Läge ihr Telefon nicht in T.s Zimmer, könnte Meta jetzt die Taschenlampe benutzen und würde etwas sehen. Sie ist nicht weit gegangen, bloß durch die Schiebetür am Ende des Ganges, und jetzt steht sie wieder im aufgelassenen Pflegebereich.
Die Lichtschalter funktionieren nicht, nur ein bisschen Mondlicht dringt durch die Fenster.
Sie bewegt sich weiter, vorsichtig, weil sie in dem dämmrigen Licht kein Hindernis übersehen will.
Dass ihr jemand entgegenkommt, bemerkt sie erst spät. Am Ende des Gangs nähert sich ein schwankender Lichtschein, der Schatten an den Wänden tanzen lässt.
Meta ruft eine Begrüßung, aber es kommt keine Antwort. Der Lichtschein biegt um die Ecke und blendet Meta. „Hallo“, ruft sie.
Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt haben, erkennt sie eine Taschenlampe, die an einer Gehhilfe ohne Räder baumelt. Die Person stellt die Gehhilfe ein Stück nach vorne, geht dann ein, zwei Schritte und stellt die Gehhilfe wieder nach vorne.
Es ist Frau Else. An der Gehhilfe hängt eine grobmaschige Tasche. Als sie auf gleicher Höhe sind, sagt Meta: „Guten Abend.“ Frau Else bleibt stehen, dreht den Kopf in Metas Richtung, ohne sie anzusehen, und nickt ihr zu, dann geht sie weiter.
„Brauchen Sie Hilfe?“, ruft Meta ihr nach, aber Frau Else reagiert nicht und bewegt sich samt ihrem tanzenden Lichtschein weiter den Gang entlang.
Meta folgt ihr. Plötzlich bleibt Frau Else stehen und sagt, ohne sich umzudrehen: „Kindchen, ich kann das schon alleine, danke.“
Als Meta gleichauf ist, macht Frau Else wieder einen Schritt nach vorne, stolpert und wäre fast gestürzt. Sie schiebt ihre Füße tiefer in die Filzpantoffeln. „Ist alles in Ordnung“, fragt Meta.
„Ja“, sagt Else, „ich muss zu meinen Erdbeeren“, und sie tut das so, als erkläre es alles.
„Zu Ihren Erdbeeren?“
„Meinen Walderdbeeren. Sie sollten sie probieren, gleich bei den Büschen im Innenhof.“
„Ich glaube, die Türe zum Hof ist verschlossen.“
„Stimmt“, sagt Else, „jammerschade, finden Sie nicht? Es waren großartige Erdbeeren.“ Sie geht weiter den Gang hinunter. „Wollen Sie mich trotzdem begleiten?“