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S ie haben mich verraten«, zischte Vural. »Verkauft und verraten.«

Eine Bö stieß Tjark beinahe um. Doch er hielt sich an Vural fest, auf dessen Armen er immer noch kniete. Gerade hatte Vural ihm in wenigen Worten erklärt, dass Shirin und Franziska die Entführung inszeniert hatten, um Vural nach Deutschland zu locken, damit er hier von der Polizei festgenommen oder von den Bad Coyotes ausgeliefert wurde. Dafür hatten sie der Gang Geld versprochen, zu dem Franziska Zugang hatte. Sie hatten die Summe auf das draufgepackt, was Hinnerk Rikens ihnen bereits geboten hatte. Rikens hatte angenommen, dass der von ihm initiierte Auftrag, um seine Laptops zurückzubekommen, eskaliert wäre. Dabei steckte Vurals eigene Familie dahinter, um Vural aus dem Verkehr zu ziehen und gleichzeitig sicherzustellen, dass er am Leben blieb.

Und der Hintergrund?

Vurals Wille, seine Tochter und seine Frau zu sich zu holen, gemeinsam unterzutauchen und ein neues Leben in Kurdistan oder im Irak zu beginnen, wozu die Frauen womöglich zum Islam hätten konvertieren müssen. Das hatten sie nicht gewollt und geglaubt, sich gegen den mittlerweile sehr konservativen und gewaltbereiten Vater nicht durchsetzen zu können. Außerdem wollten sie kein Leben auf der Flucht und auch kein Leben mehr, über dem ständig ein Damoklesschwert schwebte, weil Vural von seinen Raubzügen und anderen kriminellen Aktivitäten einfach nicht lassen wollte, wie Tjark annahm. Das konnte man den Frauen nicht verübeln. Andererseits war es schockierend. Kein Wunder, dass Vural außer sich war.

»Das«, sagte Tjark, »hast du dir selbst zuzuschreiben, Vural. Dir und deinem Sturkopf. Und jetzt ist es so oder so vorbei.«

»Nichts«, fauchte Vural, »ist vorbei!«

Im nächsten Augenblick bäumte er sich auf, schwang die Beine nach oben. Ehe Tjark sichs versah, war sein Kopf zwischen Vurals Knien eingeklemmt, feine Nerven an den Ohren wurden gequetscht. Der Schmerz stach wie ein Messer und machte Tjark blind. Ein Hieb traf ihn im Gesicht. Bevor er sichs versah, war er es, der mit dem Rücken auf dem Boden lag.

Vural stand auf, holte mit dem Bein aus, um Tjark ins Gesicht zu treten. Doch dann stoppte er mitten in der Bewegung.

Tjark blinzelte.

»Keine Bewegung«, hörte er eine weibliche Stimme.

Femke stand hinter Vural und presste ihm eine Waffe ins Genick.