Auf Zimmer 9 wieder das falsche Datum, wieder ein Körper im Bett. Augen und Mund stehen offen.
Moses geht ins Badezimmer und lässt das Wasser laufen, bis es kühl ist. Er trägt die Schüssel mit dem Waschlappen ins Zimmer, stellt sie auf den Nachtkasten. Meta steht am Fußende und betrachtet Herrn T. „Er sieht aus, als könnte er gleich aufwachen“, flüstert sie. Moses nickt.
Jeder Todesfall hat seinen Ablauf und seine Dramaturgie, die nach dem letzten Herzschlag beginnt: die Aufregung, dann der Anruf, der Arzt, der Schnaps und jetzt, am Ende, der Waschlappen, mit dem Moses T.s Augen schließt und ihm ein wenig Spucke aus dem Mundwinkel wischt. Er lässt sich Zeit.
Meta steht am Fußende und sieht ihm zu, sagt nichts und traut sich kaum, sich zu bewegen, weil alles, was sie sieht, plötzlich größer wirkt, irgendwie schärfer, und das Gesichtsfeld ihr am Rand verschwimmt.
Moses nimmt die gelbe Decke mit den aufgestickten Tauben, die man extra für diesen Zweck gekauft hat, und beginnt, sie auszubreiten. „Hilfst du mir?“, sagt er, und Meta braucht ein paar Sekunden, bis sie den Blick von Herrn T. nehmen und ihm mit der Decke helfen kann. Sie breiten die Decke aus, schütteln sie, schon über T.s Körper, einmal aus und legen sie dann langsam und von oben über seinen Körper. Der Luftzug, der unter der Decke hervorkommt, riecht nach Weichspüler, nach Blumen und ein wenig nach Essig wie T.
„War es bei Frau E. auch so?“
Moses nickt. Meta lächelt. „Sie mochte Erdbeeren“, sagt sie.
„Erdbeeren“, sagt Moses, „ich weiß.“