FÜNFZEHN
Dons Hände zitterten, das Gewehr zuckte auf und ab. Er hatte größte Mühe, einigermaßen ruhig zu bleiben. Sein Taschentuch, das er sich als Schutz vor dem Rauch um Mund und Nase gewickelt hatte, war von Schweiß durchtränkt, und sein gedämpfter Atem hörte sich ungewöhnlich laut in seinen Ohren an. Don fragte sich, ob die Zombies ihn auch hören konnten. Er zielte auf den ersten wandelnden Leichnam, als dieser um die Ecke bog, und drückte den Abzug. Das Hohlmantelgeschoss durchschlug die Kehle der Kreatur. Die zweite Kugel traf den Kopf und spritzte dessen Überreste gegen die Wand dahinter. Weitere Zombies strömten nach, versperrten den Korridor und verdunkelten den Schimmer der Notbeleuchtung. Don pumpte Geschosse in sie, zielte neu und beobachtete, wie sie unter der zweiten Salve fielen.
Smokey, Leroy, Etta und ein Mann, der sich ihm als Fulci vorgestellt hatte, konnten gerade noch ebenfalls Schüsse abgeben, dann erwiderten die Zombies das Feuer. Die Gruppe der Verteidiger duckte sich hinter eine behelfsmäßige Barrikade aus Schreibtischen und Aktenschränken.
Leroy kramte in seiner Tasche nach Munition. »Ist irgendjemand getroffen?«
»Ich bin okay«, meldete Smokey. Auch Don und Etta murmelten eine Bestätigung. Fulci hingegen schwieg, denn sein Unterkiefer und ein Großteil seiner Kehle glichen einem unregelmäßigen, feuchten Loch. Luft pfiff hindurch.
»Erledige ihn besser, Etta«, schlug Leroy vor, während er rasch nachlud. »Wir können keine weiteren dieser Dinger hier drin gebrauchen.«
Etta trieb einen Schraubenzieher durch Fulcis Ohr in sein Gehirn. Blut rann über die Seite des verheerten Gesichts.
»Der steht nicht mehr auf.«
Don schauderte.
Ein weiterer Kugelhagel prasselte auf die Barrikade ein. Alle vier duckten sich tiefer auf den Boden. Smokey feuerte drei planlose Schüsse ab, was die Zombies mit Gelächter quittierten.
»Was sollen wir jetzt bloß tun?«, fragte Don und versuchte, sein Magazin auszuwerfen.
»Du machst das falsch«, klärte Leroy ihn auf, nahm ihm die Waffe ab und tat es für ihn. Anschließend gab er Don das Gewehr zurück.
»In dieser Etage gibt es zwei weitere Treppenhäuser«, sagte Smokey. »Eines davon befindet sich hinter uns. Das andere, die Feuertreppe, ist auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes.«
»Ich schlage vor, wir versuchen, uns dorthin durchzuschlagen«, meldete sich Etta zu Wort. »Wir gehen aufs Dach zum Helikopter.«
»Und wer soll das Ding fliegen?«, gab Leroy zu bedenken. »Von uns hier kann es keiner.«
Weitere Kugeln malträtierten die Barrikade.
»Hierbleiben können wir auch nicht«, schrie Don. »Verpissen wir uns.«
Nach wie vor geduckt, drehte er sich um und wollte losrennen. Er erstarrte. Vier weitere Zombies schlichen sich von hinten an sie heran. Keine der Kreaturen hatte eine Feuerwaffe, aber jede trug ein Messer oder einen Knüppel bei sich.
»Sie kommen von hinten!«
Unter Triumphgebrüll griffen die Zombies vor ihnen an. Gleich darauf erfolgte mitten unter ihnen eine Explosion. Granatsplitter und Brocken breiigen Fleisches prasselten auf die Gruppe herab. Leroy schrie auf, als ihm ein heißes Metallstück den Unterarm versengte. Der Gestank seiner verbrannten Haut erfüllte die Luft. Die Zombies hinter ihnen zögerten und hielten sich zurück.
»Verpisst euch, ihr Scheißer«, brüllte Forrest. In einer mächtigen Hand hielt er eine weitere Granate, in der anderen ein M-16.
Lauspelz trat hinter ihm hervor und schlug einem über den Boden kriechenden Zombie eine Axt in die Stirn. Gott steckte den pelzigen Kopf aus einem Rucksack, den sich der Stadtstreicher um die Schultern geschlungen hatte.
Smokey und Don nützten das Zögern der vier verbliebenen Kreaturen und erschossen sie. Dann standen sie auf.
»Tut verdammt gut, dich zu sehen, Forrest!« Leroy wollte ihm die Hand entgegenstrecken, zuckte jedoch ob der Schmerzen in seinem Unterarm zusammen.
