R aven verließ das Haus der Familie Elbert und steckte die Liefergebühr ein, die Wendell Elbert ihr für die Milch gegeben hatte, als über ihr ein Rumpeln zu hören war.
Sie schaute zum Himmel und stellte fest: »Sieht aus, als wären wir gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Die Wolken werden schon dunkel.« Auf der anderen Seite der schmalen Straße scharrte Presley mit den Hufen und wieherte als Antwort auf ein weiteres Donnergrollen. Sie ruckte den Wagen vorwärts.
Raven huschte zu der alten Stute hinüber, ergriff die Zügel und hielt ihren Kopf fest. »Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Wir machen uns auf den Weg nach Hause und bringen dich gleich wieder in den Stall.«
»Hooo!« Deacon kam herangeeilt und sprang auf den Wagen, ohne seinen Schritt zu unterbrechen. »Lass uns von hier verschwinden. Ein Unwetter braut sich zusammen!«
Raven klopfte Presley auf die Seite des Halses. »Siehst du?« Sie hievte sich auf den Kutschbock und saß kaum auf der Holzbank, als Deacon an den Zügeln zerrte und Presley in zügigem Tempo zu traben begann. »Meine Güte, Deek! Lass mich auf den Wagen steigen, ja?«
Er strich sich das schüttere, sandfarbene Haar aus der Stirn. »Du bist drauf! Wir müssen los. Gewitter verschrecken die alte Presley hier. Wenn es zu schlimm wird, schaffen wir es nicht zurück zum Hof, bevor sie uns von der Straße läuft, um sich zu verstecken.«
Ein weiterer Blitz zuckte auf, Sekunden später gefolgt von einem Donner, der über den Himmel rollte. Presleys Kopf ruckte zurück und das Zaumzeug klirrte. Deacon griff nach den Zügeln und drückte seine Stiefel gegen das Trittbrett. »Wir sind fast aus der Stadt raus. Halt dich gut fest.«
Der Karren rumpelte die Straße hinunter, während sich die Leute in alle Richtungen zerstreuten. Die Händler holten ihre Waren in die Läden. Die Bauern spannten die Planen über ihren Karren fest. Einige begannen bereits, sich bei jedem Windstoß zu kräuseln und zu spannen.
Mütter packten ihre Kinder und zerrten an ihren Armen, um in Deckung zu gehen.
Raven erhob ihre Stimme, um über das Getöse hinweg gehört zu werden. »Ich versuche mich daran zu erinnern, wann wir das letzte Mal ein Gewitter in Brighton hatten.«
»Ich würde sagen, es war vor einem Jahr, ungefähr um diese Zeit.« Deacon spähte zu den Wolken und blinzelte gegen das Sprühen des einsetzenden Regens an. »Regen ist ziemlich normal, aber Unwetter sind selten. Am Anfang schlagen sie heftig zu und gehen dann in einen stetigen Regen über. Es würde mich nicht wundern, wenn es den ganzen Tag regnet.«
Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Der ganze Schlamm beschert uns einen lustigen Tag auf dem Hof!«
Er gluckste. »Kein Witz. Wenn es genug regnet, weißt du gar nicht mehr, in was du den ganzen Tag trittst. Wenigstens kannst du zum Unterricht gehen.«
Raven fröstelte, als der kühle Nieselregen ihr eine Gänsehaut bescherte. Sie zog ihren Schal über den Kopf und zog die Schultern hoch. »Ich glaube, wir sollten heute eigentlich im Außen-Klassenzimmer sein, aber es sieht nicht so aus, als ob das passieren würde.«
Sie fuhren aus der Stadt hinaus, Presley hielt ein ordentliches Tempo. Die beiden Passagiere spreizten sich ein, um nicht vom Kutschbock zu fallen.
Der nächste helle Blitz ging mit einem weiteren Donnergrollen einher. Sie zuckten beide zusammen. Presley bäumte sich auf, die Vorderhufe in der Luft.
»Ruhig! Ruhig!« Deacon rutschte von der Bank und zerrte an den Zügeln, um das Pferd unter Kontrolle zu halten.
»Vielleicht kann ich sie beruhigen«, bot Raven an und suchte in ihrem Gedächtnis nach einem geeigneten Zauberspruch.
