ZWÖLF
S ie lächelt. Ein richtiges Lächeln, nicht so ein gezwungenes, falsches, dass sie für alle anderen in der Schule übrig hat. Das hier ist echt, und mir entgeht nicht, wie die Tränen in ihren Augen glänzen, bevor sie sie weg blinzelt. Das Mädchen hat Dämonen. Zum Teufel, ihre sind möglicherweise größer als meine.
Ich habe einen herrischen Paps, dessen Erwartungen ich anscheinend nie erfüllen kann. Sie hat eine tote Mutter und einen Ex, der sie betrogen hat. Welcher andere Schmerz verbirgt sich hinter diesem Lächeln?
Vielleicht fühle ich mich deshalb so zu ihr hingezogen. Ich will ihr wehtun. Ihre köstlichen Lippen beißen, bis sie bluten. Ihren Körper liebkosen, bis er voller blauer Flecke ist. Ich bin kein zärtlicher Liebhaber. Ich küsse hart und ficke noch härter. Aber ich will sie auch beschützen. Etwas in mir möchte sie in den Arm nehmen, sie als die Meine kennzeichnen und sie vor der Welt abschirmen.
Der Wunsch, sie zu besitzen, wird in mir immer stärker.
Ich hätte sie nicht hierherbringen sollen.
Ich gebe alles in den Topf und stelle die Zeit auf dem Dampfkochtopf ein, bevor ich schnell die Unordnung beseitige, die wir beim Zubereiten des Essens verursacht haben.
„Ich kann das abwaschen“, sagt Allie, als sie mir das Schneidebrett aus den Händen nimmt und damit zur Spüle geht. Sie wäscht es ab und legt es zurück in die Schublade, wo ich es zuvor herausgeholt hatte. Sie hat mir den Rücken zugewandt, und ich trete nahe an sie, um meine Hände auf ihre Hüften zu legen. Ich neige den Kopf nach unten und fahre mit der Nase ihren Hals entlang, sodass ich ihren holzigen Vanilleduft inhaliere.
Sie atmet scharf ein, bewegt sich aber nicht. Ich ziehe sie an mich heran, bis unsere Körper eng aneinander liegen. Dann beginne ich, mit meinen Lippen ihren Hals entlangzufahren. Sie neigt ihren Kopf zur Seite, damit ich besser herankomme, und verdammt, ihre Haut ist so weich. Ich knabbere und beiße in das zarte Fleisch. Der stechende Schmerz bringt sie zum Zischen, doch sie zieht sich nicht zurück, was mich überrascht. Also mache ich es gleich nochmal, diesmal stark genug, um eine kleine Schramme zu verursachen. Ich lindere den Schmerz mit einem Kuss und sauge an ihrer empfindlichen Haut, damit sie nach diesem Wochenende mein Zeichen tragen wird.
Ich lasse eine Hand über ihre Hüfte rutschen, wandere mit ihr über ihren Bauch, bis ich eine ihrer Brüste in meiner Hand halte.
„Roman…?“ Ihre Stimme ist leise, zögerlich.
Eine Frage schwingt mit, aber ich kann ihr nicht antworten. Ich habe keine Worte dafür, weil ich keine verdammte Ahnung habe, was ich hier tue und das ganz bestimmt nicht zugeben werde.
Sie reckt ihren Hals, um mich anzusehen, und die Lust und das Verlangen, die ich in ihrem Blick sehe, spiegeln meine Gefühle wider. Mir war es immer egal, worüber ein Mädchen nachdachte oder was sie fühlte. Doch bei Allie ist es anders. Ich will sie einfach verstehen. Vermisst sie ihre alte Schule? Ihr altes Leben? Was hat sie vor, wenn sie mit der Schule fertig ist?
Sie ist zu meiner Obsession geworden, und noch während ich mir sage, dass sie ein Nichts ist, ein Niemand, senke ich den Kopf und erobere ihre Lippen mit meinen, um sie zu schmecken. Sie keucht auf, was ich ausnutze, um meine Zunge in ihren Mund zu stoßen und ihre leisen Seufzer zu trinken.
Meine andere Hand wandert nach oben, um ihren Nacken zu umfassen und ihren Kopf so zu drehen, dass ich sie tiefer küssen kann, während ich mit der anderen ihre Brust massiere. Verdammt, sie hat wirklich schöne Titten. Voll und rund. Gerade richtig, um meine Hand zu füllen. Ich greife das weiche Fleisch und Zufriedenheit flammt in mir auf, als sie ihren Rücken wölbt und somit ihre Brust gegen meine Hand drängt. Sie dreht sich in meinen Armen herum.
