XXVII.
AD 9495 – Das Portal
Jazmin konnte ihr eigenes Herz schlagen hören – in Ordnung, das war das von Lilith und echt war es auch nicht –, aber dennoch spürte sie das Pochen. Der Lebenswille schwand nicht, nur weil ihr Hintern jetzt aus Karbon- und Verbundfasern bestand. Sie stand unter der Decke der Valkyrie, hielt den Impulslader in den Händen und wusste nicht, was sie tun sollte. Gewalt würde sie hier nicht weiterbringen.
Sie schluckte unsicher. Das Visier des Gravitationshelms stand offen. Sauerstoff brauchte sie keinen. Eben hatte sie noch mit jemandem von der Raumstation gesprochen, jetzt war alles ruhig. Mutter hatte ebenfalls Funkstille. Sämtliche Systeme auf dem Gleiter waren inaktiv, es war dunkel, nur durch die vorderen Cockpitscheiben drang Licht von der Tagseite der Erde zu ihr. Verdammt, diese Narren hatten damit gedroht, die Valkyries abzuschießen.
»Nein …« Sie sah die Raumstation schnell näher kommen, so schnell, dass beim Aufprall nicht mehr als heißer Staub von ihnen übrig bleiben würde. So hätte es nicht enden sollen.
Stille.
Was fehlte, war der Aufprall. Einen Moment später schwebten die Valkyries in Schrittgeschwindigkeit auf eine Öffnung der Raumstation zu. Hatten die sie abgebremst? Wie sollte das gehen? Jazmin sah fasziniert auf die Einflugschneise aus reinem Licht, das sie bläulich einsäumte. Dagegen wirkte die Technik der USS London wie eine mit Kohle befeuerte Dampfmaschine.
Sie atmete aus, Tränen liefen ihre Wangen herab. Die Leute auf der Raumstation hatten sich entschieden, sie landen zu lassen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihr rutschte gerade tonnenschwerer Ballast von den Schultern.
Die Valkyrie setzte auf. Egal, wer gerade den Gleiter flog, Mutter war es nicht. An Bord funktionierte nichts mehr. R2 löste sich von der Wand und bezog wehrhaft neben ihr Stellung, dieser Drohne konnte wirklich nichts Angst einjagen.
»Wir sind wieder zurück …« Jazmin legte die Hand auf R2 s Abdeckung, der die Geste mit einer kurzen Vibration quittierte. D2 , der die übrigen Drohnen hinter sich versammelt hatte, schwebte auf ihre andere Seite. Gemeinsam schützten sie die Rettungskapsel.
Es zischte, in der Kabine baute sich Druck auf, den sie beim Ausfall der Bordsysteme verloren hatten. Jazmin sah auf ihr Handgelenk, die Atmosphäre wäre jetzt auch für einen Menschen sicher gewesen. Sie zog den Helm ab und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann öffnete sich das Tor. Licht drang in den Frachtraum, und eine schlanke Person schritt langsam die Rampe empor. Es war ein Mann in einem langen weißen Rock, der sowohl Arme als auch Beine verdeckte. Haare trug er keine auf dem Kopf.
»Guten Tag«, erklärte der Mann förmlich. »Willkommen auf der Erde.« Während er auf dem Deck der Valkyrie stand, verharrte Jazmin noch unter der Decke stehend. An die verdrehte Gravitation hatte sie gar nicht gedacht.
»Hallo …« Was sagte man in so einem Moment? Jazmin sprang von der Decke ab, drehte sich in der Luft und landete auf dem Deck. Nun konnte sie der Person, die sie begrüßte, in die Augen sehen, ohne sich dabei den Hals zu verrenken. Die Drohnen hatten es mit der Drehung deutlich einfacher.
»Das ist die Raumstation Cassian4 . Sie befinden sich in Sicherheit«, erklärte er und hob einen Arm aus dem weißen Rock empor, mit dem er auf den Impulslader zeigte. Waffen veralteten niemals völlig, auch mit einem Knüppel aus der Steinzeit konnte man jemanden erschlagen.
Jazmin wusste nicht, welche Begrüßung sie erwartet hatte, aber der Glatzkopf besaß das Charisma eines toten Fischs. Jazmin legte die Waffe ab und stellte sie wieder in den Halter an der Bordwand.
»Sie werden sie nicht benötigen.«
»Klar …« Jazmin war sich gerade alles andere als sicher, wollte aber auch nicht binnen der ersten drei Minuten einen Streit provozieren. Die hatten sie nicht abgeschossen, also warum sollten die ihnen jetzt etwas Böses antun? »Wie ist Ihr Name?«
»Elias.«
»Nur Elias?«
Er nickte. »Ich bin ein Wächter.«
»Jazmin. Jazmin Harper, ich bin …« Sie brach ab, ohne ihren Rang zu erwähnen, es hätte hier irgendwie deplatziert gewirkt. Es war ein seltsamer Ort. Alles auf diesem Flugdeck war schneeweiß und absolut sauber. Da standen keine anderen Raumschiffe, Gleiter oder auch nur eine offene Werkzeugkiste herum.
»Schön, Sie kennenzulernen.«
Jazmin hatte eher ein Blitzlichtgewitter und Hunderte von Journalisten erwartet, nicht einen höflichen alten Mann.
»Sie sind ein Androide.« Elias stellte keine Fragen, er machte Feststellungen. Offenbar gab es im Jahr 9495 gute Scanner, die hatten sogar die DNA in der Rettungskapsel analysieren können. »Das bin ich auch: Modell Elias/212
»Aha …« Das erklärte sein Verhalten und seine Ausstrahlung. Sie hatte schon virtuelle Planungsebenen in Computern gesehen, die lebendiger wirkten.
»Es befinden sich Menschen in der Rettungskapsel«, stellte Elias fest, als er die verbeulte und völlig verkratzte Kapsel sah. Er ging an Jazmin vorbei.
Sie drehte sich um. »Das stimmt.« Dafür, dass sie noch lebten, hatte sie einiges getan.
»Ein erwachsener Mensch und ein organischer Androide, der ein Baby mit rein menschlicher DNA bekommt«, erklärte Elias.
»Meine Tochter«, stellte Jazmin fest. »Ich habe zwei Avatare.« Ein merkwürdiger Satz. Aber es stimmte. Liliths blonden Skalp erachtete sie mittlerweile als Kriegsbeute, weshalb sie ihn gebrauchen konnte, wann sie wollte.
»Sie benutzen einen Lilith/3712 und einen echten Harper-Androiden. Was für eine exquisite Kombination. Der eine war sündhaft teuer und der andere unbezahlbar.« Elias deutete eine Geste an, die entfernt an ein Lächeln erinnerte. »Willkommen auf Cassian4 . Wir bekommen nicht jeden Tag Gäste, wissen Sie?«
»Danke.« Jazmin hatte keine Ahnung, wie sie diesen Androiden einschätzen sollte. Elias bemühte sich, menschlich zu wirken, ohne damit großen Erfolg zu haben. Auf Jazmin wirkte er einfach nur fremd und vage bedrohlich.
»Ich empfange gerade eine Analyse und Auskunft aus dem Archiv. Sie sind Colonel Dr. Jazmin Harper, die DNA Ihres schwangeren Avatars ist verifiziert.«
Jazmin nickte, es tat gut, nach der Reise von jemandem erkannt zu werden.
»Wie lange waren Sie unterwegs?«
»6775 Jahre …« Jazmin sah sich um, ohne das ihr Blick in dieser weißen Halle an irgendetwas hängen blieb. »… gemessen an der vergangenen Zeit auf der Erde. Wenn man die Zeitdilatation berücksichtigt, waren wir kürzer unterwegs.«
»Beachtlich.« Elias ging zwei Schritte auf der Rampe zurück und sah die anderen Gleiter an. »Unsere Scanner zeigen 129  Menschen im Kälteschlaf und viele Millionen tierische und menschliche Embryonen.«
Weitere Personen kamen auf die Gleiter zu, die alle weiße Röcke trugen und wie Elias’ Geschwister aussahen. Das waren einige, Jazmin zählte insgesamt neunzehn Androiden.