»Nein! Auf keinen Fall, nein, Raven!« Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. »Du hast heute Unterricht. Ich will nicht, dass du deine Magie hier draußen verschwendest. Isaac und ich haben das jahrelang ohne Magie geschafft. Vertrau mir einfach. Ich arbeite schon länger mit Pferden, als du am Leben bist.«
Raven verdrehte die Augen und grinste. Was immer du sagst, Deek.
Sie fuhren an den dichten Wäldern vorbei, die sich kilometerweit erstreckten und hofften, dass der starke Regen ausbleiben würde, bis sie wieder auf dem Hof angelangt waren.
Krach! Spinnenartige Blitze zuckten über ihren Köpfen auf und Presley wieherte laut. Sie stürmte von der Straße in den Graben, fest entschlossen, unter nahestehenden Bäumen Schutz zu suchen.
Raven prallte hart auf die Bank, als der Wagen von der Straße abrutschte.
»Verdammter …«, rief Deacon.
Als sie schließlich zum Stehen kamen, verschränkte Raven ihre Arme und sah Deacon an. »Können wir es jetzt mit Magie versuchen?«
»Nein, ich schaffe das.« Deacon stand auf, die Äste der Bäume, unter denen sie standen, streiften seinen Scheitel. »Pferde werden nervös. Ich bin noch nicht fertig.« Er sprang vom Wagen, die Zügel in der Hand und ging zu der Stute. »Komm schon. Wir müssen nur noch die Straße rauf. Es ist nicht mehr weit. Du kannst es schaffen. Schwester, Bäume sind bei einem Gewitter nicht deine Freunde. Wir müssen los.«
Rückwärts gehend, lenkte Deacon das Pferd aus dem Graben. Raven rutschte auf der Bank nach links und rechts, während die Räder von dem unebenen Graben auf die Schotterstraße wechselten. Deacon ging weiter rückwärts und zerrte an den Zügeln, damit Presley nicht bei jedem Donnerschlag überreagierte.
»Eins …zwei …drei! Der Sturm ist fast über uns«, konstatierte Deacon und widmete seine Aufmerksamkeit ganz dem Pferd.
Gerade als sie das breite Tor des Alby-Hofes passierten, öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Sprühregen verwandelte sich schnell in einen ausgewachsenen Wolkenbruch und Hofarbeiter wie Pferd wurden gleichsam durchnässt. Deacon zerrte an den Zügeln und lief neben dem Pferd in Richtung des Stalls gegenüber dem Ziegengehege.
Raven krümmte ihre Finger um die Bank und die Seite des Wagens und beobachtete Lincoln der links von ihr die Zwergziegen in den Stall trieb. »Kommt schon, ihr kleinen Zicken, bewegt euch! Bewegt euch!«
In der Scheune angekommen, band Deacon Presley an einen Pfosten und stemmte die Hände in die Hüften, während ihm das Wasser von der Nase tropfte. »Woooeee! Das ist mal ein Regen!« Er stand in der Scheune und sah zu, wie der Regen vor die Tür fiel und rasant Schlammpfützen bildete.
Raven packte ihren Pferdeschwanz und drückte ihn zusammen, dann fuhr sie mit den Händen daran entlang und wrang das Wasser aus. Sie schüttelte das überschüssige Wasser von ihren Händen ab und sprang vom Wagen. Sie tätschelte Presley den Kopf. »Jetzt sind wir wohlbehalten angekommen und in Sicherheit. Danke, dass du uns nach Hause gebracht hast, Deek. Trotzdem hätte ich helfen können.«
»Nutze deine Magie nur, wenn unbedingt nötig, stimmt’s?« Deacon zog die Augenbrauen hoch und nickte ihr zu. »Das hatte ich unter Kontrolle.« Der Regenfall war fast ohrenbetäubend. »Himmel, ich hoffe, es lässt wenigstens etwas nach.«
»Kein Scherz. Ich muss los, die Schule wartet. Ich sprinte zum Haus, damit ich mir trockene Sachen anziehen kann.«
»Nun, ich denke, ich werde den Regen allein genießen. Danke für die Hilfe heute, Raven.«
Als Raven über den Hof rannte, musste sie immer wieder an Deacons Kommentar denken. Du weißt nicht, in was du trittst. Ihre Füße platschten in das, von dem sie hoffte, dass es Schlamm war und dieser blieb an den Seiten ihrer Stiefel kleben. Jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken.
