Ganze Tage und Wochen habe ich lang auf dem Boden ausgestreckt gelegen und mit und ohne Worte gebetet.[54]
George Whitefield
Wie Jesus ein Fürbitter ist, so ist auch der Heilige Geist ein Fürbitter. Er bittet dafür, dass Gottes Wille auf Erden geschieht. Er betet sowohl für uns als auch durch uns. Manchmal gießt er einen Geist des Gebets auf Fürbitter aus. Der Geist des Gebets ist eine besondere Gabe, die dem Gebet im und durch den Leib Christi Kraft verleiht.
In seiner Prophezeiung über die nationale Bekehrung Israels in der Endzeit (Sach. 12,10–14) hob Sacharja hervor, dass der Heilige Geist den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen würde: „Aber über … die Bewohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen; und sie werden mich [Jesus] ansehen, den sie durchbohrt haben“ (V. 10). In diesem Text könnte man anstelle von „Gebet“ auch von „Flehen“ sprechen. Der Geist der Gnade und der Geist des Gebets treten gemeinsam in Erscheinung. Dies bezieht sich darauf, dass der Heilige Geist ein besonderes Werk der Gnade bewirkt, das dem Beten Energie gibt und Ungläubige zur Errettung bringt.
Der Geist des Gebets oder die Gabe des gesalbten Gebets ist in besonderen Momenten sichtbar, wenn wir mit einer ungewöhnlich starken Aktivität des Geistes angerührt werden. Es ist ein großer Segen, wenn ein Geist des Gebets auf uns liegt. Unser Herz wird besonders empfänglich, wenn seine Gegenwart auf uns ruht, uns salbt und unserem Beten Kraft verleiht. Mehrmals bin ich im Lauf der Jahre von dieser besonderen Gebetsgnade berührt worden, und ich sehne mich danach, sie regelmäßiger zu erfahren.
Der Apostel Paulus lehrte, dass der Heilige Geist uns in unserem Gebetsleben hilft: „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können“ (Röm. 8,26 EhÜ). Der Geist hilft uns, über die Grenzen unserer natürlichen Fähigkeiten hinaus zu beten. Im Fleisch sind wir alle schwach – wir wissen nicht, wie wir beten können, wie es sich gehört. Wir brauchen den Heiligen Geist, dass er uns beim Beten mehr in die Tiefe führt.
Paulus sagt, dass manchmal, wenn Worte nicht reichen, der Geist „mit Seufzen“ durch uns betet. Damit gibt der Geist Impulse für eine Gebetslast, die durch uns in einer Art mühevollem Beten Ausdruck findet. Unter anderem aus eigener Erfahrung weiß ich, dass derartiges Seufzen, das für diese Form von mühevollem Beten typisch ist, keine Worte kennt und oft mit leisem Weinen einhergeht. (A. d. Ü.: Für das, was ich hier als „mühevolles Beten“ übersetze, steht im Englischen das Wort „travail“ – etwa: „sich mühen, sich plagen, Geburtswehenarbeit leisten“. Dieser Begriff findet sich in der alten englischen King-James-Übersetzung häufig als Bezeichnung für die Wehen einer Gebärenden sowie z. B. in Prediger 4,6.8 oder in Jesaja 53,11.)
Im Lauf der Jahre machte ich mehrfach die Erfahrung des Seufzens im Geist. Bevor ich es besser verstand, sprach ich in Zungen, wenn der Heilige Geist mich in dieser Weise bewegte, aber zu meiner Überraschung hob sich dann die Last des Geistes weg, statt dass sie stärker wurde. Bei anderer Gelegenheit sprach ich ein bekanntes Gebet, z. B. Epheser 1,17, aber auch da verschwand die Last. Mit anderen Worten: Ich reagierte nicht richtig auf das Wirken des Geistes in mir.
Heute bleibe ich auf den Geist ausgerichtet, wenn er dieses Seufzen in mir verursacht. Das ist nicht die Zeit für viele Worte. Es ist nicht die Zeit, mit lautem Rufen zu beten oder prophetische Erklärungen abzugeben oder in Zungen zu beten. Dafür gibt es andere Zeiten, doch jetzt ist all das nicht dran. Manche nehmen an, wenn der Geist sanft oder tief in ihrem Herzen wirkt, sollten sie sich zusammenreißen und mehr sprechen. Es ist besser, in die andere Richtung zu gehen – das Herz zur Ruhe zu bringen und auf die Leitung des Heiligen Geistes zu achten.
Seufzen und stöhnen kennzeichnet eine Art von mühevollem Beten, die daraus resultiert, dass der Geist des Gebets auf uns ist, und es wird zunehmen und abebben, wenn wir auf den Heiligen Geist ausgerichtet bleiben. Manche Leute nehmen an, dass mühevolles Beten immer mit lautem Schreien einhergeht, wie es Frauen bei der Geburt oft machen. Aber meine Erfahrung lehrt mich, dass die Last des Geistes ganz im Gegenteil länger anhält und tiefer geht, wenn wir uns ganz auf das Stöhnen und leise Weinen einlassen, indem wir „nach innen gehen“ – uns auf den innewohnenden Geist ausrichten –, statt „nach außen zu gehen“ und laut und schnell Gebete in unserer Muttersprache zu artikulieren. Ich habe gelernt, dass mühevolles Beten generell eher stiller als lauter ist, weil wir mit dem innewohnenden Geist in tiefer Verbindung stehen.
