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Moses kommt nur eine Minute später. Meta hört auf zu singen und streichelt T.s Hand. „Es geht schon wieder.“

Moses berührt T. an der Schulter. „Sing weiter“, sagt er und Meta beginnt wieder zu singen. Moses stimmt ein. „Seht ihr den Mond dort stehen / er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön.“

T. holt Luft, als setze er noch einmal zu einem Schrei an, wimmert aber nur leise und drückt Metas Hand so fest, dass es fast wehtut.

Bei der dritten Strophe wird Moses leiser, dann Meta, dann hören beide auf zu singen. Herr T. schließt die Augen, die Lider flattern noch ein wenig, dann lockert sich sein Griff. Meta zieht ihre Hand weg und schüttelt sie.

Moses lächelt. „Wunderbar“, sagt er, „das hast du wunderbar gemacht.“

„Er hat geschrien“, flüstert Meta, „einfach so geschrien und nicht mehr aufgehört.“ Moses richtet sich wieder auf. „Du hast das toll gemacht“, sagt er. „Großartig.“

„Danke. Vielleicht mochte er das Lied. Ich wusste gar nicht, dass ich den Text noch kann.“

„Ja“, sagt Moses, „oft sind es die alten Lieder, die sie beruhigen. Die vergisst man nicht.“ Er berührt Meta an der Schulter. „Komm“, sagt er, „mach mal eine Pause.“ Er glättet das Bettlaken.

„Ich brauche aber keine Pause“, sagt sie.

„Doch, brauchst du. Setz dich hin, trink einen Kaffee.“

„Ich trinke keinen Kaffee.“

„Du kannst auch ein wenig spazieren gehen, dir die Füße vertreten, wenn du willst. Ich bleibe mal eine Zeitlang bei ihm. Oben bin ich sowieso fertig.“

„Oben?“

„Im ersten Stock. Auf der zweiten Station.“

„Na gut“, sagt sie, „dann gehe ich vielleicht wirklich kurz raus.“ „Lass dir Zeit.“