13.
Gedanken bei einer Begebenheit

Jan. 1734.1

 

Vergnüge dich, mein Sinn, und laß dein Schicksal walten,

Es weiß, worauf du warten solt:

Das wahre Glück hat doch verschiedene Gestalten

Und kleidet sich nicht nur in Gold.

 

Dein Geist würkt ja noch frei in ungekränkten Gliedern,

Du hast noch Haus und Vaterland:

Worüber klagst du denn? nur Stolz schämt sich im niedern

Und Uebermuth im Mittelstand.

 

Was hülfe dich zuletzt der Umgang jener Weisen,

Die unerblasst zum Tode gehn?[116]

Sollst du Beständigkeit in fremdem Beispiel preisen,

In deinem dir entgegen stehn?

 

Nein, bettle wer da will des Glückes eitle Gaben,

Im Wunsche groß, klein im Genuß;

Von mir soll das Geschick nur diese Bitte haben:

Gleich fern von Noth und Ueberfluß![117]

 

Fußnoten

 

1 Diese Begebenheit war dem Verfasser höchst empfindlich und legte gleichwohl den wahren Grund zu seiner nachwärtigen und in einigen Umständen vortheilhaften Entfernung, als von welcher vermuthlich die Ausarbeitung aller seiner Schriften und das Kenntniß vieler Dinge abhieng, die im Vaterland ihm unbekannt geblieben wären.