Dieses mühevolle Beten mag nur ein paar Minuten dauern oder auch viel länger. Ich habe dann und wann erlebt, dass ein Stöhnen im Geist sich über Stunden hinzog. Es ist nichts, was wir imitieren, initiieren oder durch eigenen Eifer entfachen können. Mühevolles Beten ist ein souveränes Wirken des Heiligen Geistes, wie alles, worin der Geist des Gebets sichtbar wird.
Wir können den Geist des Gebets nicht selbst auf uns kommen lassen, und es nutzt niemandem, diese Art Erfahrung herbeiführen zu wollen, indem man eine Gruppe Menschen im Kreis hinsetzt und versucht ihnen beizubringen, im Geist mühevoll zu beten. Durch die Jahre habe ich verschiedene Gruppen erlebt, die sich treffen und in dem Versuch, eine Erweckung zur Geburt zu bringen, „im Geist mühevoll beten“. Die Stelle, auf die sie gemeinhin verweisen, ist die, in welcher der Prophet Jeremia sagte:
Bestellt die Klageweiber, damit sie herkommen, und schickt nach denen, die gut klagen können, dass sie herbeieilen und um uns klagen, damit unsere Augen von Tränen rinnen und unsere Augenlider von Wasser fließen. Denn man hört ein klägliches Geschrei in Zion: „Ach, wie sind wir so zerstört und beschämt worden! Wir müssen das Land räumen; denn sie haben unsere Wohnungen umgestürzt.“
Jeremia 9,16–18
Sie interpretieren diesen Abschnitt fälschlicherweise als eine Aufforderung, Fürbitter zusammenzurufen, um zu klagen wie in großer Qual. Sie imitieren eine Gebärende in Wehen, die bei der Geburt eines Kindes schreit, indem sie sich buchstäblich auf den Boden legen, ihren Bauch festhalten und laut rufen: „Sende Erweckung! Bringe sie jetzt durch uns zur Geburt!“ Sie behaupten, die Geburtswehenarbeit für Erweckung zu leisten und sie so „zur Geburt zu bringen“. Aber die Gabe des gesalbten, geisterfüllten Gebets lässt sich nicht durch Leute manipulieren, die so tun als ob. So funktioniert es einfach nicht.
In den Versen in Jeremia 9 geht es nicht um die Salbung der Fürbitte, sondern um das Hinzurufen berufsmäßiger Klageweiber, die in der Stadt jammern sollten, weil in sehr naher Zukunft Gottes Gericht auf Jerusalem kommen würde. In biblischen Zeiten stellte man solche Klageweiber an, die vor und nach der Beerdigung eines Familienmitglieds wehklagten. Sie wurden dafür bezahlt, dass sie ins Haus kamen und mehrere Stunden lang Trauergeschrei von sich gaben (siehe Matthäus 9,23).
Jeremia sagte: Da das Gericht wegen ihrer Sünde sicher auf Israel kommen würde, sollten die Leute sich aufmachen und die Klageweiber zum Jammern einbestellen, und die Leute könnten anfangen, schon einmal im Voraus zu weinen. Jeremia war sarkastisch. Er forderte hier nicht dazu auf, Fürbitter zusammenzurufen und durch Jammern und Klagen Erweckung zu „gebären“.
Zwischen dem Geist des Gebets und Erweckung besteht eine dynamische Verbindung. Mit „Erweckung“ meine ich nicht eine Woche Versammlungen, in denen ein Evangelist jeden Abend predigt, nächtliche Erneuerungsversammlungen oder eine Zeit, in der die Gemeinde rapide wächst. Auch Gottesdienste, in denen die Menschen erfrischt werden, indem sie Manifestationen erleben, hinfallen und lachen, meine ich damit nicht. Ich schätze jede echte Berührung des Geistes, aber etwas viel Größeres ist auf Gottes Herzen als der Segen, der in verschiedenen Erneuerungsversammlungen in den vergangenen zwanzig Jahren in Amerika erlebt wurde.
Wenn ich das Wort Erweckung verwende, meine ich eine ungeplante, nie da gewesene, mächtige Intervention des Heiligen Geistes über eine lange Zeitspanne hinweg und in einem geografisch großen Gebiet. Diese Art von Ausgießung des Geistes hat zum Ergebnis, dass viele Menschen gerettet werden (Hunderttausende oder gar Millionen) und dass die Kirche erweckt wird zu einem Zustand der radikalen Liebe und des Gehorsams gegenüber Jesus in der Furcht des Herrn.
Meinem Bild von Erweckung liegt das Studium der beiden großen Erweckungen, den „Great Awakenings“, in Amerika zugrunde. Das mächtige Wirken Gottes, welches dann die „First Great Awakening“ genannt wurde, geschah im 18. Jahrhundert, von etwa 1720 bis 1760. Während dieser Erweckung war Gottes Gegenwart und Macht im größten Teil der Ostküste Amerikas deutlich erfahrbar. In dem Zusammenhang werden Namen genannt wie Jonathan Edwards, David Brainerd, John Wesley (der Gründer der Methodistenbewegung) und George Whitefield, der mit großer Autorität vor zwanzig- bis dreißigtausend Zuhörern predigte. Edwards und Whitefield gelten im Allgemeinen als die einflussreichsten dieser Anführer. Sie betonten beide, dass Gebet für die Entstehung und Aufrechterhaltung der großen Erweckung von grundlegender Bedeutung war.
