Kapitel 20

W illiam verließ die Scheune mit einem langen Lederriemen, der sich an einem Ende in zwei Stränge teilte. Die ganze Sache fühlt sich nicht ausgereift an. Ich bringe das Mädchen noch um. Er reichte Raven den Riemen.

»Diese beiden Stränge werden auf beiden Seiten des Körpers mit dem Sattel verbunden«, erklärt er. »Du kannst ihn herausführen, indem du am anderen Ende ziehst.«

Raven war verwirrt. »Das ist alles? Wie können wir sicher sein, dass er uns folgt? Was, wenn er uns entkommt und abhaut? Er ist viel stärker als wir beide.«

»Aha, genau. Er ist ein Drache. In gewisser Weise hat er immer die Wahl. Deshalb lassen wir sie erst frei, wenn wir sie einigermaßen unter Kontrolle haben. Aber wenn du glaubst, dass du ihn im Zaum halten kannst, dann wirst du hier die ganze Arbeit machen. Gib mir nur nicht die Schuld, wenn er abhaut und dich mitschleppt.«

»Was für eine nette Geste.« Sie hielt die Leine hoch und prüfte die Stränge, damit sie wusste, wie sie sie handhaben musste. »Okay, wenn ich ihn nicht dazu bringen kann, zu gehen, verliere ich sowieso. Dann kann ich es auch versuchen.«

»Du könntest eine Magierin sein. Das war gut genug für deine Mutter.«

Raven rollte mit den Augen und tastete nach der Brosche. »Lass mich meinen eigenen Weg gehen.«

Sie gingen zu Leanders Pferch und William verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. Das wird ein Blutbad, wenn sie nicht aufpasst.

Raven bemerkte den Blick in seinen Augen. »Ich habe einen Plan.«

»Oh, gut, ein Plan.«

Sie ging in den Stall, schloss das Tor und ließ die Leine daneben liegen. Sie ging langsam auf Leander zu und sah ihm direkt in die Augen.

»Was willst du jetzt, kleines Mädchen?« Er grinste, zog seine Krallen durch den Schmutz und hinterließ tiefe Furchen.

»Ich bin keine Bedrohung.«

»Ich weiß das. Ich weiß das besser, als du es weißt.«

»Gut. Du willst nicht, dass ich auf deinem Rücken sitze. Ist das richtig?«

Ein Grunzen.

»Wir können das auch machen, ohne dass ich auf deinem Rücken sitze. Ich nehme die Leine dort drüben und befestige sie an dir. Du folgst mir jetzt zu einem kurzen Hindernisparcours. Wenn du den Hindernisparcours absolvierst, holen wir dich hier endgültig raus, okay? Das wird dir nur helfen.«

Der Drache antwortete nicht.

»Ich weiß nicht, warum ich immer noch denke, Schweigen sei Gold, aber jetzt geht’s los.« Raven schnappte sich die Leine, ging zu seiner linken Seite und befestigte die Haken der Leine an den Ringen an der Vorderseite des Sattels. Sie ging um seinen Kopf herum auf die andere Seite und Leander folgte ihr mit den Augen, ohne einen einzigen Muskel zu bewegen.

Als die Leine befestigt war, trat sie zurück und lächelte. »Gut. Siehst du? Gar nicht so schlimm.« Sie nahm den Griff in die Hand. »Wenn ich jetzt daran ziehe, folgst du mir. Hast du das verstanden? Denk daran, dass wir das tun, um dich hier rauszuholen. Ich werde dich nicht in Gefahr bringen und ich will auch nicht gewalttätig werden.«

Der Drache schnaubte spöttisch.

»Okay, ich will nicht, dass du dabei gewalttätig wirst, verstanden? Fertig? Ein kleiner Ruck und wir bewegen uns. Los geht’s.«

William hielt sich halb die Augen zu und wartete auf den unvermeidlichen Schlag, den Ruck oder das Feuerschnauben – irgendetwas, das seine Freundin verletzen würde. Seine Augen weiteten sich jedoch vor Schreck, als Leander aufstand und ihr folgte.

Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete Raven das Tor und führte den Drachen aus seinem Gehege auf das offene Land.

