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Ich seufzte und drückte auf die Türklingel. Es schien immer weniger wahrscheinlich, dass die Vampire etwas mit den Entführungen zu tun hatten, aber ich konnte das noch nicht ausschließen. Ich würde sie abschätzen können, wenn ich sie in ihrem Versteck sah. Aber vor allem war ich hier, um die Theorie des Priesters zu überprüfen. Wenn der Flötenspieler ein Dämoneninstrument verwendete, das die Toten erweckte, dann könnten die Vampire mir helfen, die Experten im Wiederbeleben der Toten waren.
Ich stapfte mit dem Fuß auf und drückte auf die Türklingel. Als ich meine behandschuhte Hand hob, um zu klopfen, fiel ich fast hin, als sich die schwere Tür nach innen öffnete.
Ich hatte Stinker erwartet, den verfaulenden Ghuldiener des Vampirbosses, aber stattdessen hielt ein großer Vampir in einem Maßanzug die Tür. Der Vampir neigte sich leicht aus der Hüfte und streckte den Arm aus. Es gefiel mir nicht, einen fremden Vampir im Rücken zu haben, aber es wäre unhöflich darauf zu bestehen, dass er vor uns ging. Ich neigte mich so, dass ich den sich verbeugenden Vampir mit einem Auge beobachten konnte, während ich hinein trat. Der Vampir richtete sich auf, als wir vorbei gingen, aber als er mir in die Augen blickte, erstarrte er.
Es war der Vampir aus dem Hafen, den ich in der Nacht verärgert hatte, als die Each Uisge angriffen. Ich hatte bei dieser kurzen Begegnung keinen Freund gewonnen. Der Vampir hatte mir gesagt, dass der Rat der staubigen Blutsauger auf mich wütend war, weil ich während der Schlacht eine Abmachung mit der Grünen Dame getroffen hatte, ohne sie vorher zu fragen.
Er hatte versucht, mich aufzuhalten und mir mitzuteilen, dass er „das Missfallen des Rats ausdrücken“ ausdrücken sollte. Dabei war mir das ganz egal. Der Vampir war erschienen, während die tödlichen Wasser-Feenwesen den Hafen angriffen. Ich hatte dringender Probleme als einen verärgerten Vampir. Ich musste einen Freund finden und eine Stadt retten.
Es ist keine gute Idee, einen Vampir zu verärgern, aber zu meiner Verteidigung musste ich sagen, dass ich nicht erwartete, diese Nacht zu überleben. Ich hatte ihn beleidigt und war weiter gerannt, so dass er wie ein Idiot zurückblieb. Der Vampir hatte nie die Gelegenheit, mir die vollständige Nachricht des Rats mitzuteilen. Seine Meister waren darüber nicht besonders erfreut.
Der Vampir machte einen Schritt auf mich zu und zischte. Er hatte mein unhöfliches Verhalten nicht vergessen. Der wütende Vampir bemühte sich, seinen attraktiven Glamourzauber zu erhalten, aber ich hätte diesen selbst dann durchschauen können, wenn er nicht aufgeregt gewesen wäre. Seine wahre Gestalt – eine vertrocknete, leichenartige Hülle mit Fangzähnen – verzog das Gesicht und streckte ihre Klauen aus.
Oh, ja, ich hatte das geschafft, wofür ich ein echtes Talent besaß. Ich hatte mir jemand zum Feind gemacht.
Ich atmete tief ein und versuchte, meinen rasenden Puls zu beruhigen. Der Vampir leckte sich bereits über die pergamentartigen Lippen, da der Zorn seinen Hunger erweckt hatte. Es würde nicht helfen, wenn ich ihn noch zum Essen einlud. Meinen Puls rasen zu lassen war, als ob ich eine Neonwerbung über mich hielt, auf der „Friss mich“ stand.
Der Vampir beäugte mich als sein Abendessen, aber ich lief nicht weg. Ich atmete tief ein, um meinen Puls zu verlangsamen und trat ganz nah an ihn heran. Das war die erste Regel beim Umgang mit Vampiren: niemals Furcht zeigen.
„Ich habe nie Ihren Namen gehört“, sagte ich.
„Gerald“, sagte er.
Er spuckte den Namen durch seine sich verlängernden Fangzähne aus, und ich nickte und sah ihn genau an.
„Na, Gerald, Sie haben ja einen steilen Aufstieg hinter sich“, sagte ich. Meine Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln. „Wen haben Sie denn verärgert, um vom Kurier zum Türsteher degradiert zu werden?“
Okay, ich sollte vielleicht nicht mit jemandem spielen, der mich mit bloßen Händen wie einen Zweig zerbrechen konnte, aber es machte Spaß, ihm auf die Nerven zu gehen. Wenn ich zusah, wie der Vampir verlegen wurde, half mir das, meine eigenen Probleme zu vergessen.
