Unreif

Ich sollte aus dieser Geschichte viel lernen. Der Kunde war noch nicht reif. Aus welchen Gründen auch immer. Alles hat seine Zeit und kommt, wenn es so weit ist. Und was man dafür braucht ist: Geduld.

Und: Ich erkannte, dass ein Fehler auch bei mir zu finden war. Die Präsentation mochte gut gewesen sein, aber ich war währenddessen zu sehr bei mir selbst und hatte den Kunden außer Acht gelassen. Wenn ich mehr auf seine Reaktion geachtet hätte, hätte ich vielleicht gesehen, dass es ihm nicht gut ging. Und dann hätte ich intervenieren können, zum Beispiel mit dem Vorschlag: »Wenn wir irgendwie ungelegen kommen, ist das kein Problem. Lassen Sie uns nach einem neuen Termin suchen.«

Eine Woche später wusste ich, was passiert war. Die ganze Branche wusste, was passiert war. Der Kunde hatte am Morgen der Präsentation die Nachricht erhalten, dass sein Produkt bei Stiftung Warentest als schlechtestes abgeschnitten hatte. Ein Super-GAU für die gesamte Firma.

Ich schrieb ihm eine Mail und entschuldigte mich für mein unsensibles Verhalten. Außerdem überlegte ich mir, wie ich ihm helfen konnte, und machte ihm einen Vorschlag. Knapp ein Jahr später wurde er mein größter und treuester Kunde, den ich zu der damaligen Zeit hatte. Alles kommt, aber eben zu seiner Zeit.

 

 

Ihre eigene STEHAUF-Regel: