Es ist jetzt ein paar Jahre her, dass ich die Idee der Schlagfertigkeitsseminare in die Tat umgesetzt habe. Ich ließ mir damals eine professionelle Homepage machen, organisierte Termine, machte Flyer, plante eine klitzekleine Onlinekampagne und versuchte mich im Networking. All diese Maßnahmen sollten am Tag X hochgeladen werden, sodass die Frauen sich bequem über ein Onlineformular anmelden konnten. Zur Sicherheit hatte ich eine Freundin gefragt, ob sie mir bei dem Schreiben der Anmeldebestätigungen helfen könne. Alles war organisiert, und ich stand wie bei den Bundesjugendspielen auf dem Startblock. Ich war aufgeregt wie niemals zuvor und hatte zwischendurch Bedenken, ob der Server den von mir erwarteten Ansturm überhaupt bewältigen konnte.
»Hoffentlich reichen hundert Plätze überhaupt«, sagte ich noch zu meinem Mann. »Na ja, im Zweifel mache ich direkt einen zweiten Termin auf«, redete ich mehr mit mir selbst als mit ihm.
Tag X kam, und um Punkt zwölf Uhr erschienen die Posts und Links und auch die Homepage. Und dann passierte: nix! Aber überhaupt gar nix! Hatte ich zuvor noch fest damit gerechnet, dass das Seminar binnen Minuten ausverkauft sein würde, hatte ich an Tag drei genau eine (!) Anmeldung.
»Sag mal, bist du sicher, dass das alles funktioniert?«, fragte ich meinen EDV-Menschen ungläubig.
»Ja, ganz sicher«, grinste er.
Ich schickte diverse Testanmeldungen, und die kamen ohne Probleme an. Also stand zweifelsohne fest: Es hatte einfach niemand Interesse. Während meine Gedanken in den Wochen zuvor rund um die Uhr um dieses eine Thema gekreist waren, erkannte ich nun: Damit war ich wohl die Einzige gewesen. Es interessierte sich sonst gar niemand dafür. Blöd. Denn mein Plan stand doch schon fest, und eigentlich wollte ich spätestens in zwei Jahren damit an die Börse gehen.
Ich war enttäuscht, und meine Euphorie ließ nach. Denn so schnell, wie ich mich für eine Idee begeistern kann, so schnell habe ich auch keine Lust mehr, wenn es nicht rundläuft. Nur dieses Mal ging es nicht um eine neue Diät, die ich mal eben in den Wind schießen konnte, sondern um meine berufliche Zukunft. Und Kurz-Euphorie konnte ich mir schlicht und ergreifend nicht leisten, weil ich sehr viel Geld (für meine Verhältnisse) investiert hatte.
Es war also tatsächlich eine Art des Scheiterns für mich, denn ich musste erkennen, dass zwischen meinen Rosa-Wolken-Plänen und dem Ist-Zustand die bittere Realität lag.
Ich nahm für mich mit:
Du bist eine ichbezogene, realitätsferne Möchtegern-Unternehmerin, die glaubt, die ganze Welt dreht sich um sie!
Klingt hart, oder? War aber so! Mein kleines Universum drehte sich wochenlang nur um das eine Thema, und ich war so voller Vorfreude, dass es mir schlicht nicht in den Sinn kam, dass es auch schiefgehen konnte.
Aber was hätte es denn auch geändert, wenn ich es geahnt hätte? Doch eigentlich nur, dass meine Begeisterung kleiner ausgefallen wäre. Ja, ich musste nachjustieren, und das tat ich auch. Aber ist es nicht besser, als grenzenloser Optimist nachzujustieren, denn als Pessimist der Sache von vornherein keine Chance zu geben?
Und daraus resultierte die Erkenntnis:
Wenn du Erfolg haben willst, dann musst du wohl ein bisschen Fleiß an den Tag legen!
Aber bewahre dir deine Begeisterung. Denn in die Hose kann es auch gehen, wenn du weniger begeistert bist!
Ich blieb dran und kniete mich noch mehr rein in meine Idee. Ich verabschiedete mich – kurzfristig – von meinen Weltübernahmeplänen und backte ganz kleine Brötchen. Und siehe da, mit Geduld und Spucke wurde mein Seminar voll! Nicht mit hundert, aber mit fünfzig Frauen …
Ihre STEHAUF-Regel aus dieser Geschichte: