SIEBZEHN

Forrest, wie lange sollen wir noch warten?«, flüsterte Smokey.

Im Untergeschoss war es dunkel, kalt und feucht. Es stank nach dem Rauch der Feuer über ihnen. Die einzigen Lichtquellen waren eine Taschenlampe, die Lauspelz auf einer Werkbank gefunden hatte, und eine batteriebetriebene Laterne. Auf dem Betonboden stapelten sich Kisten und Lagerbehälter. Werkbänke waren übersät mit Werkzeug, Rohrabfall und Drähten. Von den Luftschächten hingen Spinnweben.

Forrest trat unruhig von einem Bein aufs andere, während er die Türen bewachte.

»Solange es sein muss. Wir brechen nicht ohne sie auf.«

Etta fand in einer der Kisten ein paar saubere Lumpen und wechselte den Verband an Leroys verbranntem Unterarm. Gott schmiegte sich laut schnurrend an sie. Sie scheuchte den Kater weg.

»Schaff die verfluchte Katze weg«, herrschte sie Lauspelz an. »Leroy kann keine Infektion für seinen Arm gebrauchen.«

Leroy stemmte sich hoch. »Mir geht’s gut. Das ist bloß eine Verbrennung. Hör auf, mich zu bemuttern. Du bist ja schlimmer als eine Glucke.«

»Red gefälligst in einem anderen Ton mit mir, Leroy Piper!« Ettas Kopf schnellte vor und zurück wie der einer Schlange. »Sonst ist diese Verbrennung an deinem Arm gleich die geringste deiner Sorgen.«

»Etta«, zischte Forrest. »Sei leiser! Um Himmels willen, warum gehst du nicht gleich rauf und sagst diesen Dingern, dass wir hier sind?«

Sie öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch als sie den Sturm erblickte, der sich hinter den Augen des großen Mannes zusammenbraute, schloss sie ihn wieder.

Forrest schaute auf die Armbanduhr und kaute auf der Unterlippe. Zum wiederholten Male sah er sich im Untergeschoss um. Es gab vier Eingänge: einen Lastenaufzug, zwei gewöhnliche Treppenhäuser – die beide zu der zerstörten Parkgarage geführt hatten – und die Feuertreppe. Don bewachte ein Treppenhaus, Forrest selbst behielt das andere im Auge.

»Smokey«, grunzte er, »komm hier rüber und pass auf die Tür zur Feuertreppe auf. Lauspelz, stopf der verfluchten Katze das Maul. Das Vieh ist ja genauso laut wie Etta.«

»Hey«, beschwerte sich die stämmige Frau.

»Pst!«

Forrests Funkgerät knisterte. Er riss es vom Gürtel.

»Forrest?« Es war Quinn. »Hörst du mich, Großer?«

»Ich bin da. Wo seid ihr?«

»Wir sind « Kurze Stille kehrte ein, und Forrest hörte jemand anders im Hintergrund. »Wir sind unterwegs zu dem Ort, den du und Bates vereinbart haben.«

»Er ist bei dir?« Die Erleichterung in Forrests Stimme war unverkennbar.

»Ja. Außerdem Steve und die Gruppe um Thurmond.«

Don schaute auf. Das Grinsen in seinem Gesicht war ansteckend und breitete sich auf Leroy, Smokey und Etta aus.

»Wo steckst du?«, fragte Quinn. Er hörte sich außer Atem an. »Und wer ist bei dir?«

»Wir warten auf euch«, gab Forrest zurück. »Ich habe Smokey, Leroy und Etta, Lauspelz und Don De Santos hier.«

»Und Gott«, fügte Lauspelz hinzu. »Vergiss nicht Gott.«

Die Katze rollte sich auf den Rücken, und Lauspelz kraulte ihr den Bauch.

»Über welchen Weg kommt ihr?«, erkundigte sich Forrest. »Wir räumen euch das Feld.«

Eine weitere Pause entstand, dann erwiderte Quinn: »Bates sagt, das sollen wir nicht über Funk ausplaudern. Haltet euch einfach bereit für uns. Wenn wir in keine weiteren Probleme tappen, müssten wir in etwa fünf Minuten bei euch sein.«

»Verstanden. Wir werden bereit sein.«

»Und Forrest?«

»Ja?«

»Sieh zu, ob du saubere Lappen, Alkohol und vielleicht Klebeband finden kannst.«

Forrest übersetzte die Liste in Gedanken. Verbandsstoff, Desinfektionsmittel und Schnüre. Schlachtfeldmedizin. Notversorgung. Jemand war verletzt.

»Wen hat es erwischt?«, fragte er.

»Bates.«

»Ist es schlimm?«

»Ja. Ja, Mann, es ist schlimm.«

»Scheiße.«

Forrest wollte eben fragen, was geschehen war, als ihm ein Schuss zuvorkam.

»Wir müssen weiter, Mann«, brüllte Quinn. »Sie kleben uns schon wieder am Arsch!«

Weitere Schüsse krachten aus dem Lautsprecher, dann verstummte Quinns Übertragung.

Forrest steckte das Funkgerät zurück an den Gürtel und schaute zu seinen Gefährten. Ihre Mienen wirkten verkniffen.

»Sie sollten sich besser beeilen«, brummte Leroy.

Etta stand auf. »Wenn sie verfolgt werden, führen sie diese Dinger dann nicht hierher?«

Niemand antwortete. Smokey, Don und Forrest wandten sich wieder ihren Posten zu. Lauspelz begann, Kisten und Lagerbehälter nach etwas zu durchsuchen, das sie verwenden konnten, um Bates zu behandeln. Gott trottete hinter ihm drein.

Plötzlich schwang die Tür vor Don auf. Seine Miene hellte sich auf, da er erwartete, Jim, Frankie und Danny hindurchkommen zu sehen. Stattdessen war es ein vereinzelter Zombie in einer dreckigen, zerfetzten Zustelleruniform. Noch bevor er durch den Eingang treten konnte, erledigte Don ihn mit einem gezielten Schuss in den Kopf. Von nackter Angst gepackt überprüfte er die Tür nach weiteren Kreaturen.

»Ist die Luft rein?«, fragte Forrest.

Schaudernd nickte Don. Er packte die Füße des Zombies und schleifte ihn aus dem Weg, damit er die Tür wieder schließen konnte.

»Forrest«, sagte Etta in flehentlichem Tonfall, »wir müssen weg. Wenn der da uns gefunden hat, kannst du deinen Arsch darauf verwetten, dass weitere kommen werden. Den Schuss haben sie bestimmt gehört.«

»Wir gehen nicht ohne Bates.«

»Und ich breche nicht ohne meine Freunde auf«, meldete Don sich zu Wort.

»Wir wissen doch nicht mal, ob sie noch am Leben sind!«

»Sicher sind sie das«, widersprach Don. »Wir haben doch gerade noch mit ihnen geredet.«

»Ja, und sie waren mitten in einem Feuergefecht. Wahrscheinlich sind sie inzwischen tot. Ich sage, wir verschwinden.«

»Etta.« Smokey versuchte, ihr Vernunft einzureden, drehte sich zu ihr um und wandte der Tür zur Feuertreppe den Rücken zu. »Warum setzt du dich nicht einfach und ruhst dich aus?«

»Smokey«, warnte Forrest ihn, »behalt die Tür im Auge.«

In jenem Augenblick schwang die Tür auf. Smokey wirbelte herum, Don und Forrest hoben die Waffen. Erleichtert ließen die beiden sie wieder sinken.

Frankie rannte herein, gefolgt von den beiden Piloten, die Bates zwischen sich stützten. Jim und Danny traten als Letzte ein.

Alle starrten auf Bates’ Wunde. Smokey löste die Augen als Erster davon. Er schloss die Tür und begann, Kisten davor zu stapeln, um eine behelfsmäßige Blockade zu bilden.

Don umarmte nacheinander Frankie, Danny und Jim. »Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht. Alles in Ordnung?«

»Uns geht’s gut.« Jim nickte. »Wie steht’s mit dir?«

»Was ist passiert?« Forrest half, Bates auf den Boden zu senken.

»Quinn hat ihm in den Bauch geschossen«, erklärte Steve.

»Du hast was?« Forrests Augen drohten, aus den Höhlen zu quellen.

»Es war ein Unfall! Wir wurden angegriffen. Ich dachte, er wäre ein Zombie.«

Bates griff empor und umklammerte mit einer schwachen Hand Forrests Unterarm.

»Hast du … deine … Pistole dabei?«

»Ich gehe nie ohne sie weg.« Er versuchte zu lächeln, doch es sah eher nach einer Grimasse aus.

»Gib « Blut blubberte aus seinem Mund. »Gib … sie mir.«

Forrest hob sein Hemd an und zog die Waffe aus dem Holster.

»Lauspelz!«, rief er. »Hast du was gefunden?«

»Ein paar Laken und eine Rolle Klebeband. Außerdem eine ungeöffnete Flasche Wasser. Leider keinen Alkohol.«

»Bring das Zeug her.«

Steve und Forrest gossen Wasser über die Wunde, um sie zu reinigen. Bates biss die Zähne zusammen und krümmte sich vor Schmerzen.

