EPILOG
Vier Monate später
„
H
appy birthday to you. Happy birthday to you. Happy birthday to Allie. Happy birthday to you.“
Mit einem strahlenden Lächeln lehne ich mich nach vorn und puste die Kerzen auf der Torte aus, die Mrs Valdez für mich gebacken hat. Es ist mein achtzehnter Geburtstag, und auch wenn ich mich nicht anders als gestern fühle, so weiß ich doch, dass sich ab dem heutigen Tag alles ändern wird.
Es ist vier Monate her, seit Roman und ich beschlossen haben, einer richtigen Beziehung zwischen uns eine Chance zu geben. Wir haben unsere Höhen und Tiefen gehabt, und ich lerne immer noch, mit den Traumata umzugehen, die ich erlebt habe, aber ich habe große Fortschritte gemacht.
Ich drehe nicht mehr durch, wenn er, so wie jetzt, von hinten kommt, seine Arme um meine Taille schlingt und sich vorbeugt, um meinen Hals zu küssen. „Hast du dir etwas gewünscht?“, fragt er, sein Atem ist heiß auf meiner Haut, seine Stimme tief und verführerisch.
Ein Lächeln breitet sich langsam auf meinem Gesicht aus, und ich drehe mich
um, um ihn anzublicken. „Nope.“
Seine Augenbrauen ziehen sich verwirrt zusammen, und ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht aufzulachen. „Ich habe schon alles, was ich mir nur wünschen kann.“ Und das ist die Wahrheit. Alle meine Freunde sind hier. Ich habe den wunderbarsten Freund, der mich und meine Bedürfnisse über alles andere stellt. Und ich habe die Hilfe bekommen, die ich sofort hätte bekommen sollen, als ich überfallen wurde. Romans Mom, Maria, hat dafür gesorgt.
Ich bin glücklich und meine Wunden heilen. Mehr könnte ich mir nicht wünschen.
Auf seinem Gesicht macht sich ein großes Lächeln breit und er neigt sich nach unten, um seine Lippen auf meine zu drücken und mich zärtlich zu küssen. Seine Küsse beginnen immer so. Zögernd und sanft. Aber ein Knabbern an seiner Unterlippe bringt ihn dazu, seinen Kuss tiefer werden zu lassen, und ich keuche auf, öffne meinen Mund, um ihn einzulassen und still um mehr zu bitten.
Hinter uns stöhnen Leute auf und entfernen sich.
„Sucht euch ein Zimmer“, ruft Emilio, und ich ziehe mich zurück und kämpfe darum, nicht rot zu werden.
„Verpiss dich“, sagt Roman, aber seine Stimme klingt gleichgültig.
Emilio verdreht die Augen und reißt mich dann aus Romans Umarmung. „Du wirst Allie schon bald ganz für dich allein haben. Aber heute musst du teilen.“
Ich quietsche, als er mich hochhebt und mich über seine Schulter wirft, um mit mir in den Garten zu rennen, Roman dicht auf seinen Fersen. Es ist seltsam, wenn ich darüber nachdenke, dass ich vor einigen wenigen Monaten hilflos dahingetrieben bin. Verloren in meinen Schmerzen und vom Kummer zerfressen. Ich dachte nicht, dass ich jemals wieder glücklich sein könnte. Nicht auf diese Weise. Aber ich bin nicht mehr abgestumpft. Ich spüre meine Gefühle wie ein Kaleidoskop von Empfindungen und ich genieße jedes Einzelne davon an jedem einzelnen Tag.
Der ganze Trupp geht nach draußen. Romans Eltern, Maria und Melchor, Dominique, Aaron, Kasey, sogar Julio, Gabe und Felix sind aus Richland hergekommen, um mit mir zu feiern.
Emilio setzt mich ab, bevor er meine Hand greift und mich in die Mitte des Gartens zieht. Aus dem Lautsprechersystem kommt Musik und er tanzt mit mir zu Rombais Me Voy
. Kasey gesellt sich schnell zu uns, und wir alle drei singen schief
mit, auch wenn Kaseys Worte hauptsächlich ausgedacht und nicht der wirkliche Text sind. Wir lachen und tanzen sorglos, denn ich habe beschlossen, auf genau diese Weise weiterzumachen.
