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Kapitel 36

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Ich stolperte durch die Gasse und stützte meine behandschuhten Hände auf meine Knie. Man wurde zwar in Mag Mell nicht müde, aber die Rückreise war knallhart. Ich saugte Luft ein und sah mich nach meinem ungewöhnlichen Reisebegleiter um. Torn lehnte sich gegen die schmutzige Ziegelsteinmauer und winkte mir zu.

„Ich bin ausgehungert“, sagt er. „Bis später, Prinzessin.“

Er packte eine rostige Feuerleiter und zog sich elegant vom Boden hoch.

„Warte“, sagte ich. „Ich habe noch eine Frage.“

„Was ist es jetzt, Prinzessin?“, fragte er. „Du hast schon eine schöne Reise in die Anderwelt ruiniert. Lass mich doch etwas in Ruhe.“

Klar, als ob die Voraussage der Druidin meine Schuld gewesen wäre. Ich hatte ja nicht beschlossen, dass die Tür zu meinem Königreich sich einem Totenreich der Anderwelt befinden sollte.

„Diese Frage ist einfach“, sagte ich. „Keine Totengötter. Ich brauche nur Zugriff auf dein Informationsnetzwerk. Ich muss jemanden namens Inari finden. Ich glaube, sie ist ein Feenwesen.“

„DIE Inari?“, fragte er. „Also Inari, die Königin der Kitsune?“

„Äh, ja, das glaube ich“, sagte ich.

„Ohne mich, Prinzessin“, sagte er. „Inari und ich haben eine gemeinsame Vergangenheit. Ich habe aus meiner Zeit mit der Kitsune-Königin eine Lektion gelernt.“

„Was für eine Lektion?“, fragte ich.

„Man soll sich nie mit neunschwänzigen Füchsinnen einlassen“, sagte er.

Torn eilte die Feuerleiter hoch und sprang dann auf das Dach eines benachbarten Gebäudes. Ich hatte alles von dem Katzen-Sidhe bekommen, was er mir heute geben würde. Es war an der Zeit, nach Hause zu gehen.

Zeit.

Ich biss mir auf die Lippen und zog mit zitternden Händen mein Handy heraus. Torn hatte gesagt, dass die Zeit in den Anderwelten in einem anderen Tempo ablief als im Reich der Sterblichen. Wie lange war ich schon weg? Ich sah mir Uhrzeit und Datum an und atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte. Ich hatte nur sechs Stunden in Mag Mell verloren. Meine Menschenfreunde waren noch am Leben.

Der Nachteil? Ich hatte mich für mein Treffen mit Ceff verspätet.

Ich hatte gehofft, dass ich Jenna im Trainingszentrum besuchen könnte. Ich musste einen Termin abmachen, um wieder mit dem Training zu beginnen. Ich konnte es mir nicht leisten, außer Übung zu geraten, vor allem, da ich jetzt zur Sommersonnenwende in das Haus des Totengottes einbrechen musste.

Ich hatte keine Zeit für einen Besuch im Trainingszentrum, aber ich könnte die Jägerin wenigstens anrufen. Ich drückte gegen meinen Nasenrücken, da sich Kopfschmerzen hinter meinen Augen ankündigten und wählte Jennas Nummer. Sie beantwortete meinen Anruf sofort. Das Mädchen hatte echt gute Reflexe.

„Hast du schon einen neuen Fall?“, fragte sie. „Jinx sagte, dass du die ganze Woche im Bett bleiben solltest.“

Jenna klang außer Atem, und zwischen ihren Worten hörte ich das Klirren von Metall auf Metall. Die Jägerin telefonierte während des Sparrings. Angeberin.

„Nein, ich strenge mich nicht zu sehr an“, sagte ich. „Das war im Moment nur eine persönliche Angelegenheit.“

„Brauchst du Unterstützung dabei?“, fragte sie.

Ich hörte ein lautes Wapp und ein Grunzen, und dann hörte das Klirren des Metalls auf. Jenna hatte ihren Gegner besiegt, während sie mit mir am Telefon plauderte. Die kleine Rothaarige ließ es so einfach aussehen, ein knallharter Kämpfer zu sein.

„Nein, das schaffe ich schon“, sagte ich. Momentan. Ich würde Jennas Hilfe brauchen, um den Weg durch Tech Duinn zu überleben, aber ich wollte noch nicht darüber reden. Kaye hatte gesagt, dass ich das Tor zum Feenland vor Menschen geheim halten sollte, und ich wollte absolut nicht, dass Jenna auf die Abschussliste der Feen geriet. „Ich wollte dir für die neuen Messer danken und fragen, wann ich das Waffentraining wieder beginnen kann.“

„Nichts zu danken“, sagte sie. „Ich füge einfach die Kosten der Messer der Trainingsgebühr für den nächsten Monat hinzu.“

So war Jenna, immer praktisch.

„Kann ich nächsten Monat wieder anfangen?“, fragte ich.

„Klar“, sagte sie. „Komm nächste Woche vorbei, und dann lasse ich dich einige Übungen machen. Wenn ich sehe, wie weit du dich wieder erholt hast, kann ich dir ein paar Routinen als Hausaufgaben geben. Wir wollen ja nicht, dass du steif wirst oder Muskeltonus verlierst.“

„Danke, Jenna“, sagte ich.

„Kein Problem“, sagte sie. „Und, Ivy? Lass dich nicht wieder von Lamien beißen, ja?“

„Keine Sorge, ich werde aufpassen“, sagte ich.

Ich hoffte wirklich, dass ich dieses Versprechen halten konnte.