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„Ausgerechnet T.“, sagt Angelika.

„Ja“, sagt Moses, „ausgerechnet.“

Angelika legt die Infusionsflasche hin. „Wie lange, glaubst du, geht es noch?“

„Mit T.?“

„Mit uns.“

„Keine Ahnung“, sagt Moses, „noch lebt er ja. Ich hoffe, es geht jetzt besser. Gestern war schon ziemlich hässlich, da hatte er Angst.“

„Hoffentlich“, sagt Angelika, „aber der Tag war ruhig. Soll heißen, er war eigentlich gar nicht mehr wach.“

„Wie lange, glaubst du, nachdem er tot ist? Also wie lange, bis sie uns schließen?“

Angelika schüttelt den Kopf. „Ich will gar nicht dran denken.“ Nach einer Weile sagt sie: „Und du? Wirst du wirklich ganz aufhören?“

„Du nicht?“

„Noch zwei Jahre, Moses. Die schaffe ich auch irgendwie.“

Sie stehen eine Zeitlang nebeneinander, sortieren die Tabletten der Bewohner in Schachteln, bis Moses sagt: „Ein bisschen werde ich das hier schon vermissen.“

„Ein bisschen?“ „Nur ein bisschen.“

„Klar. Wie geht es deiner Ehrenamtlichen?“

Moses geht zum Schreibtisch neben der Anrichte und setzt sich auf die Tischplatte. „Schwierig“, sagt er, „aber sie schlägt sich gut“, und dann: „Pomp war noch da, die ganze Nacht.“

„Pomp?“

„Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.“

„Vielleicht entwickelt er noch Mitleid auf seine alten Tage?“

„Es ist nie zu spät. Aber im Ernst, er war die ganze Nacht im Haus, glaube ich. Hast du ihn heute gesehen?“

Angelika schüttelt den Kopf. „Kann aber nicht sagen, dass ich ihn vermisst hätte.“

„Du bist unfair.“

„Was wird er eigentlich machen, wenn es das alles nicht mehr gibt?“

„Keine Ahnung. Nicht viel, schätze ich.“

Angelika legt eine Tablettenschachtel zurück in den Apothekerschrank und sieht auf ihre Armbanduhr. „Gleich halb acht.“

„Ich mach hier fertig. Schönen Abend.“

„Dir auch. Habt es ruhig.“