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Moses schiebt den Pflegewagen aus dem Zimmer. Aus dem Spender an der Wand nimmt er eine Portion Desinfektionsmittel und verreibt es in den Händen. An den Geruch von Stuhl hat er sich nie gewöhnt, auch nach achtzehn Jahren nicht. Der Geruch setzt sich fest und bleibt stundenlang. Manchmal dringt er sogar durch die Handschuhe und setzt sich an der Haut fest, dann hilft sogar das Desinfektionsmittel nur kurz. Vielleicht ist es aber auch Einbildung.

Moses wischt sich mit dem Unterarm über die Stirn. Die Sonne ist untergegangen und draußen wird es bestimmt schon kühler. Es wäre schön, den Pflegewagen in der Familienecke stehenzulassen und in den Innenhof zu gehen, auf einem der Gartenstühle zu sitzen wie früher und die Nachtluft zu genießen, vielleicht ein wenig Wind.

Sein Privathandy in der rechten Beintasche vibriert. Moses holt es mit Daumen und Zeigefinger heraus, wischt sich die andere Hand an der Hose ab und hebt ab. Bevor er noch etwas sagen kann, kommt Pomps Stimme aus dem Lautsprecher.

„Wer bitte hebt bei euch das Stationstelefon ab?“

„Pomp?“

„Ja, natürlich Pomp. Wer war die Frau am Telefon?“

„Welche Frau?“

„Die vorhin ans Telefon gegangen ist?“

„Ach so, das war Meta. Die neue Ehrenamtliche.“

„Was für eine Art Name ist Meta? Na egal, ich suche mein Stethoskop. Hast du mein Stethoskop gesehen?“ „Das orange Ungetüm? Ist im Kaffeezimmer.“

„Immerhin. Kannst du es irgendwo einsperren? Ich hole es morgen.“

„Einsperren?“

„Damit es niemand stiehlt.“

Moses lacht. „In Ordnung.“

„Da gibts nichts zu lachen.“

Bevor Moses noch etwas sagen kann, hat Pomp aufgelegt. Über die Jahre hat er sich abgewöhnt, sich über ihn zu wundern. Pomp wird morgen kommen, das Stethoskop abholen, wie schon oft, und wieder wird er sich nicht bedanken.