»Ich bin auch verflucht froh, dass ihr noch lebt. Und jetzt weiter.«
Etta ergriff mit besorgter Miene Leroys Arm. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Es tut höllisch weh, aber mir fehlt nichts weiter.«
»Wir haben keine Zeit zum Quatschen«, drängte Forrest. »Sie sind überall. Wir müssen los, und zwar sofort.«
»Wohin?«, fragte Don.
»Zur hinteren Feuertreppe und dann ins Untergeschoss.«
»Und danach«, fügte Lauspelz grinsend hinzu, »führt Gott uns weg von diesem Ort.«
Val verließ schließlich ihren Posten in der Kommunikationszentrale. Der Funkverkehr war Unheil verkündend geworden – er bestand zuletzt aus wesentlich mehr Angriffsbefehlen der Zombies als der Menschen. Val hielt es für an der Zeit, das Weite zu suchen. Marinefunker mochten mit ihrem Schiff untergehen, aber nicht sie.
Sie schlich den Flur entlang und fragte sich, wohin Branson verschwunden sein mochte, als ihr ein Zombievogel ins Gesicht flog. Kreischend packte sie die Kreatur und schleuderte sie von sich. Der Vogel landete an der Wand und stürzte zu Boden. Val stampfte auf das Vieh und spürte, wie die Knochen unter ihren Füßen brachen.
Die Fahrstuhltüren am Ende des Korridors standen offen und ließen einen leeren Schacht erkennen. Die Dunkelheit in dem klaffenden Loch wirkte nicht nur schwarz, sondern undurchdringlich. Von irgendwo unter ihr hörte sie gedämpft Schüsse und Explosionen. Ein warmer Luftzug strömte aus dem Schacht und wehte ihr ins Gesicht. Rauch trieb darin mit.
»Scheiße. Den Weg kann ich wohl nicht nehmen.«
Val kehrte den düsteren Flur entlang zurück. Hinter ihr flatterte etwas. Sie drehte sich um und starrte auf den Schacht. Der Laut wiederholte sich. Es war ein trockenes, raschelndes Geräusch.
»Was …«
Ohne Vorwarnung flog ein Dutzend untoter Tauben aus dem dunklen Schlund und schnellte den Flur entlang auf sie zu. Val rannte, flüchtete vor den schrecklichen, krächzenden Schreien der Vögel. Sie spürte Klauen im Nacken und schlug sie weg. Ein weiterer Vogel krallte sich in ihr Haar und riss ein Büschel davon samt den Wurzeln aus. Val beschleunigte die Schritte, schaffte eine Lücke zwischen sich und ihren Angreifern. Instinktiv senkte sich ihre Hand auf ihren Unterleib, um das ungeborene Kind zu schützen.
Sie bog um eine Ecke und kam schlitternd zum Stehen. Am fernen Ende des Ganges durchsuchte ein Dutzend Zombies einen Raum nach dem anderen. Noch hatten sie Val nicht bemerkt. Hastig versuchte sie es mit der ersten Tür zu ihrer Linken. Sie war unversperrt.
Val hechtete in das Zimmer. Zwei Vögel schafften es hinein, bevor sie die Tür zuschlagen konnte. Einer stürzte sich sogleich auf ihr Gesicht. Der rasiermesserscharfe Schnabel schloss sich um ihr Lid, dann flog der Vogel davon. Val brüllte auf, als ihr Augenlid sich löste. Der zweite Vogel griff ihren nunmehr lidlosen Augapfel an und pickte ihn aus der Höhle.
Halb blind ergriff Val eine Lampe von einem Tisch und schwang sie. Den ersten Vogel schlug sie damit zu Boden. Immer noch schreiend schleuderte sie den anderen gegen die Wand. Sowohl die Lampe als auch die Taube explodierten. Der erste Vogel erhob sich vom Boden und spießte ihr anderes Auge auf. Das Letzte, was sie sah, war der spitze Schnabel. Dann verschwand alles in einer roten Wolke aus blanken Schmerzen. Sie tastete nach dem Vogel und spürte dessen blutverschmiertes Gefieder. Ihre Finger krochen über ihren eigenen Augapfel, bevor sie sowohl diesen als auch den Vogel zu Brei zerquetschte.
Gekrümmt vor Schmerzen prallte Val gegen die Gegenstände im Raum, während sie völlig blind nach dem Türgriff suchte. Schließlich fand sie ihn und stolperte hinaus auf den Gang. Blut strömte aus ihren leeren Augenhöhlen. Ein Teil ihres Verstandes warnte sie, dass immer noch Zombies im Korridor waren, doch es war ihr einerlei. Etwas flammte in ihrem Kopf auf. Mit vor sich ausgestreckten Armen wankte sie mit ihrer Schulter an der Wand den Flur hinab.
»Kann mir jemand helfen?«, schluchzte sie.
Die Luft stank nach Rauch, Kordit – und Verwesung. Sie roch die Kreatur, bevor sie sprach.