»Haben wir etwas, um die Laken zu zerschneiden?«, fragte Forrest.

»V-vergesst es«, presste Bates hervor. »Haut … einfach ab «

»Lieg still, Bates. Du kommst schon wieder in Ordnung.«

»Nein.« Bates umklammerte seine Hand. »Schaff sie … hier raus.«

»Aber «

Bates drückte fester, und Forrest zuckte zusammen. Die Kraft des verwundeten Mannes überraschte ihn.

»Hör … mir zu. Wir sind … alles, was … noch übrig ist. Schaff … sie raus … Ich … sterbe sowieso.«

»Du wirst nicht sterben, verdammt noch mal!«

»Doch.« Bates hustete. »Und … das wissen wir beide.«

Forrests Augen schimmerten feucht. Seine Lippen bebten. Der Hüne versuchte zu sprechen, doch nur ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle.

»Laus…pelz«, stöhnte Bates. »Bist du … bereit, sie … zu führen?«

»Ja, Sir«, flüsterte er.

Bates starrte in Forrests Gesicht empor. »Geht.«

Forrest schluckte schwer.

»Quinn, Don. Hebt den Kanaldeckel ab. Jim, halt den Flammenwerfer bereit, falls dort unten etwas lauert. Der Rest von euch geht zurück.«

»Danny.« Jim schob seinen Sohn zurück. »Bleib hier bei Frankie.«

Quinn und Don legten die Waffen beiseite und ergriffen den Draht, den Forrest und Bates bereits zuvor durch den Deckel gefädelt hatten. Jim stand mit dem Flammenwerfer im Anschlag neben ihnen. Sie zählten bis drei, dann zogen sie. Der Deckel hob sich langsam und offenbarte nichts als Dunkelheit. Forrest und Lauspelz versteiften sich und verharrten abwehrbereit, da ihnen beiden noch die untoten Ratten in Erinnerung waren, die zuvor aus dem Loch gekommen waren. Don und Quinn senkten den Draht ab und ließen den Deckel neben der Öffnung zu Boden. Der Schacht präsentierte sich leer. Die Leitersprossen verliefen sich in Finsternis. Alle atmeten erleichtert auf.

»Blockiert die Türen«, befahl Forrest. »Mit Schachteln, Kisten, allem, was schwer ist.«

Steve, Don, Jim und Frankie begannen, verschiedenste Gegenstände vor die Türen zu stapeln.

»Bates?« Quinn drehte sich zu Bates um. »Wir können dich nicht einfach zurücklassen.«

»Du « Bates konnte den Satz nicht beenden. Ein heftiger Hustenanfall schüttelte ihn. Blut spritzte ihm aus dem Mund und quoll aus der Schussverletzung.

»Bates hat seine Entscheidung getroffen«, brummte Forrest. »Und er hat recht. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«

»Aber er ist unser Freund.«

»Verdammte Scheiße noch mal, glaubst du etwa, ich wüsste das nicht, Quinn?«, explodierte Forrest. »Aber wir können rein gar nichts für ihn tun! Und jetzt bewegt euch!«

Sie stellten die Blockaden fertig. Frankie fand ein paar schäbige alte Arbeitsstiefel, die ihr passten, und schlüpfte aus den Krankenhauspantoffeln.

Gott schnüffelte an dem offenen Schacht und miaute.

»Ich hab dort drüben auf der Werkbank ein paar Leuchtstäbe gefunden«, meldete Lauspelz. »Die könnten sich als praktisch erweisen.«

Niemand erwiderte etwas.

Plötzlich ertönte Lärm aus den Treppenhäusern, und die Türen erzitterten in den Angeln.

»Sie kommen!«, kreischte Etta.

»Wie viele?«, fragte Forrest.

Frankie deutete mit der Waffe auf eine Tür. »Alle. Und diese blockierten Türen werden sie nicht lange aufhalten.«

»Haut ab«, drängte Bates sie. »Ich … halte sie auf, wenn «

Sie scharten sich um ihn. Niemand wusste etwas zu sagen. Es war Lauspelz, der das Schweigen brach.

»Danke.«

Bates nickte und ballte vor Schmerzen die Hände zu Fäusten.

Lauspelz schaltete die Taschenlampe ein und begab sich rasch die Leiter hinab. Gott kauerte sich auf seine Schultern und schlängelte sich um seinen Hals. Leroy und Etta verabschiedeten sich und kletterten hinter Lauspelz her. Smokey ging als Nächster, gefolgt von Frankie. Hinter ihr stieg Danny hinab, dann bereitete Jim sich darauf vor, seinem Sohn zu folgen.