Sie ist so empfänglich. So verflucht heiß. Ihre Arme legen sich um meinen Hals. Ihre Brüste pressen gegen meinen Brustkorb, und ich bin nur zwei Sekunden davon entfernt, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sie gleich hier auf der Küchentheke zu ficken, als sich von draußen Stimmen nähern.
Sie reißt ihren Mund von meinem los. „Roman.“ Sie atmet schwer. Ihre Brust hebt und senkt sich, und ich merke, dass es mir genauso geht. Ich will dieses Mädchen, und ich habe keine verdammte Ahnung, warum. Bevor sich unsere Blicke treffen, gelingt es mir, mich zusammenzureißen und das Bedürfnis, in sie zu versinken, hinter einem gelangweilten Gesichtsausdruck zu verbergen.
„Ich…“ Sie runzelt die Stirn, als sie meine Miene sieht. Verwirrung huscht über ihre Züge.
Die Stimmen werden lauter, und sie macht einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Doch ich bin nicht bereit, sie gehen zu lassen, und greife ihre Hüften, um sie mit Gewalt festzuhalten. Ich erlaube es nicht, dass sie sich zurückzieht. Nicht sie hat hier die Kontrolle, sondern ich.
Die Tür zur Hütte öffnet sich, und Emilio kommt hereinmarschiert, Dom ihm dicht auf den Fersen.
„Ich habe ihm doch gesagt, dass du beschäftigt bist“, sagt Dominique statt einer Begrüßung. Ich hebe eine Augenbraue, um anzudeuten, dass die Unterbrechung nicht weiter schlimm ist.
Emilio hat immer noch zwei Mädchen bei sich, eine in jedem Arm. Sein rechter Arm ist um diese Junior-Tussi von vorhin geschlungen, sein linker um Silvia. Ich kann sehen, dass er betrunken ist. Seine Augen sind glasig, und in seinem Gesicht klebt ein dummes, glückliches Lächeln, als er die vor ihm liegende Szene sieht. „Hey, Vanille. Vögelst du heute Abend mit meinem Kumpel, Rom?“ Ich muss mich beherrschen, um ihm nicht die Fresse zu polieren. Silvia wirft einen Blick auf Allie und versteift sich sichtlich. Ich trete vor, um ihr die Sicht auf Allie zu versperren, und Dominique gibt Emilio eine Kopfnuss, während er „blöder Arsch“ murmelt.
„Hey“, schreit Emilio und reibt sich den Kopf, als ob ihm Dominique tatsächlich wehgetan hätte. Wir wissen beide, dass das nur Show ist. „Das ist nicht cool, Mann. Was zum Teufel?“
Dominique deutet zum Flur. „Nimm deine Mädels mit auf dein Zimmer, oder schicke sie nach Hause.“ Er atmet tief ein, bevor sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zeigt. Er hat auch einiges intus, denn Dom lächelt normalerweise nicht. „Roman kocht heute Abend.“
Emilio wird so aufgeregt wie ein Fünfjähriger, der gleich eine Eiswaffel oder irgendwelchen anderen Scheiß bekommt, und schaut mich sofort an. „Du hast gekocht?“
Ich nicke.
„Was gibt es denn?“ Die zwei Mädchen, die er bei sich hat, hat er total vergessen. Silvia und die andere Tussi, deren Namen ich nicht kenne und den ich auch nicht wissen will, stehen direkt hinter ihm. Ihre Mienen wirken besorgt. Sieht so aus, als ob die Sache nicht so laufen würde, wie sie gehofft hatten.
„Albóndigas“, sage ich zu ihm.
Sein Lächeln wird noch breiter, und er dreht sich um. „Meine Damen, es war mir ein Vergnügen.“ Er scheucht sie trotz all ihrer Proteste zurück zur Vordertür. Silvia schaltet eindeutig auf stur, weil sie es nicht mag, vor die Tür gesetzt zu werden.
„Aber, Emilio, ich habe gedacht, wir wollten zusammen feiern“, winselt sie.
„Sorry, äh…“ Er hält inne und schaut sie entschuldigend an.
Ihr bleibt der Mund offenstehen, und ihre Augen werden schmal, als sie mit einem lang gezogenen „Silvia“ antwortet.