»Wo willst du denn hin, Schlampe?«
»Bitte …«
»Komm her, kleine Maus.«
»Hilfe! Irgendjemand muss mir helfen!«
»Eine blinde Maus. Seht nur, wie sie rennt …«
»Lass mich zufrieden!«
Val drehte sich in der Finsternis, wollte nur noch dem Gestank und dieser schauerlichen, schnarrenden Stimme entkommen. Sie rannte los und vernahm das unverkennbare Geräusch einer Schrotflinte, die durchgeladen wurde. Blind, vor Schmerzen und Schock kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, flüchtete sie.
»Bitte«, wimmerte sie. »Jemand …«
Immer noch rennend, stürzte sie in den offenen Fahrstuhlschacht.
Ob und seine Adjutanten schlenderten durch die ausgebrannte Eingangshalle, traten über die glimmenden Trümmer und betrachteten den Schaden. Über ihnen setzte sich das Gemetzel fort.
Die untoten Heerscharen drängten gnadenlos vorwärts und meuchelten jedes lebendige Wesen in ihrem Pfad – Menschen, die sich in Wohnungen und Büros versteckten, die in Toilettenabteils und Lüftungsschächten kauerten, die in den Gängen und Treppenhäusern einen letzten Widerstand lieferten. Zum größten Teil erfolgte das Töten schnell und effizient, aber einige der Siqqusim, die länger in der Leere gefangen gewesen waren als ihre Brüder, hielten inne, um zu fressen und den Augenblick zu genießen.
Die Bewohner des Ramsey Tower setzten sich zur Wehr. Taxifahrer, Models, Büroangestellte und Televerkäufer – sie alle verwandelten sich im Angesicht der eigenen Ausrottung in Krieger. Sowohl die Lebenden als auch die Toten erlitten schwere Verluste. Leichenteile übersäten das gesamte Gebäude. Doch für jeden wandelnden Leichnam, der zerstört wurde, rückten vier weitere nach, um dessen Platz einzunehmen. Die Körper der unlängst Verstorbenen erstanden auf und machten Jagd auf ihre früheren Freunde, Familienangehörigen und Geliebten. Methodisch durchkämmten die Kreaturen jede Etage des Bauwerks, verstopften die Gänge mit ihrer Zahl und ließen Abscheulichkeiten hinter sich zurück. Langsam arbeiteten sie sich nach oben vor.
Bates und Steve verließen das Waffenarsenal mit jeweils einem Flammenwerfer. Auf den Rücken hatten sie sich Leichtkanister voll gelatiniertem Benzin geschnallt. Bates hatte eine solche Waffe im Irak verwendet und mit eigenen Augen gesehen, wie das flüssige Feuer Haut und Knochen verbrannte.
Sie stürmten den Flur hinab und mitten hinein in das Massaker. Dreißig Schritte von ihnen entfernt bildeten zehn Zombies einen Kreis und labten sich an den blutigen Überresten dreier Erwachsener und zweier Kinder, die als nahezu unkenntlicher Haufen zwischen ihnen lagen. Da sie sich ganz ihrer Mahlzeit widmeten, bemerkten die Kreaturen das Herannahen der beiden Männer nicht. Bates und Steve duckten sich rasch in Deckung, beobachteten das Geschehen und überlegten ihre weitere Vorgangsweise.
»Wir sollten weiter«, grunzte eine der Kreaturen zwischen zwei Mund voll Leber.
»Ich bin hungrig«, ächzte eine andere und schaufelte eine Schicht gelbliches Fett aus einem der Kinder. »Essen wir erst zu Ende. Ich hatte seit drei Tagen kein Menschenfleisch mehr.«
Ein dritter Zombie stieß seinen Gefährten mit dem Ellbogen aus dem Weg und riss das Herz aus einem weiteren Leichnam.
»Wir müssen aber weiter«, beharrte die erste Kreatur. »An dieser Beute können wir uns später weiden.«
»Nicht, bevor wir uns gestärkt haben. Ich habe länger als ihr auf Erlösung aus der Leere gewartet. Ich schlage mir jetzt den Bauch voll!«
Ein anderer Zombie hob einen Kinderarm wie eine Hühnerkeule an und biss gierig in den Bizeps.
»Probier zuerst die hier.« Das Ding schnalzte mit der Zunge und stupste die erste Kreatur. »Die Kinder sind viel saftiger als die Erwachsenen. Gönn dir auch ’nen Bissen, bevor wir weitermachen.«
»Obs Befehle lauteten aber …«
Bates und Steve sprangen aus der Deckung hervor und drückten gleichzeitig den Abzug. Die Flammen schnellten auf die versammelten Zombies zu und rösteten sie mitten im Fressen. Die Kreaturen heulten auf – nicht vor Schmerzen, sondern vor Verwirrung und Wut. Zwei der Untoten wankten vorwärts und versengten mit jedem stockenden Schritt den Boden. Bates richtete die Flamme auf sie, wodurch sie zerfielen. Zurück blieb nur loderndes Fleisch.
Steve wandte sich ab und würgte. An der Decke über ihnen sprang die Sprinkleranlage an und durchnässte sie beide.
