S
ie zeigt mir für den Rest des Wochenendes die kalte Schulter. Es hätte mir klar sein sollen. Das Risiko hätte ich in Betracht ziehen müssen. Ich weiß, dass sie nicht das schüchterne, Mauerblümchen ist, auch wenn sie manchmal gern so tut. Sie bestraft mich dafür, dass ich sie hängen lassen habe, und sie hat damit, verdammt nochmal, Erfolg. Was eine Strafe für sie
sein sollte, eine Erinnerung daran, wer die Kontrolle hat, ist nach hinten losgegangen. Jetzt beobachte ich sie wie ein liebeskranker Hund, dem der Knochen weggenommen wurde.
Mir entfällt immer wieder, dass sie nicht wie die anderen Mädchen der Sun Valley High ist. Sie schert sich nicht die Bohne darum, wer ich bin, und das macht sie überdeutlich klar. Sie bleibt den ganzen Samstag in Hendersons Nähe, sodass ich keine Gelegenheit bekomme, mich dazwischen zu drängen und sie mir zu schnappen. Es sei denn, ich will eine große Szene verursachen, und das wird definitiv nicht passieren. Also schmore ich im eigenen Saft, während sie mit dem Wichser lacht, mit ihm trinkt, sich von ihm berühren lässt. Es ist nichts Romantisches dabei. Zumindest glaube ich, dass das bei ihr der Fall ist. Aber jedes Mal, wenn dieses Arschloch einen Arm um ihre Schulter legt, würde ich ihm am liebsten seine Visage einschlagen.
Allie Ramirez gehört mir. Ich ficke sie. Ich tue ihr weh. Ich lindere ihren
Schmerz, wenn es mir passt. So gern will ich sie berühren, und in meinem Kopf gehen Dinge vor sich, die ich nicht mag.
"Ro, was ist denn mit dir los, Mann?“, fragt Dom, als ich auf der Veranda unserer Hütte vor mich hin brüte und an einem Glas Wasser nippe. Ich habe noch einen kleinen Kater von gestern Abend. Ich trinke nicht oft. Keiner von uns tut das. Football ist zu wichtig. Die paar Biere und das Bier-Pong-Spiel machen sich heute bemerkbar. „Ich habe gedacht, du würdest dir das Mädchen aus dem Kopf ficken, und danach wäre es gut. Was ist los?“
Ich schnaube. „Vielleicht brauche ich noch ein paar mehr Ficks, ehe ich mit ihr fertig bin.“
Er schüttelt bereits den Kopf, bevor ich den Satz überhaupt beendet habe. „Nee. Ich weiß, wie du bei Mädchen bist. Die hier ist nicht so. Ich kenne die ganzen Psychospielchen, die du gern bei den Bräuten abziehst, aber sogar das ist anders bei ihr. Du hast gestern Abend gekocht, und, versuch gar nicht erst, mir einzureden, dass du das für Emilio oder mich getan hast. Du hast für sie gekocht. Warum?“
Emilio unterbricht uns, als er nach draußen tritt. Er trägt immer noch diese idiotische, leuchtend pinke Bikinihose über seiner Jogginghose. „Ich mag Allie. Können wir sie behalten?“
Dom und ich reißen beide die Köpfe zu ihm herum. „Was?“, frage ich, meiner Stimme ist die Überraschung anzuhören.
„Ich habe gesagt: Können wir sie behalten?“
„Sie ist kein Hundebaby“, macht ihn Dom an, aber seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als ob er sich dieselbe Frage stellt.
„Warum?“, frage ich.
Emilio verdreht die Augen. „Hallo? Ich habe doch gerade gesagt, dass ich sie mag. Hörst du mir überhaupt zu? Was ist denn heute mit dir los, Mann?“
Ich drehe mich zu Dom um, der zuckt nur mit den Schultern und zieht eine Augenbraue hoch, als ob er sagen will: „Keine Ahnung.“
Der ist mir echt eine Hilfe. Diese Seite ist mir an Emilio neu. Klar, der Kerl ist zu so ziemlich jedem nett, aber nur oberflächlich. Er mag Menschen nicht. Ich glaube nicht mal, dass er sich aus Dom und mir wirklich so viel macht, und wir sind seine besten Freunde, verdammt nochmal.
„Habt ihr zwei Wichser nicht selbst gesagt, dass wir uns auf das Spielfeld konzentrieren sollen?“
„Ich habe meine Meinung geändert. Ich will sie behalten. Wenn du nicht mehr auf sie stehst, jetzt, wo du deinen Spaß gehabt hast, dann raus damit. Ich habe kein Problem, deine abgelegten Frauen zu übernehmen. Den Geräuschen nach zu urteilen, die letzte Nacht aus deinem Zimmer kamen, ist das Mädchen die Mühe wert.“
Ich stehe auf und gehe drohend auf meinen besten Freund zu. Ich bin kurz davor, dem Arschloch die Faust ins Gesicht zu rammen, als Dom zwischen uns tritt. „Was hast du vor?“
„Ich will ihm diesen selbstzufriedenen Ausdruck aus der Visage schlagen.“ Ich deute mit meiner Wasserflasche auf Emilio, und der Wichser lächelt mich an.