Der Lärm draußen wurde lauter.

»Mr. Thurmond?«, rasselte Bates.

Jim hielt inne. Nur sein Kopf und die Schultern lugten noch aus dem Schacht.

»Ich … hoffe, dass … für Sie und … Ihren Sohn … alles gut ausgeht. Ihre … Geschichte … ist … inspirierend.«

Traurig nickte Jim. »Danke, Bates.«

Damit verschwand er außer Sicht.

Steve, Quinn und Forrest standen um ihren sterbenden Anführer.

»Keine Zeit … für … Trauer. Geht. Beeilt euch «

Steve und Quinn zogen ab, ließen Forrest und Bates alleine. Sie schauten nicht zurück.

Die Zombies hämmerten gegen die Türen.

Forrest kniete nieder und legte Bates’ Finger um den Griff der Pistole. Kurz hielt er noch die Hand seines Freundes und blickte in dessen umwölkte Augen.

»Du hast sechs Kugeln im Magazin. Vergiss nicht, eine für dich aufzuheben.«

»Alles … klar «

Nun rannen die Tränen ungezügelt aus Forrests Augen.

»Es war mir eine Ehre, mit dir zu dienen, Bates.«

Bates lächelte. »Die Ehre … war auf … meiner Seite.«

»Immer treu zur Fahne.«

»Bis in den Tod «

Forrest schwang die Beine in den Schacht und kletterte die Leiter hinunter. Mit einer Hand ergriff er den durch den Deckel gefädelten Draht und zog den Deckel hinter sich über die Öffnung. Das Letzte, was er sah, war sein Freund, der mit halb geschlossenen Augen in einer Lache des eigenen Blutes lag. Forrest ließ die Sprossen los, ließ sich die letzten anderthalb Meter fallen und landete mit den Stiefeln auf dem Betonboden.

Sie drängten sich in dem Tunnel aneinander. Die undurchdringliche Finsternis verstärkte ihre Anspannung. Lauspelz reichte jedem einen Leuchtstab und befestigte einen weiteren an Gotts Halsband.

»Hier entlang«, sagte Lauspelz und deutete mit dem Strahl der Taschenlampe in die Schwärze. Gott lief voraus. Seine winzigen Pfoten platschten durch eine Wasserpfütze. Die Gruppe folgte ihm.

Nachdem sie um eine Ecke verschwunden waren, folgten ihnen andere, in der Dunkelheit leise scharrende Pfoten.

Bates quälte sich in sitzende Haltung und lehnte sich mit dem Rücken an einen Stahlpfeiler. Die Zombies droschen auf die Türen ein. Der Lärm war ohrenbetäubend, das Geschrei Grauen erregend. Etwas krabbelte durch die Luftschächte über ihm und suchte nach einem Weg herein.

Bates hatte sich in seinem Leben schon oft gefürchtet. Zum Beispiel als er acht Jahre alt war und beim Schlendern durch den Wald hinter seinem Zuhause um ein Haar auf eine Mokassinschlange getreten wäre. Oder als er sechzehn war und Amy Schrum fragte, ob sie mit ihm zum Abschlussball ginge. Auch in seiner ersten Nacht bei der Grundausbildung hatte er sich gefürchtet, während er in der dunklen Kaserne auf seiner Pritsche lag und dem Schluchzen des Burschen unter ihm lauschte. Ebenso im Irak, als sie bei peitschenden Böen mit einer Windstärke von siebzig Stundenkilometern, die alles unter einer feinen Sandschicht begruben, nordwärts Richtung Bagdad vorrückten. Damals hatte Bates sein erstes Gefecht miterlebt, und er war entsetzt gewesen. In jüngerer Zeit hatte er sich gefürchtet, als er die ersten Anzeichen dafür erkannte, dass sein Arbeitgeber, Darren Ramsey, durch das, was in der Welt um sie herum geschah, langsam den Verstand verlor.

Angst war Bates also keineswegs fremd. Nun aber, als die Zombies sich nach und nach durch die Türen kämpften, verspürte er keine Angst. Vielmehr erfüllte ihn eine seltsame Ruhe. Nichts spielte mehr eine Rolle, nicht einmal die Kreaturen, die sich ihm näherten, deren verwesende Gestalten ihn umzingelten.

Lächelnd versuchte Bates, die Pistole anzuheben, und stellte fest, dass er es nicht konnte. Plötzlich fühlte er sich unsagbar schwach, und ihm war kalt. Sein Magen schmerzte. Abermals versuchte er, die Pistole an den Kopf zu heben, doch die Waffe glitt ihm aus den tauben Fingern. Bates schloss die Augen, als die Zombies näher kamen.