Ein anderes Wirken des Heiligen Geistes, das gemeinhin die „Second Great Awakening“ genannt wird, fand von etwa 1790 bis 1840 statt. Auch diese Erweckung begann mit einer breiten Gebetsbewegung, die das Saatbeet für die Entstehung einer der wichtigsten geistlichen Zeiten in der Gemeinde in Amerika war. Die Second Great Awakening gilt als die vielleicht durchgreifendste Heiligungsbewegung in der amerikanischen Geschichte.[55]
Gottes Kraft wurde in dieser Erweckung so drastisch erlebt wie in der First Great Awakening, vermittelt von Predigern wie Charles Finney, D. L. Moody, Timothy Dwight, Francis Asbury, „Black Harry“ Hosier, Peter Cartwright und anderen, wobei Finney und Asbury als die hervorstechendsten Persönlichkeiten gelten. Finneys Predigt bewirkte schätzungsweise fünfhunderttausend Bekehrungen, und Asbury (1745–1816) war ein berühmter Reiterprediger und Gründer des amerikanischen Methodismus.
Die Leiter beider Great Awakenings verbrachten lange Stunden im Gebet und bezogen häufig Kraft vom Geist des Gebets. Das Ergebnis war, dass Menschen in ganzen Regionen von Amerika übernatürlich vom Heiligen Geist überführt wurden und viele daraufhin ein Leben führten, das dauerhaft von Entschiedenheit, Gehorsam und Liebe zu Gott geprägt war. Jesus hat verheißen, der Heilige Geist würde bei seinem Kommen von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführen (Joh. 16,8). In echten Erweckungen erfüllt sich diese Verheißung in ungewöhnlichem Ausmaß.
Das Verb überführen spricht von Zeiten, wo der Heilige Geist einen Menschen in Denken und Gewissen mit der Macht der Wahrheit erfasst. Wenn der Geist der Überführung in ungewöhnlicher Weise in ganzen geografischen Bereich sichtbar ist, wie es in der First und der Second Great Awakening geschah, dann werden Hunderttausende – manchmal Millionen – Menschen aus ihrer geistlichen Lethargie aufgerüttelt. Der Heilige Geist überführt Massen jener, die das Wort hören – sowohl Ungläubige als auch Gläubige – von allem Einfluss der Welt in ihrem Leben. Er macht ihnen in ihrem Denken und Gewissen die Wahrheit Gottes mit einer Intensität deutlich, die die meisten noch nie erlebt haben.
Sowohl in der First als auch der Second Great Awakening überführte Gott die Menschen in ausgedehnten Regionen, und viele Leute taten tief und von Herzen Buße. Manchmal wandte sich die Mehrheit der Menschen in einer Stadt dem Herrn zu, da das öffentliche Predigen des Wortes Gottes große Auswirkungen hatte und die Herzen der Massen wie ein mächtiges Schwert durchdrang (Hebr. 4,12) und den Widerstand gegen Gott wie ein mächtiger Hammer zerschmetterte (Jer. 23,29). Immer, wenn Prediger mit ungewöhnlicher Kraft zur Überführung gesalbt sind, wird die Kirche in ihrer Region rasch erweckt werden, werden die Christen das Wort verkünden und konsequent die Werke des Gottesreichs tun, während eine Menge an Ungläubigen zu Jesus kommt.
Durch die Jahre hindurch, in denen ich Christ bin, wurde ich von einigen der erwähnten Erweckungsprediger inspiriert und lernte viel aus ihrem Leben, besonders von Jonathan Edwards, David Brainerd und Charles Finney. Das waren die Prediger, die in der First und der Second Great Awakening wirkten und die den Geist des Gebets in einer besonderen Salbung ihrer persönlichen Zeiten mit Gott erfuhren – und daraus resultierend die Zunahme der Kraft Gottes bei ihrer Predigt. Ich glaube, es besteht eine deutliche Beziehung zwischen den Zeiten, in denen der Geist des Gebets auf uns ruht, und den Zeiten, wo wir Gottes Macht in unserem Predigen und in anderen Aspekten unseres Dienstes stärker erleben.
Besonders erstaunlich finde ich, wie gewaltig die Überführung wirkt, die der Heilige Geist im Dienst dieser Erweckungsprediger bewirkte. Sie führte dazu, dass die Menschen sich scharenweise bekehrten und noch viele Jahre danach voller Eifer für Gott lebten. Oft ist es so, dass bei einem Aufruf im Gottesdienst die Leute begeistert „zu Jesus kommen“, doch nach ein paar Jahren verlieren sie ihr Feuer und machen es sich in einem geistlich passiven Leben als Christ für die verbleibenden Jahre bequem. Aber die zwei Great Awakenings sind bemerkenswert in der Hinsicht, dass viele, die unter der gesalbten Predigt überführt und bekehrt wurden, lange Jahre eifrig blieben für Gott.
Die Geschichte ist voll von Zeugnissen der Erweckungsprediger – einschließlich Frauen wie Maria Woodworth-Etter, Phoebe Palmer, Catherine Booth, Aimee Semple McPherson und anderen –, die mit übernatürlicher Vollmacht des Heiligen Geistes predigten und in ihrem Dienst Tausende Ungläubige unter die Überführung des Heiligen Geistes kommen sahen. Ich möchte hier nur ein paar Beispiele erwähnen.
Die Biografie von David Brainerd (1718–1747) las ich als junger Mann mehrmals. Brainerd diente während der 1740er-Jahre als Missionar für die amerikanischen Ureinwohner im Gebiet von New England. Sein ungewöhnliches Gebetsleben und seine mächtige Predigt, die oft dazu führten, dass ein Geist der Überführung auf die Zuhörer fiel, inspirierten mich sehr. Sein kurzer Dienst endete, als er im Alter von neunundzwanzig an Tuberkulose starb.
Während der sieben Jahre vor seinem Tod lebte Brainerd in der Nähe von amerikanischen Ureinwohnern, um ihnen das Evangelium predigen zu können. Er predigte durch einen Übersetzer vor kleinen Gruppen, die im Allgemeinen aus weniger als hundert Menschen bestanden. Eine Zeitlang konnte er nur einen Alkoholiker finden, der die englische Sprache genügend beherrschte, um ihn zu übersetzen. Einige Male war der Übersetzer betrunken, aber die Kraft der Überführung machte dennoch großen Eindruck auf die amerikanischen Ureinwohner, die Brainerd durch diesen Übersetzer predigen hörten.
Brainerd betete stundenlang und manchmal ruhte der Geist des Gebets so stark auf ihm, dass seine Kleider schweißnass waren. Dann hatte seine Predigt eine solche Überführungskraft, dass viele in einem Moment und radikal bekehrt wurden. Eine bekannte Geschichte beschreibt, dass er einmal unter dem Geist des Gebets, mit lautem Stöhnen, mehrere Stunden lang im Schnee lag. Er rang im Gebet mit solch einer Intensität um Seelen, dass der Schnee um ihn herum schmolz. Als er am nächsten Tag predigte, erfuhren alle, die ihn hörten, eine radikale Überführung.
Als junger Mann erkannte ich die Beziehung zwischen der Erfahrung, dass der Geist des Gebets auf ihm ruhte, und der spürbaren Macht der Überführung in seinen darauf folgenden Predigten.
Ich empfehle Ihnen wärmstens, David Brainerds Tagebuch zu lesen, welches von Jonathan Edwards herausgegeben wurde.[56] Es ist eines der einflussreichsten Bücher, die ich je gelesen habe. Im Internet ist dieses Tagebuch kostenlos zu erhalten.
Ferner empfehle ich, das Lebensbild von Jonathan Edwards (1703–1758) zu lesen.[57] Die Biografie von Iain Murray ist eine sehr gute. Edwards war einer der Köpfe der First Great Awakening und wird von vielen als eine der einflussreichsten christlichen Führungspersönlichkeiten der amerikanischen Geschichte angesehen. Er führte ein bemerkenswertes Gebetsleben, das von kraftvollem Predigen begleitet wurde. Durch seine berühmte Botschaft „Sünder in den Händen eines zornigen Gottes“, die er im Jahr 1741 hielt, wurden seine Zuhörer gewaltig überführt. „Bevor die Predigt zu Ende war“, schrieb Pastor Stephen Williams, ein Augenzeuge, „erhob sich im ganzen Haus ein großes Wehklagen und Weinen: ‚Was soll ich tun, um errettet zu werden?‘, ‚Oh, ich gehe zur Hölle!‘, ‚Oh, was soll ich für Christus tun?‘ Edwards musste unterbrechen und um Ruhe bitten, aber das Jammern und Klagen setzte sich fort. Er führte seine Predigt nicht zu Ende. Man schloss im Gebet, und alle Pastoren unter den Zuhörern verteilten sich, um die Menschen zu Christus zu führen.“[58]
Die Macht der Überführung wirkte so stark, dass die Zuhörer schon während der Predigt und noch Stunden danach zu Gott schrien. Seine Erfahrung war dieselbe wie die von David Brainerd – wenn der Geist des Gebets auf ihm geruht hatte, erwies sich in seiner folgenden Predigt die Kraft der Überführung in starkem Maß, und viele bekehrten sich radikal.
Auch die Autobiografie von Charles Finney (1792–1875) hat mich sehr inspiriert.[59] Einer der einflussreichsten Evangelisten Amerikas im 19. Jahrhundert, war er Teil der Second Great Awakening ebenso wie der Prayer Revival (Gebets-Erweckung) von 1857 bis 1858.[60] Im Jahr 1857 spülte eine Welle des Gebets über die Kirche in ganz New York und anderen Städten an der Ostküste Amerikas, und Tausende trafen sich täglich zum Beten. Zu einer Zeit, als die Einwohnerzahl Amerikas bei etwa dreißig Millionen lag, berichtet Finney, bekehrten sich innerhalb weniger Monate im Winter 1857/1858 fünfhunderttausend Menschen in den Nordstaaten. Er schrieb: „Und man wird sich erinnern, dass zu dieser Zeit eine große Erweckung in allen Nordstaaten herrschte. Sie fegte so gewaltig über das Land, dass sich einige Wochen lang schätzungsweise nicht weniger als fünfzigtausend Bekehrungen pro Woche ereigneten.“[61] Fünfhunderttausend Neubekehrte ist eine bemerkenswerte Zahl für eine Zeit, in der es keine Mikrofone gab, keine großen Versammlungshallen und kein öffentliches Transportsystem, das das Zusammenkommen großer Menschenmengen erleichtert hätte.
Der nördliche Teil des Landes war nicht die einzige Gegend, die von der Prayer Revival erreicht wurde. Finney berichtete, dass „die Erweckung sich über die ganze Weite von unseren Grenzsiedlungen im Westen zu unserer alleröstlichsten Grenze an der Atlantikküste erstreckte.“ Er behauptete, es habe „solch ein verbreitetes Vertrauen in die Macht des Gebets gegeben, dass die Leute sehr viel lieber zu einer Gebetsversammlung gingen als zu einer Versammlung mit Predigt. Der allgemeine Eindruck schien zu sein: ‚Wir haben so viel Lehre gehört, bis wir hart geworden sind; es wird Zeit, dass wir beten.‘ Beständig erlebte man Gebetserhörungen, und zwar so beeindruckende, dass sie die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit im ganzen Land auf sich zog. Es war offensichtlich, dass als Antwort auf Gebet die Himmelsfenster offen standen und der Geist Gottes sich wie eine Flut ergoss.“[62]
In seiner Autobiografie schrieb Finney über die Ausgießung von Gebet auf gewöhnliche Menschen während der Erweckung:
Ich betonte mehr als einmal, dass der in diesen Erweckungen vorherrschende Gebetsgeist das hauptsächliche Merkmal war. Es war allgemein verbreitet, dass sich frisch Bekehrte sehr im Gebet übten, manchmal ging das sogar so weit, dass sie sich genötigt sahen, die ganze Nacht über bis zur körperlichen Erschöpfung für die Rettung von Seelen zu beten. Der Heilige Geist übte einen starken Druck auf das Denken und Fühlen der Christen aus; sie schienen die Last für unsterbliche Seelen mit sich herumzutragen. Sie wiesen größte Ernsthaftigkeit auf und prüften gewissenhaft alle ihre Worte und Taten. Es war etwas ganz Alltägliches, dass, wenn immer Christen irgendwo zusammenkamen, sie sich nicht unterhielten, sondern gemeinsam auf die Knie fielen und beteten. Nicht nur vervielfältigten sich Gebetstreffen sehr und wurden sie gut besucht, nicht nur herrschte in diesen Zusammenkünften eine feierliche Ernstlichkeit, es herrschte auch ein starker Geist des Gebets im Verborgenen. Christen beteten sehr viel, viele von ihnen brachten Stunden im persönlichen Gebet zu. … So deutliche Gebetserhörungen geschahen auf allen Seiten immer und immer mehr, dass niemand sich der Überzeugung widersetzen konnte, dass Gott täglich und stündlich Gebet erhörte.[63]
Leonard Ravenhill (1907–1994) schrieb mehrere Bücher über Gebet, die heute als Klassiker gelten. Ich empfehle alle seine sieben Büchlein zum Thema Gebet und Erweckung. Aber als ich ihn im Jahr 1978 zum ersten Mal predigen hörte, war ich überrascht: Er war ein älterer Herr von kleiner Statur. Seine Erscheinung schien nicht zu der Kraft zu passen, die seinen Dienst begleitete.
Zusammen mit drei Freunden besuchte ich ein Treffen in einer Baptistengemeinde. Wir vier hatten das Vorrecht, in der ersten Reihe zu sitzen, obwohl der Gottesdienst von mehreren Hundert besucht wurde. Ravenhill predigte über die Notwendigkeit einer Erweckung. Am Ende der Botschaft lud er ein, still auf Gott zu warten. Ich kniete mich hin und begann plötzlich, in meinem Geist zu seufzen und zu stöhnen. Niemand in meiner Umgebung konnte mich hören; ich seufzte tief innerlich vor Gott. Diese Erfahrung mit dem Geist des Gebets war mir neu. Ich hatte so etwas noch nie erlebt, besonders nicht als Folge einer Predigt.
Über eine Stunde verging, in der ich in der Baptistenkirche kniete und vor dem Herrn lag. Hinter mir hörte ich Leute leise weinen, aber ich nahm an, dass nicht mehr viele der Gottesdienstbesucher da waren. Schließlich stand ich aus Rücksicht auf meine Freunde auf, die, so nahm ich an, wohl geduldig auf mich warteten, damit wir zum Mittagessen gehen könnten. Zu meinem Erstaunen sah ich, dass meine Freunde nicht weit von mir auf dem Boden waren und ähnlich seufzten und stöhnten wie ich! Ich blickte mich um: Über hundert Leute knieten noch in den Reihen oder lagen in den Gängen.
Eine weitere Stunde verging, und nur sehr wenige waren gegangen. Es hatte keine Seelsorgezeit gegeben, keine Musik, niemand hatte gesagt: „Komm, Heiliger Geist“, niemand hatte von vorn angeleitet. Es war nur ein Mann auf dem Podium, Leonard Ravenhill, der still betete. Damals sah ich zum ersten Mal, wie als Reaktion auf eine Predigt die Macht der Überführung auf einer Gruppe Menschen ruhte.
Einige Jahre später hatte ich das Vorrecht, Leonard persönlich kennenzulernen. Ich erzählte ihm, dass mich und meine Freunde, als ich ihn zum ersten Mal habe predigen hören, der Geist der Überführung stark berührt habe. Demütig sagte er, im Lauf der Jahre sei seine Predigt mehrmals in ähnlicher Art von Überführung begleitet gewesen. Er erklärte, dass sein öffentliches Predigen immer dann besonders von Kraft gezeichnet wäre, wenn der Geist des Gebets ihn während seiner privaten Gebetszeit berührt hatte. Ich fragte, wie ich in meinem Dienst Ähnliches erfahren könne. Er antwortete: „Nur auf eine Weise. Nicht nur durch stundenlanges Beten. Du musst dein ganzes Leben Gott geben – deine Zeit, deine Worte, deine Augen –, gib alles dem Heiligen Geist. Lebe nicht anders, wenn du aus dem Gebetszimmer hinausgehst. Es wird dich alles kosten. Ist es das, was du willst?“
„Ja, ich will es wirklich“, antwortete ich.
Seit jener Unterhaltung hat mich der Heilige Geist oft im Gebet ergriffen und wird Gottes Kraft in größerem Maß freigesetzt, wenn der Geist auf diese Weise durch mich betet. Ich glaube, dass sich die Kraft im Leben eines Menschen oder in einem Ereignis als Antwort auf diese Art Gebet erweist, wie die Erfahrungen zeigen, von denen ich gleich erzählen werde. Ich sage jedoch nicht, dass wir auf einen Geist des Gebets warten sollten, bevor wir Demonstrationen von Kraft erwarten können. Ich habe die Kraft Gottes in meinem Dienst häufig fließen sehen, ohne dass ich das auf eine besondere, gesalbte Gebetszeit hätte zurückführen können. Davon könnte ich mehrfach Zeugnis geben, werde aber stattdessen ein paar Beispiele bringen, wo ich den Geist des Gebets erfahren und schon am nächsten Tag einen Unterschied in meinem Predigen oder im Leben einer Person erlebt habe.
Meine erste derartige Erfahrung war im Jahr 1982. In einem Samstagabend-Gebetstreffen mit fünf oder sechs jungen Männern ruhte der Geist des Gebets auf mir. Ich kniete nieder und betete etwa eine Stunde lang mit leisem Stöhnen, Seufzen und sanftem Weinen, während der Geist selbst Fürbitte tat (Röm. 8,26). Ich war nicht laut und lenkte die Aufmerksamkeit der anderen nicht auf die Tatsache, dass der Geist mich im Gebet anrührte. Ich rief nicht die andern Fürbitter zusammen und sagte: „Ich stöhne – kommt und macht alle mit!“
Am nächsten Morgen, als ich vor etwa fünfhundert Leuten im Sonntagsgottesdienst predigte, erlebte ich die Kraft Gottes wie nie zuvor. Es war ungewöhnlich und deutlich sichtbar. Als ich über den Ruf predigte, Gott in Heiligkeit zu lieben, bemerkte ich vielleicht hundert Leute, die leise weinten, Buße taten und Gott ihre Liebe zum Ausdruck brachten.
Vor diesem Gottesdienst hatte ich schon erlebt, wie Menschen zu Tränen gerührt waren, entweder während einer Predigt, wenn ich eine zu Herzen gehende, emotionale Geschichte erzählte, oder hinterher in einer Gebetszeit, aber es war ungewöhnlich, dass die Menschen schon in der Predigt weinten. Sie weinten, weil der Heilige Geist sie anrührte, während ich sprach. In jenem Gottesdienst wurden mehr Menschen errettet als normalerweise in einem Sonntagsgottesdienst. Mir wurde klar, dass die Reaktion auf mein Predigen und die hohe Zahl von erretteten Menschen in direktem Zusammenhang mit der erhöhten Aktivität des Heiligen Geistes bei dem Gebetstreffen am Abend zuvor stand.
Zwei Monate später geschah etwas Ähnliches. Wieder ruhte der Geist des Gebets während eines kleinen Gebetstreffens am Samstagabend auf mir. Wieder kniete ich nieder und betete etwa eine Stunde still mit leisem Weinen und Stöhnen. Wieder unterließ ich es, die anderen aufzufordern, es mir gleichzutun. Am nächsten Morgen, als ich in der Gemeinde sprach, bewegte sich der Geist in unserer Mitte in einer Weise, die sich mit dem vorigen Mal vergleichen ließ.
Auch außerhalb von Gebetstreffen ist der Geist des Gebets schon auf mich gekommen. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, wo ich plötzlich um etwa drei Uhr morgens mit dem klaren Bild von einem Verwandten im Kopf wach wurde. Ich lag im Bett und bat den Herrn, diesen Mann anzurühren. Ganz plötzlich kam in mir ein Stöhnen auf – ich ging rasch in ein anderes Zimmer, wo ich, getrieben vom Heiligen Geist, zu weinen und zu seufzen begann. Ich glaube, dass im Leben dieses Verwandten eine Krise abgewendet wurde. Während ich betete, hatte ich ihn die ganze Zeit vor Augen, wie er ganz knapp einem Autounfall entging. Ich bin sicher, dass er aufgrund dieser kurzen Gebetszeit vor schlimmen Verletzungen bewahrt blieb.
Ein andermal kam mir in meiner Gebetszeit ein Bibellehrer in den Sinn, der mich Jahre zuvor sehr gesegnet hatte. Ich betete ein oder zwei Minuten für ihn: „Herr segne ihn heute.“ Plötzlich kam in mir Fürbitte hoch mit Stöhnen und Seufzen, die etwa eine Stunde anhielt. Ich hatte das starke Gefühl, dass er kurz vor dem Selbstmord stand und dass meine Fürbitte wichtig war. Ich glaube, sie trug zur Überwindung einer Lebenskrise bei.
Bei anderer Gelegenheit betete ich für einen unserer Leiter im International House of Prayer. Plötzlich wurde ich von starker Fürbitte, wieder mit leisem Weinen und Stöhnen, gepackt, die etwa drei Stunden anhielt. Ich konnte nicht aufhören. Später erzählte mir dieser Mann, was geschehen war. Er erklärte, er sei aus einer echten Schwierigkeit in seinem Leben zum Durchbruch gekommen. Der Punkt ist, dass jedes Mal, wenn wir in dieses „mühevolle Beten“ geleitet werden, unmittelbar irgendein Durchbruch stattfindet.
Ich erzähle von diesen Erfahrungen, um zu betonen, wie herrlich und kraftvoll es ist, wenn der Heilige Geist einen Geist des Gebets auf und durch uns freisetzt. Es lohnt sich, alles dafür zur Seite zu tun und in diesen besonderen Gebetszeiten seiner Leitung zu folgen.