Dom schüttelt den Kopf. „Ich meine nicht die taube Nuss hier. Was hast du mit Allie vor?“
Mein Kiefer spannt sich an, als ich ihn anfunkele. „Ich habe gar nichts vor“, presse ich heraus. „Warum, verdammt, geht ihr mir plötzlich die ganze Zeit mit ihr auf den Sack?“
„Sie ist nicht so wie andere Mädchen“, sagt er.
„Das ist mir klar. Wenn, dann wäre sie hier und würde mir die Stiefel lecken, statt mit Henderson den lieben langen Tag herumzuspinnen. Was wollt ihr von mir?“
Emilio schiebt sich zwischen uns und schaut von einem zum anderen. „Er will, dass du uns deine Absichten erläuterst, Rom. Wir beide wollen das.“ Und ausnahmsweise sieht der Kerl mal ernst aus.
Ich schaue finster. „Warum zum Teufel interessiert ihr euch plötzlich so verdammt sehr dafür, wen ich ficke?“
Dom schnaubt. „Weil Emilio recht hat. Wir mögen sie. Und keiner von uns will, dass du die Sache für uns versaust.“
Mein Kiefer klappt nach unten. „Für uns
?“
Emilio nickt und boxt mir spielerisch gegen die Brust. „Ja, du Wichser. Für uns. Wie schon gesagt, wir mögen sie. Sie passt in unsere Gruppe. Sie hat keine Dollarzeichen in den Augen, wenn sie uns anschaut, nicht so wie alle anderen
Mädchen in dieser Stadt. Wir könnten eine feminine Note hier gut vertragen. Zu viel Testosteron mit euch zwei Idioten, wenn du mich fragst. Und dein Schwanz wird die Sache vermasseln, also sagen wir beide dir jetzt, dass du das nicht tun sollst. Lo entiendes?“ Verstehst du?
Macht er sich über mich lustig? „Sag, was immer du ihr mitteilen musst. Du hast heute Morgen irgendetwas verbockt, ansonsten würde sie nicht mit dem Stück Scheiße abhängen, und du würdest hier nicht vor dich hin brüten.“
Mein Kiefer spannt sich an. „So läuft das bei uns nicht.“ In meiner Stimme liegt eine Schärfe, die ich normalerweise für alle anderen verwende, nur nicht für die zwei neben mir. Dominique und Emilio sind wie Brüder für mich. Sie sind meine Familie. Aber ich nehme von niemandem Befehle entgegen, und ich muss mich ihnen gegenüber nicht rechtfertigen.
Emilio schaut mir direkt in die Augen, und seine Augen sind schmal und etwas blitzt in ihnen auf, das mir neu ist. „Sie ist der Beziehungstyp.“
Ich spanne meinen Kiefer noch mehr an. „Und das ist für dich von Bedeutung, weil…“
„Weil du es nicht bist.“
„Ich habe nie behauptet, dass ich’s bin“, erinnere ich ihn. Dann füge ich sicherheitshalber noch hinzu: „Sie hat ihre Karten zuerst offen auf den Tisch gelegt. Sie wollte Spaß haben. Ohne Verpflichtungen. Macht mich nicht fertig. Ich habe dem Mädchen genau das gegeben, was es wollte.“
Sie sehen beide für einen Moment misstrauisch aus und fragen sich, ob ich sie täusche. Dann fragt Dom: „Das hat sie wirklich gesagt?“ Er klingt nicht überzeugt.
„Ja, du Wichser. Hat sie. Also beruhige dich.“
„Okay. Gehen wir mal davon aus, dass das stimmt. Was hast du dann getan, um sie so sauer zu machen?“
Ich lasse die Schultern hängen und knirsche mit den Zähnen.
„Los, du Wichser. Spuck es aus“, sagt Emilio und hüpft neben mir regelrecht auf und ab. Der Kerl ist heute Morgen überdreht. Ich muss in Zukunft dran denken, den Kaffee vor ihm zu verstecken.
„Ich habe sie gefickt.“
„Und…?“
Ich atme entnervt aus. „Und ich habe ihr den Orgasmus verweigert, als sie nicht darum betteln wollte.“
Dominique pfeift durch die Zähne und Emilio schreit ungläubig auf. Dann sagt er: „Ich habe schon immer gewusst, dass du ein übles Arschloch mit Kontrollzwang bist, aber verdammt, Mann, das ist gefühlskalt. Und lass mich raten, du hast trotzdem deinen Orgasmus bekommen?“
Ich nicke.
Emilio hält sich den Mund zu, während er sich vor Lachen krümmt. Als er sich aufrichtet, glänzen Lachtränen in seinen Augen. „Verdammt. Wenn du in naher Zukunft wieder in diese Muschi willst, dann wirst du im Staub kriechen müssen.“
Keine. Verdammte. Chance.