Antoine Jean Gros,
Napoleon auf dem Schlachtfeld von
Preußisch-Eylau (9. Februar 1807), 1808.
Öl auf Leinwand, 521 x 784 cm.
Musée du Louvre, Paris.
Gros’ Vater war Miniaturist und gab seinem Sohn Zeichenunterricht, als dieser sechs Jahre alt war. Gegen Ende 1785 entschloss sich Gros für das Atelier von Jacques-Louis David, das er fleißig besuchte, während er gleichzeitig dem Unterricht im Collège Mazarin folgte. Sein Vater, der in der Revolutionszeit sein Vermögen verloren hatte, starb 1791 und Gros musste für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen. Er widmete sich nun ganz seinem Beruf und bemühte sich 1792, wenn auch erfolglos, um den Großen Preis. Allerdings wurde er damals auf die Empfehlung der Kunstakademie hin zum Porträtmaler der Konventionsmitglieder. Als er wegen der Revolution nach Italien gehen musste, verdiente er seinen Lebensunterhalt in Genua auf die gleiche Weise und schuf eine große Anzahl von Miniaturen. Nach einem Aufenthalt in Florenz lernte er bei seiner Rückkehr nach Genua Joséphine de Beauharnais kennen und durch sie Napoleon. Am 15. November 1796 war Gros in der Nähe von Arcola mit der Armee dabei, als Bonaparte die Trikolore auf der Brücke hisste. Gros hielt diesen Moment als Gemälde fest und zeigte durch seine Behandlung des Themas, dass er seine Berufung gefunden hatte. Bonaparte ernannte Gros zum „Inspecteur aux revues“, wodurch er der Armee folgen konnte, und 1797 berief ihn der General in eine Kommission zur Auswahl der Beutestücke für den Louvre.
Nachdem er 1799 der Belagerung von Genua entkommen war, kehrte Gros nach Paris zurück und richtete sich 1801 im ehemaligen Kapuzinerkloster ein. Sein Entwurf für die Schlacht von Nazareth (Museum von Nantes) gewann den von den Konsuln ausgesetzten Preis, den er jedoch, angeblich wegen Napoleons Neid auf Junot, nie erhielt. Zum Ausgleich gab der Erste Konsul ein Gemälde in Auftrag, das seinen Besuch bei den Pestkranken in Jaffa zeigte. Auf Bonaparte bei den Pestkranken von Jaffa (11. März 1799) folgten Die Schlacht von Abukir (1806) und Napoleon auf dem Schlachtfeld von Preußisch-Eylau (1808). Diese drei Themen – der beliebte Anführer entschlossen angesichts der Krankheit, herausfordernd im glanzvollen Moment des Sieges und verbittert angesichts des hohen Preises eines opferreichen Sieges – machten Gros berühmt. Der Maler wurde ausgezeichnet und von Napoleon nach dem Salon von 1808 zum Reichsbaron ernannt.
In der Restauration wurde er Professor an der Kunstakademie und Ritter des Sankt-Michael-Ordens. Als jedoch die Trennung des Generals und der Armee vom Volk vollzogen wurde, wurde Gros dazu aufgefordert, nicht mehr die Episoden der Ziele des napoleonischen Ehrgeizes darzustellen und sein Genie fand keine Befriedigung mehr. Er war im klassischen Stil erzogen worden und wurde durch dessen Regeln eingeschränkt, auch wenn sein eigener Stil ihnen – durch seine naturalistische Behandlung der Themen und durch den Einsatz der malerischen Effekte und Farbtöne – zu widersprechen schien. Die Kapitulation von Madrid und Bonaparte hält vor der Schlacht bei den Pyramiden eine Ansprache an seine Truppen, zeigten 1810, dass ihn die Inspiration verlassen hatte. Karl V. und Franz I. besuchen die Kathedrale von Saint-Denis wurde 1812 besser aufgenommen, aber die Ausmalung der Kuppel der Pariser Kirche Sainte-Geneviève, des heutigen Pantheons (1811/1824) ist das einzige unter den späten Werken von Gros, das die Kraft und die Geltung seiner frühen Werke besitzt. Ludwig XVIII. verlässt bei der Rückkehr Napoleons den Tuilerienpalast und Die Herzogin von Angouleme schifft sich in Pauillac ein, die Decke des Ägyptischen Saals im Louvre und schließlich das 1835 ausgestellte Herakles und Diomedes zeigen, dass Gros’ Anstrengungen, dem Rat seines alten Meisters David folgend, vergebliche Versuche waren, die romantische Bewegung wider die eigene Zuneigung einzudämmen, und nur seinem einstmals glänzenden Ruf schadeten.
Der sich seines Misserfolgs bewusste und auf die Kritik wütende Gros ließ sich zu groben Handlungen hinreißen. Am 25.Juni 1835 fand man den Ertrunkenen am Ufer der Seine bei Sèvres. Auf einem Zettel unter seinem Hut stand die Nachricht aus dem Jenseits: „Des Lebens überdrüssig und von den letzten Fähigkeiten verraten, die es ihm unerträglich machten, hatte er sich entschlossen, es aufzugeben.“