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Wendelin Pomp wiegt das Handy in der Hand, bevor er es weglegt. Es ist spät, und er ist müde. Es ist eine Müdigkeit, die sich gleichzeitig schwer und leicht anfühlt.

Er streckt sich auf der Couch aus und greift nach der Fernbedienung. Manchmal hilft es fernzusehen. Vielleicht wird er schlafen können, vielleicht nicht und Teleshoppingsender schauen bis in den frühen Morgen.

Schlaftabletten will er nicht nehmen, das wäre eine Niederlage. Manchmal denkt er in solchen Nächten an früher, besonders nach Mitternacht, an die Zeit im Krankenhaus und an die Nachtdienste, die ihm schon damals nicht leichtgefallen sind, an die Kollegen und an die Schwestern, besonders an Ed, die wahrscheinlich längst pensioniert ist oder, wie so viele, in einem anderen Beruf.

Pomp schaltet den Fernseher ein, aber den Ton wieder ab, rechtzeitig, bevor etwas zu hören war. Er mag die Stille, und auch das hätte er damals nicht gebraucht, ja, nicht einmal für möglich gehalten.

Ein wenig ärgert Pomp, dass er das Stethoskop nicht gleich geholt hat. Er hängt sehr daran. Dass Moses es sicher verwahrt hat, beruhigt ihn nicht restlos. Pomp hat das Stethoskop schon so lange, dass er nicht bereit ist, sich für den Rest seines Berufslebens an ein anderes zu gewöhnen. Er mag, wie es sich in der Manteltasche aufrollen lässt, und er mag die zwei Schläuche, durch die es sich von den Stethoskopen seiner Kollegen unterscheidet.

Er benutzt es kaum mehr. Es ist Jahre her, dass er durch das Stethoskop etwas anderes gehört hat als die Stille, wenn er die Membran an die toten Körper der Heimbewohner hält. Er hat, wie so viele, aufgehört, Lebende abzuhören.

Während er noch nachdenkt und sich ärgert, schläft er ein, die zweite Nacht in Folge auf der Couch, was er morgen früh bereuen wird, aber das stört ihn jetzt nicht, und da liegt er und schnarcht und der Fernsehsprecher bewegt dazu lautlos die Lippen.