Der Stationsstützpunkt ist dunkel, und obwohl es draußen noch hell ist, brennt Licht. Angelika arbeitet an den Medikamenten.
„Guten Abend.“ Moses legt ihr von hinten die Hand auf die Schulter.
„Abend“, sagt Angelika.
„Hab ich dich erschreckt?“
Angelika schüttelt den Kopf.
Moses setzt sich in den Sessel beim Computer. „Wie war der Tag?“
„Geht ihm schlechter.“
„Herrn T.?“
„Er hat den ganzen Tag geschlafen.“
„Oh‑oh. Hoffentlich ist er nicht in der Nacht aktiv.“ „Glaube ich nicht. Er wird immer schwächer.“ Moses nickt.
Angelika sagt: „Kommt deine Sitzwache heute wieder?“
„Hoffentlich“, sagt Moses. „Ich habe ihr gestern alles erzählt, die ganze Geschichte.“
Angelika drückt zwei rote Tabletten aus einem Blister. „Welche Geschichte?“
„Du weißt schon. Die Sache mit seiner Frau.“
Angelika legt die Schachtel zur Seite. „Das wusste sie vorher nicht?“
„Nein.“
„Die hätten es ihr sagen sollen.“
„Wer?“
„Die Personalabteilung.“
„Findest du?“
„Oder eben wir.“
„Ich habe dich nie gefragt ...“ Er macht eine kurze Pause. „Wie geht es dir eigentlich damit?“
„Womit?“
„Mit seiner Vergangenheit.“
„Wie soll es mir da gehen?“
„Na ja.“
Angelika legt die Tablettenschachteln weg. „Ich pflege ihn“, sagt sie, „das ist genug. Muss mich nicht auch noch um seine Lebensgeschichte kümmern. Und das solltest du auch nicht, sonst grübelst du die ganze Nacht.“
„Du hörst dich schon an wie Pomp.“
„Nicht frech werden. Und jetzt geh in die Küche, ich habe dir einen Eistee gemacht.“