Er schnipst mit den Fingern. „Genau. Silvia war’s. Verzeih. Mir ist etwas dazwischengekommen. Ich rufe dich ein andermal an, okay?“
Ihre Wangen röten sich, und sie schiebt die Unterlippe vor. „Du hast mich noch nicht einmal nach meiner Nummer gefragt.“
Er grinst sie an. „Die kriege ich schon raus. Ich habe da Mittel und Wege. Ich will nicht, dass du dein hübsches, kleines Köpfchen überanstrengst.“
Bevor sie auch nur antworten kann, gibt er ihr und ihrer Freundin einen letzten Schubs und schließt hinter ihnen die Tür. Dann dreht er sich wieder zu mir um. „Ich habe gerade ein paar erstklassige Muschis sausen lassen, also gib mir jetzt gefälligst Essen, du Arsch.“
Wir lachen alle. „Wir müssen noch zehn Minuten warten. Sieh zu, dass du einen Film findest, den wir anschauen können, und ich kümmere mich um die Tortillas.“
Er nickt und geht dann auf Allie zu.
Ich knurre.
„Hey, Mann. Ich wollte deinem Mädchen nur das Haus zeigen. Entspann dich.“
Ich funkele ihn an. Er muss sie nicht herumführen. So wie ich Emilio kenne, will er ihr zuerst sein Schlafzimmer zeigen. Dominique weiß das auch und macht der Sache ein Ende, bevor sich die Gemüter erhitzen. Ich mag so tun, als ob ich an Allie kein Interesse hätte, aber sie ist mir alles andere als gleichgültig, und ich teile mein Spielzeug nicht. Alles muss ich über sie wissen, alles. Ich will ihre Geheimnisse und all ihre Wünsche erfahren. Ich brauche Munition gegen dieses Mädchen. Sie hat mich schon zu sehr in der Hand.
„Möchtest du mir helfen, für heute Abend einen Film auszusuchen?“, fragt Dom sie.
Ihre Brauen ziehen sich zusammen, und sie schaut uns abschätzend an. Ich weiß, was sie denkt. Es steht ihr ins Gesicht geschrieben. Wir sind die größten Arschlöcher der Sun Valley High. Die Teufel. Warum also verkriechen wir uns schon vor Mitternacht in unserer Hütte, statt draußen mit allen anderen zu feiern? Und was sie wahrscheinlich noch viel dringender wissen will: Warum zum Teufel sind wir so nett zu ihr, wenn wir die ganze Woche über so getan haben, als ob sie nicht existiere?
Dominique beantwortet ihre erste, unausgesprochene Frage: „Wir sind von dem Spiel heute fertig. Und das da draußen“, sagt er auf die Vordertür deutend, „ist nicht nach unserem Geschmack.“
Sie verzieht die Lippen. „Ihr Kerle mögt keine Partys?“
„Oh, doch, das tun wir.“ Emilio lacht in sich hinein und wirft ihr einen zweideutigen Blick zu. „Aber wir feiern nach unseren Bedingungen, und wir brauchen dafür keine Möchtegern-Arschlöcher um uns. Außerdem hatten wir heute ein Spiel. Das heißt, dass wir uns heute Abend erholen. Und Roman ist ein selbstsüchtiger Mistkerl, der nicht oft für uns kocht. Das müssen wir genießen, wenn sich die Chance bietet.“
„Oh. Okay.“ Sie folgt Dom zum Sofa, und er nickt mir kurz zu, bevor er ihr unsere DVD-Sammlung zeigt. Wir haben hier draußen kein Internet, also kommt Streamen nicht infrage.
Während sie mit der Filmauswahl beschäftigt sind, geht Emilio in sein Zimmer und kommt dann in einer Jogginghose zurück. Er trägt immer noch seinen lächerlichen Bikini darüber, aber er betritt den Raum, als ob er der schärfste Kerl wäre, den die Welt je gesehen hat. Ich lache in mich hinein. Dem Kerl ist echt nichts peinlich.
Allie versteckt ihr Lächeln hinter ihrer Hand, als sie ihn sieht. „Du musst das nicht anbehalten.“ Sie sitzt in der Ecke der Wohnlandschaft und hat sich tief in eine Decke eingekuschelt. Ist ihr vielleicht kalt? Mache ich mir etwa Sorgen? Ich runzele die Stirn, weil ich meine Gefühle hinsichtlich ihres Wohlbefindens nicht genauer analysieren will.
