Moses hat keine Zeit. Aber er hat gelernt, dass er sich Zeit nehmen muss, wenn er keine Zeit hat.
Im Halbdunkel erkennt er Meta, die auf der Couch sitzt, vornübergebeugt, und den Blick auf T. gerichtet hat, den Moses von der Türe aus nicht sehen kann. Sie bewegt sich nicht. Moses sieht auf die Uhr.
Er räuspert sich, aber Meta regiert nicht. Er räuspert sich noch einmal, lauter, und sie richtet sich auf und sieht ihn.
Er flüstert. „Alles okay?“ Meta nickt. „Er schläft“, sagt sie.
Eine Zeitlang sagt niemand etwas, dann bricht Moses das Schweigen. „Schon anstrengend, oder?“ Meta reagiert nicht, den Blick auf T. gerichtet. Moses nimmt sich einen der Holzsessel und stellt ihn neben die Couch. Er stützt sich auf der Lehne ab. „Mach mal eine Pause.“ Meta schüttelt den Kopf. „Nicht jetzt.“
Eine Zeitlang sagen sie nichts. Meta spielt mit ihren Fingernägeln. „Dein erstes Mal?“ Meta sieht ihn an.
„Dein erster Sterbender?“
„Ja.“
Moses legt ihr die Hand auf die Schulter. Meta bewegt sich nicht, sinkt ein bisschen zusammen. „Ich habe das Gefühl, dass ich mehr für ihn tun sollte, jetzt, wo er –“
„Du tust schon sehr viel, Meta, schon, indem du einfach da bist und bei ihm bist. Das muss reichen, du musst ihn nicht pflegen oder so. Manchmal ist aushalten alles, was wir tun können.“
„Danke. Es ist schwer. Und er tut mir leid, jetzt, in dem Moment.“
„Hör mal“, sagt Moses, „es geht ihm gerade gut, da bin ich sicher.“
„Die Atmung –“
„Das Rasselgeräusch? Das gehört zum Sterben dazu, jedenfalls für die meisten Menschen. Spürt er aber nicht.“
„Bist du sicher?“
„Sehr. Ist aber ganz schön ungut, es mit anzuhören, oder?“
„Schon, ja.“
„Wenn wir den Verdacht haben, dass er doch Atemnot hat, kann ich ihm jederzeit eine Spritze geben.“
„Ich weiß nicht ...“
Moses steht auf, fühlt T.s Puls, streicht ihm über die Stirn. „Er schwitzt ein wenig“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass es ihm schlecht geht, aber ich gebe ihm was, nur um sicherzugehen, in Ordnung?“ „Danke.“