»Bates«, keuchte Steve. »Ich ertrage das nicht mehr. Ich kann nicht mehr …«
»Mit ein bisschen Glück ist es bald vorbei.«
»Glaubst du wirklich? Ich nicht.«
Wortlos wischte Bates sich das nasse Haar aus dem Gesicht und führte Steve zum Treppenhaus.
Dr. Stern befand sich in einem Aufzug zwischen dem sechsundzwanzigsten und siebenundzwanzigsten Stockwerk, als der Strom ausfiel. Er erstarrte und wurde von der grauenhaften Vorstellung erfüllt, die Kabine könnte den Schacht hinab in die Tiefe stürzen. Als er feststellte, dass sie immer noch sicher an den Kabeln hing, stieß er erleichtert den Atem aus.
Ohne eine Reaktion zu erwarten und zu erhalten, drückte er auf die Notruftaste. Er versuchte es über das Funkgerät, das er am Gürtel trug, doch auch hier erhielt er keine Antwort. Also wartete er und überlegte, was er tun sollte. Er betrachtete sein M-16 und machte sich neuerlich mit der Waffe vertraut. In Gedanken ging er den Schnellkurs durch, den Forrest ihm verpasst hatte. Dann lauschte er in der Hoffnung, Stimmen, Schritte oder sonst etwas zu hören, das darauf hinwies, dass jemand seine Zwangslage mitbekommen hatte.
Doch niemand kam.
Die Luft im Fahrstuhl wurde heiß. Stern zog das Hemd aus, tupfte sich die Stirn ab und versuchte, die in ihm aufkeimende Panik zu ersticken. Seine Kehle fühlte sich trocken und kratzig an. Seine Augen schienen anzuschwellen, ebenso seine Hände und Finger. Seine Ohren brannten, und es fiel ihm plötzlich schwer zu atmen.
Mein Blutdruck ist zu hoch, dachte er. Ich muss mich beruhigen, rational denken und zusehen, dass ich hier rauskomme.
Abermals versuchte er es über das Funkgerät. Erst hörte er statisches Rauschen, dann eine verzerrte Stimme. Aufmerksam lauschte er, verstand aber nicht, was die Person sagte.
»Bates? Hier ist Stern. Hören Sie mich?«
Wieder etwas Unverständliches.
»Hier ist Stern. Ich stecke in einem Aufzug fest. Kann mich irgendjemand hören?«
Abermals Statik, dann: »Mein Pimmel …«
»Wie war das?«
»Mein Pimmel … ist weg. Sie … haben ihn genommen …«
»Wer ist da? Ich brauche Hilfe. Ich stecke in einem der Aufzüge fest.«
»Sie sind überall, Mann … Tausende … Sie …«
»Wer ist da? Können Sie mich hören?«
»Es ist k-kalt. Savini ist weg. George ist tot … Ebenso wie … Ken. Sie haben ihm den Arm ausgerissen … Joe und Gary … Sie haben die beiden erschossen, bevor ich etwas t-tun konnte. Und dann … dann haben sie …«
»Nur weiter, Kumpel. Ich höre zu.«
»Sie haben sich auf mich gestürzt. Mir die Unterhose runtergerissen … und …«
Stern sog die Luft ein und hielt den Atem an.
»Sie … haben ihn mir abgeschnitten und gefressen … dann haben sie … sie haben mich einfach zurückgelassen.«
Stern war sprachlos. Der Fahrstuhl schien sich plötzlich zu drehen. Er schloss die Augen, um gegen den Schwindel anzukämpfen. Sein Magen krümmte sich.
Der Mann am anderen Ende begann zu schluchzen.
»Sie haben mich zurückgelassen … damit ich verblute und sterbe. Sie haben mir den verdammten Pimmel abgeschnitten!«
»Das … das kommt schon wieder in Ordnung«, sagte Stern und kam sich dämlich dabei vor. »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«
»Ich will nicht wie sie werden«, heulte der Mann. »Niemals! Ich will nicht zurückkommen.«
»Bitte«, flüsterte Stern. »Sagen Sie mir Ihren Namen.«
»Ich will nicht zurückkommen.«
»Bitte! Sagen Sie mir, wer Sie sind! Und wo Sie sind!«
»Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade …«
Ein Schuss ertönte, dann kehrte Stille ein. Stern schaltete das Funkgerät aus und rang mit einem Anflug von Übelkeit. Nach einer Weile ging der Anfall vorüber.
Die Luft im Aufzug wurde immer heißer, regelrecht erstickend. Nach einiger Zeit stellte Stern das Gewehr neben sich, stand auf und betrachtete die Türen. Er begann, damit zu experimentieren, indem er die Finger in den Spalt zwischen den beiden Hälften schob und grunzend drückte. Die Türen rührten sich nicht.