Emilio schaut mit selbstzufriedener Miene an sich herunter und sagt: „Weißt du, ich würde voll gern im Adamskostüm herumlaufen, aber ich glaube nicht, dass diese Zwei hier das zu schätzen wüssten.“
„Ich habe den Bikini gemeint“, sagt sie. Ich merke, wie ihr die Röte in die Wangen steigt. Sie sieht hübsch aus, wenn sie rot wird.
„Wie bitte? Ich sehe in diesem Teil verdammt gut aus.“ Er greift durch den lächerlich leuchtenden Stoff an seine Eier. „Pink ist meine Farbe. Außerdem sind Wettschulden Ehrenschulden.“
Sie verdreht die Augen und wendet sich an mich. „Wir sind hier nur zu viert. Du musst den Bikini auch nicht tragen. Aber ich erwarte, dass du ihn immer trägst, wenn du an diesem Wochenende aus dieser Hütte trittst. Das ist nur gerecht.“ Ihre Lippen verziehen sich zu einem zufriedenen Grinsen, was mir verrät, dass sie durchaus einen Wettbewerbssinn hat. Ich werde mir diese Information für später merken.
„Damit kann ich leben.“ Ich binde das schwarze Oberteil ab und werfe es genau in dem Moment auf die Theke, als der Dampfkochtopf piept, das Signal dafür, dass er fertig ist. Ich stelle die comal , eine Grillpfanne aus Gusseisen, auf den Herd und wärme Tortillas auf, bevor ich die Suppe verteile. Normalerweise bedienen wir uns selbst, doch ich will nicht, dass Dominique alles auf einmal auffrisst. Emilio und ich sind an selbst gekochtes Essen gewöhnt, aber Dom nicht, und jedes Mal, wenn er was kriegen kann, schlingt er es hinunter, als ob er am Verhungern wäre.
Meine Mom lebt praktisch in der Küche, und es ist ständig etwas Warmes zu essen da, wenn ich oder Paps heimkommen. Aber Doms Eltern sind selten zu Hause und das Abendessen besteht fast immer aus irgendetwas vom Lieferservice, das jeder für sich allein isst. Deshalb versuchen Emilio und ich, ihn während der Woche so oft wie möglich zu uns zum Essen einzuladen. Niemand sollte allein essen. Essen muss man zusammen mit der Familie genießen, und diese zwei Ärsche zählen für mich zur Familie.
„Schnappt euch euer Essen“, sage ich den Kerlen, während ich mir zwei Schüsseln greife und eine davon Allie reiche. Dann gehe ich zurück zu den Tortillas und lege ein paar in einer Serviette auf den freien Platz neben ihr. Ich setze mich hin und ziehe ein Stück der Decke von ihrem Schoß. Ich brauche sie eigentlich nicht, aber es ist ein guter Vorwand, um ihr nahe zu sein. Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, ihre Gesichtszüge zu studieren und mir ihre Mimik einzuprägen, damit ich genau weiß, was sie fühlt, wenn sie es fühlt.
„Hey!“ Sie kneift die Augen zusammen und ihre Schultern spannen sich sichtlich an.
„Ich trage nur Unterwäsche. Es ist kalt.“ Ich lüge, mir ist nicht kalt, ich will unter diese Decke.
Sie verdreht die Augen, protestiert aber nicht weiter. Und der Punkt geht an diesen Teufel.
Dominique schaltet den Film ein, und der Vorspann läuft, während wir alle unser Essen in uns reinschaufeln.
Allie stöhnt auf, und ich verkneife mir ein Grinsen. Es verschafft mir irgendwie Befriedigung zu wissen, dass es ihr schmeckt. Dass sie etwas genießt, das ich für sie gekocht habe. „Das ist so gut. Ich habe keine albóndigas gegessen, seit ...“
Sie unterbricht sich, und ich drehe mich um, um sie anzuschauen. Sie zwinkert mehrmals schnell und starrt dann in ihre Schüssel, weil sie mit den Tränen kämpft. Ich sehe, wie ihre Unterlippe zittert. Die roten Flecken, die unter ihren Augen erscheinen, als ob sie sich schon die Augen ausgeweint hat.
Mich durchfährt mit einem Ruck ein unbekanntes Gefühl, das ich lieber nicht beim Namen nennen möchte. Fuck. Sie hat keine albóndigas mehr gegessen, seit ihre Mom gestorben ist. Das hätte sie fast gesagt.