»Das ist nicht so gelaufen, wie ich es erwartet habe. Ich bin beeindruckt.«

»Scheiße, ich auch!« Raven hob überrascht die Augenbrauen. »Zeig mir, wo der Parcours ist und wir fangen an.« Sie atmete schwer, als sie im Schatten des zweistockwerkhohen Drachen stand.

»Kommt. Er ist auf der anderen Seite der Weide.« William führte sie an der Außenseite des Zauns entlang, der die freilaufenden Drachen umschloss, die sich auf ihrer Weide tummelten. Einige von ihnen hoben ihre Köpfe, um Leander zu beobachten, der neben Raven lief.

Ein großes silbernes Weibchen hob den Kopf und stieß einen lauten Schrei aus. Leander blieb stehen, richtete seine Nase in den Himmel und kreischte zurück. William und Raven zuckten vor Schmerz zusammen und duckten sich.

»Ich dachte, mein Trommelfell platzt.« Raven umklammerte eines ihrer Ohren mit ihrer freien Hand. »Was war das?«

Leander drehte sich um und sah seine Trainerin mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an. »Das ist meine Mutter. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie mich in den Pferch geworfen haben.«

Raven warf William einen kurzen, verächtlichen Blick zu, der mit den Schultern zuckte. »Wenn du mit mir zusammenarbeitest, finden wir vielleicht Zeit, dich und deine Mutter zusammenzubringen.« Raven gab der Leine einen weiteren festen Ruck und Leander ging wieder neben ihr her.

»Im Ernst, ich kann nicht glauben, dass das bis jetzt funktioniert.« William schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass das passieren würde.«

»Warte mal kurz. Entscheide dich doch mal!«, sagte Raven frustriert. »Erst sagst du mir, dass ich von diesen Drachen auserwählt bin. Dann sagst du, dass das unmöglich ist, dann gibst du mir Anweisungen und sagst, dass es funktioniert, wenn ich mir Zeit lasse. Und dann sagst du, dass du nicht glauben kannst, dass es funktioniert. Was denn nun?«

»Tut mir leid. Es ist nicht so, dass ich nicht an dich glaube. Ich denke nur, dass du die Sache mit denselben Methoden angehen musst, die meine Familie seit Generationen anwendet. Es ist eine Kunst, Drachen auszubilden und du platzt hier einfach rein und machst, was du willst. Obwohl du deinem Körper erheblichen Schaden zugefügt hast, machst du auch Fortschritte. Es ist einfach nur seltsam, das zu beobachten.«

Raven zuckte mit den Schultern und sah zu Leander auf. »Er ist eine Nervensäge, aber vielleicht mausert er sich ja noch.«

Der Drache schnaubte. »Das Gleiche könnte ich über dich sagen.«

»Werde nicht übermütig«, warnte William. »Du musst ihn noch erfolgreich durch den Parcours bringen. Da habe ich auch meine Zweifel.«

Sie lachte. »Ja, aber du hattest auch deine Zweifel daran, ihn aus dem Stall zu holen. Was ist aus diesen Zweifeln geworden? Ich wette, er besteht die Prüfung mit Bravour. Langsam fühle ich mich wieder zuversichtlich.« Sie schaute wieder zu Leander. »Wenn du das Rennen bestehst, kommst du aus dem Stall raus. Wir werden deine Mutter besuchen. Die Freiheit liegt auf der anderen Seite dieses Dings. Du kannst es schaffen.«

Sie näherten sich einer 120 Meter langen Bahn, die von einer eisernen Umzäunung umgeben war, nicht unähnlich den Ställen, in denen die Drachen gehalten wurden. Aber er war nicht leer, sondern voller Heuballen und großer Ringe, die sowohl an der Decke des Geheges als auch an den Seiten und auf dem Boden selbst befestigt waren. Am anderen Ende befand sich ein großes Wasserbecken.

William blieb stehen und drehte sich zu den beiden um. »Das ist eine exakte Nachbildung des Hindernisparcours, den ihr für die Beamten des Königreichs absolvieren müsst. Leander, du musst dich an die Regeln dieses Parcours halten. Du musst bis zum Ende kommen, um zu bestehen.« Er zeigte auf die Ziellinie.

»Aber, bevor du das tust, musst du dich durch jeden der sieben Ringe bewegen, die über den Parcours verteilt sind, auch durch die Ringe oben, ohne sie abzureißen. Um diese zu erreichen, wirst du fliegen müssen. Vor dem See am Ende befindet sich ein großer Heuballen. Dieser Heuballen muss von deinen Flammen vollständig verbrannt werden.«

»Ganz einfach.« Leander nickte selbstbewusst.

»Dann fliege über das Wasser. Umgehe die anderen Hindernisse und fliege über die Mauer in der Mitte. Es ist alles ziemlich einfach.« Er zeigte auf Raven. »Aber du musst es ihm beibringen.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Was gibt es da zu lehren? Sieht für mich einfach aus. Er sagt, dass es einfach ist.« Sie schaute auf das andere Ende der Strecke und beschattete ihre Augen. »Wenn er nicht über das Wasser fliegt, sondern schwimmt, wäre das ein Problem?«

Der Drache warf ihr einen besorgten Blick zu und schwarzer Rauch quoll aus seiner Nase.

Er lachte. »Das wird kein Problem sein, weil es nicht passieren wird. Drachen tauchen nicht in Wasser ein. Die einzige Möglichkeit, wie er das Wasser überwinden kann, ist, darüber zu fliegen und es nicht zu berühren.«

Raven klatschte in die Hände und winkte Leander zu. »Du schaffst das. Geh einfach durch die Reifen, brate das Heu und fliege über das Wasser, okay? Natürliche Instinkte!«

Leander zerkratzte den Boden. »Sieh zu und lerne, Bruchpilot.«

William führte seinen Finger an die Lippen und blieb still. Sie kommunizieren miteinander. Sie macht mehr Fortschritte, als ich dachte. Könnte das beim ersten Durchgang funktionieren? Nein. Er schüttelte den Kopf. Nee, nada, das geht nicht. Oder doch?

Raven führte Leander zum Eingang des Platzes, stellte ihn in den Stall und löste seine Leine. »Ich schließe das Tor hinter dir und dann musst du losrennen. Du musst … Warte mal.« Sie drehte sich um und rief: »Wie viel Zeit hat er noch gleich?«

»Ich habe meine Stoppuhr nicht dabei.«

»Im Ernst?«

»Raven, er muss die Sache erst zu Ende bringen, okay? Dann können wir uns Gedanken darüber machen, wie schnell er den Parcours schafft. Hab ein bisschen Geduld.«

»Wie auch immer. Okay, Leander, ich glaube an dich. Du schaffst das. Lass uns die Kanone zünden. Los!«

Der Drache schnaubte, ließ eine schwarze Rauchwolke in die Luft steigen und stürmte aus dem Tor. Der erste Teil des Parcours bestand aus einer Reihe von Blöcken, die er mühelos umkurvte, indem er sich auf seinen Füßen drehte und seinen Schwanz unter Kontrolle behielt, sodass er keinen der Blöcke traf.

»Ausgezeichnete Leistung!« Raven klatschte und zeigte William einen Daumen nach oben, während ihr Herz in ihrer Brust pochte. »Am Ende gibt es einen Ring, vergiss nicht, durch ihn hindurchzugleiten.«

Leander sprang eifrig durch den Ring am Ende der Hindernisse und flog in die Höhe, um zu den anderen drei Ringen zu gelangen, die in verschiedenen Höhen an der Seite des Geheges angebracht waren. Er sprang durch die ersten beiden und aktivierte seine Flügel gerade genug, um durch den letzten Ring zu kommen.

»Alles klar!« Raven klatschte, als sie an der Außenseite des Geheges entlanglief. »Das hast du schon geschafft! Jetzt spring über die Mauer!« Ihre roten Haare wehten hinter ihr her.

William starrte ungläubig. Das kann doch nicht wahr sein.

Es war nicht wahr. Als er die Mauer erreichte, blieb Leander stehen, schritt davor herum und wirkte verwirrt.

»Drüber!«, rief Raven. »Geh über die Mauer drüber! Spring!«

Stattdessen wich Leander ein paar Schritte zurück, bevor er nach vorn stürmte, sein Gewicht in die Wand warf und sie zum Einsturz brachte. Staub und Ziegelsplitter flogen in die Luft und gerieten dem Drachen in die Augen. Er warf seinen Kopf wild herum und versuchte, seine Augen freizubekommen.