»Verdammt.«
Abermals versuchte er es. Er zerrte mit aller Kraft. Die Türen gaben einen Fingerbreit nach, dann zwei, ehe es wieder vorbei war. Stern ließ los und verharrte keuchend.
»In den Filmen sieht das nie so schwierig aus.«
Er legte ein Auge an den Spalt und spähte hinaus. Zu sehen war nur die Wand des Schachts. Gut einen halben Meter über sich erblickte er die untere Hälfte eines weiteren Türenpaars. Der Fahrstuhl steckte zwischen zwei Geschossen fest. Wenn es ihm gelänge, die Aufzugtüren und jene anderen Türen aufzuzwängen, könnte er hindurchklettern.
Stern machte sich wieder an die Arbeit, und nach einer letzten Kraftanstrengung glitten die Türen ganz auf. Warme Luft blies ihm ins Gesicht. Er roch Rauch.
»Eine Hälfte wäre geschafft«, keuchte er.
Er legte das Funkgerät auf den Boden neben das Gewehr und sein Hemd, stellte sich an den Rand des Aufzugs und griff nach oben. Seine Finger berührten die Außentüren zwar, doch er hatte keinen Ansatzpunkt, um sie aufzudrücken.
»Wo ist die Leiter? In Filmen gibt es in Aufzugsschächten immer eine Leiter.«
Fluchend schlug er mit der Hand frustriert gegen die Schachtwand.
Von der anderen Seite der Türen ertönte zur Antwort ein Klopfen.
»Hallo«, rief er. »Ist da draußen jemand?«
Wieder klopfte es. Außerdem waren nun gedämpfte Stimmen zu hören.
»Ich bin hier drin!« Stern hämmerte gegen die Schachtwand. »Könnt ihr mich rausholen? Ich stecke fest.«
Jemand rief etwas zu ihm zurück. Stern war nicht sicher, was gerufen wurde, aber es hörte sich an wie »halt durch«.
Also tat er es. Er wartete und lauschte dem Treiben auf der anderen Seite. Wenig später glitten die Türen auseinander. Der sanfte Schein der Notbeleuchtung erfüllte den Schacht. Eine Taschenlampe wurde klickend eingeschaltet, und einer seiner Retter leuchtete ihm den Strahl mitten ins Gesicht.
»Gott sei Dank«, stieß Stern hervor und verengte die Augen gegen das grelle Licht zu Schlitzen. Die Umrisse mehrerer Gestalten zeichneten sich in der offenen Tür ab, doch der Strahl blendete ihn zu sehr, um zu erkennen, wer die Leute waren. »Ich wusste nicht, wie ich hier rauskommen sollte.«
Keine Antwort.
»Könntet ihr bitte dieses Licht ausschalten?«
»Sicher«, lautete die Erwiderung. »Gleich nach dir.«
Die Zombies griffen herab, packten ihn an den Haaren und Schultern und hievten ihn hinauf. Kreischend schlug und trat der Arzt um sich, als sie ihn hinauszogen. Sie schleuderten ihn zu Boden und drückten ihn nieder, während sie sich mit bloßen Händen in ihn bohrten. Mit klauengleichen Fingern öffneten sie seinen Bauch und wühlten darin herum. Eine der Kreaturen griff sich eine Faust voll seiner Gedärme, zog sie heraus und leckte mit der Zunge über die glitzernden Innereien. Eine andere schnappte sich eine Handvoll seiner Lunge und zerquetschte das Organ zwischen den Fingern.
Stern versuchte zu schreien, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Seine Lippen bewegten sich stumm, als ein Zombie in ihn griff, etwas in ihm losriss und es ihm vor die Augen hielt.
Stern starrte auf die eigene Milz. Als er wenige Minuten später zurückkehrte, fraß er einen Teil von sich selbst.
DiMassi schob sich durch die Brandschutztür und rannte die letzte Treppenflucht hinauf. Sein Herz hämmerte in der Brust, seine Lungen brannten. Schnaufend hielt er an der Tür inne, die hinaus aufs Dach führte, und spähte durch das Fenster.
Das Dach war verschwunden. Er ging zwar davon aus, dass es noch da sein musste, allerdings konnte er es unter all den untoten Vögeln nicht sehen. Selbst die riesigen Stroboskoplampen waren unter ihnen begraben.
»Heilige Scheiße.«
Mit zitternden Händen griff er sich einen neongelben Schutzanzug vom Haken an der Wand und schlüpfte hinein. Als DiMassi ein Junge gewesen war, hatte sein Vater noch geimkert, und die Kluft erinnerte ihn an jene, die sein Vater dabei getragen hatte. Schweres Kevlarmaterial bedeckte ihn von Kopf bis Fuß. In die Kapuze war ein Kunststoffvisier eingebaut, das sein Gesicht schützte. In den Schutzanzügen glich jede Bewegung einem Kraftakt, aber sie verhinderten, dass die Piloten auf dem Weg zum Helikopter von den Vögeln in Stücke gerissen wurden.