Auch Jazmin verließ den Gleiter. Die Valkyries sahen ziemlich mitgenommen aus. Ein Wunder, dass sie überhaupt durchgehalten hatten. Die Flucht von der USS London, der Bremsanflug und die Explosion des Piratenschiffs hatten zahlreiche Spuren hinterlassen. »Mehr konnten wir nicht von Bord retten.«
»Das tut mir leid.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Warum fragen Sie?«
»Weil wir von einer Raumstation über dem Mars, die dieser hier wie ein Zwilling gleicht, angegriffen wurden.«
»Ein Missverständnis … wir hatten die Lage zu diesem Zeitpunkt anders eingeschätzt.«
»Anders eingeschätzt?«
»Die USS London war zu groß und zu schnell. Sie war eine Gefahr, die allein aufgrund ihrer Masse und Geschwindigkeit eine Bedrohung für den Planeten darstellt. Wir gingen davon aus, es mit einem Geisterschiff zu tun zu haben. Die gibt es leider immer wieder.«
»Sie haben noch nicht einmal versucht, mit uns zu kommunizieren!« Nicht ein müdes Wort hatten sie von der Raumstation gehört. Die hatten ohne Vorwarnung das Feuer auf sie eröffnet und die USS London in Stücke geschossen.
»Wir haben es versucht, wir hatten kein Raumschiff erwartet, das noch mit Digitalfunk arbeitet. Dafür fehlten uns die passenden Geräte. Es gab keine andere Möglichkeit, Sie zum Abdrehen zu bewegen.«
»Womit funken Sie denn dann?«
»Subraumverbindungen, die Technologie ermöglicht im Umkreis von zweihundert Lichtjahren eine Kommunikation in Echtzeit. Funkwellen sind für große Distanzen ungeeignet.«
»Ähm …« In Ordnung, über so eine Option hatten Mutter und sie gesprochen. Aber da war noch mehr. »Und über der Erde? Warum hat es da geklappt?«
»Wir haben ein digitales Funkgerät nachgebaut … es ging leider nicht schneller. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir noch davon aus, dass die Piraten ein altes Geisterschiff benutzen, um unsere Barriere zu durchbrechen. Das wäre nicht ihr erster Versuch gewesen.«
»Die Piraten? Wer sind die?«
»Es sind Maschinen: Androiden, Roboter und Drohnen, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Sie leben von allem, was sie am Rande des Sonnensystems finden. Zudem räumen die da draußen auf und recyceln Satelliten und sonstigen Weltraumschrott. Die Barriere, die die USS London trotz unseres Beschusses durchbrochen hat, hält sie auf Abstand.«
»Deshalb haben Sie Charrr abgeschossen? Er ist zu nahe gekommen?«
»Er hätte Abstand von der Erde halten sollen. Die Regeln waren ihm bekannt.«
»Verstehe.« Als sie zur Seite blickte, sah sie, dass einige von Elias’ Brüdern anfingen, sich an den Containern der übrigen Valkyries zu betätigen.
»Was ist?«, fragte Elias, der ihre Unruhe bemerkte.
»Stopp!«
»Bitte?«
»STOPP ! Die Glatzköpfe sollen die Finger von den Containern lassen!« Jazmin lief zurück, schnappte sich den Impulslader, schulterte ihn mit einer Bewegung, um ihn mit der nächsten schussbereit zu machen. Mit dem Energiestand von 42  Prozent konnte sie noch einiges Unheil anrichten. »Keiner packt die Container an!«
»Wir sind auf derselben Seite.« Elias versuchte, sie zu beschwichtigen. Natürlich tat er das.
»Klappe!« Sie musste nachdenken und ihre Lage analysieren, was alles andere als einfach war. Es waren einfach zu viele Unbekannte im Spiel.
»Bitte! Wenn ich das richtig sehe, halten Sie einen scharfen Impulslader in den Händen. Das ist eine sehr gefährliche Waffe. Sie würden damit sogar noch Ziele auf der Erdoberfläche in Brand stecken können.«
»Stimmt.« Man traf zwar auf die Entfernung nicht gezielt, aber was man traf, brannte lichterloh. R2 und die anderen Drohnen strömten aus den Valkyries und positionierten sich schützend vor den Containern.
»Warum bedrohen Sie uns?«
»Weil ich Ihnen nicht traue!« Jazmin suchte nach einer Strategie, um in dieser Situation die Kontrolle zu behalten. Aber was sollte sie tun?
»Ich bitte Sie, sich zu beruhigen. Niemand möchte Ihnen Schaden zufügen.« Elias kam langsam auf sie zu.