Sie sprang auf die Veranda und unter den Dachüberhang. Dann hielt sie inne, um zu Atem zu kommen und stampfte mit den Füßen auf, um den überschüssigen Schlamm abzuklopfen. Der Regen prasselte noch heftiger auf das Metalldach über ihr. Sie strampelte ihre Schuhe ab und betrat das Haus.
Connor Alby saß in der Küche und sah aus dem Fenster zu, wie der Regen seinen Hof durchnässte. Er seufzte. »Ich habe das Gefühl, dass heute nicht viel los sein wird.« Enttäuscht schüttelte er den Kopf. »Es ist schwer, etwas ordentlich erledigt zu bekommen, wenn so viel runterkommt.«
»Kein Scherz. Tut mir leid, ich mache den Boden ganz nass.« Raven versuchte, einen Teil des tropfenden Wassers mit ihrer Fußsohle aufzuwischen. Stattdessen hinterließ sie eine braune Schliere und ihre Augen weiteten sich.
»Schon gut. Geh dich einfach umziehen. Du kannst meinen alten gewachsten Mantel für den Weg zum Unterricht anziehen. Der sollte dich einigermaßen trocken halten. Beeil dich, die Zeit läuft dir davon.«
Raven ging in ihr Zimmer und kam kurz darauf in einer frischen himmelblauen Tunika und einer dunkelbraunen Hose wieder heraus. Connor zeigte auf den langen, schweren, braunen Mantel, der neben der Tür hing. »Behalte ihn an. Das ist einer meiner Lieblingsmäntel.«
»Ich weiß. Das sagst du jedes Mal.« Sie zog den Mantel über und krempelte dann die Ärmel hoch, bis ihre Hände herausschauten. Sie ging zurück in die Küche. »Was denkst du?«
Connor wandte den Blick vom Fenster ab und prustete vor Lachen. »Gut, dass der Mantel an mir so kurz ist, sonst würdest du ihn durch den Schlamm ziehen.« Er blickte zurück auf den fallenden Regen. »Schade, dass wir dafür keinen Zauberspruch erfinden können. Wir haben alle Macht der Welt und sind trotzdem der Natur ausgeliefert.«
Er schmunzelte, als er eine Tasse mit dampfendem Tee an die Lippen hob. »Wenn mich die Heilung einer Wunde fast umhaut, wette ich, dass es uns alle umbringen würde, wenn wir den Regen stoppen würden. Dann würde es einfach wieder regnen, nachdem wir alle weg sind.«
»Sehr optimistisch, Opa. Tolle Vision für den Tag.«
Er lächelte und sah seine Enkelin an, die in den Regen hinausstarrte. »Vielleicht nicht meine besten Abschiedsworte. Der Regen hat so eine Art, das mit mir zu machen. Du scheinst auch ein bisschen neben der Spur zu sein. Geht es dir gut?«
Raven zog den übergroßen Mantel fester um sich. »Ja. Ich habe nur darüber nachgedacht, was auf dem Einschulungsfest passiert ist und über die Blicke, die mir zugeworfen wurden.«
Ihr Großvater stieß einen Seufzer aus. »Diese Dinge regeln sich von selbst, vor allem, wenn wir ihnen aus dem Weg gehen.«
»Ich habe dich wirklich lieb, aber die Hälfte der Zeit habe ich keine Ahnung, was du sagen willst.«
Er lachte und klopfte sich auf die Brust. »Setze einen Fuß vor den anderen und schau, wohin es dich führt. Du wirst dein Krafttier noch finden.«
»Ich will, dass es ein Drache ist. Ich meine …« Sie drehte sich um und sah nervös zu ihrem Großvater. »William, er …« Sie holte tief Luft und spuckte die Worte aus, damit sie sie nicht zurücknehmen konnte. »William hat gesagt, er würde mir beibringen, mit Drachen zu arbeiten.« Sie hielt den Atem an, jeden Muskel angespannt und wartete darauf, dass er ihr sagte, dass sie eine Magierin in Ausbildung sei. Immer das gleiche Lied.