Leider sind nicht alle unsere Gebetszeiten wirklich durchdrungen vom Geist des Gebets. Unter seinem Einfluss zu beten ist nur eine von drei verschiedenen Weisen, die sich, soweit ich das erkennen kann, unterscheiden lassen. Zur Beschreibung dieser drei Weisen hilft mir die Analogie zu einem antiken Kriegsschiff, das von Rudererreihen und Segeln angetrieben wird.
Die erste Weise zu beten entspricht dem Kriegsschiff an einem ruhigen Tag, an dem nur eine sanfte Brise weht. Die sanfte Brise hilft ein wenig, aber um gut voranzukommen, müssen die Ruderer sich kräftig in die Riemen legen. Diese Weise steht für unsere normalen, alltäglichen Gebetszeiten. Wir geben uns Mühe, wie die Ruderer im Schiff sich mühen. Wir kommen voran und wir sind dankbar für die sanfte Brise, aber wir müssen uns anstrengen und weiter beten, um etwas zu erreichen.
Die zweite Gebetsweise ist wie das Kriegsschiff an einem windigen Tag. Die Segel des Schiffs fangen einen starken Wind ein, und die Ruderer rudern. Plötzlich wird das Schiff mit hoher Geschwindigkeit ohne viel menschliche Mühe vorangetragen. Es geht vielleicht zehnmal so schnell wie sonst. Diese Weise steht für unsere Gebetszeiten unter dem Geist des Gebets. Wir mögen angefangen haben zu rudern, doch plötzlich trägt uns der Wind des Geistes fort, sodass wir an jenem Tag deutlich schneller vorankommen.
Die dritte Gebetsweise entspricht dem Kriegsschiff im Sturm. Die Ruderer rudern mit aller Kraft, dennoch wird das Schiff zurück- statt vorwärtsgetrieben. Diese Weise steht für die Gebetszeiten, in denen wir vermehrt dämonischen Widerstand erleben. In solchen Zeiten treffen die starken Widerstandswinde der Finsternis auf unser Herz und unsere Seele und vermitteln uns das Gefühl, wir würden zurückfallen, egal wie angestrengt wir rudern. Das stimmt aber nicht, denn es ist unmöglich, nach Gottes Willen zu beten und dabei Boden zu verlieren.
In Zeiten vermehrter dämonischer Opposition müssen wir voller Vertrauen weitermachen, in dem Wissen, dass Gott unsere Gebete, die wir im Namen Jesu sprechen, hört und dass seine Macht den Durchbruch gewiss macht (siehe 1. Joh. 5,14). Satan muss immer fliehen, wenn wir voll Vertrauen im Namen Jesu gegenhalten.
Ich habe bemerkt, dass mein normales, alltägliches Beten zum Großteil in der ersten beschriebenen Kategorie geschieht, vergleichbar mit dem Kriegsschiff an einem ruhigen Tag, wenn es nötig ist, dass die Ruderer sich in die Riemen legen, um das Schiff voranzubringen. Doch wenn ich es am wenigsten erwarte, helfen mir die „Winde“ des Heiligen Geistes plötzlich in meiner Schwachheit.
Ich bin sicher, dass sich alle Leser dieses Buchs nach dem großartigen Segen sehnen, der entsteht, wenn wirklich ein Geist des Gebets auf einem Gläubigen ruht. Es ist herrlich, wenn der Heilige Geist unser Herz anrührt, indem er unsere Gebete salbt und mit Kraft erfüllt und uns teilhaben lässt an ihm, wie er Gottes Pläne und Absichten auf Erden ausführt.
Ich glaube, Gott hat vor, Amerika und den Nationen der Erde eine weitere Great Awakening zu senden. Auf Grundlage dessen, was ich über das Leben der Erweckungsprediger gelernt habe, über das Wirken des Heiligen Geistes in früheren Erweckungen und über biblische Verheißungen im Zusammenhang mit der Endzeit, ringe ich im Gebet um genau solch ein gewaltiges Wirken Gottes. Sowohl in der First als auch in der Second Great Awakening in Amerika im 18. und 19. Jahrhundert kamen die Menschen in gewaltiger Zahl zum Herrn. Das war das Ergebnis der ungewöhnlich starken Überführungskraft bei der Wortverkündigung. Wir haben schon gesehen, welche Rolle der Geist des Gebets dabei spielte, dass diese Kraft freigesetzt wurde.
Aber im zwanzigsten Jahrhundert gab es in Amerika keine solche Erweckung. Gewiss, der Heilige Geist wirkte in der Azusa Street, was zur Pfingst- und zur charismatischen Bewegung führte, aber es gab nicht diese verbreitete Überführung vom Heiligen Geist in der Wortverkündigung, und es bekehrten sich nicht Menschenmassen, die danach über Jahre in Reinheit und Furcht des Herrn lebten.
Ich bin Gott dankbar für die Jesusbewegung in den 1970ern, in der viele junge Menschen wiedergeboren wurden und in der ich selbst errettet wurde (im Juni 1971). Aber auch in dieser Bewegung erlebten wir nicht den Geist der Überführung, der in ganzen Städten und Regionen Gottesfurcht ausgelöst hätte.
Es ist fast einhundertfünfzig Jahre her, dass es in unserer Nation eine große Erweckung gab. Doch Amerika wird wieder eine große Erweckung erleben, eine, die die beiden früheren weit übertreffen und über all das hinausgehen wird, was in der Azusa Street, in der Jesusbewegung und als Auswirkung der Pfingst-, der charismatischen und unterschiedlicher regionaler Erneuerungsbewegungen geschehen ist.
