Richard Parkes Bonington, Île de la Cité, Paris.
Aquarell auf Velin.
Yale Center for British Art, New Haven.
Als Maler der englischen Romantik, der hauptsächlich Landschaftsbilder malte, hatte Bonington großen Einfluss. Ab 1817 arbeitete sein Vater in einer Spitzenmanufaktur in Calais und die ganze Familie zog dorthin. Schon sehr jung lernte Bonington, Aquarelle auf die englische Art zu malen, und als seine Familie 1818 nach Paris umzog, freundete er sich dort mit Eugène Delacroix an. Bonington begann 1820 sein Studium an der Kunstakademie, an der Gros lehrte. Nach zweimaliger Ausstellung im Salon von Paris gewann er 1824 eine Goldmedaille. Zwischen 1825 und 1827 reiste er zwischen London und Paris hin und her, dann unternahm er zusammen mit dem Künstler Charles Rivet eine zweimonatige Reise in die Schweiz und nach Norditalien, wo er viele Öl- und Bleistiftskizzen ausführte. Bonington starb viel zu jung, mit fünfundzwanzig Jahren, in London an Tuberkulose. In einem Brief an Théophile Thoré schrieb sein Freund Delacroix über ihn:
„Meiner Meinung nach findet man bei anderen modernen Künstlern eine Kraft und Genauigkeit in der Ausführung, die denen in Boningtons Bildern überlegen ist, aber niemand in dieser modernen Schule und vielleicht auch noch niemand vor ihm hat je so eine Leichtigkeit in der Ausführung besessen, die seine Werke, und besonders die Aquarelle, zu Diamanten macht, die dem Auge schmeicheln und es begeistern, unabhängig von jedem Thema und von jeder Nachahmung.“
Man hielt Bonington oft zugute, dass er das englische Aquarell auf dem alten Kontinent eingeführt hat. Seine Palette, deren kaltes Blau mit den wärmeren Orange- und Brauntönen kontrastiert, ist ja wirklich typisch englisch, ganz wie seine farbprächtigen Tuschzeichnungen, die den Eindruck von Raum und Licht vermitteln. Seine Darstellungen von Landschaften und ländlichen Gegenden, die er auf seinen Reisen in die Schweiz und nach Italien fieberhaft skizzierte, waren in den damaligen Reiseführern sehr beliebt. Bonington beherrschte die Aquarelltechnik vollkommen und machte den bestmöglichen Gebrauch von dem Material und von den Themen, die er wählte, obwohl er auch in Öl malte. Er hatte einen enormen Einfluss, verbreitete die Kenntnis von den Fortschritten der Aquarelltechnik und wurde von den französischen Künstlern und Kritikern hoch gerühmt. Obgleich er heute nicht sehr bekannt ist, hatte sein Stil einen sehr großen Einfluss und wurde zu seiner Zeit und danach von vielen anderen Künstlern nachgeahmt.