Gesendet: 11. April 2021, 15:33 (MEZ)
Vera, hallo.
wie heisst es doch so schoen: ich hoffe, bei dir ist alles in ordnung. das sage ich, nicht weil es so heisst, sondern weil es seltsam ist, dir nach ueber einem jahr funkstille zu schreiben.
fuer mich war dieses schweigen noetig, auch um aus der distanz heraus einen text zu verfassen.
seit ueber einem jahr arbeite ich an einem autofiktionalen roman, in den alle texte eingehen, die ich ueber unsere geschichte geschrieben habe. die meisten von ihnen hast du bereits gelesen, und du hast gesagt, sie seien gut genug fuer eine veroeffentlichung. trotzdem habe ich sie teilweise noch ueberarbeitet, ergaenzt oder gekuerzt, eine echte quaelerei, bei der ich 5 kg abgenommen habe :) wenn du so willst, habe ich endlich das versprechen eingeloest, das ich dir vor 15 jahren (oder wie viele waren es?) gegeben habe. nur gut, dass wir nie im voraus wissen, wie lange etwas dauert. wenn wir im maerz 2020 auch nur geahnt haetten, wie lange wir wegen corona noch eingesperrt sein wuerden, haetten wir vermutlich alle den verstand verloren. wenn ich im voraus gewusst haette, wie lange ich an diesem text sitzen wuerde, haette ich nicht einen einzigen satz zu papier gebracht.
zu meiner eigenen ueberraschung handelt dieser text von dankbarkeit. von dem komplizierten weg, der zu dankbarkeit und vergebung fuehrt.
einiges muss ich noch umarbeiten und fertig schreiben, aber ich habe beschlossen, dass ich dir den text schon in der jetzigen phase schicken kann, damit du ihn kennst. eines muss ich schon jetzt sagen: teilweise habe ich mails von uns verwendet. damit wollte ich »dich« als figur plastisch, differenziert und lebendig gestalten, dir eine authentische stimme geben, das war mir wichtig, auch um der leserschaft die moeglichkeit zu geben, diese figur zu verstehen. ob mir das geglueckt ist, kann ich nicht sagen, aber meine frau, fuer die ich einige passagen ins deutsche uebersetzt habe, findet »dich« als figur faszinierend und spannend. wenn du etwas einzuwenden hast, werde ich deine mails umformulieren, sie also nicht woertlich zitieren.
es war einmal – genauer gesagt: es war einmal vor hundert jahren –, da hast du mir gewuenscht, dass mein leben mal nach rechts schwingt, mal nach links. seitdem hast du mich ganz schoen hin- und herschwingen lassen. mir war uebel, schwindelig und schlecht, meine beine und meine zunge waren verheddert. meine politischen ansichten aenderten sich ebenso dramatisch wie meine charakterzuege. als ich all diese texte sammelte und ueberarbeitete, unsere e-mails erneut las, die verschiedenen phasen meiner entwicklung klarer sah, verstand ich, dass du in vielerlei hinsicht oft recht hattest und ich oft im unrecht war.
falls moeglich, schreib mir, ob ich dir den roman schicken soll, bevor ich ihn einem verlag anbiete.
Eingegangen: 13. April 2021, 03:03 (Kyjiwer Zeit)
vergebung? was für eine verfickte vergebung bitte? willst du wissen, ob ich dir verziehen hab? in dem fall: nichts und niemals.
was heisst das: du erzaehlst »unsere« geschichte? soll ich dir »unsere geschichte« mal erzaehlen? die ist verdammt kurz, da gibt’s naemlich nicht viel zu erzaehlen.
diese geschichte geht so: schon 2004 hast du bei der orangenen revolution nur gequirlte scheisse im hirn gehabt, und als ich dich gefragt habe, warum du nicht nach russland abdampfst und dich da verwirklichst, wo du die russische welt doch so liebst und dich niemand zwingt hierzubleiben, hast du nur wie bloed geschwiegen und zu boden geglotzt. erst 2 jahre spaeter hast du dich verpisst, angeblich ja wegen des großen liebesdramas, tatsaechlich bist du aber bloss dem ruf deines russischen herzens gefolgt und hast in moskau die arme verwandte gemimt, wie das alle liebhaberinnen der russischen welt tun, wenn sie aus der ukraine kommen. weiter sieht »unsere« geschichte vor, dass du moskau aus heiterem himmel verlaesst und dich nach berlin verpisst. warum das? wo russland doch das beste ist, was einer slawischen seele passieren kann, da scheffelst du kohle und schaufelst schwarzen kaviar in dich rein – und ihr alle braucht kohle doch noch dringender als eure eigene mama. jetzt also auch noch »unsere« geschichte darueber, wie du dich endgueltig verpisst. gefaellt dir diese geschichte? mir unbedingt. eben weil du dich verpisst. wie kann man ueberhaupt eine derart verschissene mail schreiben, wenn an unserer grenze wieder eure kazapen in ihren abgearschten uniformen stehen? das ist mal wieder typisch fuer euch arschgeigen, ihr habt uns ja schon immer ausgebeutet – und du bist nicht anders und stimmst in den chor all dieser geistig minderbemittelten ein und groelst: das ist li-te-ra-tur. willst du wissen, was das ist? das ist parasitismus. deshalb kann meine antwort nur lauten: verpisst euch doch alle, ihr verfickten schwachkoepfe.
wenn du glaubst, du koenntest jemals in die ukraine zurueckkehren, nachdem du mit dem verschissenen russland kollaboriert hast, kann ich mich nur kaputtlachen.
ich verachte euer gesamtes debiles imperialistenpack. und falls du vergessen haben solltest, wovon »unsere« geschichte handelt: nur davon, dass du dich endlich verpissen sollst, am besten zusammen mit deinem zaren, deiner daemlichen halbinsel und den deutschen faschisten, denn das dritte reich ist auch nicht einfach vom himmel gefallen. seitdem hat sich nichts geaendert. ihr auf der krym habt euer letztes bisschen hirn abgegeben, weil ihr auf bdsm steht. such dir also jemand andres fuer diese spielchen, in russland wimmelt es ja von sados.
und wenn du diesen scheiss, den du »roman« nennst, veroeffentlichst und mit mir kohle scheffeln willst, sehen wir uns vor gericht wieder. ich probiere schon mal ein kleidchen an. da hast du also meine antwort, babe, tapezier dir die waende mit dem scheiss, aber verschon mich mit diesem verbalgekotze.