Ich ringe im Gebet darum, dass viele Menschen in Städten und Großstädten die sichtbare Herrlichkeit Gottes erfahren, sodass große Scharen an Menschen gerettet werden und dann in der Furcht Gottes und gehorsamen Liebe zu Jesus leben. Ich glaube, dass eines Tages der Heilige Geist in der gesamten Kirche das erste Gebot an die erste Stelle rücken wird. Was wird das für ein Tag sein, wenn jeder Christ regelmäßig die Gaben des Heiligen Geistes anwenden wird, wenn Gemeinden ihr gemeinschaftliches Leben nach Art des Reiches Gottes gestalten und Missionare in die Nationen gesandt werden, sodass die Herrlichkeit und der Ruhm des Namens Jesu jedem Stamm und jeder Zunge bekannt wird!
Ich sehne mich sehr nach wahrer Erweckung und ich werde nie mit weniger zufrieden sein als dem vollen Maß dessen, was Gott geben will. Ich weiß, dass viele von Ihnen, die dieses Buch lesen, dieselbe Vision und denselben Wunsch haben. Hören Sie nicht auf, ihn voller Glauben und Hoffnung anzuflehen, lassen Sie sich auf den Geist des Gebets ein, wenn er auf Sie kommt, und geben Sie sich ihm dann ganz hin. Es ist gut, für Ihre eigene Gemeinde oder Ihren Dienst zu beten, aber ich ermutige Sie, sich im Gebet auch auf etwas Größeres auszurichten – auf Erweckung für Ihre gesamte Region oder auf eine dritte große Erweckung quer durch unser Land. Einige unserer Bibelschüler kamen letztes Jahr zum Beten und Fasten für eine Erweckung in unserer Bibelschule zusammen. Ich ermutigte sie zu einer größeren Vision: um eine Erweckung oder Erneuerung der Gesamtgemeinde unserer Stadt und Region zu flehen oder um sogar noch mehr – um eine dritte große Erweckung in Amerika. Ich versicherte ihnen, Gott würde es sich nicht nehmen lassen, im Prozess der Erhörung ihres „großen“ Gebets auch unsere Bibelschule anzurühren.
[54] John Gillies und George Whitefield, Memoirs of Rev. George Whitefield (Middletown, CT: Hunt & Noyes, 1838), S. 17.
[55] Dr. Gardiner Spring, Pastor der Brick Presbyterian Church in New York, sagte im Jahr 1856, dass die Periode zwischen 1792 und 1842 eine „bemerkenswerte Periode in der Geschichte der amerikanischen Kirche” gewesen sei. Er erklärte, „kaum ein Teil von ihr … wurde nicht wunderbar heimgesucht von reichen Strömen des Heiligen Geistes. Von Nord bis Süd und Ost bis West wurden unsere … Akademien, unsere Colleges und unsere Gemeinden getränkt von diesem Brunnen lebendigen Wassers.“ Gardiner Spring, The Brick Church: The Old and the New (New York: M. W. Dodd, 1858), Seite 16. Online eingesehen unter Google Books.
[56] Jonathan Edwards, Hg., The Life and Diary of David Brainerd.
[57] Viele haben über das Leben Jonathan Edwards geschrieben. Ich empfehle folgende Biografien: George Marsden, A Short Life of Jonathan Edwards (Grand Rapids, MI: Wm. B. Eerdmans Publishing Co., 2008), Iain H. Murray, Jonathan Edwards: A New Biography (o. O.: Banner of Truth, 1987).
[58] George M. Marsden, Jonathan Edwards: A Life (Harrisonburg, VA: Donnelly & Sons, 2003), S. 220.
[59] Charles Finney, The Original Memoirs of Charles Finney (Grand Rapids: Zondervan, 2002).
[60] Die Gebetserweckung von 1857 bis 1858 wird unterschiedlich benannt: The Businessman’s Revival (Erweckung des Geschäftsmanns); The Layman’s Prayer Revival (Gebetserweckung des Laien), The Noon Prayer Revival (Mittagsgebetserweckung), The Great Revival of 1857–58 (Große Erweckung von 1857–58) oder schlicht The Revival of 1857–58 (Erweckung von 1857–58). Sie entstand, als Menschen unterschiedlicher Denominationen sich sammelten und zu Gott riefen, er möge seinen Geist auf das Land ausgießen. Ein bedeutender Auslöser der Erweckung waren die Mittagsgebetstreffen, die in der North Dutch Church in der Fulton Street in der New Yorker Innenstadt von Jeremiah Lanphier gehalten wurden. Als 48-jähriger Geschäftsmann, der die Rolle des Laien-Stadtmissionars übernommen hatte, glaubte Lanphier sich von Gott geleitet, einen wöchentlichen Gebetsgottesdienst zur Mittagszeit zu halten, in dem Männer im Geschäftsviertel für eine geistliche Erweckung beten könnten. Nur sechs Männer kamen in der ersten Woche, zwanzig in der zweiten Woche und dreißig bis vierzig in der dritten Woche. Es dauerte jedoch nicht lange, da trafen sich täglich zehntausend Männer (in einer Stadt von achthunderttausend Einwohnern), um mittags an zwanzig Stellen quer über die Stadt zu beten. Die Mittagsgebetstreffen hatten starke Auswirkungen auf die Christen in New York City ebenso wie überall im Land, sie inspirierten zahlreiche Gebetstreffen und Gottesdienste in ganz Amerika.
[61] Finney, The Original Memoirs of Charles Finney, S. 112.
[62] Charles Finney, The Memoirs of Charles G. Finney (New York: Fleming H. Revell Company, 1903); S. 444.
[63] Ibid., S. 141.