Connor schaute sie mit einem Ausdruck in den Augen an, den sie nicht ganz einordnen konnte. »So sehr wie deine Mutter. Derselbe Kampfgeist.«
Ravens Mund stand offen. Sie klappte ihn zu, was ihren Großvater sichtlich amüsierte. »Dachtest du, ich wüsste nicht, dass du einen oder zwei Drachen auf dem Moss-Hof entdecken könntest? Folge deinem Herzen. Es wird dich nie in die Irre führen.«
Sie sprang auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals, wobei der große Regenmantel sie gänzlich verschluckte. »Du bist der Beste! Und du erstaunst mich. Gerade wenn ich denke, ich wüsste genau, was du sagen wirst.«
»Gut! Das hält dich auf Trab. Bist du nervös, auf den Moss-Hof zurückzukehren?«
»Warum sollte ich das nicht sein? Ich meine, ich bin aufgeregt , versteh mich nicht falsch. Mit einem Drachen arbeiten zu dürfen, ist ein wahr gewordener Traum. Ich weiß nicht, warum ich mich so …« Ihre Stimme wurde leiser.
Connor Alby legte seinen Arm um Ravens Schulter und deutete durch das Fenster auf eine kleine Holzbrücke, die einen knapp vier Meter breiten Bach überspannte, der durch die nordöstliche Ecke des Hofgrundstücks floss. »Weißt du noch, wie ich dich gebeten habe, die Brücke zu bauen?«
»Igitt.« Raven stöhnte bei der Erinnerung daran auf. »Das waren die längsten vier Monate meines Lebens. Ich durfte mir von keinem der Hofarbeiter helfen lassen. Du hast mich nicht einmal Magie anwenden lassen, um einen Nagel einzuschlagen. Dabei habe ich den Zauberspruch mit sechs Jahren gelernt.«
»Das ist richtig.« Er nickte. »Und warum habe ich dir das angetan?«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich denke, du wolltest mich nur beschäftigen. Oder ich habe den Mund zu voll genommen oder so – eine Art Lektion, damit ich zuhöre. Du hast es nie erklärt. Ich habe nur eine Brücke mitten im Nirgendwo gebaut, die ins Nichts führt.«
Connor lachte. »Ich habe dir das Material und das Handwerkszeug für den Bau der Brücke zur Verfügung gestellt und dich dann damit allein gelassen.« Er hielt seinen Blick auf die Brücke gerichtet. »Egal, wie viel Schweiß du vergossen hast, ich habe dir Druck gemacht, die Arbeit, die du angefangen hast, zu Ende zu bringen.«
Raven schauderte bei der Erinnerung daran und blickte auf die Brücke hinaus. »Es fühlte sich unmöglich an. Du warst zu der Zeit nicht gerade meine liebste Person.«
»Ja, du hast dich verraten, als du den neuesten Esel nach mir benannt hast. Eine sehr gewitzte Art, deinen alten Großvater einen Arsch zu nennen.«
Ein Lächeln kroch langsam über Ravens Gesicht. »Ich hätte nicht gedacht, dass du das kapierst.«
»So langsam bin ich auch wieder nicht. Aber nach etwa zwei Wochen hast du aufgehört zu versuchen, aufzuhören. Stattdessen hast du dich ganz darauf konzentriert und es mit deinen eigenen zwei Händen beendet. Keine Zaubersprüche, keine Tricks. Weißt du, warum?«
»Ich war es leid zu kämpfen?«
»Nein. Weil du stur bist.«
»Na, vielen Dank, Opa.«
Er lachte aus vollem Halse. »Ich meine das auf eine gute Art und Weise! Wenn du dir etwas in den Kopf setzt, kann dich niemand aufhalten. Schau dir die Brücke noch einmal an. Da prasselt ganz schön viel schwerer Regen auf das Holz. Der Bach fängt an zu steigen und drückt von unten gegen die Brücke. Aber diese Brücke wird sich nicht von der Stelle rühren.«
Sie blinzelte, um sie in der Ferne durch die vom Himmel fallenden Vorhänge aus Regen zu erkennen. »Das habe ich richtig gut gemacht, oder?«
