Max, 9 Jahre alt (auch mein Sohn)

»Wann ärgerst du dich am meisten?«

»Wenn du sagst, ich hätte angefangen, und dabei war es mein Bruder.«

Aus dem Hintergrund ertönt Constantins Stimme: »Stimmt doch!«

»Oh, Constantin, kann ich mal in Ruhe mit deinem Bruder reden, bitte?«

»Aber er hat angefangen!«

Wir schließen die Tür.

»Also, wenn du dich ungerecht behandelt fühlst?«

»Ja«, sagt Max traurig, und ich muss mir wahrscheinlich eingestehen, dass es das ein oder andere Mal bestimmt vorgekommen ist.

»Und was hilft dir dann?«

»Wenn wir abends noch mal in Ruhe reden. Dann kann ich dir das erklären.«

Soll also heißen, dass auch mein Sohn sich schon Strategien zurechtgelegt hat, wie er am besten an mich herankommt. Es liegt mir fern, ein Kind dem anderen vorzuziehen, das können Sie mir glauben, aber trotzdem fühlt es sich für ihn manchmal so an. Wir vereinbarten ein Codewort, das er beim nächsten Mal, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, sagen soll. Ein Codewort nur für ihn und mich.

Natürlich müssen Kinder mit Regeln und Erziehungsmaßnahmen zurechtkommen. Aber ich finde es trotzdem hilfreich, zwischendurch mal hinzuschauen, wie etwas bei ihnen ankommt und was sie bewegt. Nur weil es für uns eine Lappalie ist, ist es für unsere Kleinen ein vielleicht schwerwiegendes Problem.