»Nein, nein!« Raven winkte mit den Händen.

Leander stolperte weiter herum und spuckte in unkontrolliertem Frust Feuer in alle Richtungen.

Seine Wut wuchs an, bis er einen riesigen Feuerball losließ. Raven schlug die Hände über dem Kopf zusammen, ihre Augen weiteten sich. »Das ist der größte Feuerball, den ich je gesehen habe.« Sie rannte ein paar Schritte zurück, um außer Reichweite zu gelangen.

Der Heuballen am anderen Ende wurde zu früh in Brand gesetzt, der Grasstreifen, der zu ihm führte, war nur noch ein Streifen schwarzer Asche. Die Ringe, die mit einem dicken Seil am Zaun befestigt waren, wurden von den Flammen losgerissen, die das Seil auffraßen. Sie krachten auf den Boden und machten ein lautes klirrendes Geräusch, das Leander noch mehr aufregte.

Er stolperte über den brennenden Heuballen und fiel ins Wasser, wobei er fast bis zum Kinn untertauchte. Leander spürte, wie das eisige Wasser über seine Schuppen stieg und brüllte.

In der Ferne erwiderte seine Mutter das heulende Kreischen.

Raven sprintete zum anderen Ende der Strecke, öffnete das Tor und winkte Leander, aus dem Wasser und von der Strecke zu kommen. Er strampelte, das Wasser tropfte von seinem Körper, als er sich panisch herauszog. Flammen schossen weiterhin in alle Richtungen. Er stand vor dem Wasser und stieß einen grässlichen Schrei aus. Wieder kam die Antwort von der entfernten Weide.

Raven sprintete auf ihn zu und wollte ihm helfen, als William von seinem erhöhten Sitzplatz heruntersprang und zu rennen begann. Der Drache stolperte über das offene Gelände in Richtung der Sicherheit des geöffneten Tores. Raven blieb auf halbem Weg stehen und sah zu ihm auf. »Hier entlang! Hier lang!«, rief sie und wedelte mit den Armen über ihrem Kopf.

Der Drache schwang sich herum und verbrannte das Gras in einem Bogen, der nur wenige Meter vor Raven stoppte. Er stolperte in Richtung ihrer Stimme und sie begann wieder zu rennen, wobei sie über ihre Schulter blickte, als sie auf das Tor zusteuerte. Sie kam kurz vor dem roten Drachen an und hielt sich am offenen Tor fest.

Er ging durch, knallte gegen die Seiten und drohte Raven zu zerquetschen, als sie sich duckte und verrenkte, um die Leine mit seinem Sattel zu verbinden, eine Hand an der Seite seines Körpers. »Pscht. Ich habe dich. Ich habe dich«, wiederholte sie immer wieder, wobei sie ihre Stimme leise und beruhigend hielt. »Es tut mir so leid. Das ist meine Schuld«, stieß sie hervor. Sie drückte ihre Hand fest gegen ihn und wich mit Tränen in den Augen seinem strampelnden Körper aus. »Es tut mir leid.«

William lief die Längsseite des Zauns entlang. Sein Mund stand offen und sein Magen war wie verknotet, als er den Schaden begutachtete. Der Heuballen war weg, was zu erwarten gewesen war, aber auch die Wand war zerstört worden. Die Flammen tanzten immer noch auf der Oberseite des Käfigs, wo sie den Rest der Seile verbrannten, mit denen die Ringe befestigt gewesen waren. Die Ringe waren in der Mitte der Bahn auf dem Boden aufgestapelt.

»Alles ist zerstört. Ich kann es nicht glauben. Es wird ewig dauern, bis ich das repariert habe!«

Raven sah den Drachen an, der mit Staub und Schmutz bedeckt war und schwer schnaufte. »Das war nicht das, was wir wollten, Leander.« Ohne nachzudenken, legte sie ihren Kopf auf seinen Hals und schloss die Augen.

