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Moses schiebt den Pflegewagen über den Gang zum nächsten Zimmer.

Der Wagen ist alt und klapprig und eine der Laden öffnet sich, wenn Moses eine Kurve fährt. Er muss nachher daran denken, sie wieder mit Klebeband zu verschließen. Fast hätte er sich das Knie gestoßen.

Würde jemand Moses fragen, gäbe es einen Wagen, mit dem man arbeiten könnte, und einen zweiten Pfleger im Nachtdienst. Moses fragt aber niemand, dafür gibt es Pflegeschlüssel, Berechnungen und Manager.

Noch ein Toter, denkt er, und sie schließen auch die letzten Stationen, dann müssen sie alle weg, alle, auch Moses, auch Frau L., alle.

Die Alten wird man in andere Heime verlegen, in welche, die noch Profit bringen. Nur auf Moses wird man verzichten müssen und daran denkt er, wenn er den kaputten Wagen über den Gang schiebt. Die Lade öffnet sich in der Linkskurve und er stößt sich das Knie.

Moses schreit auf und Meta, die gerade die Klinke zu Herrn T.s Zimmer nach unten drücken wollte, geht den Gang hinunter.

„Alles gut?“, fragt sie.

Moses macht eine dramatische Geste. „Bin schwer verletzt.“ Er grinst. „Hab mich nur an dem tollen Wagen gestoßen, das ist alles.“

„Sieht alt aus.“

„Ist er auch.“

„Ich weiß nicht, ob ich das jede Nacht könnte.“

„Dir das Knie stoßen?“

„Deinen Job. Zweiundfünfzig Bewohner, hast du gesagt? Was machst du da, wenn dich mehrere gleichzeitig brauchen?“

„Weiß eh nicht genau, warum ich noch hier bin.“ Meta schweigt.

„Na ja.“ Moses nimmt einen Zug. „Irgendeinen Grund wird es haben.“

„Aber dein Job ist doch so wahnsinnig wichtig.“

„Herr T. ist sicher nicht der Grund, das kann ich dir sagen. Aber lass uns erstmal weitermachen mit unseren wahnsinnig wichtigen Jobs.“