Sein gedämpftes Keuchen hörte sich in der geschlossenen Kapuze überaus laut an, sein Atem beschlug das Sichtfenster. Er zog die dicken Handschuhe an und wartete, bis der Beschlag sich lichtete. Draußen starrten ihn die Zombievögel durch das Fenster an.
Schritte ertönten im Flur unter ihm, und Carson preschte durch die Tür.
»Ende der Fahnenstange, Fettarsch.«
DiMassi riss die Tür auf und ging hinaus. Die Vögel stieben auf und schwenkten wie eine Einheit auf ihn. Krähen, Tauben, Finken, Spatzen, Wanderdrosseln – untote Flügel flatterten in der Luft. Das ohrenbetäubende Krächzen hörte sich wie das Kreischen von Kindern an, und der Himmel wurde schwarz von ihren Körpern. Wuchtig prallten sie gegen den Piloten und erdrückten ihn regelrecht mit ihrer Überzahl. Weitere Kreaturen flogen durch die offene Tür.
DiMassi stolperte vorwärts und sank mitten auf dem Dach in die Knie. Sein Rücken, seine Beine und Arme fühlten sich bleiern vom Gewicht der Vögel an. Ihre Schnäbel und Krallen hackten auf den Schutzanzug ein und zerrten daran, doch das Material hielt den Angriffen stand. Er krümmte sich zusammen und rollte sich herum, zerdrückte sie unter sich. Dann mühte er sich wieder auf die Beine. Langsam, aber zielstrebig stapfte er über das Dach zum Hubschrauber. Der Ansturm der Vögel war so dicht, dass es sich anfühlte, als watete er unter Wasser. Mit einem Ruck riss er die Tür auf, aber die Vögel schleuderten sich dagegen und zwangen sie wieder zu. Eine große Krähe hackte so heftig auf das Visier ein, dass sich ein Riss im Kunststoff bildete. Einer weiteren gelang es, den Schnabel in den Spalt zwischen einem Handschuh und DiMassis Handgelenk zu zwängen und ihn blutig zu picken.
Schreiend zog DiMassi die Cockpittür wieder auf und hievte sich in den Hubschrauber. Hastig schlug er die Tür zu und zerschmetterte die wenigen Vögel, die es hereingeschafft hatten, mit den behandschuhten Fäusten.
»Leck mich, Carson! Du verdammte Schwuchtel! Und ihr könnt mich auch am Arsch lecken, ihr Scheißviecher!« Er warf die Handschuhe und die Kapuze auf den Sitz neben sich, dann zeigte er mit dem Mittelfinger zur Treppenhaustür. Doch die Tür war hinter einer Wolke verwesender, gefiederter Körper verschwunden.
»Ich hab’s geschafft. Verdammte Scheiße – ich hab’s wirklich geschafft!«
Lachend kreuzte DiMassi die Finger und startete den Helikopter. Als der Motor brüllend zum Leben erwachte, lachte der Pilot noch lauter.
Carson befand sich auf halbem Wege die Treppe hinauf, als die Luft plötzlich schwarz wurde. Er brachte gerade noch einen kurzen, erstickten Schrei hervor, dann fielen die Vögel über ihn her und erfassten ihn wie Torpedos. Rasiermesserscharfe Schnäbel hackten auf jeden Zoll seines ungeschützten Fleisches ein. Seine Ohren und Wangen wurden in Fetzen gerissen. Die Augäpfel wurden ihm aus den Höhlen gepickt, die Nase verschwand aus seinem Gesicht. Seine Waffe glitt aus den blutenden Händen, polterte klappernd die Treppe hinab und entlud sich. Die Schüsse gingen im Lärm der kreischenden Zombievögel und Carsons gequältem Gebrüll unter. Er schrie wie am Spieß, als sich etwas mit Krallen und Hacken einen Weg in seinen Magen bahnte. Dann hob der Vogel mit einem Klumpen Fett im Schnabel wieder ab. Die nächsten Höllenqualen flammten in seinem Schritt auf. Danach wurde ihm die Kehle aufgerissen.
Carson brach zusammen, kullerte die Treppe hinab und blieb schließlich an der geschlossenen Tür liegen. Die Vögel stießen herab und zerfetzten seine Kleidung. Dann machten sie sich über den Rest von ihm her, verwandelten den jungen Mann in eine bebende Masse rohen Fleisches und freiliegender Nervenenden. Trotz der Schmerzen und des Blutverlusts blieb Carson während all dem bei Bewusstsein.
Er starb sehr lange.
Jim, Quinn, Frankie und die anderen trafen noch rechtzeitig im Treppenhaus ein, um Carsons Gebrüll zu hören. Branson erbleichte, Danny erschrak und presste sich die Hände auf die Ohren.
»Wir müssen ihn da rausholen.« Mit dem heilen Arm griff Branson nach dem Türknauf. »Sie werden ihn in Stücke reißen.«
»Mach bloß die Tür nicht auf«, warnte ihn Quinn. »Sonst lässt du sie hier herein.«
»Aber, Quinn, wir können doch nicht …«
Der Rest wurde von Carsons grässlichen Schreien übertönt.
