Gabriella betrachtet
das Röntgenbild der Patientin. Sie sieht zufrieden aus. Dann reicht die Ärztin der MfA-Crew das Tablet an Sarah weiter.
»Ich bemerke keine organischen Schäden, alles o. B.«, sagt Gabriella dazu. »Kannst du das bestätigen?«
Sarah, die Bordärztin der NASA-Crew, untersucht die Aufnahmen ebenfalls gründlich. Hier und dort zoomt sie in das Bild hinein. Als sie in Höhe des Kopfes angekommen ist, fällt ihr etwas auf. Sie vergrößert das Bild, kann aber immer noch keine Einzelheiten erkennen. Sie gibt Gabriella das Tablet zurück.
»Sieh mal, hier, der schwarze Punkt«, sagt Sarah.
»Das könnte ein Artefakt sein«, antwortet Gabriella.
»Oder ein Fremdkörper.«
»Du meinst, eine Raumforderung? Die hätte das Gerät aufgelöst, und sie wäre nicht schwarz.«
»Nein, nichts Organisches, ein anorganischer Fremdkörper«, sagt Sarah.
Gabriella hält das Tablet kurz vor ihre Augen.
»Hm, da könnte was sein«, sagt Gabriella schließlich. Sie wirkt skeptisch.
»Lance, schiebst du den Tisch mit Ewa bitte noch einmal durch die Röhre? Kopfhöhe reicht.«
»Gern, Gabriella«, sagt Lance.
Sarah sieht ihn an. Er versucht es zwar zu verbergen, aber sie weiß inzwischen genau, wann er genervt ist. Doch Gabriella merkt nichts.
Die Italienerin tippt auf dem Tablet.
»Das Ergebnis ist da«, sagt sie.
Dann untersucht sie die fragliche Stelle erneut.
»Du hast gute Augen, Sarah«, meint sie schließlich. »Das Ding hat jetzt Struktur bekommen. Es ist auf keinen Fall ein Artefakt.«
Sie reicht das Tablet Sarah, die sich die Stelle ebenfalls groß zoomt. Mitten in Ewas Gehirn sitzt eine Art Knopf. Schade, dass sie kein besseres Untersuchungsgerät haben! So können sie das Ding nicht plastisch abbilden, und ob es vielleicht Verbindungen zur Umgebung hat, werden sie auch nicht herausfinden.
»Was machen wir damit?«, fragt Sarah.
Sie ist eigentlich Biologin, mit einer Zusatzausbildung als Ärztin. Gabriella hat auf der Erde wirklich als Medizinerin gearbeitet, sie nicht, also sollte die Kollegin bei Diskussionen das letzte Wort haben. Sarah kann damit gut leben. Ihr Freund Lance, denkt sie, würde in dieser Situation verzweifeln. Dass jemand anders immer das letzte Wort hat, treibt ihn gnadenlos auf die Palme.
»Wir berichten es Ewa, wenn sie wieder wach ist. Mit ihrem aktuellem Zustand hat es wohl nichts zu tun. Und selbst wenn, uns fehlt die Ausrüstung für die Art von neurochirurgischer Präzisionsarbeit, die wir da leisten müssten, um es zu entfernen. Hast du es bemerkt? Der Fremdkörper ist an allen Seiten von Gehirnmasse umgeben.«
»Ja, das ist mir aufgefallen. Ich frage mich, wie so etwas überhaupt dorthin gelangt sein kann«, sagt Sarah.
»Ich schätze, da müssen wir Ewa fragen. Sie müsste es ja eigentlich wissen, wenn ihr etwas in den Kopf implantiert wurde. Ob das etwas mit den Morden zu tun hat?«
»Das sollten wir Ewa fragen. Wann sollen wir sie wecken?«
»Wir gönnen ihr noch einen Tag zur Erholung. Diese Prellungen auf der linken Seite werden sie sonst unnötig quälen«, sagt Gabriella.
»Hast du schon einmal solche Muskeln gesehen?«
»Ja, bei Amateursportlern, die sich übernommen haben. Einmal hatte ich einen Hobbyläufer in der Praxis, der unbedingt bei einem Marathon hatte mitlaufen wollen. Er hat nicht auf seinen Körper gehört und ist kurz vor dem Ziel zusammengebrochen. Seine Muskeln waren auch so aufgebläht.«
»Ewa muss sich in dem Objekt ziemlich angestrengt haben«, sagt Sarah.
»Sie hatte wohl etwas wiedergutzumachen«, sagt Gabriella. »Ich habe sie selbst dabei erwischt, wie sie Theo und Andy umbringen wollte. Na ja, es scheint, als hätte sie uns nun jedenfalls gerettet.«
»Es sieht so aus«, sagt Sarah. »Zu dumm, dass die Drohne ausgerechnet zum Schluss keine freie Sicht mehr hatte.«
»Ewa wird uns morgen bestimmt berichten, was sie erlebt hat.«