Wendelin Pomp ist speiübel. Kurz hat er überlegt, einfach in der Ordination ins Waschbecken zu kotzen, hat sich dann aber auf den Weg zum Pflegebereich gemacht.
Er steht am Stützpunkt, eine Tablette gegen Übelkeit in der Hand, und sieht auf die Uhr. Kurz nach halb eins. Er legt die Tablette auf die Zunge, wo sie sofort zergeht. Den Geschmack ignoriert er. Die Tablette wird schnell helfen, und dann kann er sich auf den Weg zum Auto machen. Er geht zum Familienbereich, will zur Saftbar, ein Glas trinken, den Geschmack der Tablette wegspülen.
Fast hätte er sich den Fuß an T.s Bett gestoßen, so geistesabwesend ist er, weil er nachdenkt, über Moses, das Gespräch, die Geschichte. „Na hallo“, sagt Pomp. Herr T. schläft und reagiert nicht. „Ich muss hier mal vorbei“, sagt Pomp, löst die Bremsen des Betts, schiebt es ein Stück nach rechts und geht daran vorbei zur Saftbar.
Er schenkt sich ein Glas Wasser mit ganz wenig Apfelsaft ein, für den Geschmack. „Haben sie dich rausgestellt“, sagt er, „soso.“ Er dreht sich zu T. um und nimmt einen Schluck Saft, dann geht er zur Couch und setzt sich. „Prost“, sagt er.
„Weißt du“, sagt Pomp, „es ist mir egal, wer du warst. Bevor dein Gehirn aufgehört hat zu funktionieren. Falls es jemals funktioniert hat, meine ich.“
Er lehnt sich zurück. „Aber es würde halt allen anderen leichter fallen, wenn du ein guter Mensch gewesen wärst.“
„‚Was will man machen‘, sagst du? Ja klar. Ich kann auch nichts machen.“ Pomp räuspert sich. „Wäre es nicht schöner“, sagt er, „sie hätte sich einfach vorgestellt, du seist ein Netter gewesen. Ein netter Vater, Opa, Ehemann und so weiter? Ich meine, wen interessiert deine echte Geschichte denn noch? Kann man nicht ändern, ist auch egal. Aber du hörst mir ohnehin nicht zu, oder?“