Gerald stand vampirstill. Das Problem bei Vampiren war, dass die Kombination aus ihrer gescheiterten Menschlichkeit und ihrem unsterblichen Untod sie mit einer ganz anderen Geschwindigkeit reagieren ließ, als dies bei Menschen der Fall war. Vampire wie Gerald ließen sich leicht aufregen und dachten dann tagelang nach, wie sie reagieren sollten. Wenn ihnen dann eine schlaue Antwort einfiel, würde ich schon lange weg sein.
Es machte Spaß, Gerald zu ärgern, aber leider hatte ich es eilig. Wir mussten dem Vampirmeister der Stadt Fragen stellen und die Kinder retten, bevor das Vorzeichen des Kirchen-Grimms wahr wurde.
Ich drehte mich um und ging durch den abfallenden Tunnel, der tief unter das Felsgestein von Joysen Hill führte. Ich fühlte mich, als ob der enge Gang mit seinem Kreuzrippengewölbe uns verschluckte. Ich versuchte, nicht auf die Decke und die Tonnen an Gelände von Harborsmouth über unseren Köpfen zu starren.
Ceff machte größere Schritte und kam neben mich. Er lächelte und schüttelte den Kopf.
„Du hast eine seltsame Methode, um einen Gefallen zu bitten“, sagte er.
Ich lächelte und warf mein Haar zurück.
„Das ist eine Naturbegabung“, sagte ich.
Ceff lachte, und mir wurde ganz warm.
Eine verschwommene Gestalt raste vorbei, und Gerald erschien im Gang unter uns, was die Stimmung dämpfte. Der Vampir räusperte sich. Das trockene Husten klang, als ob eine Zombie-Katze einen Haarball hochwürgen würde, und dann winkte er uns mit einer schnellen Handbewegung vorwärts.
„Hier entlang“, sagte er.
Ceff ging den Tunnel hinunter, und ich folgte ihm. Er trug seine Lieblings-Jeans. die perfekt an seinem Hintern anlag. Ich ließ ihn vor mir gehen und kümmerte mich nicht mehr um den knochenzermalmenden Stein oben oder den verärgerten Vampir unten.
Den Hintern eines Mannes anstarren? Vertrauen Sie mir. Das war besser, als sich über die dunkelroten Flecken an den Wänden Gedanken zu machen. Meine Haut wurde rot, und die Spannungen verschwanden. Ich könnte mich daran gewöhnen, mit Ceff an Fällen zu arbeiten.
Ich stolperte fast gegen Ceff, als wir abrupt anhalten mussten. Wir befanden uns vor den Türen zum Raum des Vampirrats. Gerald stand steif vor uns und wartete auf unsere Aufforderung.
„Ivy Granger und Ceffyl Dŵr möchten den Meister der Stadt sprechen“, sagte ich.
Gerald grinste und deutete auf eine kleine Nische, die den unbequemsten Stuhl der Welt enthielt. Ich würde mich auf keinen Fall wieder auf dieses Ding setzen.
„Ich bleibe stehen, danke“, sagte ich. „Wir haben es eilig.“
Gerald näherte sich der Tür, aber er ging nicht hinein, um unsere Ankunft zu melden. Stattdessen stand er völlig still, wobei sein Körper stocksteif wurde und er seinen Kopf in einem unbequemen Winkel neigte. Eine leichte Brise von den Schutzzaubern an der Tür der Ratshalle hob trockene Haarbüschel, die in Flecken auf seinem Kopf wuchsen, aber der Vampir bewegte keinen Muskel.
Ach ja, Telepathie. Anscheinend musste der Vampirdiener nicht in den Raum gehen, um unsere Bitte um eine Audienz mitzuteilen. Ich hatte bei meinem letzten Besuch entdeckt, dass der Meister der Stadt und die Mitglieder des Vampirrats telepathisch miteinander kommunizieren konnten. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob junge Vampire diese Fähigkeit besaßen, aber Gerald hatte den entrückten Blick, den ich bei den alten Vampiren gesehen hatte, wenn sie geistig miteinander sprachen.
Ich biss mir auf die Lippen und hoffte, dass der Meister der Stadt in seinem Saal war und mich wieder einlassen würde. Der Boss und seine Vampirkollegen hatten unser letztes Treffen mit angedeuteten Drohungen beendet. Ich griff in meine Jacke, packte das Feuerzeug in meine Tasche und überprüfte die Pflöcke hinten im Gürtel.
Ich hoffte, dass ich meine Waffen nicht benötigen würde, aber ich war vorbereitet. Nur für den Fall.