»Wir können nichts für ihn tun.« Quinn stählte sich und versuchte, ruhig zu bleiben. »Wenn wir diese Tür aufmachen, fallen die Dinger in weniger als einer Sekunde über uns her.«
»Er hat recht«, meldete sich Jim zu Wort. »Frankie und ich haben beide gesehen, was ein Schwarm dieser Vögel anrichten kann. Wir hätten nicht den Funken einer Chance.«
»Aber es ist doch Carson …«
»Und wenn du nicht auf mich hörst, wird es der Rest von uns sein.« Quinn packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. Branson zuckte zusammen. Die Wunde an seinem Unterarm begann wieder zu bluten.
»Aber, Quinn …«
Etwas prallte gegen die Tür. Dann folgte ein weiterer Hieb. Die Tür erzitterte im Rahmen.
»Sie versuchen, die Tür zu durchbrechen«, stellte Frankie fest.
»Können sie das?«, fragte Quinn.
»Da bin ich mir verdammt sicher. Wie viele Vögel mag es wohl in New York City gegeben haben?«
Quinn zuckte mit den Schultern. »Millionen. Warum?«
Jim ergriff das Wort. »Ich vermute, die befinden sich so ziemlich alle auf der anderen Seite dieser Tür.«
Das Poltern setzte sich fort. Jim musste unwillkürlich an das Geräusch herabschnellender Hämmer denken. Weitere Vögel schleuderten sich gegen die Tür, ohne auf den Schaden zu achten, den sie sich dabei zufügten. Das Metall begann sich zu verbiegen.
Plötzlich schwang das Gitter eines Lüftungsschachts über ihnen auf. Ein untotes Kind fiel herab und landete in geduckter Haltung hinter ihnen. Kichernd schlurfte es auf sie zu.
Quinn hob das Gewehr an und drückte den Abzug. Der Kopf des Zombies explodierte. Der Rest des Leichnams wankte noch zwei Schritte weiter, dann plumpste er zu Boden. Danny drosch mit dem Baseballschläger darauf ein.
Das Krachen von der anderen Seite der Tür setzte sich unvermindert heftig fort.
»Kommt mit«, drängte Frankie. Damit rannte sie in Ramseys Büro. Jim und Danny folgten ihr.
»Reiß dich gefälligst zusammen, Branson«, fauchte Quinn und stieß Branson aus dem Weg. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Gleich darauf schloss Branson sich ihm an. Das Gewicht, das von der anderen Seite aus einwirkte, war gewaltig.
Quinns Funkgerät knisterte. Mit einer Hand griff er danach, während er den Druck gegen die Tür mit den Beinen und dem anderen Arm aufrechterhielt.
»Quinn.«
»Hier ist Bates. Wie sieht es bei euch aus?«
»Normal. Alles im Arsch.«
»Wie war das?«
»Wir sind im obersten Stockwerk. Ramsey und Carson sind tot. DiMassi entweder auch, oder er flüchtet gerade mit dem Hubschrauber.«
»Wie viele sind in deiner Gruppe?«
Quinn überlegte kurz und zählte in Gedanken durch. »Fünf. Ich, Branson, Thurmond, sein Sohn und die Frau, Frankie.«
»Könnt ihr weiter?«
»Nur allzu gern. Mir scheint jeder Ort besser als der, wo wir gerade sind.«
»Gut. Weißt du noch, wo wir dich erwischt haben, wie du in der ersten Woche von der Nutte einen geblasen bekommen hast?«
»Im Untergeschoss? Ja, ich …«
»Sprich es nicht laut aus. Dieser Kanal ist womöglich nicht sicher.«
»Okay«, hustete Quinn. Die Tür bewegte sich, und er drückte stärker. »Stemm dich dagegen, Branson.«
»Quinn«, schrie Bates. »Hörst du mich?«
»Ich hör dich! Bin bloß ein wenig beschäftigt, Bates. Wie sollen wir dort runterkommen? Sind diese Scheißdinger nicht inzwischen überall?«
»Doch, das sind sie. Ihr müsst euch den Weg nach unten freikämpfen. Aber das ist unsere einzige Chance, Quinn. Stoßt dort zu uns, und beeilt euch.«
»Was ist denn los? Warum ausgerechnet dort?«
»Über Funk sage ich gar nichts mehr. Durchaus möglich, dass sie zuhören. Mach’s einfach. Wir haben hier auch ein kleines Problem. Ich muss los. Out.«
Abermals begann die Tür aufzugleiten. Quinn und Branson stemmten sich verbissen dagegen.
»Macht schon!«, brüllte Quinn. »Wir können sie nicht mehr aufhalten!«
Die Tür öffnete sich einen Spalt, und ein kleiner Vogel huschte herein, flatterte wild durch die Luft. Die beiden Männer zwangen die Tür wieder zu und zerdrückten dabei gefiederte Köpfe und Schwingen.