Er spürte die Klinge der Handsäge nicht, die ihm die Kehle aufriss.

»Es ist vollbracht, Fürst Ob. Die Menschen sind geschlagen.«

»Niemand lebt mehr im Gebäude?«

»Unsere Streitkräfte haben soeben den Letzten gemetzelt, Herr. Wir haben gesiegt.«

Ob blickte das lodernde Gebäude empor, das gleich einem riesigen Scheiterhaufen in den Himmel ragte. Die Wolken spien Regen, trotzdem wüteten die Brände weiter und verschlangen Etage um Etage. Auch die Bauwerke rings um den Ramsey Tower standen in Flammen, und auf der Straße lag das noch rauchende Wrack des Helikopters.

»Tja, falls noch Menschen darin leben und sich in irgendeinem dunklen Winkel verstecken, wird es auch mit ihnen bald vorbei sein. Sammelt unsere Streitkräfte. Sie sollen sich neu formieren. Und steckt den Rest der Nekropolis in Brand.«

»Aber, Fürst Ob, soll dieser Ort nicht unsere Operationsbasis sein?«

»Wenn alle Menschen vernichtet sind, ist unsere Zeit hier vorüber. Wir brauchen diese Stadt nicht mehr. Wir übergeben das Zepter an unsere Brüder und brechen selbst auf, um andere Welten zu erobern. Die zweite Phase kann beginnen.«

Ein in eine schwarze Lederhose und ein blutdurchtränktes weißes Hemd gekleideter Zombie kam aus der Ruine des Gebäudes. Langes, dunkles Haar hing ihm auf den Rücken. Der Leichnam war noch frisch. Die Kehle war ihm von Ohr zu Ohr aufgesägt worden. Die Kreatur hielt auf sie zu.

»Fürst Ob!«

»Ja?«

Das Ding in Bates hatte Mühe, über die beschädigten Stimmbänder zu sprechen. »Ich habe diesen Körper erst vor wenigen Augenblicken übernommen. Zuerst habe ich das Gedächtnis meines Wirts durchsucht.«

»Und?«

»Mehrere Menschen leben noch. Sie sind entkommen.«

»Wohin?«, knurrte Ob.

»Unter die Stadt, Herr. Sie sind direkt unter unseren Füßen.«

»Wie viele?«

»Zehn, Herr. Einige davon sind erlesene Krieger.«

»Tatsächlich?«

»Drei sind ausgebildete Soldaten. Einer ist mehrere hundert Meilen gereist, um seinen Sohn zu suchen. Sein Beispiel hat die anderen angespornt – ihnen Hoffnung gegeben.«

»Um seinen Sohn zu suchen?« Ob dachte an seinen vorherigen Wirt zurück, den Wissenschaftler Baker. Er hatte zwei Gefährten gehabt: Jim, den Vater auf der Suche nach seinem Sohn, und Martin, den alten Mann Gottes.

»Dieser Vater – wie lautet sein Name?«

»Jim. Jim Thurmond.«

Ob ballte die Faust so heftig, dass die Fingernägel sich in die Handfläche gruben.

»War einer der Flüchtenden ein alter schwarzer Prediger?«

Die Bates-Kreatur schüttelte den Kopf. »Es sind zwar zwei Schwarze darunter, Herr, aber keiner davon ist ein Priester. Einer heißt Leroy, der andere Forrest.«

»Worum geht es, Fürst Ob?«, erkundigte sich der Adjutant.

»Unerledigte Dinge«, antwortete Ob. »Gefährten eines meiner früheren Wirte. Sie sind mir schon in Hellertown entwischt. Eigentlich ist es belanglos und nicht wert, Zeit damit zu vergeuden. Und dennoch – es wäre wunderbar, diesen Vater und seinen Sohn nach allem, was sie durchgemacht haben, letzten Endes doch noch zu vernichten. Die Ironie, die Schändung der Hoffnung würde dem Schöpfer in den Augen und Ohren brennen.«

»Wie sollen wir vorgehen?« Der Adjutant stand bereit.

»Wir haben nicht all das getan, um zehn dieser Maden durch unser Netz schlüpfen zu lassen. Schick sofort all unsere Streitkräfte in die Tunnel unter der Stadt.«

»Alle, Herr?«

»Alle.«

Der Regen durchnässte sie, ergoss sich auf die Straßen und Gassen. Er floss durch die Gullys und Kanalgitter in die Tunnel darunter.

Die Zombies folgten ihm.