten sie schweigend das farbenfrohe Spektakel, bis die Fracht der letzten Rakete in Form eines aus roten Sternen bestehenden Herzens verglühte. Anna drehte ihren Kopf zu Hannes, und als er sie küsste, bemerkte er, dass ihre Wangen feucht waren. Sie löste sich von ihm, lächelte und wischte sich die Tränen ab.
»Es war ein wunderschöner Tag.«
Angesichts ihrer Rührung war auch Hannes’ Stimme belegt. »Ich bin schon auf die Fotos und Videos gespannt.«
»Vorher müssen wir erst mal die Hochzeitsgeschenke auspacken.« Anna schmunzelte. »Ich war eben unten in der Kajüte, dort hat Ben alles aufgetürmt. Irgendjemand muss Zweifel an unseren Fahrkünsten haben, denn ich hab ’nen Rettungsring entdeckt.«
»Frechheit!« Hannes griff zum Steuerpult, nahm eine Kapitänsmütze in die Hand und setzte sie Anna auf. In Verbindung mit dem Hochzeitskleid wirkte sie deplatziert, und Anna musste lachen, als sie ihr Spiegelbild in der Scheibe sah. Dann deutete sie auf ein flaches Päckchen.
»Was ist das?«
»Tja …« Erneut richteten sich die Haare an Hannes’ Unterarmen auf. »Auch ein Hochzeitsgeschenk. Weißt du noch, dass mir Fritz kurz vor seinem Tod einen Briefumschlag gegeben hat? Da steckte auch dieses Päckchen drin. Jetzt ist wohl der richtige Moment, um es zu öffnen.«
»Ich erinnere mich.« Sie nahm das in Geschenkpapier eingewickelte Päckchen in die Hand. Eine Karte war daran geheftet, auf der Fritz mit krakeliger Handschrift einen letzten Gruß geschrieben hatte: Zur Hochzeit von Anna und Hannes – meinen jugendlichen Freunden .
»Mach du es auf«, sagte Hannes.
»Bist du sicher? Eigentlich war er vor allem dein …«
»Er wollte uns beiden etwas schenken. Steht klar auf der Karte.« Hannes konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken in das Krankenhauszimmer und zu dem Moment zurückglitten, als er Fritz zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Mehrmals musste er schlucken, bis der Kloß in seinem Hals verschwunden war. Anna hatte das Geschenkpapier inzwischen abgestreift, darunter kamen eine flache Pappschachtel und ein Stück Papier zum Vorschein.
»Das gibt es doch nicht!«, staunte sie.
Auch Hannes war überrascht. Das Papier war ein Foto und musste vor über einem Jahr aufgenommen worden sein. Genauer gesagt: im Inneren einer Bar namens Chamäleon , und damit in einer Lokalität, die Anna und Hannes noch sehr vertraut war. Dort hatten sie sich zum ersten Mal zu zweit getroffen, offiziell noch in den Rollen als Mordermittler und Zeugin. Zugleich war aber schon zu spüren gewesen, dass sie auch einer ganz anderen Beziehungsebene nicht abgeneigt waren. Rückblickend war jener Abend im Chamäleon der Grundstein für die heutige Hochzeitsfeier gewesen.
Anna kicherte. »Das war der Moment, kurz bevor du dein Cocktailglas umgeworfen hattest.«
»War mir das peinlich!« Hannes lächelte, er konnte sich noch gut an seine Nervosität erinnern. »Was hast du da eigentlich von mir gedacht? Was ist das für ein Tölpel? «
»Quatsch!« Sie legte den Kopf schief. »Ganz ehrlich … ich dachte, Mann, der Kerl ist wirklich süß.«
»Süß?«
»Na gut, dann eben sexy, wenn dir das lieber ist. Kommt aufs Gleiche raus. Und ich hab überlegt, ob … wie es wohl wäre, wenn …« Sie verstummte.
»Das hast du an dem Abend schon gedacht?«
»Ich habe an Küssen gedacht. Hauptsächlich. Du nicht?«
»Selbstverständlich«, grinste Hannes. Erneut betrachtete er das Foto. Er hatte sich zu Anna hinübergebeugt, ein Beobachter konnte tatsächlich einen intimen Moment vermuten. Es hätte auch der Ansatz zu einem Kuss sein können, dabei hatte ihn in diesem Augenblick tatsächlich bloß eine ihrer Aussagen als Zeugin elektrisiert. Nichtsdestotrotz blieb es ein Bild von starker Symbolkraft.
»Wie ist Fritz an dieses Foto gekommen?«, fragte Anna.
»Keine Ahnung. Entweder hat er mir selbst hinterhergeschnüffelt, oder er hatte jemanden auf mich angesetzt. Ist beides denkbar. Aus den bekannten Gründen musste er ja wissen, wie ich in der Ermittlung vorankomme. Was ist in der Schachtel?«
Anna hob den Deckel ab. Im gedämpften Licht des Steuerhauses funkelten zwei silberne Schlüsselanhänger. Sie hatten die Form eines Kompasses, doch das eigentlich Besondere war jeweils in die flache Scheibe im Inneren eingraviert worden: das Foto von Anna und Hannes aus dem Chamäleon .
»In Fritz steckte ein Romantiker.« Anna hatte schon wieder feuchte Augen. Behutsam nahm sie einen Schlüsselanhänger heraus.
»Konnte er allerdings meistens gut verbergen«, knurrte Hannes gerührt. Er griff ebenfalls in die Schachtel, nahm aber einen USB-Stick heraus, auf dem Fotos geschrieben stand. »Offenbar können wir den ganzen Abend im Chamäleon Revue passieren lassen.«
»Das machen wir aber später«, entschied Anna. Sie zeigte zum Strand, an dem noch immer zahlreiche menschliche Silhouetten zu sehen waren. »Wird Zeit, dass wir hier wegkommen. Sonst fühlen sich alle weiter verpflichtet, sich den Hintern abzufrieren, anstatt ins Bett zu gehen. Ich hab schon Wasser auf den Herd gestellt, damit wir gleich duschen können.«
Das überzeugte Hannes. Er trat hinter das Steuerrad und schob den Gashebel nach vorn. Der Alte Fritz reagierte sofort, sein Bug hob sich leicht, als er das Wasser mit erhöhter Geschwindigkeit durchschnitt. Fünf Minuten später verschwanden die erleuchteten Fenster des Cliff House hinter einem Landvorsprung, und Hannes drosselte den Motor, bis er im Leerlauf tuckerte. Dann stellte Hannes ihn ganz ab, sanft schaukelte das Boot auf und ab. Stille trat ein, und sie sahen sich in die Augen. Hannes empfand ein noch tieferes Glück als Wochen zuvor bei seinem überraschenden Olympiasieg. Er wusste, wie vergänglich es sein konnte, doch in diesem Augenblick fühlte es sich so an, als würde es ewig Bestand haben.