Frankie und Jim zerrten Ramseys schweren Eichenholzschreibtisch auf den Flur. Der Vogel schnellte auf sie zu und hackte auf Jims Wange ein. Seine Hände glitten vom Schreibtisch ab und ließen ihn auf Frankies Zehen fallen. Sie schrie auf und ließ unter einer Fluchkanonade los. Jim duckte sich, als der Vogel ihn ein zweites Mal ins Visier nahm, doch plötzlich trat Danny vor.
»Lass meinen Daddy in Ruhe!« Damit schwang er den Schläger. Der Vogel explodierte wie eine faule Tomate.
»Netter Schlag, Junge«, lobte ihn Frankie. »Und jetzt sag deinem Daddy, er soll diesen verfluchten Schreibtisch von meinem Fuß wuchten.«
Jim lächelte vor Stolz. Gemeinsam hoben sie den Tisch wieder an, schoben ihn gegen die Tür und blockierten sie. Von der anderen Seite drangen noch immer Carsons Schreie zu ihnen. Jim drehte sich zu Danny um, dann erstarrte er verdutzt.
Danny drosch den Leichnam des Vogels wie von Sinnen zu einem roten Brei. Blut und Federn spritzten an die Wände, klebten am Schläger. Seine Lippen waren zu einer Grimasse verzogen.
»Ich-sagte-lass-meinen-Daddy-in-Ruhe!« Jedem Wort wurde mit einem weiteren Schlag Nachdruck verliehen.
Unwillkürlich erinnerte sich Jim an den Autounfall und an Dannys Gesichtsausdruck, als er sah, wie sein Vater den Zombie mit einem Stein bearbeitete. Und jetzt …
Mein Gott, was für eine Auswirkung wird diese Lebensweise auf meinen Sohn haben?
»Danny? Danny, hör auf.«
Das Grunzen des Jungen verstummte. Er schaute zu seinem Vater auf. Sein Gesicht war aschfahl und wirkte erschöpft.
»Danny, alles in Ordnung. Hör auf. Er ist tot.«
»Ich weiß, Daddy.«
Jim schlang ihm einen Arm um die Schultern. »Das war sehr tapfer, und ich bin stolz auf dich, aber …«
»Er wollte dir wehtun, Daddy.«
»Ich weiß. Aber du musst …«
Carson wimmerte auf der anderen Seite der Tür.
»Herrgott!«, schrie Branson entsetzt. »Er ist immer noch nicht tot!«
Quinn störte Jim und Danny in ihrer Umarmung. »Wir müssen weiter.«
»Egal«, flüsterte Jim. »Wir reden später darüber.«
»Ich hab dich lieb, Daddy.«
»Ich dich auch.«
Sie rannten zum hinteren Treppenhaus los. Carsons schwächer werdende Schreie verfolgten sie.
Der Helikopter erhob sich in die Luft. Die Rotorblätter zerfledderten die Zombievögel ringsum. DiMassi schaltete das U.V.A.G. ein, und die restlichen Vögel fielen aus der Luft wie Steine. Immer noch lachend schwenkte er nach links und flog hoch über der Madison Avenue auf die Stadt hinaus.
»Bis dann, ihr Arschlöcher.«
Er überprüfte die Tankanzeige und überlegte, wohin er konnte. Sein oberstes Ziel bestand darin, sich so weit wie möglich von New York City zu entfernen, aber irgendwann würde er auftanken und sowohl Nahrung als auch einen Unterschlupf finden müssen. Er beschloss, nach Nordwesten Richtung Buffalo zu fliegen. Zwischen hier und dort gab es reichlich Berge und Wälder, außerdem ein paar Flugfelder und Ebenen, wo er sicher landen und wieder abheben konnte. Vielleicht würde es in der Wildnis weniger feindselig sein – zumindest wäre sie wahrscheinlich weniger dicht bevölkert.
DiMassi betrachtete die Anzeigen und vergewisserte sich, dass alles ordnungsgemäß funktionierte. Allmählich entspannte er sich, fiel die lähmende Angst von seinen Gliedern ab. Vor ihm erstreckte sich ein grauer, sonnenloser Himmel, der weiteren Regen versprach.
Er musterte immer noch die Instrumente, als ein Zombie auf dem Boden einen Raketenwerfer anhob, auf ihn zielte und den Abzug drückte. DiMassi sah aus dem Augenwinkel einen kurzen Blitz, dann war es auch schon zu spät.
Der Helikopter explodierte am Himmel über der 35. Straße und sah aus wie der zweite Sonnenaufgang des Tages. Verbogenes Metall und brennender Kraftstoff prasselten auf die Straßen hinab. Der Qualm der Explosion vermischte sich mit dem schwarzen Rauch, der aus dem Ramsey Tower und den lodernden Häusern ringsum aufstieg.
Im Gebäude ging das Massaker weiter.