»STEHEN BLEIBEN !« Jazmin hatte Angst und fühlte sich plötzlich in die Enge getrieben.
»Ich bewege mich nicht.« Elias blieb stehen.
»Wo ist Mutter?«
»Bitte wer?«
»Die Bord-KI meiner Valkyrie …« Jazmin atmete schnell. Da stimmte etwas nicht, die machten etwas mit ihr.
»Wir haben beim Anflug alle Systeme deaktiviert … damit konnten wir eine sichere Landung auf Cassian4 gewährleisten. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen.«
»Gebt sie wieder frei!« Jazmin wollte Mutters Stimme hören. R2 tauchte neben ihr auf und brummte Elias an.
»Natürlich.« Elias nickte. »Die Bord-KI kann die CPU des Gleiters und die Außenlautsprecher nutzen. Colonel Harper, bitte, entspannen Sie sich. Sie bringen uns alle in eine sehr gefährliche Lage.«
»MUTTER
»Jaz, ich bin da« , tönte es über einen Lautsprecher, den man in der ganzen Halle hören konnte.
»Systemcheck!«
»Jaz, ich bin in Ordnung. Ich wurde nicht übernommen, die haben mir nur den Strom abgeklemmt.«
»Wo sind wir hier?«
»Das ist eine sehr fortschrittliche Raumstation im tiefen Orbit über der Erde …«
»Kannst du dich in ihrem Netzwerk umsehen?« Sie wollte endlich wissen, was aus der Erde geworden war.
»Jaz, das kann ich nicht.«
»Versuche es!«
»Ich kann noch nicht einmal ein Funknetzwerk erkennen, geschweige denn in eines eindringen.«
»Subraumtechnologie. Ihre KI ist dafür nicht ausgestattet«, erklärte Elias und zuckte mit den Schultern. »Hallo Mutter, ich bin Elias. Ich bin so zusagen die Bord-KI der Erde. Ich wache über sie. Ich vermute, dass Jazmin Harper aus nachvollziehbaren Gründen extrem gestresst ist. Sie scheint unsere Gesten unglücklich gedeutet zu haben – als Angriff auf sie, die Valkyries oder Menschen, die sich an Bord befinden. Ich möchte an der Stelle versichern, dass wir nur das Beste für sie und die Menschen in ihrem Gefolge im Sinn haben. Ich möchte auf jeden Fall den unnötigen Verlust von Leben vermeiden.«
Jazmin zielte mit dem entsicherten Impulslader auf seine Brust.
»Jaz, hören wir ihm doch erst mal zu. Was willst du mit der Waffe erreichen?«
»Ich beschütze uns! Es wird niemand sterben, für den ich Verantwortung trage! Ich werde mich nicht wieder austricksen lassen!«
»Und wie lange möchtest du da stehen bleiben?«
»So lange es notwendig ist!«
»Jaz, wir sind allein, wir brauchen Hilfe. Ich kann dir nicht garantieren, dass Elias dich nicht belogen hat, aber ohne Vertrauen gibt es für uns keine Zukunft.«
»Aber …« Mutter brachte sie aus der Balance.
»Unser Auftrag war, das Alderamin-System zu finden. Das haben wir nicht geschafft, aber wir haben zumindest unsere wertvollste Fracht sicher zurück auf die Erde bringen können.«
»Nein!« Jazmins Miene verfinsterte sich zusehends.
»Jazmin, werden Sie von Ihren Freunden Jaz genannt? Jaz, ich bin Ihr Freund. Es gab in den letzten 7000 Jahren keine Zweite wie Sie. Sie sind die einzige jemals lebensfähige organische Androidin. Was Duncan Harper geschaffen hat, konnte nicht wiederholt werden. Sie sind so einzigartig wie seine leibliche Tochter. Teile seiner DNA leben in Ihnen weiter. Das haben wir gerade überprüfen können.«
»Woher wissen Sie überhaupt so gut über mich Bescheid? Woher haben Sie das alles? Wer hat Ihnen das gesagt?« Jazmin wusste nicht mehr, wem sie noch vertrauen konnte.
