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„Abend“, sagt Pomp.

Meta dreht sich um und trinkt einen Schluck Apfelsaft. Er schmeckt kühl und süß und sie vergisst zu antworten, bis Pomp noch einmal sagt: „Abend.“

„Guten Abend“, sagt Meta, „Entschuldigung.“

Pomp lässt sich auf die Couch fallen. Er bohrt mit dem kleinen Finger im Ohr und wischt ihn an den Shorts ab.

„Die Sitzwache“, sagt er, „du bist bestimmt die Sitzwache.“

Meta versucht, den Finger und die Stelle an der Hose, in die Pomp ihn gewischt hat, zu ignorieren. „Wir haben gestern telefoniert.“

Pomp steht auf, wischt sich die Hand noch einmal an der Hose ab und hält sie ihr hin. „Wo sind meine Manieren?“, sagt er. „Also noch einmal offiziell: Ich bin Pomp. Der Arzt hier. Oder das Mädchen für alles, wie man es nimmt.“

„Ich bin Meta. Und kurz auf Pause.“

„Klar“, sagt Pomp, „nimm Platz. Sollen wir einen Kaffee trinken? Schwarz? Milch?“

„Danke“, sagt sie, „ich bleibe bei Saft.“

„Gut“, sagt Pomp, „dann nicht, ist sowieso nicht gesund, so spät. Aber wie man Nachtwache macht ohne Kaffee, das ist mir schleierhaft.“ „Sitzwache“, sagt Meta.

„Auch egal“, sagt Pomp, „aber in deinem Alter kann man wahrscheinlich auch ohne Kaffee die Nacht durchmachen. Apropos Alter, welches Semester bist du?“

„Ich studiere nicht“, sagt Meta.

„Keine Medizinerin?“

Meta schüttelt den Kopf.

Pomp richtet sich auf, lehnt sich nach vorne und stützt sich mit den Unterarmen auf den Knien auf. „Und was zum Teufel hat dich dann geritten, diesen Job anzunehmen? An der Bezahlung kann es ja nicht liegen.“

„Ich bin ehrenamtlich hier.“

„Ja? Das gibts noch?“ „Wie meinst du das?“

Pomp lehnt sich zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. „Sorry. Die Zeiten sind halt nicht so, dass hier noch Leute anfangen oder sich überhaupt für uns hier interessieren. Aber egal. Wichtig ist, wie geht es dir mit dem wunderbaren Herrn T.?“

„Er mag Cognac.“

„Cognac? Ein guter?“

„Herr T. mochte ihn.“

„Überraschung.“

„Wie meinst du das?“

„Nur so eine Ahnung.“ Er zwinkert.

„Aber er mag ihn wirklich. Ich habe verdünnten Cognac in den Zerstäuber gefüllt. Er hat sogar gelacht.“

„Hat er das?“

„Stimmt was nicht?“

„Nein, alles gut. Aber ich weiß nicht, ob du einem wie T. ausgerechnet Schnaps geben solltest.“

Meta rückt ein wenig von ihm weg. „Warum nicht? Ist ja kein Krankenhaus hier.“

„Das will ich auch hoffen.“

„Wie meinst du das?“

„Ich war schon lange in keinem Krankenhaus mehr, und das darf auch gerne so bleiben.“

„Du warst im Krankenhaus?“

„Onkologie“, sagt er, „aber das ist lange her.“

„Und jetzt arbeitest du im Heim?“

„Nicht direkt“, sagt Pomp, „ich helfe hier nur aus.

Eigentlich habe ich eine Praxis für Schmerztherapie.“ „Schmerztherapie? Das ist ja toll.“

Pomp stellt die Füße wieder auf den Boden und lehnt sich nach vorne. „Hör mal“, sagt er, „du solltest Moses nichts von dem Cognac sagen. Hat er nicht so gerne, und ganz besonders nicht bei T.“ Er klopft sich mit den flachen Händen auf die Oberschenkel. „Aber jetzt“, sagt er, „muss ich erstmal mein Stethoskop suchen. Hat Moses gesagt, wo es ist?“

„Das alte orange? Im Stützpunkt.“

„Alt und gut“, sagt Pomp, „die werden nicht mehr gemacht in der Qualität.“