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Zwei Zimmer weiter, ein falsches Datum an der Tafel, ein kleiner Fernseher mit integriertem Videorekorder, am Boden ein dicker, halb verblichener Teppich. Im Bett Frau E.

Moses taucht den Waschlappen in die Schüssel mit kühlem Wasser. Er wringt ihn aus und wäscht E.s Gesicht, schließt ihr mit dem Lappen die Augen. Er hat gewartet, bis die Totenstarre eingesetzt hat, jetzt ist die Haut teigig und formbar und die Augen öffnen sich nicht wieder.

Er wäscht ihr die Stirn, die Wangen und wischt eingetrockneten Schaum aus den Mundwinkeln.

Am Ende breitet er die Decke, die man extra für diesen Zweck gekauft hat, die große gelbe Decke mit den aufgestickten Tauben, über sie, bis zum Brustkorb.

Niemand wird kommen, um Frau E. zu besuchen, und außer dem Bestatter wird dieses Arrangement niemand sehen, aber das ist für Moses nicht wichtig. Jeder Tod hat seine Dramaturgie, die nach dem letzten Herzschlag beginnt: die Aufregung, der Anruf beim Arzt, der Schnaps, am Ende der Waschlappen, die Augen, die gelbe Decke und dann der Moment, wenn Moses sich aufrichtet, einen Schritt zurücktritt und die Leiche betrachtet, noch einmal nachdenkt über Frau E., sie sich als Mensch zurückholt.

Moses streicht mit der Hand über die Kommode aus dunklem Holz, die an der Wand unter dem Fenster steht. „Na dann“, sagt er, „auf Wiedersehen.“