William erreichte den Drachen, konnte aber Raven nirgends sehen. »Raven! Ist alles in Ordnung mit dir?«

Sie hob ihren Kopf, duckte sich und schaute unter dem Drachenhals hindurch. Ihr Gesicht war rußverschmiert. »Ich weiß nicht, was passiert ist!«

»Du tust immer so, als ob es keine Rolle spielt, was du nicht weißt. Als ob das Universum auf dich aufpassen würde. Jemand könnte verletzt werden. Leander wäre das gerade fast passiert.« Er schrie förmlich.

Sie gingen zurück auf die andere Seite der Weide, William ging schweigend neben ihnen her. Ich wusste, ich hätte es nicht tun sollen. Ich wusste es und habe sie trotzdem gelassen. Jetzt habe ich so viel zusätzliche Arbeit, verursacht durch einen verirrten Drachen und eine untrainierte Ausbilderin. Eine Magierin in Ausbildung. Verdammt noch mal!

»Ich werde dir beim Aufräumen helfen, William. Ich kann morgen nach dem Unterricht hierherkommen. Es tut mir leid.«

Er sah die Tränen in ihren Augen und sein Herz wurde weicher. Er seufzte und winkte den Vorschlag ab. »Es ist in Ordnung. Das ist mein Job und das Risiko besteht immer. Aber es war ziemlich schlimm. Verdammt! Ich muss mir noch einmal die Pläne des Königreichs besorgen, damit ich den Aufbau duplizieren kann. Es ist eine exakte Reproduktion. Ich muss sicherstellen, dass alles perfekt ist.«

»Es schien alles ziemlich leicht zu sein. Ich weiß nicht, was passiert ist.«

»Was passiert ist, war, dass du alle Schritte überspringen wolltest. Wann wirst du mir genug vertrauen, um zuzuhören? Du musst ihn zuerst reiten. Du musst ihn durch den Parcours führen, damit er weiß, worauf er sich einlässt.« Seine Stimme wurde wieder lauter. »Du musst ihm beibringen , wie man das alles macht, anstatt ihm nur zu sagen, was er tun soll. Du trainierst in kleinen Schritten und der Parcours ist der letzte Schritt. Du musst dich bremsen, denn du bist zu ungeduldig!«

Sie schürzte ihre Lippen. »Das war ganz schön viel. Es tut mir leid. Ich wollte das nur hinter mich bringen, damit ich weitermachen kann.«

Der Drache bewegte sich langsam neben ihr, immer noch wie betäubt von der Übung.

William lehnte sich nah an ihr Gesicht, während sie die Leine festhielt. »Je mehr du dich beeilst, desto mehr Zeit verlierst du, wenn du immer wieder zurückgehen und es noch einmal machen musst. Du wirst so noch länger brauchen. Es gibt keinen Ersatz für Geduld und dafür, sich Zeit zu nehmen.«

»Du klingst wie mein Großvater.«

»Er weiß, wovon er spricht.« Sie erreichten den Stall. Raven führte Leander hinein und wartete, während William den Sattel und die Leine abnahm. Der Drache ging in die Ecke und drehte sich immer wieder im Kreis, bis sich er auf einen Haufen trockenen Heus fallen ließ.

William ging hinaus und wartete darauf, dass Raven an ihm vorbeilief. Sie zögerte und legte dem Drachen noch einmal die Hand in den Nacken, beugte sich vor und flüsterte leise: »Es tut mir leid. Ich hätte auf dich hören sollen.« Dann ging sie durch das Tor.

Als sie auf der anderen Seite war und William das Tor geschlossen hatte, sagte er: »Ich weiß, dass du das alles schneller machen möchtest. Geduld heißt aber nicht, dass du zu langsam bist. Bitte befolge meinen Rat und meine Anweisungen oder du wirst den Hof meiner Familie niederbrennen. Ich flehe dich an.«

»Ich werde daran arbeiten. Jetzt muss ich erst einmal nach Hause zum Abendessen mit meinem Opa. Es tut mir leid. Im Ernst, lass mich dir helfen, den Platz wieder aufzubauen und dann werden wir gemeinsam einen neuen Spielplan ausarbeiten. Okay?«

William nickte und sah zu, wie sie wegging. Er schaute auf den Sattel und dann wieder auf Leander, der sich in einer Ecke des Stalls zusammengerollt hatte. »Ihr zwei habt bereits eine Verbindung, nicht wahr? Sie wird den Dreh schon rausbekommen, Drache. Du wirst das auch.«