Ähnlich geht es mir mit nahezu jedem Buch, das ich gelesen habe. Meist schreibe ich mir die für mich bedeutendsten Sätze raus und gucke, wie ich sie für meinen kleinen Kosmos nutzen kann. Den wohl bedeutendsten Satz, den ich je in einem Buch gelesen habe, verrate ich Ihnen an anderer Stelle.
Meinen Kindern lese ich gerne Märchen vor. Also ganz ruhig, Sie brauchen nicht das Jugendamt zu informieren, wir gucken nicht nur die Minions, wir lesen auch viel!
Eins meiner Lieblingsmärchen ist Frau Holle. (Finden meine Jungs eher langweilig! Sie stehen mehr auf Menschen, die bei lebendigem Leibe verbrennen müssen – wie in Hänsel und Gretel!)
Sie erinnern sich vielleicht an Goldmarie und Pechmarie. Haben Sie die Geschichte mal ganz genau gelesen? Sie hat viel von unserer Rucksack-Geschichte.
Da erleben zwei Mädchen die scheinbar gleiche Situation: Das fertige Brot will aus dem Ofen, der Baum mit den reifen Äpfeln will abgeerntet werden, und Frau Holle braucht Hilfe beim Bettenschütteln. Beide Mädchen bekommen also die gleichen Aufgaben. Aber beide Geschichten verlaufen grundverschieden. Goldmarie trägt ihren Namen, weil sie voller Tatendrang die Dinge fleißig angeht und nicht auf ihr eigenes Wohl bedacht ist. Sie sieht die schönen Seiten der Brunnenwelt und freut sich, Frau Holle zur Hand gehen zu können. Als Dank wird sie mit Gold überschüttet.
Wie die Sache mit Pechmarie ausging, wissen Sie alle.
In diesem Märchen, so wie in den meisten, steckt viel Wahres drin.
Goldmarie hatte keinen vorgefertigten Plan. Sie fiel in die neue Situation und sah sie mit reinen, unvoreingenommenen Augen. Sie gab ihr die Chance, einzigartig zu werden, und ging ohne Vorurteile und Erwartungen an die Aufgaben heran. Wenn wir also so offen und erwartungsfrei sind, dann können wir doch nur als Gewinner rausgehen.
Beide Mädchen hatten es in der Hand. Dass Goldmarie Gold und Pechmarie Pech bekam, war kein Schicksalsschlag oder gottgegeben. Sie hatten es in der eigenen Hand, wie die Geschichte verlief. Soll heißen: Dass Goldmarie in der Welt ankam, das war ihr Schicksal, aber wie sie ihr entgegentrat, das konnte sie beeinflussen.
Die Kunst, unterscheiden zu können, was man ändern kann und was nicht. Was muss man hinnehmen? (Ganz wichtiger Punkt, auf den wir später noch eingehen werden.)
Pechmarie hatte einen Plan. Und dieser Plan war von Missgunst getrieben. Das kann nur in die Hose gehen!
Aber auch Pechmarie bleibt ja nach dem Scheitern nicht liegen, sondern erkennt, dass es nie zu spät ist, an sich zu arbeiten!
Eigentlich brauchen Sie dieses Buch gar nicht! Lesen Sie Märchen!
Wo finden Sie Inspirationen für Ihre persönlichen STEHAUF-Regeln?
Übrigens, die Dinge, aus denen Sie nichts mitnehmen können, die können weg! Also, so grundsätzlich im Leben. Sie werden sehen, wie viel Zeit Sie plötzlich dazugewinnen.