Connor hob einen Finger. »Ja, aber du hast auch etwas gelernt. Als du die Brücke fertiggestellt hattest, hast du gelernt, dass man nicht aufgeben darf und dass es mehr als einen Weg gibt, etwas zu erreichen.«
»Wir sind wieder bei deinem Vortrag zu Waffen und Magie, habe ich recht?«
»Das ist echte Magie. Du hast dir selbst die Fähigkeit eingeimpft, etwas bis zum Ende durchzuziehen. Deshalb habe ich dich dazu gebracht, eine Brücke zu bauen, mitten im Nirgendwo.«
Raven verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Aber hier geht es nicht darum, eine Brücke zu bauen, Opa. Es geht hier um die Ausbildung eines Drachen.«
Er zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Hast du etwa Angst, dass es schwer wird?«
»Das Ding könnte mich umbringen!«
Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. »Das wirst du nicht zulassen. Ich weiß, dass du das nicht wirst.« Er ließ ihre Schultern los. »Genau wie deine Mutter. Eine Kämpferin. Nun geh, Kind! Du solltest jetzt besser aufbrechen. Henry wird bestimmt wütend, wenn er im Regen wartet.«
Raven sagte kein Wort, als sie sich umdrehte und das Haus verließ.
Vielleicht hat er recht. Vielleicht schaffe ich das ja doch .
Sie blieb im Schutz der Veranda stehen, zog sich die große Kapuze über den Kopf und stopfte ihr rotes Haar hinein. Mit dem Riemen ihrer Schultasche über der Brust trat sie von der Veranda und rannte zum Tor, wo Henry mit einem Lächeln auf dem Gesicht wartete.
»Bist du bereit?« Der Regen strömte über seinen Kopf und klebte ihm das dichte Haar an die Stirn. Trotzdem lächelte er.
»Wurdest du vom Blitz getroffen? Was soll das alberne Lächeln? Oder bist du Jenny begegnet?«
»Ach komm schon, Alby. Kann es nicht einfach ein guter Tag sein?«
»Du hast nichts dabei, um dich vor dem Regen zu schützen?«, fragte Raven erstaunt. »Du wirst den Rest des Tages klatschnass sein! Das wird nicht gut aussehen.«
»Nein.« Er winkte ab, als sie sich auf den Weg durch den Regen machten, der sich zu einem stetigen Schütten entwickelte. Die Blitze waren vorüber und der Donner war nur noch ein entferntes Echo. »Ich habe einen Plan«, sagte er und tippte sich an die Schläfe. »Ich bin mir sicher, dass dort jemand einen Zauberspruch parat hat, der mich trocknen kann, wenn ich ankomme. Sie werden nicht wollen, dass ich den ganzen Tag tropfend auf ihren schönen Möbeln sitze.«
»Seltsam genial, Derks.«
Er nickte und neigte den Kopf in Richtung seiner rechten Schulter. »Hast du Maxwell schon kennengelernt?«
Raven schaute genauer auf seine Schulter. Dort hockte eine große Kröte, mit Augen so schwarz wie Tinte und grün schimmernder Haut, die mit gelben Streifen gespickt war.
Mit zwei Fingern tippte sie der Kröte sanft auf den Kopf. »Hallo, Max!«
Henry warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Nicht Max. Maxwell .«
»Ooookay. Nimmst du ihn immer so auf deiner Schulter mit?«
»Ja, er mag den Regen. Er erfrischt ihn. Bis jetzt läuft es gut für uns. Bella wird heute nicht die einzige sein, die ein Krafttier an ihrer Seite hat!«
Raven runzelte die Stirn, während sie ihre Hände in die warmen, trockenen Taschen der übergroßen Jacke steckte. »Nein, ich bin mir sicher, dass die meisten ihre Krafttiere schon startbereit halten. Außer mir.« Sie holte tief Luft und erinnerte sich an die ermutigenden Worte ihres Großvaters. »Genau wie meine Mutter«, murmelte sie. »Im Moment habe ich noch keinen. Das wird sich aber ändern.«