»Jaz, ich kenne jemanden, der Sie wiederum sehr gut kennt. Die Welt ist immer noch erschreckend klein. Vielleicht kann er auch für etwas mehr Vertrauen werben.«
»Wen?«
»Darf ich ihn holen?«
»WEN
»Jaz, bitte, sichere die Waffe. Wir können über alles reden. Ist es nicht das, was du willst? Antworten. War das nicht alles, was wir im All gesucht haben? Lass uns warten, welche Antworten uns der Freund von Elias geben kann. Elias, wie lange wird es dauern?«
»Nur einen kurzen Moment. Ich habe eine Subraumverbindung geöffnet. Wissen Sie, die mag er nicht, aber ich denke, er wird es mir in diesem Fall nachsehen. Allerdings gibt es keine Garantie, dass er auch kommt. Er ist manchmal sehr … eigen.«
Jazmin hörte Elias und Mutter ohnmächtig zu, sie spürte, wie ihre Kräfte nachließen. Sie konnte kaum noch die Waffe halten. Lange konnte sie ihre Drohung nicht mehr aufrechterhalten.
An der Wand bildete sich ein kleinerer gelber Ring, dessen Ränder langsam heller wurden. Gut drei Meter im Durchmesser und in der dämlichen Flughalle vielleicht dreißig Meter von ihr entfernt. Mehrere Androiden gingen auf die Seite.
»Was soll das? Was zur Hölle willst du von mir?« , fragte ein Mann, hörbar ungehalten. Die Stimme klang entfernt. »Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
»Ich habe hier jemanden, den du vielleicht treffen möchtest …« Elias ging einen Schritt auf die Seite, jetzt konnte Jazmin die Öffnung in der Wand sehen.
»Lass mich in Ruhe!« , tönte es entschlossen aus der Öffnung, die weiter an Kontur gewann. »Du kannst dir dein Wurmloch da hinschieben, wo die Sonne nicht scheint!«
»Er ist schwierig … Menschen werden nicht einfacher, wenn sie älter werden«, versuchte Elias, mit einem dünnen Lächeln zu beschwichtigen. »Im Gegenteil.«
»Wer ist das?«, fragte Jazmin verunsichert. Kannte sie die Stimme?
»Ich bin nicht sicher, ob er kommt. Wie gesagt, unsere Beziehung ist kompliziert. Ich sollte da jetzt besser nicht meine Nase durchstecken. Aber wenn Sie möchten, können Sie zu ihm gehen, ich bin sicher, dass er mit Ihnen sprechen wird.« Elias zeigte auf die Öffnung. Dahinter war ein Garten zu sehen. Ein Garten auf einem Hügel, hinter dem das Meer lag. Die Sonne schien, und eine milde Brise salziger Luft strömte auf das Flugdeck.
»Ist das real?« Jazmin wusste nicht, was sie tun sollte, sie ließ den Impulslader aus den Händen gleiten. R2 piepte wild, worauf sofort vier Drohnen schützend um sie herum Stellung bezogen. Aber es war vorbei, sie war zu müde, um zu kämpfen.
Jazmin starrte auf das offene Portal. Sie hatte Angst. Angst vor der Zukunft und allen Unwägbarkeiten, die damit verbunden waren. Sie fürchtete sich, einen Fehler zu machen. Sie traute Elias nicht. War das Portal eine Falle? Nun, sie würde es herausfinden müssen.
»Mutter, du passt auf die Valkyries auf! Niemand geht an die Container oder an die Rettungskapsel! Ich werde mir das mal näher ansehen …« Jazmin tat einen weiteren Schritt. Sie löste den Gravitationsanzug von Armen, Beinen und ihrem Körper und ließ die Einzelteile am Boden zurück. Darunter trug sie nur den verschlissenen Einteiler, mit dem R2 sie von den Beinen geholt hatte.
»Du kannst dich auf mich verlassen.« Mutter blieb zurück.
Aus der Nähe sah Jazmin einen Olivenbaum, der bereits einige Jahre alt sein musste. Den gedrungenen Stamm hätten auch zwei Personen nicht gemeinsam umfassen können. Sie konnte den warmen sandigen Boden riechen, den die Sonne erhitzt hatte.
Sie drehte sich um. Die Androiden standen auf dem Flugdeck und sahen ihr nach. Niemand sagte ein Wort. Auch Elias zeigte keinerlei Regung. R2 löste sich aus der Gruppe und folgte ihr. Sie lächelte. Ihr Beschützer. Was soll ihr jetzt noch passieren können? Sie schritt durch das Portal.