Es ist so viel passiert, worüber ich keine Kontrolle hatte, und die Sorge darum, was morgen passieren wird, ist immer da. Aber meine Therapeutin erinnert mich in unseren wöchentlichen Sitzungen daran, dass ich mich auf das Heute konzentrieren und mein Leben ohne Angst leben muss. Ich habe so viel verloren, mehr als die meisten anderen Menschen in ihren ersten achtzehn Lebensjahren. Aber ich will kein Leben führen, das voller Angst und Was-wenn’s ist. Was uns zum heutigen Tag bringt. Ich bin achtzehn, und heute Nachmittag nehme ich den Schlüssel für meine erste Wohnung in Empfang. Roman zieht mit mir zusammen, wovon Maria und Melchor nicht begeistert sind, weil wir beide noch auf der Highschool sind, aber zumindest Maria scheint es zu verstehen.
Bei Gerald zu wohnen ist einfach keine Option für mich, wenn ich meiner Vergangenheit entkommen will. Er ist ein schädliches Puzzleteil in meinem Leben, durch das eine allgegenwärtige Bedrohung über meinem Kopf schwebt, mit der wir noch fertig werden müssen. Um nach vorn zu blicken, muss ich mein Leben von seinem trennen.
Janessa hatte heute Morgen ein Treffen mit ihm eingerichtet, und ich habe erklärt, dass ich ausziehen würde. Ich habe ihm dafür gedankt, dass er mich nach dem Tod meiner Mutter aufgenommen hat, und habe ihm gesagt, dass ich nun, da ich volljährig sei, andere Vorkehrungen getroffen hätte. Er schien darüber nicht froh zu sein, aber Janessa hat es geschafft, die Wogen zu glätten und den unangenehmen Moment etwas weniger unangenehm zu machen.
Er lässt mich das Auto behalten, sozusagen als Geburtstagsgeschenk. Er hat mir auch Zugriff auf einen Treuhandfonds gewährt, aber ich habe nicht vor, ihn für irgendetwas anderes, außer für meine Ausbildung zu nutzen. Doch ich bin froh, dass ich ihn habe. Es hilft mir bei dem Stress, den der Auszug mit sich bringt.
Roman lächelt mir über den Rasen hinweg zu, als er mit einem Bier in der Hand dasteht, Aaron rechts von ihm und Dom links von ihm. Kasey steht zwischen meinen Jungs aus der alten Heimat und sonnt sich in ihrer Aufmerksamkeit. Ich verdrücke mir ein Grinsen, als ich den mörderischen Blick sehe, den Dominique ihnen zuwirft.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass zwischen den beiden etwas läuft, aber keiner hat etwas erwähnt, und ich habe nicht gefragt. Ich bin einfach nur glücklich.
Endlich zufrieden, und ich freue mich darauf, was uns als Nächstes erwartet.
Ich muss Roman nur ein paar Mal lange anblicken, damit er sein Getränk abstellt und sich zu mir auf den Rasen gesellt. Seine Hüften schwingen mit meinen im Takt, als er seine Arme um mich legt. „Du bist so wunderschön“, sagt er zu mir.
Ein Lächeln breitet sich unwillkürlich auf meinem Gesicht aus. „Du siehst selbst auch ziemlich gut aus“, bemerke ich und mustere ihn ganz offensichtlich mit immer mehr Glut in meinem Blick.
In seinen Augen funkt es spitzbübisch auf. „Ich bin so ein verdammter Glückspilz.“ Er drückt seine Lippen wieder auf meine, bevor er gegen meinen Mund flüstert: „Und ich liebe dich so verdammt sehr.“
Gott, dieser Junge. „Ich liebe dich auch“, sage ich und werfe die Arme um seinen Hals, um ihn fest zu umarmen. Ganz egal, was unsere Zukunft bringt, ich weiß, dass er an meiner Seite sein wird, und ich kann es kaum erwarten, herauszufinden, was das nächste Kapitel für uns bereithält.