Emilio bemerkt ihre Reaktion und schaut mich besorgt an. Ich zucke leicht mit den Schultern, als ob ich sagen will: Ich habe keine Ahnung, was gerade passiert . Denn ich werde ihm todsicher nicht ihre Geheimnisse verraten. Sie gehören ganz allein mir. Aber auf typische Emilio-Weise rettet er den Abend mit einem blöden Witz.
„Verdammt, Allie. Du kannst doch nicht wegen ein bisschen Suppe so stöhnen. Mir schwirrt der Kopf, wenn ich solche sexy Geräusche von dir höre.“
Sie lacht, aber man hört darin ein Schluchzen. „Typisch Kerl.“ Sie bewirft ihn mit einer Tortilla, bevor sie sich eine von meinen klaut, um die, die sie eben gerade verschossen hat, zu ersetzen. Ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt.
„Hass mich bitte nicht. Ich kann nichts dafür, dass ich hiermit geboren wurde.“ Er greift unterhalb des leuchtend pinken Bikinihöschens, das über seiner Jogginghose sitzt, und beißt dann herzhaft in die Tortilla, mit der sie ihn gerade beworfen hat.
Sie stöhnt nochmal, diesmal gespielt genervt. „Ich weiß nicht einmal, was ich mit dieser Aussage anfangen soll.“ Jetzt klingt ihre Stimme nicht so gepresst, ihr Gesicht ist weniger rot.
„Hey. Seid leise. Der Film fängt an“, mischt sich Dominique ein, und wir richten unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm genau in dem Moment, als Norman Reedus und Sean Patrick Flanery erscheinen und an dem Priester vorbeilaufen, um Jesus die Füße zu küssen.
Emilio stöhnt, legt kopfschüttelnd den Kopf schief. „Der blutige Pfad des Todes . Schon wieder?“
Worauf Dom antwortet: „Motz mich nicht voll. Allie hat ihn ausgesucht. Das Mädchen hat Geschmack. Ist nicht unsere Schuld, wenn du keinen hast.“
Emilio brummt missbilligend, ist dann aber still und konzentriert sich auf die Albóndigas. Sobald Allie aufgegessen hat, bringe ich die Schüsseln schnell zurück in die Küche. Wir sind fast in der Mitte des Films, und jetzt wird es gleich richtig spannend.
Ich setze mich wieder hin und ziehe nochmal an ihrer Decke. Sie schaut mich finster an und zerrt ein Stück davon zurück, also zupfe ich erneut daran. Diesmal guckt sie mich wütend an. „Was machst du da?“, flüstert sie.
„Pssst“, zischt Emilio, der in den Film ganz versunken ist. Er mag sich zwar darüber beschweren, wie oft wir ihn ansehen, wenn wir hierherfahren, aber er liebt ihn genauso sehr wie wir.
Ich ignoriere Allies Frage, indem ich die Decke anhebe und dichter an sie rutsche, bis wir ganz nah beieinandersitzen. Einen Arm lege ich um ihre Schulter und ziehe sie näher an meine Brust, während ich die Decke richte, damit wir beide bequem darunter passen.
Ihr Körper versteift sich für einen Moment, aber dann entspannt sie sich. In mir macht sich ein Hauch von Zufriedenheit breit. Eine ihrer Hände drückt auf meinen Brustkorb direkt über meinem Herzen, und ich frage mich, ob sie es pochen hören kann. Das Mädchen lässt mich Dinge fühlen, von denen ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich sie fühlen möchte.
Meine Augen wandern zu dem türkisfarbenen Armband an ihrem Handgelenk. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, hat sie es an. Hängen daran Erinnerungen oder irgendetwas in der Art? Der Drang, sie danach zu fragen, ist groß, aber ich halte mich zurück, weil ich nicht zeigen will, wie sehr sie mich fasziniert.
Allie ist definitiv nicht wie andere Mädchen. Die anderen Mädchen wollen mit mir oder meinen Jungs Zeit verbringen, weil wir etwas für sie tun können. Durch ihre Verbindung zu uns steigt ihr sozialer Status. Selbst wenn wir nur mit ihnen schlafen, interessieren sich danach mehr Kerle für sie. Was die Teufel hatten, wollen sie auch.
Allie scheint sich um all das keine Gedanken zu machen. Ihr scheinen Status und Macht egal zu sein.
Und weil ich das weiß, ist sie für mich noch anziehender.